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Berlin: Frauen haben 39 Prozent mehr Fehltage als Männer

03. Mai 2016. Frauen in Berlin fehlen häufiger im Job als ihre männlichen Kollegen. Ihr Krankenstand lag im vergangenen Jahr 39 Prozent höher. In keinem anderen Bundesland ist der Unterschied bei den Ausfalltagen so groß wie in der Hauptstadt. Bundesweit beträgt er 14 Prozent. Das geht aus dem aktuellen DAK-Gesundheitsreport hervor. Die DAK-Studie zeigt auch, dass Männer und Frauen anders krank sind: So haben Berliner Männer beispielsweise 24 Prozent mehr Fehltage bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Frauen 90 Prozent mehr bei seelischen Leiden. Insgesamt blieb der Krankenstand in Berlin mit 4,4 Prozent konstant. In allen anderen Bundesländern ist der Krankenstand in 2015 angestiegen

Für die Studie wertete das IGES Institut die Fehlzeiten aller erwerbstätigen Mitglieder der DAK-Gesundheit in Berlin aus. Es wurden zudem bundesweit mehr als 5.000 Beschäftigte im Alter von 18 bis 65 Jahren befragt. Dabei ging es insbesondere um Unterschiede zwischen Männern und Frauen. Beim Krankenstand in der Hauptstadt zeigt sich: Von 1.000 erwerbstätigen Frauen fehlten 2015 im Durchschnitt pro Tag 52 bei der Arbeit, bei Männern waren es nur 38. „Damit ist der viel zitierte kleine Unterschied größer als gedacht“, sagt Cornelia Raymund, Chefin des DAK-Versorgungsmanagements in Berlin. „Die Studie verdeutlicht, dass Männer und Frauen von ganz unterschiedlichen Krankheitsprofilen betroffen sind.“ Ein Vergleich aller Bundesländer zeigt zudem: In Ländern mit einem besonders hohen Anteil berufstätiger Frauen wie in Berlin ist der Unterschied bei den Fehltagen zu den Männern besonders groß.

Fehltage bei Herzinfarkt und Brustkrebs
Berufstätige Frauen in Berlin fehlen öfter als ihre männlichen Kollegen wegen psychischer Erkrankungen wie beispielsweise Depressionen (+ 90 Prozent). Sie haben auch deutlich mehr Fehltage wegen

Krebsleiden (+ 90 Prozent), was durch das vergleichsweise frühe Auftreten von Brustkrebs bedingt ist. „Betroffene Frauen stehen oft noch
voll im Erwerbsleben“, erklärt Cornelia Raymund. Die häufigste Krebserkrankung bei Männern, der Prostatakrebs, trete hingegen erst im
höheren Alter auf – meist ab etwa 60 Jahren. „Diese Krebsfälle bei den Männern werden deshalb von unserer Statistik, die sich ausschließlich auf Erwerbstätige bezieht, meist nicht mehr erfasst“, so Raymund weiter. Männer in Berlin leiden hingegen häufiger als Frauen unter Herz-Kreislauf-Problemen (+ 24 Prozent mehr Fehltage) und sie haben 14 Prozent mehr Fehltage wegen Verletzungen.

Schwangerschaft hat Einfluss
Schwangerschaftskomplikationen spielten insgesamt eine eher kleine Rolle im Krankheitsgeschehen in Berlin. Bei genauerer Betrachtung wird aber deutlich: Sie erklären über alle Altersgruppen hinweg immerhin vier Prozent des Unterschiedes beim Krankenstand von Frauen und Männern. Bei den 30- bis 34-jährigen Frauen sind 18 Prozent des Unterschiedes auf Schwangerschaftskomplikationen zurückzuführen.

Männer sind seltener beim Arzt
Ein Teil des Unterschieds bei den Fehltagen könnte sich auch durch den anderen Umgang von Männern und Frauen mit Krankheit erklären lassen. Berufstätige Männer in Berlin besuchen im Durchschnitt nur vier Mal pro Jahr einen Arzt. Berufstätige Frauen hingegen sind etwa sieben Mal in ärztlicher Behandlung. „Selbst wenn man Vorsorgeuntersuchungen und schwangerschaftsbedingte Behandlungen nicht einrechnet, sind Männer weitaus seltener beim Arzt“, so Raymund.

Frauen neigen häufiger zu Präsentismus
Frauen engagieren sich beruflich sehr und gaben bei der Befragung im Rahmen des DAK-Reports an, häufig auch krank zur Arbeit zu gehen. Experten sprechen von Präsentismus: 68 Prozent der Frauen in Berlin gaben bei der DAK-Befragung an, 2015 mindestens einmal krank bei der Arbeit gewesen zu sein. Von den Männern sagten das 60 Prozent. Als Hauptgründe nannten Frauen, dass sie ihre Kollegen nicht hängen lassen wollten (86 Prozent) oder ihre Arbeit fertigstellen müssten (51 Prozent).

Betriebliches Gesundheitsmanagement im Fokus
„Für eine geschlechtersensible Gesundheitsförderung in den Betrieben können die Ergebnisse unserer Studie eine wichtige Grundlage sein“, sagt die Chefin des DAK-Versorgungsmanagements Cornelia Raymund. „Wo Männer und Frauen unterschiedliche Bedürfnisse haben, sollen sie von den Betrieben auch geschlechtsspezifische Angebote bekommen.“ Die DAK-Gesundheit stehe den Unternehmen in Berlin sowohl bei der Bedarfsanalyse als auch bei der Entwicklung und Evaluation von passgenauen Maßnahmen kompetent zur Seite.

Krankenstand konstant
Der DAK-Gesundheitsreport untersucht auch den Krankenstand in Berlin. Er ist mit 4,4 Prozent im Vergleich zum Bund (vier Prozent) erneut überdurchschnittlich, aber unverändert zum Vorjahr. 2015 waren demnach von 1.000 erwerbstätigen Mitgliedern der DAK-Gesundheit in Berlin durchschnittlich pro Tag 44 krankgeschrieben. Vor allem Muskel-Skelett-Erkrankungen wie beispielsweise Rückenschmerzen machten den Menschen zu schaffen. Jeder fünfte Fehltag ist auf diese Diagnose zurückzuführen. Auf Platz zwei rangierten in Berlin erneut psychische Erkrankungen mit einem Anteil von 18,3 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr sind hier die Fehltage nicht weiter angestiegen. Die Anzahl der Fehltage aufgrund von Atemwegserkrankungen wie Bronchitis stieg im Vergleich zum Vorjahr um 16 Prozent an und verursachte rund 18 Prozent aller Fehltage.

Die Branchen mit dem höchsten Krankenstand in Berlin waren 2015 der Wirtschaftszweig Verkehr, Lagerei und Kurierdienste mit 5,5 Prozent und das Gesundheitswesen mit 5,4 Prozent. Den niedrigsten Krankenstand hatten Organisationen und Verbände mit 3,3 Prozent.

Die DAK-Gesundheit ist eine der größten Krankenkassen Deutschlands. Für die Analyse wurden die Daten von rund 108.000 erwerbstätigen Mitgliedern der DAK-Gesundheit in Berlin durch das IGES Institut ausgewertet.

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