Palmöl und seine Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt

Was haben Nuss-Nougat-Creme, Tütensuppe und Waschmittel gemeinsam? Die Antwort ist: Palmöl. Das Pflanzenöl steckt in zahlreichen Produkten, die wir im Alltag konsumieren. Der Grund: Es ist günstig und sehr vielseitig einsetzbar. Was gut klingt, hat – wie so oft – aber leider einen Haken. Denn die Produktion und die massenhafte Verwendung haben Folgen: für die Gesundheit, das Klima und die Artenvielfalt.
Doch warum wirkt sich die Gewinnung des Öls schädlich auf unseren Planeten aus und wieso ist Palmöl so ungesund? Wir schauen uns den Rohstoff aus dem Regenwald einmal genauer an und geben dir Tipps, wie du Palmöl verantwortungsbewusst konsumierst.
Was ist Palmöl?
Palmöl, oder auch Palmfett genannt, ist ein pflanzliches Öl, das aus den Früchten der Ölpalme gewonnen wird. Um Palmöl zu erhalten, werden die Früchte geerntet, gepresst und verarbeitet – meist auf großen Plantagen in tropischen und artenreichen Regionen wie Indonesien oder Malaysia. Bei Zimmertemperatur hat es eine feste Konsistenz und eine leicht orange bis rötliche Farbe, die durch seinen hohen Gehalt an Carotinoiden entsteht. Durch Raffination wird es farb- und geruchslos und ist dann besonders vielseitig einsetzbar.
Warum wird Palmöl so häufig in Produkten verwendet?
Palmöl ist für die Industrie vor allem eines: billig. Denn der Anbau ist höchst effizient. Warum? Die Ölpalme ist sehr ertragreich, das bedeutet: in einer Saison kann viel geerntet werdet. Man kann also mit wenig Aufwand viel produzieren und günstig an die verarbeitende Industrie weitergeben. Das bedeutet wiederum einen guten Gewinn für den Produzenten, der Palmöl in seinen Produkten einsetzt. Außerdem zeichnet sich Palmöl durch seine lange Haltbarkeit und seine Hitzebeständigkeit aus – Eigenschaften, die es ideal für Lebensmittel, Kosmetik und Industrieprodukte machen.
In welchen Lebensmitteln steckt Palmöl?
Zahlreiche Lebensmittel werden mit Palmöl hergestellt. Wir geben einen Überblick, wo sich ein Blick auf die Zutatenliste lohnt:
- Fertiggerichte: Tiefkühlpizza, Instant-Nudeln, Suppen
- Süßwaren und Snacks: Schokoriegel, Kekse, Kuchen, Knabbergebäck
- Backwaren: Croissants, Donuts, Berliner, Blätterteiggebäck
- Margarine und Streichfette: Insbesondere günstige Produkte enthalten Palmöl
- Frühstücksprodukte: Müsliriegel, Frühstücksflocken, Nuss-Nougat-Cremes
- Babynahrung: Säuglingsmilchnahrung und Babykekse
- Eiscreme und Desserts: Viele Fertig-Desserts enthalten Palmöl
Wie ungesund ist Palmöl?
Palmöl steht nicht nur wegen seiner Herstellung in der Kritik – auch für unsere Gesundheit kann es problematisch sein. Vielen stellt sich etwa die Frage: Ist Palmöl krebserregend oder giftig? Wir zeigen dir die wichtigsten Gründe im Überblick, warum Palmfett als ungesund gilt, wenn zu viel davon gegessen wird:
- Schadstoffe durch Raffination
Beim industriellen Erhitzen von Palmöl entstehen Schadstoffe wie 3-MCPD-Fettsäureester und Glycidol. Diese Stoffe gelten als potenziell krebserregend. Glycidol kann zudem die Zell-DNA schädigen. - Verlust wichtiger Nährstoffe
Durch die Verarbeitung gehen gesunde Inhaltsstoffe wie Vitamin E weitgehend verloren. Übrig bleibt vor allem ein Fett, das wenig Nährwert bietet. - Hoher Gehalt an gesättigten Fettsäuren
Palmöl enthält viele gesättigte Fettsäuren. Diese können zu Gefäßverengungen beitragen, die wiederrum einen Schlaganfall oder Herzinfarkt auslösen können. - Langfristige Gesundheitsrisiken
Der regelmäßiger Konsum von stark palmölhaltigen Produkten wird mit einem erhöhten Risiko für Diabetes in Verbindung gebracht.
Besonders für Kinder und Säuglinge ist eine zu hohe Menge dieser Schadstoffe sehr bedenklich. Seit Anfang 2021 gelten in Europa feste Grenzwerte für 3-MCPD-Fettsäureester – unter anderem in Pflanzenölen, Säuglingsanfangsnahrung und Folgemilch. Diese Grenzwerte helfen Behörden dabei, stark belastete Produkte aus dem Handel zu nehmen und so die Gesundheit der Kleinsten besser zu schützen.
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Welche Auswirkungen hat Palmöl auf die Umwelt?
Palmöl ist aus vielen Produkten nicht mehr wegzudenken – doch der Preis für Klima und Umwelt ist hoch. Der enorme Bedarf an Palmöl führt in den Anbaugebieten zu schwerwiegenden ökologischen und auch sozialen Problemen, die Mensch und Natur gleichermaßen betreffen:
- Regenwaldzerstörung
Für neue Plantagen werden große Flächen tropischer Regenwälder gerodet. Dadurch verlieren viele Tiere, wie beispielsweise Orang-Utans und Elefanten, ihren Lebensraum. Zudem werden einzigartige Ökosysteme, die für das Weltklima wichtig sind, unwiederbringlich zerstört. - Klimawandel
Durch die Rodung und das Abbrennen der Wälder gelangen riesige Mengen an CO₂ in die Atmosphäre. Das beschleunigt den Klimawandel und verschärft extreme Wetterereignisse weltweit. - Verlust der Artenvielfalt
Auf riesigen Palmölplantagen wird nur eine einzige Pflanze angebaut. Für diese Monokulturen wird die natürliche Pflanzen- und Tierwelt verdrängt. Die Biodiversität schrumpft, was das ökologische Gleichgewicht stört. - Wasser- und Bodenverschmutzung
Der Einsatz von Dünger und Pestiziden auf den Plantagen schädigt die Böden und die Gewässer langfristig. Dies kann sich auch auf die Gesundheit der Menschen in den Anbaugebieten auswirken. - Ausbeutung:
Die Arbeit auf den Plantagen ist oft schlecht bezahlt und ein rechtlicher Schutz ist für die Beschäftigten oftmals nicht gegeben. Auch ist die Arbeit sehr kräftezehrend und durch die wenige Bezahlung müssen meist alle Mitglieder einer Familie zusätzlich arbeiten. Dies betrifft auch Kinder.
Warum also nicht einfach weg mit dem Palmöl und den Fokus auf andere Öle oder Fette legen? So einfach ist das leider nicht. Denn es gibt einige Faktoren, die dabei zu berücksichtigen sind:
- Die Palmölproduktion ist in den Herstellungsländern ein wichtiger Wirtschaftszweig.
- Durch Palmöl kann ein großer Teil des weltweiten Bedarfs an Pflanzenöl gedeckt werden.
Es gilt also, auf einen weniger schädlichen Anbau von Palmöl zu setzten und auch die Gesundheitsrisiken stets im Blick zu halten.
Nachhaltigkeit
Gesundheit und Klimaschutz – Tipps für einen nachhaltigeren und gesünderen Alltag
Wie kann ich Palmöl nachhaltig konsumieren?
Wer auf mehr Nachhaltigkeit bei seinem Einkauf von Produkten mit Palmöl achten möchte, kann sich an bestimmten Zertifizierungen orientieren. Achte beispielsweise auf die RSPO-Zertifizierung (Roundtable on Sustainable Palm Oil), die dafür steht, dass Umwelt und Sozialkriterien bei der Produktion des Öls eingehalten werden. Aber Achtung: Kritikerinnen und Kritiker bemängeln oft, dass diese Zertifizierungen unzureichend sind.
Pflanzliche Alternativen zu Palmöl
Neben dem bewussten Griff zu zertifizierten Produkten, lohnt sich auch der Blick auf Alternativen. Es gibt viele pflanzliche Öle und Fette, die Palmöl in Lebensmitteln oder Kosmetik ersetzen können – oft sogar mit besserer Nährstoffbilanz.
- Rapsöl
Reich an ungesättigten Fettsäuren – eine gesunde Wahl für Küche und Lebensmittel. - Sonnenblumenöl
Enthält viel Vitamin E und eignet sich gut zum Braten und Backen. - Olivenöl
Besonders in der mediterranen Küche beliebt, wirkt sich positiv auf Herz und Kreislauf aus. - Kokosöl
Pflanzlich und aromatisch, aber ähnlich wie Palmöl reich an gesättigten Fettsäuren – nur in Maßen genießen. - Sheabutter
Wird in Kosmetikprodukten oft als Alternative genutzt und pflegt Haut und Haare.
5 Alltagstipps – reduziere deinen Palmölkonsum
Tipp1: Zutatenlisten checken
Achte auf Bezeichnungen wie "Palmöl", "Palmfett" oder "pflanzliches Öl (Palm)" – und entscheide bewusst.
Tipp 2: Auf Siegel achten
Greife zu Produkten mit RSPO-Zertifizierung, Bio-Palmöl oder Produkten mit Fairtrade-Siegeln.
Tipp 3: Frische Produkte bevorzugen
Kaufe frische, unverarbeitete Lebensmittel, da das Palmöl meist in Fertigprodukten steckt.
Tipp 4: Alternativen ausprobieren
Setze beim Kochen und Backen auf Öle wie Raps-, Sonnenblumen- oder Olivenöl.
Tipp 5: Kosmetik bewusst auswählen
Auch in Cremes, Duschgels und Kosmetik steckt oft Palmöl – dies versteckt sich hinter Begriffen wie Sodium Palmitate, Isopropyl Palmitate, oder Palmstearin.
Häufig gestellte Fragen zu Palmöl
Ist Palmöl gesund oder schädlich?
Palmöl enthält viele gesättigte Fettsäuren und kann beim Verarbeiten Schadstoffe wie 3-MCPD bilden. In großen Mengen konsumiert, gilt es daher als gesundheitlich bedenklich.
Welche Lebensmittel enthalten kein Palmöl?
Frische, unverarbeitete Lebensmittel wie beispielsweise Obst, Gemüse, Reis, Hülsenfrüchte, frisches Fleisch und Fisch sowie viele Bio-Produkte ohne Zusatzstoffe enthalten in der Regel kein Palmöl. Beachte immer die Zutatenliste, wenn du dir nicht sicher bist.
Was sind die Auswirkungen von einem hohen Palmölkonsum auf die Umwelt?
Hoher Palmölbedarf führt zu viel Anbau der Ölpalme und dies wiederum zu einem erhöhtem Bedarf an Ackerflächen. Daher kommt es in den Anbauregionen oft zu Regenwaldrodung, Verlust der Artenvielfalt, erhöhtem CO₂-Ausstoß und sozialen Konflikten.
Silke Willms
Diplom-Ökotrophologin, Ernährungs-Expertin bei der DAK-Gesundheit