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Stell dir vor, du warst auf der Toilette und hast dich gerade entspannt wieder hingesetzt. Aber deine Blase pfeift auf jede Bequemlichkeit und meldet angespannt: „Ich will wieder geleert werden!“ Doch wenn du dann zurück auf der Toilette bist, kommt nicht wirklich viel heraus – maximal ein paar Tröpfchen. Passiert das öfter, sprechen Fachleute von einer Reizblase. Wir erklären dir, was genau das ist, wo die Ursachen liegen und wie man eine Reizblase behandeln kann.
Die Blase liegt im kleinen Becken und fängt sozusagen den Urin auf, der zuvor in den Nieren gefiltert wurde. Sobald deine Blase fast voll ist, signalisiert sie dir, dass du schleunigst aufs Klo marschieren solltest. Unsere Blase ist sehr dehnbar und kann bis zu 500 Milliliter Urin aufnehmen. Das Organ hat aber einen sinnvollen Sicherheitsmechanismus eingebaut, der nicht erst bei 500, sondern bei etwa 300 Millilitern meldet: „Okay, du solltest demnächst die Toilette aufsuchen.“ Beim Entleeren unterstützt dich die Blase, indem sie die eigenen Wände zusammenzieht und damit dem Harn im wahrsten Sinne des Wortes Auslauf gönnt.
Eine Reizblase ist wie eine Quasselstrippe, ein Duracell-Hase oder jemand, der gerade vier Energydrinks mit einer Kanne Espresso auf Ex runtergespült hat: Sie ist über- oder hyperaktiv. Das heißt, sie meldet sich nicht bei einem Füllstand von etwa 300 Millilitern, sondern viel früher und damit häufiger, als es körperlich notwendig wäre. Zu Hause mag es kein großes Problem sein, mehrmals hintereinander die Toilette aufzusuchen. Aber spätestens in der Schule oder einfach, wenn du nicht daheim bist, kann das zu einer wahren Tortur werden. Viele betroffene Personen berichten davon, dass die Krankheit ihre Lebensqualität einschränkt.
Trotzdem gibt es Menschen mit einer Reizblase, die keine ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Einige schämen sich, andere meinen, eine Therapie würde ihnen sowieso nicht helfen. Dabei sind Ärztinnen und Ärzte froh, wenn du als betroffene Person zu ihnen kommst. Du brauchst dich vor den Expertinnen und Experten nicht zu schämen. Sie sind dafür da, dir bei deinen Blasenproblemen zu helfen!
Die typischen Symptome einer Reizblase im Überblick:
Im Normalfall gehen Menschen mit einer gesunden Blase durchschnittlich sechsmal am Tag pinkeln. Bei Personen, die unter einer Reizblase leiden, sind es mindestens achtmal pro Tag. Das ist aber lediglich die Untergrenze. Es kann sein, dass betroffene Personen sogar noch öfter „müssen“. Neben der Häufigkeit ist auch Plötzlichkeit ein Symptom. Das heißt, du musst von einem Moment auf den anderen aufs Klo und kannst auch keine Sekunde warten. Ist der Weg zu lang oder verhindert etwas anderes den sofortigen Toilettengang, kann es sein, das ein paar Tropfen Urin schon vorher abgehen.
Neben dem überraschenden und häufigen Harndrang kann eine Reizblase auch zu Schmerzen beim Wasserlassen führen. Das liegt daran, dass sich die Harnblase beim Pinkeln verkrampft. Spürst du zusätzlich ein Brennen, ist meist keine Reizblase, sondern eine Harnwegsinfektion der Grund für die Schmerzen.
Eine Reizblase kann unterschiedliche Ursachen haben. @Doktorsex-Experte Volker Wittkamp ist Urologe und hat eine Liste mit möglichen Ursachen für dich zusammengestellt.
Ärztinnen und Ärzte sind deine zuverlässigen Vertrauenspersonen. Wenn du glaubst, dass du unter einer Reizblase leidest, geh ohne Scheu oder Scham zu ihnen. Sie haben schon alles gesehen und wissen, wie sie dir helfen können. Du machst bereits einen wichtigen und mutigen Schritt, wenn du die Praxis betrittst und dich der Person im weißen Kittel anvertraust – Respekt dafür.
Am Anfang der Diagnose steht ein klärendes Gespräch zwischen dir und der Ärztin oder dem Arzt. Habt ihr euch unterhalten, folgt eine gründliche Untersuchung. Dabei werden verschiedene organische Ursachen ausgeschlossen, um am Ende die korrekte Diagnose stellen zu können. Aber was passiert bei der Reizblasen-Untersuchung?
Außerdem kann es sein, dass du „Hausaufgaben“ bekommst. Dabei führst du sozusagen ein Pinkeltagebuch. Du notierst, wie oft du pinkeln gehst, wie viel du (ungefähr) pinkelst und welche Menge du vorher getrunken hast. Das hilft deinem Arzt oder deiner Ärztin, herauszufinden, was eigentlich los ist.
Bei der J2 (zwischen 16 und 17 Jahren) handelt es sich um eine einmalige Vorsorgeuntersuchung. Es geht um Früherkennung körperlicher Probleme sowie Sexualitätsstörungen. Die J2 ist eine freiwillige Mehrleistung der DAK-Gesundheit. MEHR INFOS
PS: Ab 20 Jahren können junge Frauen einmal im Jahr zur Vorsorgeuntersuchung, auch wegen Früherkennung möglicher Krebserkrankungen.
Auch hier hat Volker Wittkamp eine Liste für dich vorbereitet:
Eines vorweg: Es gibt nicht die eine Möglichkeit, eine Reizblase zu behandeln. Um herauszufinden, welche Therapie die passende für dich ist, stimmt sich das behandelnde medizinische Fachpersonal eng mit dir, dem Patienten oder der Patientin, ab. Sei also offen und ehrlich. Dann kann es gar nicht erst zu Missverständnissen kommen.
Falls du an einer Reizblase leidest, haben wir einen Tipp für dich: Verzichte auf harntreibende Getränke vor dem Schlafengehen. Das sind zum Beispiel grüner Tee, schwarzer Tee, koffeinhaltiger Kaffee, saure Fruchtsäfte, kohlensäurehaltige Drinks oder auch Softdrinks wie Cola.
Blasentraining und Beckenbodentraining können allein oder in Verbindung mit Medikamenten (ärztlich verschrieben) praktiziert werden. Dabei erlernst oder verbesserst du die aktive Kontrolle über deine Blase.
Beim Blasentraining zögerst du beim Harndrang den Gang zur Toilette bewusst für ein paar Augenblicke, im besten Fall einige Minuten, hinaus. Steigere die Zeitabstände zwischen erstem Drang und Toilettengang immer mehr. So kannst du Schritt für Schritt die Kontrolle über deine Blasentätigkeit zurückgewinnen.
Das Beckenbodentraining stärkt die Beckenbodenmuskulatur. Diese unterstützt den Schließmuskel der Harnröhre und sorgt dafür, dass der gebildete Urin kontrolliert entleert werden kann. Die Kombination beider Trainingsmethoden kann nicht nur helfen, deine hyperaktive Blase etwas zu beruhigen. Wenn es gut läuft, gewinnst du auch Stück für Stück das Vertrauen in deinen Körper zurück.
Die genannten Anticholinergika hemmen den Botenstoff Acetylcholin. Dieser leitet die Nachricht, dass die Blase entleert werden muss, an dein Gehirn weiter. Ohne diesen Impuls verspürst du keinen oder zumindest einen verminderten Harndrang. Eine Reizblase kann auch mit einem niedrigen Östrogenspiegel zusammenhängen. In manchen Fällen hilft deshalb auch die Einnahme von Hormonpräparaten.
Reizstromtherapie! Was erst mal seltsam klingt, hat im Grunde den gleichen Zweck wie Beckenbodenübungen. Über einen Zeitraum von drei bis sechs Monaten werden die Muskeln des Beckenbodens mit zarten Reizstromstößen angeregt und so gestärkt. Eine Reizstromtherapie wird zum Beispiel dann durchgeführt, wenn die Therapie mit Medikamenten nicht angeschlagen hat.
Die letzte Hilfe ist wie so oft die Operation. Wenn keine der genannten Therapiemöglichkeiten hilft, wird operiert. Dabei wird zum Beispiel die Harnblase durch ein Stück des Dünndarms vergrößert. Auch eine komplette Blasenentfernung ist möglich, wenn diese anschließend durch eine Ersatzblase, ebenfalls aus einem Stück Darm, ersetzt wird.
Bestimmte Voraussetzungen sorgen dafür, dass Frauen öfter unter einer Reizblase leiden als Männer. Ein Grund für diesen Unterschied ist die kürzere Harnröhre bei Frauen. Dadurch können Keime leichter ein- und tiefer vordringen. Auch die Hormonschwankungen während der Periode und später bei der Umstellung des Körpers in den Wechseljahren sind Gründe, warum Frauen häufiger als Männer von einer Reizblase betroffen sind.
Eine Reizblase ist gar nicht reizend. Die Krankheit beeinträchtigt die Lebensqualität der Betroffenen. Jede Location wird sofort abgescannt. Fehlt das Klo, ist Alarmstufe Rot angesagt! Aber keine Angst und vor allem keine Scham: Eine Reizblase kann gut therapiert werden. Wichtig ist, dass du als betroffene Person offen und ehrlich mit dem Arzt oder der Ärztin darüber sprichst. Neben einem Pinkeltagebuch können dir zum Beispiel Beckenboden- oder Blasentraining helfen.