Direkt zum Inhalt

Pornos – alles, was du über Sexfilme wissen musst

Symbolbild für Pornos

Zwei Porno-Videoseiten zählen zu den 25 beliebtesten und meistbesuchten Webseiten. Selbst Netflix und Twitter rangieren dahinter. Dass Pornos so leicht zugänglich sind, war nicht immer so. Frag mal deine Eltern.

Heute reicht es, sein Handy zu zücken, um sich mit nacktem Material zu versorgen. Leider entspricht das Dargestellte oftmals nicht der Realität, was dazu führt, dass viele eine falsche Vorstellung von Sex entwickeln. Und genau das ist eine der Gefahren von Pornos – neben der Sucht nach Sexfilmen. Lass uns daher offen über Pornographie reden.

Wie realistisch sind Pornos?

Es ist schon ein bisschen richtig: Pornos können beim Entdecken der eigenen Sexualität interessant und hilfreich sein. Wie sieht das andere Geschlecht nackt aus? Wie sieht ein erigierter Penis aus und wo liegt bei Frauen eigentlich die Klitoris? Vielleicht haben euch eure Eltern mal von der „Bravo“ erzählt. Die Bravo ist DIE Zeitschrift eurer Eltern gewesen: Promi-Klatsch, tolle Poster von Stars und auf einer Doppelseite erklärte Dr. Sommer die Sache mit den Bienen und den Blumen. Es gab Fotos von nackten Menschen und eine Foto-Lovestory, in der man eine Ahnung davon bekommen konnte, was Liebe ist. Einige haben sie heimlich gelesen, andere bekamen sie sogar von den Eltern. Auch damals blieben Fragen in Sachen Sexualität offen. Der Unterschied ist jedoch, dass alles einfühlsam und realistisch dargestellt wurde und nichts mit dem zu tun, was euch inzwischen auf WhatsApp oder auf YouTube ausgespielt wird. Das, was dort zu sehen ist, hat oftmals nichts aber auch gar nichts mit der Realität zu tun. Das fängt bei der Größe der Geschlechtsorgane an, der Tatsache, dass es in Pornos häufig kein Vorspiel gibt und bei der Masse an Ejakulat, die in Pornos dargestellt wird.  

Das findet Volker Wittkamp von @Doktorsex an Pornos gefährlich:

  • In Pornos werden meist nur große Penisse und kompakte Vulven gezeigt.
  • Die Frauen haben immer Lust, wenn der Mann will.
  • Das Vorspiel fehlt häufig komplett.
  • Unnatürliches Gestöhne und das Ejakulieren auf das Gesicht der Frau – beides vollkommen übertrieben und absolut nicht realistisch.
  • Auch das zügige Wechseln der Stellung ist völlig unrealistisch.
  • In Pornos werden selten Kondome benutzt, wodurch sie als schlechtes Beispiel vorangehen.

Überdurchschnittlich große Penisse und kompakte Vulven

Bei den meisten Pornos siehst du den Penis und die Vulva in Großaufnahme. Das lässt vor allem den Penis überdimensional groß erscheinen. Die Macher der Filme casten überwiegend nur solche Männer, deren Penisgröße am oberen Ende des Längenspektrums liegt. Die Frauen hingegen müssen in der Regel drei Dinge sein: willig, willig und willig. Zudem werden überwiegend nur Frauen gecastet, deren Vulva klein und kompakt ist. Das trifft bei deutlich mehr als 50 Prozent aller Frauen überhaupt nicht zu. Denn die Natur steht auf Vielfalt und Individualität. In der Pornobranche hingegen zählen ähnlich unrealistische Einheitsmaßstäbe wie in der Modelwelt.

Die Frau ist willig und macht, was der Mann will

In heterosexuellen Pornofilmen dominiert vorwiegend der Mann. Er gibt den Ton an und die Frau leistet "natürlich gerne" Folge. Die Frauen in diesen Filmen sind meist dazu da, dem Mann Lust zu bereiten. Das, was Frauen Freude bereitet, rückt häufig in den Hintergrund. Die Gefahr besteht nun darin, dass unerfahrene junge Männer und Frauen durch die Vermittlung dieses Bildes ein völlig falsches Verständnis einer lustvollen und vor allem gesunden Sexualität vermittelt wird. Junge Frauen müssen mitnichten nur das machen, was von ihnen verlangt wird und schon gar nicht, wenn es ihnen nicht gefällt oder sie noch gar nicht dazu bereit sind. Wichtig ist, dass ihr euch immer einvernehmlich und vorsichtig aneinander herantastet. Sprecht miteinander und lernt auf eure Körper zu hören. Tut, was euch beiden gefällt!

Das Vorspiel fehlt fast immer

Er kommt zu ihr. Sie erwartet ihn nackt. Hose runter und ab dafür. Stopp, Stopp, und noch einmal Stopp! Auch wenn das in der Realität sicherlich auch mal passieren kann, ist es nicht der Normalfall. Bei vielen Paaren ist der Weg zum Geschlechtsverkehr oftmals der krönende Abschluss. Und dieses Ziel heißt Vorspiel. Lustvolle Blicke, ein netter Kinoabend im Knutschsessel, romantische Musik, das Streicheln des gesamten Körpers und vor allem das Vertrauen zum Partner oder zur Partnerin – all das gehört zum Vorspiel. Lasst euch auf das Vorspiel ein und stoppt nicht etwa die Zeit. Mal geht’s schneller und mal nehmt ihr euch eben mehr Zeit.  

Gefakte Details und übertriebenes Stöhnen

Lautes Gestöhne, Gekeuche, Geschreie und zum krönenden Abschluss eine enorme Spermafontäne aus dem Riesenpenis – Pornos übertreiben und überzeichnen maßlos. Beim Sex zwischen zwei Liebenden kommt es eher selten vor, dass der Mann seinen Penis genau dann aus der Frau herauszieht, wenn es am schönsten ist. Und das nur, um eine Fontäne an Sperma zu entladen. In den meisten professionellen Pornofilmen ist das Sperma daher ein Fake-Produkt. Es ist nichts anderes als eine DIY-Mischung aus Mehl und Wasser. Und lasst euch eines gesagt sein: Sex kann laut und leise sein – was aber viel wichtiger ist, dass es euch beiden gefällt und konzentriert euch in euren schönsten Momenten bloß nicht darauf, lauthals zu stöhnen, weil ihr glaubt, das gehöre dazu. Tut es nicht – zumindest nicht, wenn es euch nicht gefällt.

Ständiger Stellungswechsel

Die Pornoschauspieler und Pornoschauspielerinnen sind Profis. Sie sind meist trainiert wie Leistungssport. Ihre Körper sind gestählt, ihre Ausdauer ist wie die eines Marathonläufers und ihre Beinmuskulatur kommt alpinen Skifahrerinnen gleich. Und: Sie sind extrem gelenkig. Das heißt, sie können die verrücktesten Sexstellungen vorturnen, diese laufend wechseln und dabei auch noch lauthals stöhnen und den Rhythmus halten, die Augen lüstern rollen und die perfekt bemalten Lippen schürzen und ihre Zunge drüberfahren. Das ist kein lustvoller Sex, das ist inszeniertes Kunstturnen nach den Vorgaben eines Regisseurs oder eine Regisseurin. Bei diesem „Sexsport“ kommen Lust, Leidenschaft und partnerschaftliches Vertrauen schlicht zu kurz. Statt also laufend die Stellung zu wechseln und sich auf einen vermeintlich erotischen Gesichtsausdruck zu konzentrieren, ist es viel schöner, wenn ihr euch einfach einander hingebt und euch leiten lasst.

INFO: GEFAHR SUCHT NACH PORNOS
Eine große Gefahr, die aus der extrem unrealistischen Darstellung in Sexfilmen resultiert, ist die Pornosucht. Wenn du nicht sicher bist, ob du vielleicht gefährdet bist, kannst du dich hier informieren: Externer Linkreturn to reality

Gibt es auch "gelungene" Pornos?

Nun ja, einen Oscar oder einen Preis auf der Berlinale werden Pornos vermutlich nie gewinnen. Aber es gibt durchaus Sexfilme, die man als gelungener und ästhetisch ansprechend bezeichnen kann. Die beispielsweise wirklich realistischen Sex in all seiner Zärtlich- und Langsamkeit zeigen.

Die meisten Filme auf den einschlägigen Porno-Webseiten sind für Männer gemacht. Dabei gibt es durchaus auch Filme, die man Frauenpornos nennt. Ja, liebe Jungs, auch Frauen und Mädchen schauen sich Pornos an. Aber meist andere als die Männer.

Frauenpornos und der kleine aber feine Unterschied

Da wäre beispielsweise Erika Lust, eine schwedische Pornoproduzentin. Für Erika Lust ist zentral, dass die Frauen jede Rolle „im Bett“ einnehmen können und wollen und die Männer durch ihre Pornos bessere Liebhaber werden können. Eine weitere Produzentin ist Petra Joy. Die deutsche Filmemacherin hat 2004 damit begonnen, erotische Filme zu drehen. Ihr Ziel: Sie wollte die weibliche Sexualität so darstellen, wie es in der männlich dominierten Pornoindustrie nicht üblich war. Dafür hat sie sich nicht Sexprofis vor die Kamera geholt, sondern Amateure. Diese hatten vor der Kamera Sex, zeigten dabei aber echte Gefühle. Hier wurde nur mit Kondom gedreht und keine Frau wurde erniedrigt.

Wie sind Pornos überhaupt entstanden?

Nicht abschrecken lassen, jetzt wird es etwas geschichtlich. Pornographie gibt es seit Anbeginn der Menschheit. Das Wort selbst stammt aus dem Griechischen „Pórnē“ stand für Hure und „Gráphein“ für das Schreiben oder das Zeichnen. Bei den antiken Griechen und Römern wurde der Geschlechtsverkehr auf Wandbildern und Amphoren (einer Art Flasche) verewigt oder von Statuen sehr anschaulich und größtenteils auch anatomisch korrekt dargestellt. Solche Bilder kennst du bestimmt aus deinem Geschichtsbuch oder von den Sommerurlauben mit deinen Eltern, wenn sie dich ins Museum mitgenommen haben.

Pornos als Lehrmaterial in Indien

Indien hatte zur gleichen Zeit wie die Griechen eine antike Hochkultur. Die Menschen dort liebten Sex und schrieben wohl das berühmteste Anleitungsbuch dazu – das Kamasutra. Darin ging es nicht nur mit Worten, sondern auch gezeichnet, in vielen verrenkten Sexstellungen zur Sache. Mehrere hundert sehr eindeutige und detaillierte Zeichnungen zeigen, wie und was Lust bereiten kann.

Europäer waren bei Pornos verklemmter

Skandalös, anstößig oder unanständig – mit diesen Adjektiven wurden in Europa die verschiedenen Formen der Pornographie lange Zeit beschrieben. Erst die Erfindung der Photographie (19. Jhd.) und die des Films sorgten für den Siegeszug des Pornos in Europa. Die sexuelle Revolution in den 1960er und 1970er Jahren brachte die eindeutigen Sexfilme in die Kinos. Heute kaum vorstellbar, aber damals gingen die Menschen zum Pornoschauen noch in aller Öffentlichkeit in ein gut besuchtes Kino. Heute hat sich der Pornokonsum ins Private verlagert. Computer, Smartphones und andere Endgeräte ermöglichen diskretes Konsumieren von Erotikfilmen.

Was tue ich, wenn mir jemand online Pornos schickt?

Wenn du mit deinem Partner oder deiner Partnerin erregende Textnachrichten austauschst, ist das vollkommen in Ordnung. Wenn dir aber jemand ungefragt ein Bild seines Penis, ihrer Vulva oder Pornos über WhatsApp oder andere Dienste schickt, ist das nicht OK. Im Gegenteil, das ist in vielen Fällen sogar strafbar. Beim Verschicken von Pornos an Menschen, die das 18. Lebensjahr noch nicht vollendet haben, greift § 184 des Strafgesetzbuches. Passiert es dir, dass dir jemand einen Porno schickt, gehe damit zu einer Vertrauensperson wie deinen Eltern, deiner älteren Schwester oder deinem Bruder, Freunden. An vielen Schulen gibt es inzwischen Vertrauenslehrer- und lehrerinnen, denen ihr euch anvertrauen könnt.  

Ganz allgemein raten wir dir: Wenn du einen Porno zugeschickt bekommst, sieh ihn dir nicht an, lösche ihn sofort. Oftmals verstecken sich in solchen Links oder Videos Viren, die dein Smartphone oder deinen Computer angreifen.

Fazit

Pornos sind laut Gesetz nicht für Menschen unter dem 18. Lebensjahr geeignet. Durch das Internet und Smartphones können Jugendliche in deinem Alter aber leicht darauf zugreifen. Bedenke immer, dass Pornos nicht der Realität entsprechen. Wichtig ist daher, das zu erkennen und es nicht auf sein eigenes Sexualleben zu übertragen.

Hast du weitere Fragen, Themenwünsche oder etwas anderes auf dem Herzen? Dann schreib uns: doktorsex@dak.de! Wir freuen uns, von dir zu hören.

Autor(in)

Qualitätssicherung

DAK Fachbereich

Quellenangaben

Zaktualizowano
Telefonkontakt
040 325 325 555

Rund um die Uhr und zum Ortstarif