Anämie erkennen, verstehen und behandeln: So bekommen Sie Ihre Energie zurück

Sie sind ständig müde, frieren schnell, fühlen sich abgeschlagen und kommen kaum in Schwung – selbst dann nicht, wenn Sie eigentlich ausreichend schlafen? Vielleicht haben Sie auch häufiger mit Schwindel, Atemnot oder Konzentrationsstörungen zu kämpfen. All das können Hinweise auf eine Anämie, also eine Blutarmut, sein. Wir zeigen Ihnen, was eine Anämie ist, woran Sie sie erkennen, welche Ursachen dahinterstecken und wie sie behandelt wird.
Was versteht man unter einer Anämie?
Der Begriff Anämie stammt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie „ohne Blut“. Medizinisch gesehen ist damit ein Zustand gemeint, bei dem Ihr Körper zu wenig Hämoglobin produziert – das ist der Stoff im Blut, der Sauerstoff transportiert. Wenn dieser Mechanismus gestört ist, gelangt weniger Sauerstoff in Ihre Organe und Muskeln. Das kann dazu führen, dass Sie sich körperlich und geistig weniger leistungsfähig fühlen.
Was viele nicht wissen: Anämie hat weltweit eine hohe Prävalenz - es ist also weit verbreitet. Etwa zehn Prozent der Menschen in Deutschland sind davon betroffen – Frauen sogar deutlich häufiger als Männer. Damit gehört die Anämie zu den häufigsten Blutbildveränderungen überhaupt. Trotzdem wird sie oft spät erkannt oder unterschätzt und entwickelt sich zumeist schleichend. Doch sie kann nicht nur Ihren Alltag und Ihre Leistungsfähigkeit einschränken, sondern auch schwerwiegende Folgen für Ihre Gesundheit haben, wenn sie unentdeckt bleibt.
Verschiedene Arten von Anämie:
Es gibt unterschiedliche Anämie-Typen, die sich in ihrer Ursache und Behandlung deutlich unterscheiden. Das Thema Blutarmut ist generell umfassend, darum vereinfachen wir an dieser Stelle bewusst für einen groben Überblick dieser komplexen Erkrankung.
- Die Eisenmangelanämie ist die häufigste Form. Sie entsteht, wenn Ihrem Körper über längere Zeit zu wenig Eisen zur Verfügung steht – sei es durch eine einseitige Ernährung, chronische Blutverluste (beispielsweise starke Regelblutungen oder Magen-Darm-Blutungen), einen erhöhten Bedarf, etwa in der Schwangerschaft oder eine gestörte Synthese des Hämoglobins.
- Die megaloblastäre Anämie entsteht unter anderem typischerweise durch einen Mangel an Vitamin B12 oder Folsäure. Sie kann neben typischen Anämiesymptomen auch neurologische Beschwerden wie Kribbeln in Händen und Füßen verursachen.
- Hämolytische Anämien beruhen darauf, dass rote Blutkörperchen im Körper zu schnell abgebaut werden. Das kann genetisch bedingt sein oder im Rahmen anderer Erkrankungen auftreten.
- Eine Anämie bei chronischen Erkrankungen tritt zum Beispiel bei Rheuma, chronischen Infektionen oder Krebs auf. Hier ist die Blutarmut oft die Folge einer gestörten Eisenverwertung oder von dauerhaften Entzündungsprozessen.
- Insgesamt gibt es viele weitere seltene Anämie-Formen. Seltene Formen wie zum Beispiel die aplastische Anämie oder die Sichelzellanämie sind genetisch bedingt oder entstehen durch eine Schädigung des Knochenmarks.
Ursachen: Wie kommt es zur Blutarmut?
Die Ursachen, warum eine Anämie entsteht, sind vielfältig – meist liegt ein Nährstoffmangel, ein gestörter Stoffwechsel oder ein Verlust an Blutbestandteilen zugrunde. Zu den häufigsten Auslösern gehören:
- Eisenmangel: Der Klassiker. Eisen ist essenziell für die Bildung von Hämoglobin. Fehlt es – etwa durch unzureichende Zufuhr, Blutungen oder eine gestörte Aufnahme im Darm –, kommt es zur Anämie.
- Vitaminmangel: Ein Mangel an Vitamin B12 oder Folsäure kann ebenso zur Blutarmut führen. Besonders betroffen sind Menschen mit Magen-Darm-Erkrankungen, vegetarisch oder vegan lebende – sowie ältere Menschen.
- Akute oder chronische Blutungen – etwa durch Verletzungen, Operationen, Menstruation oder innere Erkrankungen – senken den Hämoglobin Spiegel im Blut. Wichtig: Während akute Blutverluste den Hämoglobinspiegel kurzfristig absenken, regeneriert sich das Blut bei gesunden Menschen in der Regel innerhalb weniger Wochen vollständig. Langfristig problematisch sind chronische oder wiederholte Blutverluste, da sie zu einem anhaltenden Eisenmangel und damit zu einer dauerhaften Anämie führen können.
- Eisenmangel in der Schwangerschaft: Schwangere haben einen erhöhten Bedarf an Eisen und anderen Nährstoffen. Wird dieser nicht ausreichend gedeckt, kann es zur Anämie in der Schwangerschaft kommen – mit Risiken für Mutter und Kind. Außerdem steigt in der Schwangerschaft das Plasmavolumen, daher spricht man auch von einer „relativen Anämie".
- Chronische Krankheiten: Erkrankungen wie Krebs, Nierenschwäche oder chronische Entzündungen beeinflussen die Blutbildung und -verwertung negativ.
Was sind Symptome für eine Anämie?
Die Anzeichen einer Anämie entwickeln sich oft schleichend und werden anfangs leicht übersehen. Zu den häufigsten Symptomen gehören:
- Anhaltende Müdigkeit und allgemeine Schwäche, Schlafstörungen
- Blässe der Haut, der Schleimhäute oder der Lederhaut der Augen (Skleren)
- Kurzatmigkeit oder Herzrasen bei körperlicher Belastung
- Kopfschmerzen, Schwindel oder Konzentrationsprobleme
- Kälteempfindlichkeit sowie kalte Hände und Füße
- Bei ausgeprägter Anämie: Kreislaufstörungen, Herzrasen, niedriger Blutdruck (Hypotonie), Ohnmachtsanfälle (Synkopen)
Auch psychische Begleitsymptome können auftreten – etwa Reizbarkeit, depressive Verstimmungen oder das Gefühl, geistig nicht mehr klar zu funktionieren. Viele Menschen mit Anämie berichten von einer eingeschränkten Lebensqualität im Alltag und im Berufsleben.
Übrigens: Die Symptome der Anämie hängen nicht nur vom Hämoglobinwert ab, sondern auch davon, wie schnell sich die Blutarmut entwickelt. Je langsamer der Verlauf, desto besser kann sich der Körper anpassen – was die Diagnose zusätzlich erschwert.
Wie wird eine Blutarmut diagnostiziert?
Wenn Sie glauben, an Blutarmut zu leiden, sollten Sie Ihre Blutwerte überprüfen lassen. Die wichtigste Untersuchung ist die Auswertung des Blutbildes, das unter anderem folgende Werte erfasst:
- Hämoglobin (Hb): Der wichtigste Marker für Anämie mit MCH (=mittleres korpuläres Hämoglobin) und MCV (mittleres korpuläres Volumen) = sogenannte Erythrozytenindices.
- Anzahl roter Blutkörperchen (Erythrozyten)
- Hämatokrit (der prozentuale Anteil von Zellen im Blut)
- Weitere Anämieparameter: Eisen, Vitamin B12, Folsäure, Ferritin, Transferrin
Ab welchem Wert ist eine Anämie gefährlich? Diese Hämoglobin-Werte sollten Sie kennen (hier sind jeweils die unteren Hb-Referenzwerte genannt:
- Schwangere: Hb (Hämoglobin) < 110 g/l / 11,0 g/dl
- Frauen: Hb < 120 g/l / 12,0 g/dl
- Männer: Hb < 130 g/l / 13,0 g/dl
Früherkennung ist wichtig vor Operationen!
Eine unerkannte Anämie kann die Wundheilung verzögern oder das Risiko für Blutverlust erhöhen. Lassen Sie vor geplanten Eingriffen Ihre Blutwerte prüfen. Sprechen Sie rechtzeitig mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt.
Wie gefährlich ist eine Blutarmut?
Wie gefährlich eine Anämie wirklich ist, hängt von der Ursache, dem Ausmaß und dem allgemeinen Gesundheitszustand der betroffenen Person ab. Leichte Formen sind oft gut behandelbar – aber bei schweren oder chronischen Anämien kann es zu folgenden Begleiterscheinungen kommen:
- Belastung des Herzens, bis hin zur Herzinsuffizienz
- Verminderte geistige Leistungsfähigkeit
- Komplikationen in der Schwangerschaft
- Infektanfälligkeit
In selteneren Fällen und ohne Behandlung kann eine Anämie sogar lebensbedrohlich werden. In der Regel lassen sich kritische Krankheitsverläufe jedoch gut verhindern. Deshalb ist es wichtig, mit einer Fachperson zu sprechen, wenn Sie das Gefühl haben, dass einige der Symptome auf Sie zutreffen.
Behandlung einer Anämie: Welche Maßnahmen helfen bei Blutarmut?
Leben mit Anämie: Welche Maßnahmen und Medikamente helfen bei Anämie? Die wichtigste Frage für viele lautet: Was tun bei Blutarmut? Die gute Nachricht: Mit einer gezielten Behandlung und etwas Geduld lassen sich viele Formen der Anämie vollständig ausgleichen oder deutlich lindern. Die Behandlung umfasst beispielsweise je nach Ursache:
- Eisentherapie: Bei Eisenmangel– in Form von Tabletten, Tropfen oder Infusionen.
- Vitaminpräparate: Zur Substitution von Vitamin B12 oder Folsäure.
- Behandlung der Grunderkrankung: Wenn chronische Erkrankungen die Ursache sind.
- Ernährungsumstellung: Mehr eisen- und vitaminreiche Lebensmittel.
Wie kann ich einer Anämie vorbeugen?
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- Eisenhaltige Lebensmittel
Rotes Fleisch, Geflügel, Fisch, Hülsenfrüchte (Linsen, Bohnen), Nüsse, Kerne und Haferflocken. Wissenswert: Pflanzliches Eisen wird besser aufgenommen, wenn es mit Vitamin C kombiniert wird (z. B. Paprika oder Orangensaft). Milch dagegen hemmt die Eisenaufnahme. - Vitamin-B-12-Quellen
Natürliches Vitamin B12 kommt ausschließlich in tierischen Lebensmitteln vor (Fleisch, Fisch,
Eier, Milchprodukte). - Folsäurereiche Lebensmittel
Reichlich Folsäure ist z. B. in grünem Blattgemüse, Zitrusfrüchten, Avocados oder Vollkornprodukten enthalten. - Genügend trinken
Trinken ist wichtig. Ideal sind Wasser oder ungesüßte Tees. Alkohol und stark koffeinhaltige Getränke sollten möglichst vermieden werden.
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Gibt es Risikogruppen für Anämie?
Ja – es gibt verschiedene Personengruppen, bei denen das Risiko für eine Anämie deutlich erhöht ist. Das liegt zum einen an einem höheren Bedarf an Nährstoffen oder Blutbestandteilen, zum anderen an körperlichen Veränderungen oder Erkrankungen, die die Blutbildung beeinträchtigen. Wer zu diesen Gruppen gehört, sollte besonders achtsam auf mögliche Symptome achten und regelmäßig ärztliche Vorsorgeuntersuchungen wahrnehmen.
1. Schwangere Frauen:
Während der Schwangerschaft steigt der Eisenbedarf durch ein steigendes Blutvolumen an – der Körper muss nicht nur sich selbst, sondern auch das wachsende Kind ausreichend versorgen.
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Bleibt die Eisenaufnahme über die Nahrung zu gering oder wird der erhöhte Bedarf nicht ausgeglichen, kann es schnell zu einer Eisenmangelanämie in der Schwangerschaft kommen. Diese kann das Risiko für Frühgeburten, niedriges Geburtsgewicht oder Müdigkeit und Erschöpfung der Mutter erhöhen.
Bei Frauen gilt daher:
- Erhöhter Eisen- und Folsäurebedarf
- Erhöhtes Risiko für Müdigkeit, Kurzatmigkeit, Kreislaufprobleme
- Empfohlene regelmäßige Blutwertkontrollen während der Schwangerschaft
2. Kinder und Jugendliche im Wachstum:
In Wachstumsphasen braucht der Körper viele Nährstoffe, um neue Zellen, Muskeln und Organe aufzubauen – dazu gehören auch rote Blutkörperchen. Bei unausgewogener Ernährung oder besonderen Ernährungsformen wie vegetarisch oder vegan kann es schnell zu einem Mangel an Eisen, Vitamin B12 oder Folsäure kommen.
Bei Heranwachsenden gilt daher:
- Schnelles körperliches Wachstum erhöht den Nährstoffbedarf
- Risikofaktor: unausgewogene Ernährung oder Diäten
- Symptome: Lern- und Konzentrationsstörungen, blasse Haut, Müdigkeit
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3. Ältere Menschen:
Mit dem Alter nimmt die Fähigkeit des Körpers ab, bestimmte Nährstoffe wie Eisen oder Vitamin B12 effektiv aufzunehmen. Gleichzeitig treten häufiger chronische Erkrankungen auf, die die Blutbildung oder Eisenverwertung beeinträchtigen. Eine Anämie im Alter wird daher häufig zu spät erkannt, obwohl sie stark zur allgemeinen Schwäche, Gangunsicherheit und kognitiven Beeinträchtigungen beitragen kann.
Bei Älteren gilt daher:
- Reduzierte Nährstoffaufnahme im Darm
- Häufigere chronische Entzündungen und Grunderkrankungen
- Mögliche Folge: erhöhte Sturzgefahr, Mobilitätsverlust, Erschöpfung
4. Menschen mit chronischen Erkrankungen:
Bei chronisch Erkrankten gilt daher:
- Blutarmut als Begleitsymptom chronischer Krankheiten
- Entzündungen hemmen die Eisenverwertung im Knochenmark
- Wichtig: gezielte ärztliche Abklärung und Kombinationstherapie. In dem Fall wird zum Beispiel Eisenmangel und die Grunderkrankung behandelt.
Häufige Fragen zur Anämie
Drei Fragen, die Sie möglicherweise noch interessieren, wenn es um das Thema Blutarmut geht.
Was darf man bei Blutarmut nicht essen?
Vermeiden Sie am besten eisenhemmende Lebensmittel wie Milchprodukte, schwarzen Tee und Kaffee – besonders direkt zu eisenreichen Mahlzeiten. Diese enthalten Stoffe wie Calcium, Polyphenole oder Phosphate, die die Eisenaufnahme im Darm hemmen können.
Wie lange kann man mit Blutarmut leben?
Bei richtiger Behandlung ist die Lebenserwartung bei einer Anämie normal. Chronische, unbehandelte Anämien können die Lebensqualität jedoch stark einschränken.
Wie oft braucht man eine Bluttransfusion bei Anämie?
Nur in schweren Fällen oder bei akutem Blutverlust sind Transfusionen notwendig, dafür gibt es exakte medizinische Kriterien die erfüllt sein müssen, dann erfolgt eine individuelle Abwägung. Das kann etwa sein, wenn die Blutarmut zu lange nicht erkannt und behandelt wurde.
Fachbereich der DAK-Gesundheit

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