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Wechseljahre erklärt von Frauenärztin Dr. Sheila de Liz

Symbolbild: Frauenärztin und Bestsellerautorin Dr. Sheila de Liz

Die Wechseljahre. Bereits der Gedanke an die Menopause lässt manch eine Frau zusammenzucken. Gelassen und freudig begegnet kaum eine dieser besonderen Lebensphase, die auch der Beginn der zweiten Lebenshälfte ist.

Frauenärztin und Bestsellerautorin Dr. Sheila de Liz hält das Bild von den Wechseljahren für hoffnungslos veraltet. Sie wünscht sich ein anderes Bewusstsein und mehr Aufklärung, damit Frauen gesund und möglichst glücklich durch diese Zeit kommen. Dazu gehört für sie, das Identifizieren von Beschwerden und die Bereitschaft, etwas dagegen zu tun. Denn eines ist der Frauenärztin besonders wichtig: "Keine Frau muss da irgendwie ,durch'. Wir können viel für unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden tun und uns weiterhin stark und sexy fühlen." 

Hier beantwortet Frauenärztin und Bestsellerautorin Dr. Sheila de Liz die wichtigsten Fragen zu den Wechseljahren.

Woran erkennt eine Frau, dass sie in den Wechseljahren ist? Welche Symptome weisen darauf hin?

Dr. Sheila de Liz: "Die Symptome können ganz individuell sein- von einem veränderten Menstruationszyklus bis hin zu unerklärlichen Herzrythmusstörungen bei normalem Zyklus. Im Grunde muss man bei allen neuen gesundheitlichen Veränderungen ab dem 40. Lebensjahr wachsam sein und überprüfen lassen, ob sie nicht doch aufgrund von ersten hormonellen Störungen ausgelöst wurden. Viele Patientinnen fragen daher, nach einem spezifischen ,Test' für die Wechseljahre, was aber gar nicht so einfach ist, weil ein Bluttest beispielsweise nur eine Momentaufnahme darstellt, wie eine Art Selfie der Hormone. Ich würde dennoch dazu raten, bei unklaren Beschwerden in der zweiten zyklushälfte sich die Hormone im Blut bestimmen zu lassen."

Woran liegt es, dass einige Frauen bereits mit Mitte 30 in die Wechseljahre kommen und dann keine Kinder mehr bekommen können?

Dr. Sheila de Liz: „Oft ist unbekannt, was frühzeitig die Wechseljahre auslöst. In vielen Fällen ist es erblich. Wenn also die eigene Mutter mit Mitte 30 bereits in die Wechseljahre kam, kann das ein Grund sein. Oft sind es aber auch große Traumata: Hungersnöte (wie auch bei Essstörungen) , seelische Traumata und natürlich auch gesundheitliche wie Krebserkrankungen können den Einsatz der Wechseljahre deutlich beschleunigen ."

Wie kommt es zu den typischen Beschwerden wie Hitzewallungen, Schlafstörungen, Gelenkschmerzen, Stimmungsschwankungen und Gewichtzunahme in der Menopause?

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Dr. Sheila de Liz: "Überall im Körper haben wir Andockstellen für weibliche Hormone, so genannte Rezeptoren. Diese sitzen unter anderem im Gehirn, in den Gelenken, in der Haut, in der Harnblase,  in der Schilddrüse, etc. Bei Hormonmangel gibt es Effekte für all diese Organsysteme. Bei den typischen Hitzewallungen ist es so, dass ein Bereich im Gehirn aus dem Lot kommt, was für die Haltung der Körpertemperaturen zuständig ist. Dies ist durchaus als Hilferuf des Körpers zu verstehen, und sollte nicht als ,normal' hingenommen oder gar ignoriert werden."

Warum bemerken einige Frauen die Wechseljahre gar nicht oder kaum und andere leiden darunter?

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Sheila de Liz: "Dies liegt einerseits an der sehr individuellen Verteilung der Rezeptoren im Körper, anderseits daran, dass die meisten Frauen nicht wissen, was alles zu den Wechseljahren dazu gehört: meistens sagen diese Frauen dass sie zwar keine Hitzewallungen, aber nun ständig Harnwegsinfekte haben, Verdacht auf Fibromyalgie weil ihnen alles weh tut, oder neue Depressionen, die als ,Mid-Life Crisis' oder gar "Empty Nest Syndrom" abgetan werden."

Würden Sie als Frauenärztin ihren Patientinnen dazu raten, Hormone zu nehmen? Oder gibt es Alternativen?

Sheila de Liz: "In fast allen Fällen, ja. Ein ganz klares Ja, aber nur zu den hormonellen Mittel, die exakte Kopien der Moleküle sind, die uns fehlen. Diese Körper-identischen Präparate haben nichts mit den ,Designer'-Hormonpillen der Vergangenheit zu tun, und füllen im Körper die Defizite auf, damit wir gesund bleiben, und nicht mit 70 einen Herzinfarkt, eine gebrochene Hüfte oder Harninkontinenz haben. Die in Deutschland beliebten Heilpflanzen ersetzen keine Hormone, sondern zielen darauf ab, Symptome zu lindern, was sie meistens mehr schlecht als recht tun, wenn man ehrlich ist." 

Was können Frauen selbst tun, um gut durch die Menopause zu kommen?

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Sheila de Liz: "Man ist niemals durch die Menopause 'durch', und danach ist alles wie vorher. Der Körper verändert sich massiv, und hierzu braucht es ein A-Team: ein Frauenarzt/Frauenärztin, welche die Patientin hierdurch begleitet, sowie eigene Lifestyle-Veränderungen, wie zum Beispiel Yoga, Sport, eine Ernährungsumstellung. Viele haben noch Unterstützung durch Profis aus anderen Bereichen, wie zum Beispiel Physiotherapeutinnen gegen Inkontinenz, oder Kollegen die mit TCM arbeiten. Der Punkt ist der, dass jede Menopause  - wie die Pubertät oder die Schwangerschaft - individuelle Aspekte hat, die unterschiedliche Lösungen benötigen. Meine Mission ist es, Frauen darin zu bestärken, ihren Weg zu suchen und zu finden."
Autor(in)

DAK Onlineredaktion

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