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Pandemie: In Baden-Württemberg leiden Mädchen verstärkt unter psychischen Problemen

Stuttgart, 14. Oktober 2022. In der Corona-Pandemie zeigen sich gravierende Gesundheitsfolgen für Kinder und Jugendliche im Südwesten. Nach einer neuen Analyse der DAK-Gesundheit für die Jahre 2018 bis 2021 stiegen einzelne Diagnosen wie Depressionen, Adipositas und Essstörungen in bestimmten Altersgruppen teilweise dramatisch an. So wurden 2021 im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit 86 Prozent mehr 10- bis 14-jährige Schülerinnen erstmalig aufgrund einer Depression behandelt. Die Neuerkrankungsrate liegt weit über dem bundesweiten Anstieg von 23 Prozent.  Bei gleichaltrigen Jungen gingen die neudiagnostizierten Fälle dagegen zurück. Auch bei den erstmalig ärztlich behandelten Adipositas-Erkrankungen gab über alle Geschlechter und Altersgruppen hinweg einen deutlichen Anstieg. Das zeigen die Ergebnisse des Kinder- und Jugendreports der DAK-Gesundheit für Baden-Württemberg. Für die größte repräsentative Analyse im Südwesten wurden ambulante und stationäre Behandlungsdaten von 87.000 Kindern und Jugendlichen wissenschaftlich untersucht und mit der Situation vor der Pandemie verglichen.

„Unser aktueller Report für Baden-Württemberg offenbart einen dringenden Handlungsbedarf in vielen Facetten der Kinder- und Jugendgesundheit im Südwesten“, sagt DAK-Landeschef Siegfried Euerle. „Die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Dazu bedarf es auch einer ressortübergreifenden Strategie für eine Gesundheitsförderung, die bereits im Kindesalter ansetzt, um Langzeitfolgen zu vermeiden. Wir begrüßen sehr, dass sich die Landespolitik aktuell intensiv mit dieser Thematik beschäftigt. Hier ist Eile geboten.“

Weniger Arztbesuche, Medikamente und Krankenhausaufenthalte
Im zweiten Corona-Jahr kamen insgesamt weniger Kinder und Jugendliche in Baden-Württemberger Arztpraxen und Krankenhäuser als vor der Pandemie. So gingen 2021 Arztbesuche um ein Prozent und Krankenhausaufenthalte um 17 Prozent im Vergleich zu 2019 zurück. Besonders große Rückgänge in der ambulanten und stationären Versorgung gab es bei Infektionskrankheiten (minus 28 Prozent) und Atemwegserkrankungen (minus 13 Prozent). 2021 bekamen auch 14 Prozent weniger Kinder- und Jugendliche Arzneimittel als in der Vor-Corona-Zeit verschrieben. So sank beispielsweise die Zahl der verordneten Antibiotika um 48 Prozent.

Depressionen: Große Unterschiede bei Mädchen und Jungen
Mädchen und Jungen in Baden-Württemberg leiden unterschiedlich unter den Auswirkungen der Corona-Pandemie und den damit verbundenen Maßnahmen. Das zeigt das Beispiel Depressionen. So stiegen 2021 die Neubehandlungen von Depressionen bei 10- bis 14-jährigen Mädchen um 86 Prozent im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit. Bei gleichaltrigen Jungen hingegen sank die Neuerkrankungsrate um 25 Prozent. Auch bei den 15- bis 17-jährigen Mädchen gab es mit einem Anstieg von 48 Prozent deutlich mehr Neuerkrankungen als bei Jungen im Südwesten, die lediglich eine Steigerung von 13 Prozent zu verzeichnen hatten. Auffällig ist der deutlich stärkere Anstieg der Depressionen über fast alle Altersgruppen und Geschlechter hinweg im Vergleich zum Bund. Eine Ausnahme bilden hier die 10- bis 14-jährigen Jungen. Gleichzeitig bekamen die an einer Depression neu erkrankten Teenager-Mädchen deutlich häufiger Medikamente. So nahm der Anteil der 15- bis 17-jährigen Mädchen mit einer Antidepressiva-Behandlung 2021 um 43 Prozent im Vergleich zu 2019 zu. Rund jedes achte 15- bis 17-jährige Mädchen, das 2021 neu an Depressionen erkrankte, bekam Medikamente verschrieben (13 Prozent). Bei Teenager-Mädchen stieg auch die Neuerkrankungsrate bei Angststörungen um 31 Prozent auf 33 Fälle je 1.000 im Jahre 2021. Bei den gleichaltrigen Jungs nahmen die Zahlen um zehn Prozent auf nunmehr elf Fälle pro 1.000 zu.

„Die Ergebnisse unseres Kinder- und Jugendreports zeigen, dass jugendliche Mädchen im Südwesten besonders in der Pandemie leiden“, sagt DAK-Landeschef Euerle. „Sie zeigen auch, dass Mädchen und Jungen anders mit den Belastungen umgehen, andere Kompensationsstrategien entwickeln.“ Experten erwarten daher mittelfristig steigende Zahlen von psychischen Erkrankungen und Verhaltensstörungen auch bei männlichen Teenagern.“

Adipositas-Anstieg in allen Altersgruppen
Eine Steigerung über alle Geschlechter und Altersgruppen hinweg zeigen auch die Zahlen der Adipositas-Neuerkrankungen in Baden-Württemberg. Den stärksten Anstieg haben Kinder von fünf bis neun Jahren zu verzeichnen. Die Anzahl der erstmals ärztlich behandelten Adipositas-Fälle stieg hierzulande um 24 Prozent. Auch in den Altersgruppen der 10- bis 14-jährigen und der 15- bis 17-jährigen steht ein Plus von jeweils zwölf Prozent. Im Bund fiel der Anstieg in allen Altersgruppen geringer aus.  Hochgerechnet auf alle versicherten Kinder von fünf bis 17 Jahren mussten rund 25.000 Mädchen und Jungen 2021 wegen einer Adipositas in Baden-Württemberg erstmalig ärztlich behandelt werden.

Sprunghafter Anstieg von Essstörungen junger Mädchen
Auch die Häufigkeit ärztlich diagnostizierter und behandelter Essstörungen ist während der Pandemie in Baden-Württemberg deutlich gestiegen. Gegenüber 2019 kamen 2021 doppelt so viele Jugendliche im Alter von 15 bis 17 Jahren erstmalig aufgrund einer Anorexie oder Bulimie in die Arztpraxis oder das Krankenhaus. Besonders deutlich ausgeprägt ist die Zunahme der Neuerkrankungen bei jugendlichen Mädchen (plus 115 Prozent). Mehr als elf von 1.000 Mädchen im Alter von 15 bis 17 Jahren bekamen 2021 erstmalig eine entsprechende Diagnose gestellt. 2019 betrug der Anteil neu betroffener Mädchen noch knapp fünf von 1.000. Dies entspricht, hochgerechnet auf alle versicherten jugendlichen Mädchen im Südwesten, einem Plus von 800 zusätzlich neuerkrankten Schülerinnen gegenüber 2019.

Für den Kinder- und Jugendreport untersuchten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von Vandage und der Universität Bielefeld Abrechnungsdaten von rund 87.000 Baden-Württemberger Kindern und Jugendlichen bis 17 Jahren, die bei der DAK-Gesundheit in Baden-Württemberg versichert sind. Analysiert wurden die Jahre 2018 bis 2021. Beispielsweise flossen 2021 387.000 Arztbesuche, 377.000 Arzneimittelverschreibungen und 8.000 Krankenhausaufenthalte in die Analyse ein.

Die DAK-Gesundheit ist mit 5,5 Millionen Versicherten die drittgrößte Krankenkasse Deutschlands und engagiert sich besonders für Kinder- und Jugendgesundheit. Insgesamt sind bei der Krankenkasse in Baden-Württemberg rund 630.000 Menschen versichert.






Daniel Caroppo

Pressesprecher Baden-Württemberg

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