Geburt einleiten: Gründe, Dauer und Risiken

Der große Termin steht mit fünf Ausrufungszeichen seit Monaten im Kalender. Doch wann eine Geburt wirklich losgeht, hängt von vielen bislang ungeklärten Faktoren ab – und oft ist maximale Geduld gefragt. Aus gesundheitlichen Gründen bei Mutter und Kind kann es dann manchmal nötig sein, die Geburt einzuleiten. Wann eine solche Einleitung empfohlen wird und welche Methoden es gibt, erklären wir hier.
Welche Gründe gibt es, eine Geburt einzuleiten?
Wann wird eine Einleitung empfohlen?
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Zu den häufigsten Gründen beim Kind gehören:
Überschreitung des Geburtstermins: Wenn der Geburtstermin mehr als 7 Tage überschritten ist (ab SSW 41+0), steigt das Risiko für das Kind, durch Komplikationen während der Geburt Schaden zu nehmen, in vielen Fällen kann außerdem das Risiko steigen dass das Kind im Mutterleib nicht mehr optimal versorgt wird.
Vorzeitiger Blasensprung ohne Wehen: Wenn die Fruchtblase platzt, aber keine Wehen einsetzen, steigt das Infektionsrisiko für das Kind und eine Einleitung kann nötig sein.
Zu wenig Fruchtwasser: Zu wenig Fruchtwasser ist ein Hinweis auf eine möglicherweise unzureichende Plazentaversorgung.
Wachstumsverzögerung beim Kind: Wenn das Kind auffällig klein ist, könnte es sein, dass es nicht mehr ausreichend durch die Placenta versorgt wird.
Überdurchschnittliche Größe des Kindes: Ist das Kind bereits vor der 38. SSW sehr groß, kann das ebenfalls für eine zeitnahe Geburtseinleitung sprechen.
Zu den häufigsten Gründen bei der Mutter gehören:
- Diabetes und Schwangerschaftsdiabetes
- Mit Bluthochdruck verbundene Schwangerschaftserkrankungen (zum Beispiel Präeklampsie)
- Psychosoziale Gründe wie starke Geburtsangst, traumatische Vorerfahrungen
Geburt einleiten – diese Methoden gibt es
Um eine Geburt einzuleiten, gibt es verschiedene medizinische Methoden. Welche geeignet ist, hängt vor allem davon ab, wie „geburtsbereit“ der Körper bereits ist – konkret: wie weich, verkürzt oder geöffnet der Muttermund ist.
Grundsätzlich unterscheidet man zwischen medikamentösen und mechanischen Verfahren. Ziel der Methoden ist es entweder den Muttermund auf die Geburt vorzubereiten oder direkt die Wehentätigkeit in Gang zu setzen.
Medikamentöse Methoden
- Dinoproston ist ein Hormon, das dem körpereigenen Prostaglandin ähnelt. Es wird entweder als Gel, Tablette oder kleines Vaginalstäbchen in die Scheide oder direkt am Muttermund platziert. Dinoproston hilft dabei, den Muttermund weicher zu machen und auf die Geburt vorzubereiten – vor allem dann, wenn der Körper noch nicht von selbst mit Wehen begonnen hat.
- Oxytocin ist ein Hormon, das der Körper normalerweise selbst produziert, um Wehen auszulösen. In der Geburtseinleitung wird es als Tropf über die Vene verabreicht. Es sorgt dafür, dass sich die Gebärmutter regelmäßig zusammenzieht. Diese Methode kommt erst zum Einsatz, wenn der Muttermund bereits weich und geöffnet ist.
Mechanische Methoden
- Ballonkatheter sind kleine Schläuche mit aufblasbaren Ballons, die vorsichtig in den Gebärmutterhals eingeführt werden. Der Ballon wird mit Wasser gefüllt und übt von innen einen sanften Druck auf den Muttermund aus. Dadurch werden körpereigene Hormone freigesetzt, die die Reifung des Gebärmutterhalses fördern. Diese Methode gilt als besonders schonend und ist auch für Frauen geeignet, die schon einmal einen Kaiserschnitt hatten.
- Hygroskopische Zervixdilatatoren sind dünne Stäbchen, die in den Gebärmutterhals eingelegt werden. Sie bestehen aus einem Material, das Wasser aufnimmt und dadurch anschwillt. So wird der Muttermund langsam gedehnt. Auch diese Methode kann bei einem noch unreifen Muttermund helfen.
Weitere Verfahren
- Amniotomie, auch als künstlicher Blasensprung bekannt, bedeutet, dass die Fruchtblase mit einem kleinen Haken geöffnet wird, sodass das Fruchtwasser abfließen kann. Das kann Wehen auslösen oder verstärken. Diese Methode wird nur durchgeführt, wenn der Muttermund bereits etwas geöffnet ist und das Köpfchen des Babys tief im Becken liegt. Meistens wird danach zusätzlich das Hormon Oxytocin verabreicht, um die Wehen in Gang zu bringen.
- Eipollösung ist ein Verfahren, bei dem die Ärztin oder Hebamme den unteren Teil der Fruchtblase vorsichtig mit dem Finger vom Gebärmutterhals löst. Dabei können natürliche Wehenhormone freigesetzt werden. Ob das tatsächlich zu einem schnelleren Geburtsbeginn führt, ist wissenschaftlich nicht eindeutig belegt. Manche Schwangere wünschen diese Methode als sichere, wenn auch nicht ganz schmerzfreie Unterstützung der Geburt.
Was passiert bei einer Geburtseinleitung?
Eine Geburtseinleitung ist in der Regel keine Notfallmaßnahme, sondern ein geplanter medizinischer Prozess. Den praktischen Ablauf einer Geburtseinleitung kann man sich etwa so vorstellen:
- Aufnahme in der Klinik, ausführliches Gespräch, körperliche Untersuchung und CTG-Kontrolle. Mit einer vaginalen Untersuchung prüft die Ärztin, wie weit der Muttermund bereits geöffnet und wie weich er ist.
- Je nach Befund beginnt die Einleitung anschließend entweder mit einem Medikament wie Prostaglandin, einem mechanischen Verfahren wie einem Ballonkatheter oder einer Kombination mehrerer Methoden.
- Nach dem Start erfolgt zunächst eine Beobachtungsphase, in der das CTG zeigt, wie das Kind und die Gebärmutter auf die Maßnahme reagieren. Bleibt die Wirkung aus, kann nach einigen Stunden gegebenenfalls eine weitere Dosis verabreicht oder die Methode gewechselt werden. Besonders bei einem noch unreifen Muttermund kann sich dieser Prozess über ein bis drei Tage hinziehen.
- Setzen schließlich regelmäßige und wirksame Wehen ein, beginnt die eigentliche Geburt – ab diesem Moment verläuft sie in der Regel wie jede andere spontane Geburt auch.
Geburt einleiten – Vorteile
Neben den medizinischen Vorteilen, die eine Geburtseinleitung mit sich bringen kann – wie ein geringeres Risiko für Komplikationen, Totgeburten oder intensivmedizinische Versorgung – gibt es auch psychologische und soziale Gründe, die für eine geplante Einleitung sprechen.
- Für manche Schwangere kann eine Geburtseinleitung eine große Entlastung sein – zum Beispiel, wenn die Unsicherheit des Wartens sehr belastend ist oder wenn die Geburt durch frühere traumatische Erfahrungen mit Ängsten verbunden ist.
- Auch bei einer weiten Entfernung zur Klinik und schwierigen familiären Bedingungen wie fehlende Betreuung für Geschwisterkinder ist eine geplante Geburt manchmal eine gute Lösung.
Gründe für einen Geburtseinleitung sind mitunter sehr individuell – sie sollten auf jeden Fall immer in Ruhe mit der Ärztin, dem Arzt oder der Hebamme besprochen werden. Wichtig für die werdende Mutter ist es, sich alles in Ruhe erklären zu lassen – und sich nicht gedrängt zu fühlen.
Geburt einleiten – Nachteile
Jede Geburt ist anders und das gilt auch für eingeleitete Geburten. Alles hängt davon ab, wann der Muttermund reif genug ist – und das kann sich auch bei einer Einleitung über Stunden (oder sogar Tage) hinziehen. Diese Situation mit häufigen Untersuchungen und das Gefühl, auf etwas zu warten, das sich nicht gut beeinflussen lässt, kann werdende Mütter echt stressen.
- Außerdem kann es sein, dass zusätzliche Maßnahmen nötig werden – wie ein Wehentropf mit Oxytocin oder die Gabe von Schmerzmitteln.
- Es besteht ein Risiko, dass durch die Medikamente sehr starke und häufige Wehen ausgelöst werden. Um das Kind zu schützen, findet in diesem Fall eine kontinuierliche Überwachung mit dem CTG statt.
- Manche Frauen erleben einen eingeleiteten Geburtsbeginn als künstlich und fühlen sich deswegen unwohl. Eine einfühlsame Begleitung durch die Geburtshelfer ist deshalb besonders wichtig.
Geburt natürlich einleiten – Tipps
Die Liste der Tipps, wie man mit natürlichen Methoden den Geburtsprozess anstupsen kann, ist lang. Kein Wunder: Das Thema beschäftigt Frauen und Geburtshelfer seit Jahrtausenden.
Die meisten natürlichen Einleitungsmethoden sind allerdings wissenschaftlich nicht belegt – und von einigen raten Mediziner sogar deutlich ab.
Bewegung: Spazierengehen, Treppensteigen oder sanftes Kreisen auf dem Gymnastikball werden von vielen Frauen als angenehm empfunden – und von Hebammen empfohlen, um das Baby tiefer ins Becken zu bringen und die Wehenbereitschaft zu fördern. Wissenschaftlich untersucht ist der Effekt zwar nicht, aber allgemein gilt moderate Bewegung (ohne sich zu verausgaben) als gesund und förderlich vor der Geburt.
Wärme und Entspannung: Ein warmes Bad, eine sanfte Bauchmassage und Entspannungsübungen sind bewährte Methoden, um zu relaxen und loszulassen. Bei einem Bad sollte allerdings sicherheitshalber jemand in der Nähe sein, falls der Kreislauf schlapp macht.
Himbeerblättertee – ja oder nein? Himbeerblättertee wird oft empfohlen, um das Gewebe im Becken zu lockern. Eine geburtsauslösende Wirkung ist wissenschaftlich nicht nachgewiesen, aber der Tee gilt in moderaten Mengen als unbedenklich.
Diese Methoden besser nicht:
Rizinusöl: Rizinusöl regt die Darmtätigkeit stark an, was auch Wehen auslösen kann. Allerdings ist die Wirkung schwer kontrollierbar und kann zu Übelkeit, Durchfall und Kreislaufproblemen führen. Die Anwendung wird daher nicht empfohlen, es sei denn, sie erfolgt unter ärztlicher Anleitung.
Unkontrollierte Hausmittel-Kombinationen: Mischungen aus scharfen Tees, ätherischen Ölen oder Kräutercocktails können ungewollte Nebenwirkungen haben. Auch hier gilt: Lieber mit der Hebamme oder Ärztin besprechen – und nicht einfach wild rumprobieren.
Welche Risiken gibt es bei der Einleitung der Geburt?
Eine empfohlene Geburtseinleitung macht eine Geburt meist sicherer für Mutter und Kind. Aber ja, auch sie kann mit bestimmten Risiken verbunden sein: zum Beispiel einem längeren Geburtsverlauf, etwas stärkeren Wehnen oder auch der Notwendigkeit von weiteren medizinischen Eingriffen. Doch längst nicht bei jeder Frau treten diese Probleme auf – und sie lassen sich mit sorgfältiger Planung, individueller Betreuung und sorgfältiger Überwachung in der Regel gut in den Griff kriegen.
Auch wenn bei einer Geburt nicht alles auf die Minute planbar ist: Hebammen und Ärzte passen gut auf Mutter und Kind auf und wissen, was sie tun. Werdende Mamas müssen sich also auch bei einer eingeleiteten Geburt keine Sorgen machen. Viel besser ist es, den Profis im Kreissaal zu vertrauen und sich darauf zu freuen, schon bald sein quietschvergnügtes Baby in den Armen zu halten.
DAK Fachbereich

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