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Mecklenburg-Vorpommern: Mehr als jedes dritte Kind ist chronisch krank

19. Februar 2019. Neurodermitis, Asthma, Heuschnupfen – in Mecklenburg-Vorpommern ist mehr als jedes dritte Kind körperlich chronisch krank. Fast jedes Zehnte leidet an einer psychischen Erkrankung mit potentiell chronischem Verlauf. Das zeigt der neue Kinder- und Jugendreport der DAK-Gesundheit. Für die Studie hat die Krankenkasse Versichertendaten von rund 19.000 Kindern in Mecklenburg-Vorpommern ausgewertet. Demnach sind mehr als 90 Prozent aller Jungen und Mädchen wenigstens einmal im Jahr beim Arzt oder im Krankenhaus. Dabei zeigt sich auch: Bereits Schulkinder leiden vermehrt unter krankhaftem Übergewicht und Rückenschmerzen. Für die Versorgung aller Minderjährigen in Mecklenburg-Vorpommern gibt die DAK-Gesundheit im Jahr 19,4 Millionen Euro aus.

Im Auftrag der DAK-Gesundheit hat die Universität Bielefeld die Gesundheits- und Versorgungssituation von Jungen und Mädchen in Mecklenburg-Vorpommern umfassend untersucht. Die repräsentative Studie mit Abrechnungsdaten aus dem Jahr 2016 liefert erstmals systematische Analysen zum Erkrankungsgeschehen bei Kindern. „Wir leisten mit dem Report Pionierarbeit und machen uns stark für Kindergesundheit“, sagt Sabine Hansen, Leiterin der DAK-Landesvertretung Mecklenburg-Vorpommern. „Wir wollen die gesundheitliche Situation von Kindern besser verstehen und sie in den Vordergrund der politischen Diskussion rücken.“

Chronische Leiden belasten die Kinder
In Mecklenburg-Vorpommern ist mehr als jedes dritte Kind körperlich chronisch krank. Jungen etwas häufiger als Mädchen. Der Kinder- und Jugendreport wertet 14 verschiedene Erkrankungen aus, die potenziell einen chronischen Verlauf nehmen können. Am stärksten verbreitet sind Neurodermitis und Heuschnupfen gefolgt von entzündlicher Darmerkrankung und Asthma. „Das sind Erkrankungen, die den Alltag für Kinder und Eltern erheblich beeinträchtigen können“, betont Sabine Hansen. Bei Asthma bronchiale führen verengte Bronchien zu rasselnder Atmung. Die Patienten leiden anfallsartig unter Husten und Luftnot. Asthma-Sprays gehören zur siebthäufigsten Arzneimittelgruppe bei Kindern.

Schon Kinder haben Rückenschmerzen
Atemwegserkrankungen stehen insgesamt auf Platz 1 der wichtigsten Erkrankungsarten im Kindesalter. Fast zwei Drittel (65 Prozent) aller Jungen und Mädchen in Mecklenburg-Vorpommern leidet mindestens einmal pro Jahr unter einem grippalen Infekt oder einer akuten Bronchitis. In der Häufigkeit dahinter folgen Infektionskrankheiten, Augenerkrankungen, Hauterkrankungen und psychische Leiden. Muskel-Skelett-Probleme wie Rückenschmerzen sind ebenfalls recht verbreitet. Jedes fünfte Kind hat wenigstens einmal im Jahr eine entsprechende Diagnose. Ab dem zwölften Lebensjahr ist weit mehr als ein Viertel aller Jungen und Mädchen betroffen. „Das ist alarmierend“, betont Hansen, „denn frühe Muskel-Skelett-Probleme können im Erwachsenenalter schwere Rückenleiden nach sich ziehen." Ein weiteres Leiden, das mit Bewegungsarmut zusammenhängt, ist krankhaftes Übergewicht. Über alle Altersgruppen hinweg sind fünf Prozent betroffen, im Alter zwischen neun und 13 Jahren mehr als sieben Prozent. „Bei Schülern der Sekundarstufe I werden für solch verhaltensbezogene Krankheitsbilder die Weichen gestellt“, kommentiert Hansen die Ergebnisse.

Weniger gesund als im Bundesdurchschnitt
Im bundesweiten Vergleich sind Kinder in Mecklenburg-Vorpommern weniger gesund als Gleichaltrige anderswo. Zwar dominieren dieselben Erkrankungen wie auf Bundesebene, aber der Anteil der betroffenen Jungen und Mädchen ist vielfach höher. So haben Kinder in Mecklenburg-Vorpommern häufiger Atemwegserkrankungen und Infektionen als im Bundesdurchschnitt (jeweils plus 13 Prozent). Auch von etwas selteneren Erkrankungen sind sie stärker betroffen: So zeigt die Studie mehr Fälle von Problemen mit dem Verdauungs- oder Muskel-Skelett-System (plus 24 Prozent beziehungsweise plus 17 Prozent). „Mit dem Kinder- und Jugendreport liegen belastbare Zahlen zur regionalen Häufigkeit bestimmter Erkrankungen im Vergleich zum Bundesdurchschnitt vor“, erklärt Julian Witte von der Universität Bielefeld als Co-Autor der Studie. „Es ist die erste kontinuierliche und erkrankungsartenübergreifende Analyse von regionalen Abrechnungsdaten einer gesetzlichen Krankenkasse.“

„Unterschied zwischen Stadt und Land ist größer als gedacht“
Sieben von zehn DAK-versicherten Minderjährigen in Mecklenburg-Vorpommern wachsen in ländlich geprägten Gebieten auf. Der Kinder- und Jugendreport zeigt, dass diese Jungen und Mädchen anders krank sind als Gleichaltrige aus der Stadt: Stadtkinder leiden häufiger unter Viruserkrankungen, Zahnkaries und grippalen Infekten. Landkinder haben hingegen eher eine Allergie. „Unser Report belegt, dass der Unterschied zwischen Stadt- und Landkindern in Sachen Gesundheit größer ist als gedacht“, betont Sabine Hansen. „Allerdings kennen wir die Gründe für diese beobachteten Zusammenhänge nicht. Es kann an den Versorgungsstrukturen liegen, an der Umwelt, oder auch am Verhalten der Eltern.“ Tatsächlich zeigt der Report, dass der Bildungsstatus der Eltern den Gesundheitszustand ihrer Kinder beeinflusst. So leiden Kinder von Eltern ohne Ausbildungsabschluss bis zu 2,8-mal häufiger unter Karies als der Nachwuchs von Akademikern.

Prävention an Schulen und Kitas ausweiten
Auf Grundlage des Reports will die DAK-Gesundheit die bestehende Versorgung von Kindern und Jugendlichen weiter optimieren. Außerdem wird die Krankenkasse ihre Prävention an Kitas und Schulen intensivieren. So soll die Präventionskampagne „fit4future“ mit der Cleven-Stiftung für mehr Bewegung, gesunde Ernährung und Stressbewältigung ausgeweitet werden. Das Programm läuft aktuell an 30 Grund- und Förderschulen in Mecklenburg-Vorpommern mit rund 4700 Schülern und soll in diesem Jahr an weiterführenden Schulen und 2020 auch in Kitas starten.

Mehr als 19 Millionen Euro für Kindergesundheit
Insgesamt zahlte die DAK-Gesundheit 2016 in Mecklenburg-Vorpommern 19,4 Millionen Euro für Kindergesundheit. Davon gingen zwei Drittel an Kliniken (42 Prozent) und niedergelassene Ärzte (26 Prozent). Arzneimittel machten etwa ein Siebtel aller Kosten aus, Heil- und Hilfsmittel zusammen 15 Prozent. Reha-Leistungen hatten mit rund einem Prozent den geringsten Anteil. Umgerechnet auf alle versicherten Jungen und Mädchen zahlte die Kasse am meisten für Säuglinge. Sie benötigten in Mecklenburg-Vorpommern im Durchschnitt pro Kopf und Jahr 1.372.

Die DAK-Gesundheit ist eine der größten Krankenkassen Deutschlands. Für die Analyse wurden die Daten von 18.660 minderjährigen Versicherten der DAK-Gesundheit in Mecklenburg-Vorpommern durch die Universität Bielefeld ausgewertet.

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