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PornLoS: Projekt zur verbesserten Therapie bei Porno-Sucht

Für die einen ist Pornografie eine Bereicherung der Sexualität, für andere wird der Pornografiekonsum problematisch. In diesem Fall spricht man von einer Pornografie-Nutzungsstörung (PNS) oder kurz von Porno-Sucht. Diese sexuelle Sucht hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) als psychische Erkrankung anerkannt. Anders als bei anderen Süchten gibt es zur Porno-Sucht aber bisher kaum wissenschaftlich etablierte Behandlungskonzepte. Genau hier setzt das Projekt PornLoS mit einem speziellen Programm an. Derzeit werden noch Patientinnen und Patienten gesucht.

Ziel des Projekts

Wie werden Menschen am effektivsten therapiert, wenn das Anschauen von Pornos zum Zwang wird und dadurch das Leben der Betroffenen negativ beeinflusst? Das ist die Ausgangfrage, die sich das Projekt gestellt hat. Es zielt darauf ab mit einem speziellen, intensiven Behandlungsprogramm Betroffenen besser bei ihrer Pornografie-Sucht zu helfen. Die wissenschaftliche Begleitung des Projekts überprüft, ob die neue Versorgung den herkömmlichen Angeboten überlegen ist. Wenn das der Fall ist, soll das besondere Behandlungsprogramm in die Regelversorgung der gesetzlichen Krankenkassen aufgenommen werden.

Wie funktioniert das Projekt?

Im Rahmen des auf dreieinhalb Jahre angelegten Projekts PornLoS wird eine neue psychotherapeutische Versorgung für Betroffene umgesetzt. Daran wirken acht psychotherapeutische Koordinationszentren sowie weitere rund 150 niedergelassene Psychotherapeutinnen und -therapeuten in den drei Bundesländern Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland im Projekt mit.

Die am Projekt teilnehmenden Patienten und Patientinnen werden per Zufall auf drei unterschiedliche Therapiestränge verteilt:

  • Therapieziel „Abstinenz“, also ein vollständiger Verzicht auf pornografische Inhalte
  • Therapieziel „reduzierte Nutzung“
  • Eine dritte Gruppe erhält die bisher übliche Therapie, um als Vergleichsgruppe zu dienen. 

Wer kann an dem Projekt teilnehmen?

Teilnehmen können Frauen und Männer aller gesetzlichen Krankenkassen, die unter einer Pornografie-Nutzungsstörung leiden. Auf der Internetseite des Projekts www.pornlos.de gibt es einen Selbsttest, der bei der Einschätzung hilft, ob man möglicherweise betroffen ist.
Insgesamt können sich ca. 320 Patientinnen und Patienten ab 18 Jahren aus den Bundesländern Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland ab dem 1. Februar 2024 an acht Standorten (Frankfurt, Marburg, Gießen, Kassel, Landau, Trier, Mainz und Saarbrücken) professionell psychotherapeutisch behandeln lassen.


Welche Behandlung bietet das Projekt?

  • Die Eingangsdiagnostik erfolgt durch neu geschaffene psychotherapeutische Koordinationszentren an den acht Standorten in Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland. 
  • Die Patienten und Patientinnen erhalten in einem Zeitraum von sechs Monaten in insgesamt 24 Einzelsitzungen ein intensives psychotherapeutisches Behandlungsprogramm
  • Sie werden von niedergelassenen Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten behandelt, die für das Krankheitsbild besonders weitergebildet wurden und durch die genannten Koordinationszentren unterstützt werden.
  • Eine App unterstützt die psychotherapeutische Behandlung. Patienten und Patientinnen können so z. B. in der App ihre Stimmungen und Gedanken sowie Daten zu ihrer aktuellen Pornografie-Nutzung erfassen und digitale Tools zur Impulskontrolle nutzen.
  • Alle Patienten und Patientinnen nehmen im Rahmen einer Gruppenpsychotherapie an sechs Einheiten einer sogenannten Psychoedukation teil. Dabei tauschen sie sich über Themen aus wie z. B. Pornografie und Partnerschaft, Umgang mit Auslösern, Freizeitverhalten und Selbsthilfegruppen, Wiedergewinnung der Impulskontrolle sowie Rückfallmanagement.
  • Die Psychoedukation übernehmen die Koordinationszentren, so dass der Fokus der Einzelpsychotherapien auf dem individuellen Therapiekonzept liegen kann.
  • Im Rahmen der Gruppentherapie erhalten Betroffene niederschwellige Angebote, freiwillig Selbsthilfegruppen zu nutzen, wo sinnvoll.
  • Bei Bedarf wird eine Paarberatung bei profamilia vermittelt, da Porno-Sucht oftmals auch die Partnerschaft oder familiäre Beziehungen belastet.

Kontakt

Prof. Dr. Rudolf Stark
Professur für Psychotherapie und Systemneurowissenschaften
Justus-Liebig-Universität Gießen
Otto-Behaghel-Str. 10H
35394 Gießen
E-Mail: info@pornlos.de 

Weitere Informationen finden Sie unter:

Hintergrund

PornLoS wird von unterschiedlichen Partnern unterstützt. Federführender Konsortialpartner ist die Justus-Liebig-Universität Gießen. Geleitet wird das auf dreieinhalb Jahre angelegte Forschungsprojekt von Prof. Dr. Rudolf Stark, Professor für Psychotherapie. Konsortialpartner des Projekts sind die Techniker Krankenkasse (TK) und die DAK-Gesundheit. Unterstützt wird das Projekt u.a. von Hochschulen in Hessen, Rheinland-Pfalz und der Universität des Saarlandes sowie von weiteren kooperierenden Krankenkassen. Gefördert wird das Projekt mit 5,4 Millionen Euro aus dem Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses. Das Akronym PornLoS steht für Pornografie-Nutzungsstörung – Leben ohne Suchtdruck.

Aktualisiert am:
040 325 325 555

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