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Das Thema Alkohol in der Schwangerschaft wird heute immer noch häufig unterschätzt. Selbst einigen Gynäkologen sind die Risiken für das ungeborene Kind nicht klar. Der Berliner Kinderarzt Professor Dr. Hans-Ludwig Spohr (Foto) vom FASD-Zentrum Berlin beschäftigt sich seit über 40 Jahren mit den verheerenden Auswirkungen von Alkohol in der Schwangerschaft. Hier beantwortet er die wichtigsten Fragen:
Prof. Dr. Hans-Ludwig Spohr: "Bei diesem Thema gilt ohne Wenn und Aber die Null-Option: Kein Alkohol in der Schwangerschaft! Natürlich führt ein Gläschen Likör oder eine Cognac-Bohne noch nicht zum sogenannten Fetalen Alkoholsyndrom (das bezeichnet eine Reihe schwerer psychischer und physischer Schädigungen des Kindes) – doch jedes Glas ist eins zu viel."
Prof. Dr. Hans-Ludwig Spohr: "Alkohol ist ein Zellgift, das von außen durch das mütterliche Trinken in der Schwangerschaft auf einen gesunden Fötus trifft und diesen in seiner Entwicklung dauerhaft schädigt. Es kommt zu Wachstums- und Gedeihstörungen, Schlaf- und Fütterstörungen und häufig zu bestimmten Gesichtsveränderungen. Außerdem können Wachstumsschädigung des Gehirns (d.h. oft ein zu kleiner Kopf) auftreten. Des Weiteren kann es zu Entwicklungsstörungen in Motorik und Sprache sowie zu einer möglichen Intelligenzminderung kommen. Auch Störungen der Impulskontrolle, der Aufmerksamkeit, des Gedächtnisses, der Handlungsplanung sowie Beeinträchtigungen der räumlichen und zeitlichen Orientierung werden häufig beobachtet. Oft treten auch Verhaltensauffälligkeiten und Störungen im Sozialverhalten auf."
Prof. Dr. Hans-Ludwig Spohr: "Erste Probleme können bereits in der Säuglingszeit auftreten. Mit zunehmendem Alter werden die betroffenen Kinder meist immer auffälliger. Sie sind unruhig, vergesslich und unkonzentriert. Sie entwickeln sich verzögert, normale Erziehungsmaßnahmen sind fast immer erfolglos. Oft entstehen auch Autoritätsprobleme mit den Eltern oder in der Schule – nicht selten treten später zusätzlich Konflikte mit dem Gesetz auf. Im Erwachsenenalter stehen Schwierigkeiten im Beruf, im normalen Alltag sowie Versagensängste und Depressionen im Vordergrund."
Prof. Dr. Hans-Ludwig Spohr: "Alkohol ist wahrscheinlich sehr viel gefährlicher, weil die lebenslangen Beeinträchtigungen gravierender und umfassender sind. Aber Zigarettenkonsum in der Schwangerschaft kann ebenfalls zu erheblichen dauerhaften Schädigungen, wie etwa ADHS, führen."