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So wirkt Alkohol im Körper

So wirkt Alkohol im Körper: Frau sitzt allein am Tisch und genießt ein Glas Rotwein

Die gesundheitlichen Risiken des Genusses von Alkohol werden noch immer unterschätzt. Denn Alkohol als Zellgift greift tatsächlich nicht nur unsere Leber an, sondern alle Organe, die mit ihm in Berührung kommen, darunter die Speiseröhre, den Magen, den Darm, das Herz.

Alkohol ist nach Angaben des Deutschen Krebsforschungszentrums an der Entstehung von zahlreichen Krebserkrankungen beteiligt. Was Alkohol ist, wie er im Körper wirkt und abgebaut wird, erfährst du in diesem Artikel. 

Was ist Alkohol?

Alkohol ist eine Flüssigkeit, die durch die Vergärung kohlenhydrathaltiger Flüssigkeiten entsteht. Bei der alkoholischen Gärung verwandeln Mikroorganismen die in Früchten, Getreide oder Kartoffeln enthaltene Glucose zu Alkohol (Ethanol), Kohlenstoffdioxid und Wasser. Dieser Prozess findet in der Natur auch ohne menschliches Zutun statt, zum Beispiel wenn Obst länger in der Wärme liegt und sich Bakterien und Hefen auf der Oberfläche vermehren. Auch das menschliche Blut enthält von Natur aus etwas Alkohol, und zwar 0,02 – 0,06 Promille.

Alkoholische Getränke wie Bier und Wein entstehen direkt durch alkoholische Gärung. Spirituosen wie Brände, Rum oder Wodka durch Destillation des Alkohols und der Aromastoffe. Der Alkoholgehalt eines alkoholischen Getränkes wird in Volumenprozent angegeben. Er liegt bei Bier im Durchschnitt bei 5 Volumenprozent und bei Wein etwa bei 12 Prozent. Spirituosen enthalten mindestens 15 Prozent Alkohol, oft auch weitaus mehr. Als Getränk mit dem höchsten Alkoholgehalt gilt Absinth mit 70 bis 90 Prozent Volumenalkohol.

Wie wirkt Alkohol im Gehirn?

Wenn wir Alkohol zu uns nehmen, gelangt er innerhalb von einigen Minuten über die Schleimhäute in Mund, Magen und vor allem im Dünndarm in unser Blut, das Nervensystem und so nach und nach in sämtliche Organe unseres Körpers. Ist der Magen leer, wird der Alkohol besonders schnell absorbiert. Der Blutalkoholgehalt steigt nach dem Verzehr von Alkohol in einem Zeitraum von etwa 45 bis 75 Minuten auf sein Maximum an.

Alkohol kann die Wahrnehmung und Aufmerksamkeit beeinflussen. Gleichzeitig kann er Konsumentinnen und Konsumenten in eine zunächst angenehme Stimmung versetzen, uns gelöster und weniger ängstlich machen. Doch aus Schwips und Rausch werden bei Fortsetzung des Alkoholkonsums schnell weniger angenehme Zustände. Mit jedem Glas, das wir trinken, wird die Wahrnehmung und Reaktionsfähigkeit weiter eingeschränkt, oft kommen Schwindel und Übelkeit dazu. Und wer sehr viel trinkt, kann sogar bewusstlos werden, ins Koma fallen oder sterben.

So wirkt Alkohol mit steigender Promillezahl

Promille

Wirkung

ab 0,3 Promille

Anstieg der Risikobereitschaft, leichte Verminderung der Sehleistung

ab 0,8 Promille

Konzentrationsschwächen, Störungen der Wahrnehmung und des Gleichgewichtssinns

ab 1 Promille

Die Reaktionsfähigkeit ist merklich gestört, Schwindel, Verwirrtheit, Orientierungsprobleme und erhöhte Aggressionsbereitschaft 

ab 2 Promille

Erbrechen, kaum noch Reaktionsvermögen, Muskelerschlaffung

ab 3 Promille

Bewusstlosigkeit, Gedächtnisverlust, Reflexlosigkeit

ab 4 Promille

Koma, Atemstillstand und Tod

Mit diesem Promille-Rechner kannst du grob berechnen, welcher Alkoholkonsum bei deinem Körpergewicht zu welchem Blutalkoholwert führt.

So macht Alkohol körperlich süchtig

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Wenn Menschen alkoholabhängig sind, haben sie oft nicht nur ein sehr starkes psychisches Verlangen nach Alkohol. Zu den Symptomen gehören auch körperliche Reaktionen auf den Entzug, zum Beispiel Zittern, Schwitzen, Krampfanfälle und Wahrnehmungsstörungen. Doch auch diese körperlichen Symptome haben ihre Ursache im Gehirn.

Körperliche Entzugserscheinungen treten bei Alkoholabhängigen unterschiedlich stark auf. In extremen Fällen kommt es zu einem Delirium tremens, eine mit Halluzinationen, Herzklopfen und starkem Zittern verbundene Bewusstseinsstörung. Ursache der Körperreaktionen auf den Entzug ist eine durch die Gewöhnung an Alkohol entstandene veränderte Hirnchemie. Denn das Gleichgewicht in unserem Belohnungszentrum verändert sich, wenn die Botenstoffproduktion im Gehirn regelmäßig durch Alkohol angeregt wird. Das Gehirn lernt, den Alkohol zu tolerieren, passt sich der Droge also an und erwartet, dass sie immer wieder geliefert wird. Fällt die sedierende Wirkung des Alkohols durch Entzug dann plötzlich weg, fehlen die dämpfenden Botenstoffe und es kommt zu Überreaktionen des Nervensystems. Diese dauern einige Stunden oder Tage – solange, bis der Körper die Botenstoffe durch eigene Kraft wieder in ein Gleichgewicht gebracht hat.

Wie wirkt Alkohol auf die anderen Organe?

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Alkohol verteilt sich nach Aussage der Stiftung Gesundheitswissen innerhalb weniger Minuten im Blutkreislauf und – da er gut wasserlöslich ist – in den hauptsächlich aus Wasser bestehenden Geweben und Organen wie Herz, Gehirn, Muskeln und Gefäßen. Als Zellgift kann er die Zellwand durchdringen und die Eiweiße und sogar die DNA in der Zelle schädigen. Als eine von vielen unmittelbaren Reaktionen erhöht Alkohol die Herzfrequenz und kann Herzrhythmusstörungen oder Herzrasen verursachen.

Außerdem setzt er die Leber unter Stress und schädigt sie. Sie ist als Entgiftungszentrale des Körpers dafür verantwortlich, Alkohol aus dem Blut herauszufiltern. Dabei entsteht das ebenfalls giftige Acetaldehyd. Es greift ebenfalls die Leberzellen an und fördert die Entstehung von Leberkrebs. Bei regelmäßigem Alkoholmissbrauch verfettet die überlastete Leber und es droht im ersten Schritt eine Leberentzündung und später möglicherweise eine nicht umkehrbare Vernarbung des Lebergewebes (Leberzirrhose).

Wie funktioniert der Alkoholabbau im Körper?

Alkohol wird in geringen Mengen auch ausgeatmet und über die Haut abgebaut, doch über 90 Prozent des Alkoholabbaus findet in der Leber statt. Sie filtert laut Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung mehr als 1,5 Liter Blut in der Minute und sortiert, welche Stoffe im Blut verwertet, gespeichert und sofort eliminiert werden müssen. Bei Alkohol im Blut konzentriert sich die Leber vorrangig darauf, den Giftstoff Ethanol möglichst schnell wieder abzubauen. Dafür schaltet sie in den Alkoholstoffwechsel und baut Alkohol zunächst mithilfe des Enzyms ADH in das giftige Acetaldehyd um. Aus Acetaldehyd entsteht mithilfe anderer Enzyme in einem zweiten Schritt Essigsäure und schließlich Fett, Kohlendioxid und Wasser.

Wenn du dich fragst: Wie kann ich die Leber unterstützen und den Alkohol schneller aus dem Körper bekommen, ist die Antwort leider: gar nicht. Denn den Prozess des Alkoholabbaus im Körper kann man, anders als viele glauben, weder mit einer kalten Dusche noch mit einer herzhaften Mahlzeit oder dem Trinken von viel Wasser wesentlich beschleunigen. Er hängt lediglich von der Leistungsfähigkeit der Leber ab.

Pro Stunde kann die Leber laut Bundesverband Deutscher Internistinnen und Internisten etwa 1 Gramm Alkohol auf 10 Kilogramm Körpergewicht abbauen. Ausgerechnet bedeutet dies: bei einer 55 Kilogramm schweren Frau dauert es etwa zwei bis drei Stunden, bis sie ein kleines Glas Wein (0,125 Liter) wieder abgebaut hat.

Insgesamt ist bei Frauen die Leber etwas weniger leistungsfähig als bei Männern, weil sie weniger von den beim Alkoholabbau nötigen Enzymen produziert. Auch bei älteren Menschen arbeitet die Leber langsamer als bei jungen Leuten, so dass man tatsächlich Alkohol im höheren Alter schlechter „verträgt“. Die Frage, wie gesund man ist, ob man Medikamente einnimmt oder raucht, spielt ebenfalls eine Rolle bei der Verarbeitung des Alkohols im Körper.

Warum wird man in der Nacht wach, wenn man Alkohol getrunken hat?

Obwohl Alkohol eine beruhigende Wirkung hat, eignet er sich nicht als Schlafhilfe oder Schlummertrunk. Vielleicht kennst du das auch: Zunächst fällt man zwar tatsächlich leichter in den Schlaf, doch ein paar Stunden später wacht man oft wie gerädert auf.

Wenn du mitten in der Nacht aufwachst, kann das daran liegen, dass die sedierende Wirkung des Alkohols nachlässt und der Körper nun die Folgen des Alkoholabbaus spürt. Schließlich arbeiten Leber und Verdauungssystem auf Hochtouren. Eine Folge ist verstärkter Harndrang, aber auch vermehrter Durst kann nun entstehen, denn der Alkohol hat deinem Körper nicht nur Mineralstoffe, sondern auch viel Wasser entzogen. Und auch wenn du nicht aufwachst: Alkohol verändert den Schlafrythmus und verkürzt zum Beispiel die für die Erholung wichtigen REM-Phasen. Dass führt dazu, dass wir uns nach durchgezechten Abenden am nächsten Morgen müde fühlen, auch wenn wir eigentlich lang genug geschlafen haben.

Autor(in)

Journalistin für Medizin und Gesundheitsthemen

Qualitätssicherung

DAK Fachbereich

Quellenangaben

Aktualisiert am:
040 325 325 555

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