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Corona-Delle: Weniger Brandenburger Kinder im Krankenhaus behandelt

Potsdam, 24. Februar 2021. Die Pandemie hat auch in Brandenburg massive Auswirkungen auf die Gesundheitsversorgung von Minderjährigen. Der Lockdown im März und April 2020 führte zu einer spürbaren Corona-Delle bei den Krankenhausbehandlungen. Im Vergleich zum Vorjahr fiel zudem fast jede zweite Operation von Kindern und Jugendlichen aus (minus rund 42 Prozent). Insgesamt gingen die Krankenhausfälle in der Mark um rund 46 Prozent zurück. Fünf Prozentpunkte stärker als im Bundesdurchschnitt (Rückgang 41 Prozent). Das zeigt eine aktuelle und repräsentative Sonderanalyse der DAK-Gesundheit, die die Universität Bielefeld erstellt hat. Gründe für die Corona-Delle waren verschobene Behandlungen durch die Krankenhäuser und weniger Klinikbesuche aus Angst der Eltern vor Ansteckungen. Die stärksten Rückgänge gab es bei Infektionen und Krankheiten des Atmungssystems. Durch die Entwicklung erwarten Mediziner jetzt einen Anstieg von schweren Verläufen bei chronischen Erkrankungen von Kindern. Anke Grubitz, Landeschefin der DAK-Gesundheit in Brandenburg sieht ein „deutliches Warnsignal“.

Im Rahmen der DAK-Sonderanalyse untersuchte die Universität Bielefeld die anonymisierten Krankenhausdaten von mehr als 40.000 Brandenburger Kindern und Jugendlichen im Alter von null bis 17 Jahren, die bei der DAK-Gesundheit versichert sind. Untersucht und verglichen wurden die ersten Halbjahre 2019 und 2020. Kernergebnisse: Im Corona-Lockdown März und April 2020 gingen die Operationen bei jungen Patienten um rund 42 Prozent zurück. Gleichzeitig sank die Zahl der Krankenhausfälle um 46 Prozent. Dieser Effekt betraf alle Altersgruppen.

„Wir sind alle sehr beeindruckt, wie sehr die aktuell viel strengeren Hygienemaßnahmen auch den Rückgang fast aller anderen Infekte bei Kindern verursacht haben. Vielleicht bleibt ja von der nun erlernten Vorsicht für die Zukunft etwas erhalten“, kommentiert Dipl.-Med. Hendrik Karpinski Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Klinikum Niederlausitz die Studie.

Corona-Delle ist deutliches Warnsignal
„Die Corona-Delle bei den Kinder-Operationen und Behandlungszahlen ist ein deutliches Warnsignal“, betont Anke Grubitz, Landeschefin der DAK-Gesundheit in Brandenburg. „Unser Gesundheitssystem muss Eltern und Kindern die Sicherheit geben, damit sie sich vertrauensvoll versorgen lassen können. Es darf nicht sein, dass notwendige Behandlungen aus Angst vor Ansteckungen verschoben werden. In der aktuellen Corona-Diskussion spielt die Kinder- und Jugendgesundheit eine zu geringe Rolle. Das müssen wir ändern, um langfristige Folgeschäden zu vermeiden.“

Weniger Einweisungen mit Infektionskrankheiten
Bei den Kindern und Jugendlichen, die während des ersten Halbjahres in Brandenburg stationär versorgt wurden, ging vor allem die Zahl der Infektionen und Krankheiten des Atmungssystems zurück. Ursache waren laut Analyse der Universität Bielefeld die Kontaktbeschränkungen für Kinder und Jugendliche, wodurch es zu weniger Ansteckungen kam. So wurden beispielsweise 77 Prozent weniger Fälle mit virusbedingten Darminfektionen behandelt. Bei Infektionen der oberen Atemwege, wie beispielsweise Hals- oder Rachenentzündungen, betrug der Rückgang 47 Prozent. Auch chronische Mandelentzündungen (minus 42 Prozent) gingen deutlich zurück. Bei ernsthaften Diagnosen wie Krebserkrankungen gab es keinen Rückgang.

Normalisierung acht Wochen nach Lockdown
Laut DAK-Sonderanalyse war die Versorgungssituation der Kinder und Jugendlichen in Brandenburger Krankenhäusern acht Wochen nach dem Lockdown wieder mit dem Vorjahr vergleichbar. Dabei gab es jedoch je nach Erkrankungsart Unterschiede. So wurden Atemwegs- und Infektionserkrankungen – vermutlich aufgrund der anhaltenden Kontakt-reduzierungen – auch Ende Juni noch deutlich seltener als im Vorjahr im Krankenhaus behandelt. Die Universität Bielefeld sah in den vorliegenden Daten des ersten Halbjahrs noch keinen Nachholeffekt, rechnet aber damit für das zweite Halbjahr 2020.

Die DAK-Gesundheit ist mit 5,6 Millionen Versicherten die drittgrößte Krankenkasse Deutschlands und engagiert sich besonders für Kinder- und Jugendgesundheit.

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