DAK Kinder- und Jugendreport 2024: Scharlach-Infektionen
Die systematische Beschreibung der gesundheitlichen Lage von Kindern und Jugendlichen sowie die Analyse beeinflussender Faktoren sind von hoher Relevanz für die öffentliche Gesundheit in Deutschland. Seit 2017 veröffentlicht die DAK-Gesundheit deshalb in Zusammenarbeit mit Vandage und der Universität Bielefeld jährlich mehrere Schwerpunktanalysen zur Gesundheit und Gesundheitsversorgung von Kindern und Jugendlichen in Deutschland. Mit fast 800.000 DAK-Versicherten im Alter von 0 bis 17 Jahren ist der DAK-Kinder- und Jugendreport eine der größten Analysen im Themengebiet.
Kernergebnisse
Im Jahr 2023 ist der Anteil der Kinder im Alter von 1 bis 14 Jahren, die aufgrund von Scharlach ärztlich behandelt wurden (39,1 Fälle je 1.000 Kinder), im Vergleich zum Vorjahr (9,6 Fälle je 1.000 Kinder) um 308 % gestiegen. Die Diagnosehäufigkeit von Scharlach erreichte damit in 2023 den höchsten Stand des Beobachtungszeitraumes 2018 bis 2023.
Während der COVID-19-Pandemie zeigte sich ein starker Rückgang der dokumentierten Scharlachdiagnosen. Der niedrigste Stand war für die 1- bis 14-jährigen Kinder im Jahr 2021 (2,4 Fälle je 1.000 Kinder) zu beobachten. Ab dem Jahr 2022 nahm die Prävalenz jedoch deutlich zu. Auch gegenüber dem Vorpandemiejahr 2019 (19,8 Fälle je 1.000 Kinder) lag die Diagnosehäufigkeit von Scharlach 2023 (39,1 Fälle je 1.000 Kinder) deutlich höher (+97 %).
Hochgerechnet auf alle Kinder in Deutschland zwischen 1 und 14 Jahren traten im Jahr 2023 ca. 439.500 Scharlachfälle auf.
Detailergebnisse
Nachfolgend werden die administrativen Diagnosehäufigkeiten von Scharlach (ICD-10-Code A38.-) dargestellt. Der Fallaufgriff erfolgte wie folgt:
- Alle ganzjährig-versicherten (Ausnahme: Neugeborene) DAK-versicherten Kinder und Jugendlichen im Alter von 0 bis 17 Jahren.
- Ambulante Diagnosen, gesichert, wenigstens eine Dokumentation.
- Stationäre Diagnosen, Haupt- oder Nebendiagnose, wenigstens eine Dokumentation.
- Gezählt werden einzelne Personen je Jahr, d. h. je Diagnose (ICD-10-Code) wird eine Person je Beobachtungsjahr auch dann nur einmal gezählt, wenn dieselbe Diagnose bei der Person im Rahmen von zwei unterschiedlichen Versorgungskontakten (beispielsweise einem Arztbesuch und einem Krankenhausaufenthalt) dokumentiert wird.
Die höchste relative Steigerungsrate der administrativen Prävalenz zwischen 2022 und 2023 weisen die 10- bis 14-jährigen Schulkinder auf (+412 %), wobei Scharlach in dieser Altersgruppe im Vergleich zu den 1- bis 9-Jährigen seltener vorkommt. Auch für Grundschulkinder (5 bis 9 Jahre) zeigt sich zwischen 2022 und 2023 ein deutlicher Anstieg der Diagnosehäufigkeit (+365 %), wobei im Jahr 2022 13 Fälle je 1.000 Kinder beobachtet wurden und 2023 61 Fälle je 1.000 Kinder. Bei den 1- bis 4-jährigen Kleinkindern ist, ausgehend vom Jahr 2022 (14 Fälle je 1.000 Kinder) zum Jahr 2023 (45 Fälle je 1.000 Kinder), ein Anstieg der Prävalenz von Scharlach um 219 % zu verzeichnen.
Scharlach bei Kindern
Hier erfahren Sie mehr über die Krankheit.
Hochgerechnet auf alle Kinder in Deutschland zwischen 1 und 14 Jahren traten im Jahr 2023 ca. 439.500 Scharlach-Fälle auf. Streptokokken können neben Scharlach diverse andere Erkrankungen wie bspw. Mandelentzündungen oder Borkenflechte auslösen. Eine Analyse dieser Erreger-gleichen Erkrankungen ist lohnend, um weitere Erkenntnisse über die Entwicklung der Infektionskrankheiten vor, während und nach der COVID-19-Pandemie zu generieren.
Download: Sonderanalyse Scharlach
Datengrundlage und Methodik
Zur Beschreibung der gesundheitlichen Lage von Kindern und Jugendlichen in Deutschland stehen verschiedene Datenarten zur Verfügung. Grundsätzlich lässt sich dabei zwischen Primärdaten (z. B. aus Befragungen von Kindern bzw. deren Eltern) sowie Sekundär- bzw. Routinedaten unterscheiden. Routinedaten im Gesundheitswesen sind standardisierte Informationen, die in erster Linie zum Zwecke der Leistungsabrechnung zwischen Kostenträgern und Leistungserbringern erhoben werden. Dies sind bspw. Daten der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV), Renten- und Unfallversicherung, aber auch der amtlichen Statistik (z. B. Krankenhausdiagnose- oder DRG-Statistiken). Im Gegensatz zu Primärdaten, die eigens für den wissenschaftlichen Verwendungszweck erhoben werden, handelt es sich bei Routinedaten somit um bereits vorliegende Daten, die zunächst für andere, nicht primär wissenschaftliche Zwecke erhoben wurden. Die zu Abrechnungszwecken zwischen Leistungserbringenden und Krankenkassen übermittelten Daten in der GKV sind durch gesetzliche Bestimmungen (insbesondere im fünften Sozialgesetzbuch, SGB V) und Verordnungen weitgehend formalisiert und standardisiert. Sie umfassen unter anderem Informationen zu:
- Versichertenstammdaten
- stationäre Versorgung (§ 301 Abs. 1 SGB V)
- vertragsärztliche Versorgung (§ 295 Abs. 2 SGB V)
- Arzneimittelversorgung (§ 300 Abs. 1 SGB V)
- Vorsorgeleistungen und stationäre Rehabilitation (§ 301 Abs. 4 SGB V)
- Heilmittelversorgung (§ 302 SGB V)
- Hilfsmittel (§ 302 SGB V)
- Arbeitsunfähigkeit und (Kinder-)Krankengeld (§ 295 Abs. 1 SGB V)
Die Daten geben versichertenbezogen Auskunft über die zulasten der GKV abgerechneten Leistungen. Nicht berücksichtigt sind dagegen individuelle Gesundheitsleistungen oder sonstige privat abgerechnete Leistungen, die nicht von der GKV erstattet werden. Versichertenindividuell und im Längsschnitt lassen sich auf dieser Grundlage auch komplexere Analysen für unterschiedliche epidemiologische und versorgungsbezogene Indikatoren durchführen. Zu diesen gehören unter anderem:
Epidemiologische Indikatoren
- Administrative Diagnoseprävalenz
- Administrative Diagnoseinzidenz
- Häufigkeit von Komorbiditäten
- Demografie-, diagnose- oder versorgungsbezogene Risikoassoziationen
Versorgungsbezogene Indikatoren
- Inanspruchnahme ambulant-ärztlicher Leistungen nach Fachgruppen und abgerechneter Leistungsziffern
- Inanspruchnahme ambulanter nicht-ärztlicher Leistungen nach Fachgruppen und abgerechneter Leistungsziffern
- Krankenhausaufenthalte inkl. Haupt- und Nebendiagnosen sowie dokumentierter Prozeduren und Leistungen
- Arzneimittelverschreibungen (Rezeptinformationen) inkl. Präparat (ATC und PZN) und Dosierung
- Heil- und Hilfsmittelverschreibungen
Demografische Informationen
- Alter
- Geschlecht
- Wohnort (Bundesland, Gemeindeschlüssel)
- Sozialökonomischer Status, approximiert über den German Index of Socioeconomic Deprivation (GISD)
Als Analysezeitraum stehen derzeit vollständig 01/2018 bis 12/2023 zur Verfügung.