EQ – unsere Emotionale Intelligenz

Die Vorstellung, dass wir als vernunftbegabte Menschen bei Entscheidungen nüchtern und sachlich abwägen, ist längst überholt. Im Alltag vertrauen wir ständig auf unsere Intuitionen. Der Volksmund nennt es Bauchgefühl, Gespür oder innere Stimme. Experten sprechen auch von Emotionaler Intelligenz. Erfahren Sie, was daran gut ist und was gefährlich, wie Emotionale Intelligenz und Bauchgefühl zusammenhängen und welche Bedeutung ihnen im Job zukommt.
Warum wir mit dem Bauch entscheiden
Bauchentscheidungen sind eine natürliche Abkürzung bei der Lösungssuche im Alltag. Sie sind für den Körper effizienter, weil sie weniger Zeit und Kraft kosten als sorgfältige, bewusst getroffene Abwägungen. Entsprechend verlassen wir uns in normalen Situationen auf unsere Instinkte, Routinen und Erfahrungen. Das kann jeder an sich selbst beobachten. Zum Beispiel, wenn Sie sich auf das Fahrrad setzen und losradeln: Sie halten nicht nur das Gleichgewicht, treten und lenken ganz automatisch. Auch in kritischen Momenten handeln Sie instinktiv, bremsen oder weichen aus, ohne darüber nachzudenken.
Ebenso verhalten wir uns, wenn uns ein Mensch zum ersten Mal in unserem Leben begegnet. In wenigen Augenblicken haben wir ein Urteil über ihn getroffen. Körperhaltung, Mimik, der Händedruck oder der Klang der Stimme reichen nicht selten aus. Häufig fällt es uns schwer, diese erste Einschätzung später zu korrigieren. Deshalb ist in wichtigen Situationen wie bei Bewerbungsverfahren der erste Eindruck so wichtig und oft entscheidend. Wir urteilen, agieren und reagieren aufgrund einer Ahnung, Eingebung oder vergleichbaren Erfahrung, ohne diese begründen zu können. Die Begründung kommt oft erst im Nachhinein. Dazu weiter unten mehr.
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Sind Bauchgefühl und Emotionale Intelligenz das Gleiche?
Bauchgefühl und Emotionale Intelligenz überschneiden sich und hängen miteinander zusammen. Oft spüren wir es im Bauch, wenn unser Körper uns etwas signalisieren will. Etwa wenn uns etwas „Bauchschmerzen“ oder „Magendrücken bereitet“, „auf den Magen schlägt“, „schwer im Magen liegt“ oder wir es „erst verdauen müssen“. Auch an anderen Stellen signalisiert der Körper sein Unwohlsein auf bestimmte Situationen, zum Beispiel, wenn wir an etwas „schwer zu schlucken haben“. Aus gutem Grund hält der Volksmund dafür Ausdrücke bereit. Auf diese Achtungssignale, unser Gespür, sollten wir hören.
Was ist Emotionale Intelligenz?
Emotionale Intelligenz (auch Emotionaler Quotient, EQ) grenzt sich ab von der reflektiven, wissensorientierten Intelligenz, die als Intelligenzquotient (IQ) gemessen wird. Der IQ ist Ausdruck der Kopfleistung eines Menschen, also seines Denkvermögens. Bei der Emotionalen Intelligenz geht es hingegen um Bauch und Herz, also um die nicht-rationalen, weichen Fähigkeiten, die durch Gefühle, das Sozialverhalten und die Beziehungen eines Menschen in Erscheinung treten. Emotionale Intelligenz zeigt sich in dem Vermögen eines Menschen, Gefühle zu erkennen, zu bewerten, zu steuern und auszudrücken.
Der Begriff und das Verständnis von Emotionaler Intelligenz sind in Deutschland insbesondere durch Daniel Goleman bekannt geworden. Er fasst darunter
- die Wahrnehmung von Körpersprache und das Verstehen von Emotionen
- die Einflussnahme auf die eigenen Gefühle – positive wie negative
- das Einfühlungsvermögen in andere Menschen (Empathie)
- das konstruktive Umlenken von Emotionen zur produktiven Anwendung
- die aktive Gestaltung von Beziehungen unter Einbezug der Gefühlswelten anderer
Die Übersicht zeigt, dass Emotionale Intelligenz eng mit sozialer Kompetenz verbunden ist. Eine wesentliche Bedeutung von Emotionaler Intelligenz liegt darin, dass sie Emotionen am Arbeitsplatz aufwertet sowie die Beziehungsebene in den Blickpunkt rückt und dem kognitiven Denken ebenbürtig zur Seite stellt.
Bedeutung von Emotionaler Intelligenz am Arbeitsplatz
Lange herrschte in der Arbeitswelt die Vorstellung vor, dass die Arbeitsleistung der Mitarbeiter vor allem mit deren Fachkompetenz steigt. Je höher die fachliche Qualifikation, desto besser das Ergebnis. – Ohne Frage ist eine hohe Fachkompetenz eine wichtige Voraussetzung, um gute Leistungen zu erzielen und im Beruf voranzukommen. Aber Menschen sind keine empfindungslosen Maschinen, und sie arbeiten selten isoliert auf sich alleingestellt. Der Umgang miteinander und die Qualität der Zusammenarbeit spielen folglich für das Arbeitsergebnis und den beruflichen Werdegang eine wichtige Rolle. Das gilt umso mehr in unserem Zeitalter der Digitalisierung, deren Kennzeichen eine zunehmende Vernetzung ist mit verstärkt abteilungsübergreifenden, interdisziplinären Projekten. In den stark heterogenen Projektteams sind einfühlsame, sozial geübte Teamplayer gefragt.
Auf das Bauchgefühl achten – im doppelten Sinne
Mit der Vorstellung von Emotionaler Intelligenz haben Emotionen eine Aufwertung erfahren und wurden mit reflektiertem Handeln verbunden. Wenn wir das auf unser Bauchgefühl übertragen, bedeutet das zweierlei. Erstens: Es gibt gute Gründe, das eigene Bauchgefühl höher zu achten. Zweitens: Wir sollten zugleich achtgeben und unser Bauchgefühl regelmäßig überprüfen. Lagen wir mit unserem ersten Gespür wirklich richtig?
In der Frühzeit des Menschen waren schnelle Einschätzungen und Reaktionen geradezu überlebenswichtig. In der Schnelligkeit liegt aber auch eine potenzielle Gefahr von Bauchentscheidungen. Sie können voreilig sein. Wir können uns vertun, jemanden oder etwas falsch einschätzen. In normalen Situationen liegen wir zwar sehr häufig richtig, trotzdem hilft es, wenn man die Gefahren kennt, die in Bauchentscheidungen lauern, und seine Entscheidungen regelmäßig hinterfragt. Das gilt besonders bei Entscheidungen von größerer Tragweite.
Chancen gezielt nutzen
Fachbereich der DAK-Gesundheit
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