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Weniger HPV-Impfungen bei Kindern und Jugendlichen in Sachsen-Anhalt: Rückgang um mehr als ein Viertel

Magdeburg, 17. November 2023. HPV-Impfungen gehen in Sachsen-Anhalt dramatisch zurück. 2022 wurden 27 Prozent weniger Kinder und Jugendliche als im Vorjahr gegen Krebs geimpft. Damit liegt Sachsen-Anhalt etwas über dem Bundesschnitt (Rückgang um 25 Prozent). Besonders stark ist der Rückgang bei 15-17-jährigen Jungen. Hier sanken die HPV-Impfungen um 30 Prozent. Insgesamt gab es bei Jungen ein Minus von 27 Prozent und ebenfalls bei Mädchen einen Rückgang von 27 Prozent. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Sonderanalyse des Kinder- und Jugendreports der DAK-Gesundheit. Auch der Vergleich zum Vor-Pandemie-Jahr 2019 zeigt einen rückläufigen Trend. Humane Papillomviren (HPV) werden sexuell übertragen und können unter anderem Gebärmutterhalskrebs und Krebs im Mund-Rachen-Raum hervorrufen. DAK-Landeschef Steffen Meyrich fordert eine Impf-Offensive und mehr Aufklärung über Vorteile einer HPV-Impfung.

Für die aktuelle DAK-Sonderanalyse im Rahmen des Kinder- und Jugendreports untersuchten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von Vandage und der Universität Bielefeld Abrechnungsdaten von rund 18.500 Kindern und Jugendlichen bis einschließlich 17 Jahren, die bei der DAK-Gesundheit in Sachsen-Anhalt versichert sind. Analysiert wurden anonymisierte Versichertendaten aus den Jahren 2017 bis 2022.

Starke Rückgänge im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit
„Nach der Corona-Pandemie ist leider der erhoffte Nachholeffekt ausgeblieben: 2022 erhielten 56 Prozent weniger Kinder und Jugendliche erstmalig eine Impfung gegen Krebs als 2019“, sagt Steffen Meyrich, Landeschef der DAK-Gesundheit in Sachsen-Anhalt. HPV-Impfungen sind besonders wichtig, denn sie können junge Menschen vor Krebserkrankungen schützen. Sowohl bei Mädchen als auch bei Jungen. „Daher ist es besorgniserregend, dass im Vergleich zu 2019 die Zahlen bei Jungen mit 64 Prozent stärker zurück gingen als bei Mädchen mit 41 Prozent. Auch geht der deutliche Negativtrend vor allem in der Altersgruppe der 15- bis 17-Jährigen weiter – insbesondere bei jugendlichen Jungen mit einem Minus von 76 Prozent“, so Meyrich“. „Wir brauchen deshalb eine Impf-Offensive im Kontext HPV, um vor der Krankheit zu schützen. Vor allem Eltern müssen für die Vorteile einer HPV-Impfung sensibilisiert und eine mögliche Impfskepsis muss abgebaut werden. Wichtig ist, dass wir eine Trendumkehr schaffen, damit in Zukunft wieder mehr Kinder und Jugendliche gegen Krebserkrankungen geschützt werden können. Denn auch der Anteil erstmalig geimpfter Kinder, die ins impfrelevante Alter von neun Jahren eintreten, ist im Landesdurchschnitt 2022 zuletzt gesunken.“

Geringe Impfquoten vor allem bei jugendlichen Jungen
Die DAK-Auswertung zeigt, dass 2022 deutlich weniger Kinder und Jugendliche aus Sachsen-Anhalt erstmalig eine HPV-Impfung erhalten haben als 2021. So gingen die Impfungen bei Mädchen um 27 Prozent und bei Jungen ebenfalls um 27 Prozent zurück. Besonders stark sanken die Erstimpfungszahlen bei jugendlichen Jungen im Alter von 15- bis 17-Jahren. Hier steht ein Minus von 30 Prozent.

„Die Ergebnisse des DAK-Kinder- und Jugendreportes 2023 zeigen leider eine deutlich rückläufige HPV-Erstimpfungsquote. Der Anteil der gegen HPV geimpften Kinder war schon vor der Pandemie nicht besonders hoch, gerade im Vergleich zu anderen europäischen Ländern. Nun ist er besorgniserregend niedrig“, so Dr. Thomas Fischbach, Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzt*innen e. V. (BVKJ). „Darüber, wie dieser massive Rückgang zu erklären ist, kann ich nur spekulieren. Sicherlich hat die HPV-Impfung im Zuge der hohen medialen Aufmerksamkeit rund um die Corona-Schutzimpfung zeitweise weniger Beachtung erfahren. Auch kann ich eine leicht erhöhte Impfskepsis beobachten, ausgelöst durch die vielen Diskussionen um vermeintliche Folgeschäden der Corona-Schutzimpfung. Das hat ganz bestimmt auch Auswirkungen auf die HPV-Impfung.“ Positiv zu bewerten sei der gestiegene Anteil impfender Pädiaterinnen und Pädiater. „Für die Zukunft wünsche ich mir, den Bekanntheitsgrad der HPV-Impfung durch Werbeinformationen für Eltern und Patienten weiter zu erhöhen. Da sehe ich auch die Krankenkassen und die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung in der Verantwortung“, so Fischbach weiter. „Ebenfalls wünschenswert wäre ein elektronischer Impfausweis mit einer niedrigschwelligen Informations- und Erinnerungsmöglichkeit und dass die Relevanz der HPV-Impfung im Schulunterricht stärker thematisiert wird.”

STIKO: Impfempfehlung für Mädchen und Jungen
Seit 2007 empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) eine HPV-Impfung für Mädchen und seit 2018 auch für Jungen. Humane Papillomviren (HPV) werden sexuell übertragen und können Gebärmutterhalskrebs sowie Krebs im Mund-Rachen-Raum, an weiblichen und männlichen Geschlechtsorganen und im After verursachen. Laut Robert Koch-Institut erkranken in Deutschland jedes Jahr rund 6.250 Frauen und 1.600 Männer an HPV-bedingtem Krebs. Eine Impfung sollte idealerweise vor dem ersten Geschlechtsverkehr erfolgen. Die DAK-Gesundheit übernimmt die HPV-Impfung für alle Kinder im Alter bis 17 Jahren und zusätzlich im Rahmen einer Satzungsleistung für alle 18- bis 26-Jährigen. Damit geht die Kasse über den gesetzlichen Leistungsanspruch hinaus.

Informationen zur HPV-Impfung: www.dak.de/hpv

Die DAK-Gesundheit ist mit 5,5 Millionen Versicherten, davon 114.000 in Sachsen-Anhalt, die drittgrößte Krankenkasse Deutschlands und engagiert sich besonders für Kinder- und Jugendgesundheit.

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Ann-Kathrin Wucherpfennig

Pressesprecherin Niedersachsen und Sachsen-Anhalt

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