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Weltweit werden jedes Jahr 23 Millionen Fehlgeburten gemeldet. Das bedeutet, dass offiziell alle 44 Minuten eine Frau auf diese Weise ihr Kind verliert. Expertenschätzungen gehen sogar davon aus, dass es inoffiziell deutlich mehr sind. Die Gründe: Zahlreiche Frauen sprechen nicht darüber oder bemerken es nicht.
Jede zehnte Frau erlebt einmal in ihrem Leben eine Fehlgeburt. Knapp 2 Prozent sogar öfter. Das haben Wissenschaftler in einer Studie festgestellt, die unter Leitung von Professor Siobhan Quenby am Tommy's National Centre for Miscarriage Research an der Universitätsklinik von Coventry and Warwickshire in Großbritannien durchgeführt wurde. sind davon überzeugt, das Phänomen sei viel zu lange heruntergespielt und nicht ernst genommen worden. In den Jahren 2016, 2017, 2018 und 2019 starben durchschnittlich rund 2.700 Babys und Föten durch eine Fehlgeburt in Deutschland. Das heißt, pro Tag erleiden offiziell etwas mehr als sieben Frauen in der Bundesrepublik das Trauma einer Fehlgeburt.
Schwangerschaften und die Geburt eines Kindes sind meist freudige Ereignisse – aber leider nicht immer. Manchmal nimmt eine Schwangerschaft ein unerwartetes, emotional schmerzhaftes Ende.
Aus medizinischer Sicht wird eine Fehlgeburt unter anderem wie folgt definiert:
Abort/Fehlgeburt: vollständiger oder teilweiser Abgang von Schwangerschaftsmaterial mit abgestorbenem Fetus. Von einem Frühabort spricht am bis zum Ende der 12. SSW, von einem Spätabort zwischen der 12. und 24. SSW.
Ein Abort lässt sich in unterschiedlichen Phasen einteilen:
Eine drohende Fehlgeburt wird meist von leichten Blutungen begleitet. Oft treten ziehende Schmerzen auf. Der Muttermund bleibt dabei geschlossen und es kommt zu keinem Gewebeabgang.
Bei einer beginnenden Fehlgeburt spricht man auch von einer irreversibel gestörten Schwangerschaft. Der Muttermund ist teilweise geöffnet. Es kommt zu krampfartigen Unterleibsschmerzen sowie zu starken Blutungen.
Tritt eine unvollständige Fehlgeburt ein, wird nur ein Teil des Gebärmutterinhaltes ausgestoßen und es können zum Beispiel Teile der Plazenta zurückbleiben. Kommt es zu einer vollständigen Fehlgeburt, wird die Fruchtanlage – also der Fetus, die Eihäute und die Plazenta – in ihrer Gänze ausgestoßen.
Gibt es unterschiedliche Fehlgeburten?
Auch wenn die traurige Konsequenz die gleiche ist, unterscheidet man wie oben angeführt anhand des Zeitpunkts und des Gewichts des Kindes zwischen einer Fehl- und einer Totgeburt.
Es gibt verschiedene Symptome, die eine Fehlgeburt ankündigen können. Zu den häufigsten zählen krampfartige Unterbauchschmerzen, vaginale Blutungen sowie das Einsetzen frühzeitiger Wehen. Wenn du eines oder mehrere dieser Symptome hast, raten wir dir, sofort ärztliche Hilfe aufzusuchen.
Laut einer Veröffentlichung des österreichischen Gesundheitsministeriums erfolgt der größte Teil der Fehlgeburten vollkommen unbemerkt direkt nach der Befruchtung. Das passiert, wenn sich das befruchtete Ei nicht korrekt einnisten kann und dadurch die vorgesehene Entwicklung ausbleibt. In diesem Fall wird das befruchtete Ei mit einer Blutung ausgestoßen. Dieser Vorgang wirkt wie eine normale Monatsblutung. Solltest du deine Periode zu einem ungewöhnlichen Zeitpunkt bekommen, kann eine Fehlgeburt die Ursache sein.
Das gilt auch für die Bewegungen deines Kindes im Bauch: Bei späten Fehl- oder Totgeburten kann das plötzliche Fehlen der Bewegungen des Kindes ein Anzeichen sein.
Leider gibt es auch Fehl- oder Totgeburten, bei denen keinerlei Symptome auftreten. Diese werden meist bei einer regulären Schwangerschaftsuntersuchung festgestellt.
Was sind die Ursachen für eine Fehlgeburt? Dr. Thomas Philipp vom Donauspital SMZ-Ost der Stadt Wien ist dort in der geburtshilflich-gynäkologischen Abteilung tätig. Er hat sich mit den Ursachen für Fehlgeburten beschäftigt. Experten unterscheiden zwischen Ursachen beim Kind, bei der Mutter und beim Vater.
Ursache | Erklärung |
---|---|
Tumor in der Gebärmutter | Die Versorgung des Kindes kann durch einen Gebärmuttertumor gestört werden. Ein dort angesiedelter Tumor kann auch die Einnistung einer befruchteten Eizelle verhindern. |
Infektion | Krankheitserreger können die Gebärmutterschleimhaut oder auch den Gebärmutterhals infizieren. Die folgende Entzündung kann die Plazenta und das Kind erreichen. |
Gebärmutterhalsschwäche | Es kann passieren, dass sich der Gebärmutterhals zu früh öffnet. Das kann dazu führen, dass das Kind nicht mehr gehalten werden kann oder Keime in die Gebärmutter gelangen. |
Alter | Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko, eine Fehlgeburt zu erleiden. |
Viele Schwangerschaften | Zahlreiche vaginale Geburten können zu einer Gebärmutterhalsschwäche führen. |
Hormonelle Störungen | Hormonelle Störungen wie die Gelbkörperschwäche können ein Grund für Fehlgeburten sein. Auch Diabetes ist ein Auslöser. |
Dass die Ursachen für eine Fehlgeburt bei beiden Elternteilen liegen können, war lange nicht bekannt. Zum Beispiel können defekte Spermien ein Faktor dafür sein, dass sich das Abort-Risiko erhöht. Aufschluss geben kann hier ein Spermiogramm. Die Ergebnisse zeigen die Anzahl, das Aussehen sowie die Beweglichkeit der Spermien.
Auch äußere Faktoren können zu einer Fehlgeburt führen. Hierzu zählen:
Nimmt eine werdende Mutter in der Schwangerschaft Drogen, kann das die Wahrscheinlichkeit einer Fehlgeburt dramatisch erhöhen.
An der Berliner Charité wurde in einer Studie untersucht, ob Stress das Risiko für eine Fehlgeburt erhöht. Stress sorgt laut den Studienergebnissen für ein Ungleichgewicht im Hormonhaushalt und im Immunsystem während der Schwangerschaft. Ist die Produktion von Progesteron gestört, kann der Körper eine Schwangerschaft nur noch schwer aufrechterhalten. Durch Stress gestörte Immunzellen können ebenfalls einen Abort auslösen. Auch Angst scheint laut Studie einen Einfluss auf die Schwangerschaft zu haben.
Sobald du von deiner Schwangerschaft weißt, sprich diese offen bei etwaigen Arztbesuchen an.
Das Risiko einer Fehlgeburt ist auch der Grund, warum viele Ärztinnen und Ärzte von Operationen während der Schwangerschaft abraten. Auch eine Narkose kann das Risiko eines Aborts erhöhen.
„Der Verlust eines Kindes ist für Eltern das Schwerste, das man sich vorstellen kann. Die Trauer ist meistens überwältigend. Sprecht mit vertrauten Menschen. Sich einzuigeln ist, auch wenn es der erste Impuls ist, ein meist psychisch ungesunder Weg“, rät DAK-Psychologin Franziska Kath (Foto).
Anlaufstellen in ihrer Nähe finden betroffene Eltern unter folgenden Links:
„Ein weiterer Impuls ist die Suche nach einem oder einer Schuldigen. Allerdings trägt in der Regel niemand Schuld an einer Fehlgeburt. Diese Suche belastet eher, anstatt zu helfen. Statt Schuld zuzuweisen, sollte man sich bewusst sein, dass die Trauer nach einer Fehlgeburt lange dauern kann. Das ist eine der schmerzhaftesten Erfahrungen, die man jemals verarbeiten wird“, sagt die DAK-Psychologin.
Wer im Falle einer Fehlgeburt einen Gesprächspartner sucht, sollte jemanden wählen, der versteht, dass die Trauerphase nicht nach wenigen Wochen vorüber ist. Sobald jemand einen Satz mit diesem oder einem ähnlichen Wortlaut äußert, sollte man sich besser einer anderen Person anvertrauen: „Das war doch noch gar keine richtige Schwangerschaft. Alles halb so schlimm.“
„Wer den Verlust kleinzureden versucht, hat den Schmerz dahinter nicht verstanden“, so Franziska Kath.
Das bewusste Abschiednehmen ist für viele Eltern wichtig, um ihr Kind loszulassen. „Ich rate dazu, sich für den Abschied alle Zeit zu lassen, die man braucht“, so Kath. Je nach Bundesland sind vom Gesetzgeber verschiedene Möglichkeiten der Bestattung eines Kindes nach einer Fehlgeburt vorgesehen.
„Männer und Frauen trauern auf unterschiedliche Weise“, erklärt Dr. Kath. Frauen wollen meist reden, Männer reagieren oft mit Aktivismus. Sie stürzen sich zum Beispiel in die Arbeit. „Das ist“, so Franziska Kath, „eine ebenso valide Trauerstrategie wie die der Frauen. Beide Eltern sollten wissen, wie der andere trauert. So kann man sich gegenseitig dabei unterstützen.“
Es klingt wie ein Horrorszenario – und leider ist es das für viele Eltern auch. Wenn Ärztinnen und Ärzte feststellen, dass das Kind im Mutterleib tot ist, muss man es rasch entfernen. Hier spricht man von einem verhaltenen Abort: Der Fetus stirbt dabei vollkommen unbemerkt.
Erfolgt ein verhaltener Abort in der Frühphase der Schwangerschaft, also im ersten Drittel, nimmt das medizinische Personal eine Curettage vor. Dabei wird das Baby aus dem Leib der Mutter ausgeschabt. Schonender ist die sogenannte Saugcurettage. Dabei wird der Inhalt der Gebärmutter abgesaugt.
Eine Curettage kann ebenfalls notwendig werden, wenn bei einer Fehlgeburt Reste des Fetus sowie des Mutterkuchens in der Gebärmutter bleiben. Sie müssen entfernt werden, um das Infektionsrisiko zu senken.
Wenn das Kind älter und die Mutter schon in der Spätphase der Schwangerschaft ist, entscheiden sich die Ärztinnen und Ärzte oft dafür, künstliche Wehen einzuleiten. Bei der Einleitung herrschen verschiedene Risiken. Es kann zu Blutungen, Infektionen und Schmerzen kommen. Je fortgeschrittener die Schwangerschaft war, desto schwerer kann es werden. Es gibt Frauen, die sich bewusst für eine selbstbestimmte Fehlgeburt ohne Unterstützung entscheiden. Ein Team aus Ärztinnen, Ärzten, Psychologen und vielen anderen Helfern unterstützt und sorgt dafür, dass der Frau nichts passiert. Wichtig ist, dass sich betroffene Frauen ausführlich beraten lassen sollten.
Eine klare Antwort auf diese Frage gibt es nicht. Die WHO empfiehlt, nach einer Fehlgeburt samt Curettage sechs Monate zu warten, bevor man wieder versucht, schwanger zu werden. Dieser Empfehlung widersprechen die Ergebnisse einer Studie der Universität von Aberdeen.
In dieser wurde untersucht, ob eine Schwangerschaft innerhalb von weniger als sechs Monaten nach einer Fehlgeburt zu einem erhöhten Risiko für eine wiederholte Fehlgeburt führt. Für die Ergebnisse wurden beinahe eine Million Schwangerschaften ausgewertet. Das Ergebnis widerspricht nicht nur der Sechs-Monate-Wartezeit laut WHO-Empfehlung – es besagt das genaue Gegenteil. Erneute Fehlgeburten traten bei Frauen, die innerhalb von weniger als sechs Monaten wieder schwanger wurden, sogar seltener auf.
In jedem Fall sollte das Gespräch mit der Frauenärztin oder dem Frauenarzt gesucht werden, da es möglicherweise Risikofaktoren gab, die zu der Fehlgeburt geführt haben, und die vor einer erneuten Schwangerschaft behoben werden sollten. Auch medizinische Gründe können zu der Fehlgeburt geführt haben, die vor einer erneuten Schwangerschaft behandelt werden sollten.
Verlieren wir ein Kind, überwältigt uns die Trauer und wir können uns nicht vorstellen, jemals wieder glücklich zu sein. Diese Trauer ist wichtig. Sie hilft uns, Abschied zu nehmen – von unserem verlorenen Kind. Doch am Ende der Trauer kann ein neuer Anfang stehen. Viele Paare gehen sogar gestärkt aus ihr hervor. Eine Fehlgeburt muss den Wunsch, einem Kind die Welt zu zeigen, ihm alles beizubringen, was man selbst gelernt hat, nicht erschüttern. Aber selbst wenn das der Fall ist und man sich entscheidet, es nie wieder zu versuchen, ist das OK.