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Brandenburg: Fast jedes dritte Kind ist chronisch krank

Potsdam, 21. März 2019. Neurodermitis, Heuschnupfen, Asthma – in Brandenburg ist fast jedes dritte Kind körperlich chronisch krank. Jedes Zehnte leidet an einer psychischen Erkrankung mit potentiell chronischem Verlauf. Das zeigt der neue Kinder- und Jugendreport der DAK-Gesundheit. Für die Studie hat die Krankenkasse Versichertendaten von rund 30.000 Kindern in Brandenburg ausgewertet. Demnach sind 92 Prozent aller Jungen und Mädchen wenigstens einmal im Jahr beim Arzt oder im Krankenhaus. Im Vergleich zur gesundheitlichen Situation der Kinder und Jugendlichen in Berlin zeigen sich erhebliche Unterschiede. Für die Versorgung aller Minderjährigen in Brandenburg gibt die DAK-Gesundheit im Jahr 32 Millionen Euro aus.

Im Auftrag der DAK-Gesundheit hat die Universität Bielefeld die Gesundheits- und Versorgungssituation von Jungen und Mädchen in Brandenburg umfassend untersucht. Die repräsentative Studie mit Abrechnungsdaten aus dem Jahr 2016 liefert erstmals systematische Analysen zum Erkrankungsgeschehen bei Kindern. „Wir verfügen jetzt über einen Datenschatz, auf dem wir unsere künftigen Programme aufbauen und die Effizienz der Maßnahmen überprüfen können", sagt Anke Grubitz, Leiterin der DAK-Landesvertretung Brandenburg. „Die Kinder sind unsere Zukunft. Ihre Gesundheit muss in den Vordergrund der politischen Diskussion gerückt werden.“

Chronische Leiden belasten die Kinder
In Brandenburg ist annähernd jedes dritte Kind körperlich chronisch krank. Jungen etwas häufiger als Mädchen. Der Kinder- und Jugendreport wertet 14 verschiedene Erkrankungen aus, die potenziell einen chronischen Verlauf nehmen können. Am stärksten verbreitet sind Neurodermitis und Heuschnupfen gefolgt von entzündlicher Darmerkrankung und Asthma. „Das sind Erkrankungen, die den Alltag für Kinder und Eltern erheblich beeinträchtigen können“, betont Anke Grubitz.

Schon Kinder haben Rückenschmerzen
Atemwegserkrankungen stehen insgesamt auf Platz 1 der wichtigsten Erkrankungsarten im Kindesalter. Fast zwei Drittel (65 Prozent) aller Jungen und Mädchen in der Mark leidet mindestens einmal pro Jahr unter einem grippalen Infekt oder einer akuten Bronchitis. In der Häufigkeit dahinter folgen Infektionskrankheiten, Hauterkrankungen und psychische Leiden. Muskel-Skelett-Probleme wie Rückenschmerzen sind ebenfalls recht verbreitet. Fast jedes fünfte Kind hat wenigstens einmal im Jahr eine entsprechende Diagnose, ab dem zwölften Lebensjahr sogar mehr als jedes Vierte. „Das ist alarmierend“, betont Grubitz, „denn frühe Muskel-Skelett-Probleme können im Erwachsenenalter schwere Rückenleiden nach sich ziehen." Ein weiteres Leiden, das mit Bewegungsarmut zusammenhängt, ist krankhaftes Übergewicht. Über alle Altersgruppen hinweg sind knapp fünf Prozent betroffen, im Alter zwischen zehn und 14 Jahren mehr als sechs Prozent. „Bei Schülern der Sekundarstufe I werden für solch verhaltensbezogene Krankheitsbilder die Weichen gestellt“, kommentiert Grubitz die Ergebnisse.

Weniger gesund als im Bundesdurchschnitt
Im bundesweiten Vergleich sind Kinder in Brandenburg kränker als Gleichaltrige. Zwar dominieren dieselben Erkrankungen wie auf Bundesebene, aber der Anteil der betroffenen Jungen und Mädchen ist vielfach höher. So haben Kinder in Brandenburg häufiger Neurodermitis (plus 56 Prozent) und Adipositas (plus 41 Prozent) als im Bundesdurchschnitt. Auch Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems (plus 13 Prozent) sowie psychische Erkrankungen (plus neun Prozent) wurden häufiger bei Kindern in Brandenburg dokumentiert. Seltener wurden lediglich Augenerkrankungen ärztlich diagnostiziert und behandelt (minus neun Prozent). „Mit dem Kinder- und Jugendreport liegen belastbare Zahlen zur regionalen Häufigkeit bestimmter Erkrankungen im Vergleich zum Bundesdurchschnitt vor“, erklärt Julian Witte von der Universität Bielefeld als Co-Autor der Studie. „Es ist die erste kontinuierliche und erkrankungsartenübergreifende Analyse von solchen regionalen Abrechnungsdaten einer gesetzlichen Krankenkasse.“

Erhebliche Unterschiede zwischen Brandenburg und Berlin
Im Vergleich zwischen Brandenburg und Berlin zeigt der Report bei der Gesundheitssituation der Kinder und Jugendlichen erhebliche Unterschiede. So wurden in Brandenburg beispielsweise 31 Prozent mehr Kinder aufgrund von Muskel-Skelett-Erkrankungen ärztlich behandelt. Auch häufig auftretende Krankheiten der Haut (plus 22 Prozent) und der Atemwege (plus neun Prozent) wurden häufiger bei Kindern und Jugendlichen in Brandenburg dokumentiert, ebenso Adipositas (plus 33 Prozent) oder akute Bronchitis (plus 33 Prozent). Seltener trat in der Mark lediglich Zahnkaries auf (minus 24 Prozent). Bei einem Blick auf die psychischen Erkrankungen zeigen sich ebenfalls gravierende Unterschiede. Während Entwicklungsstörungen wie zum Beispiel Sprach- und Sprechstörungen häufiger bei Kindern und Jugendlichen in Brandenburg festgestellt wurden, fanden sich in Berlin im Vergleich mehr affektive und Angststörungen sowie Kinder mit Depressionen (plus 32 Prozent gegenüber Kindern in Brandenburg). Diese Unterschiede haben großen Einfluss auf die Ausgaben in den beiden Bundesländern.

32 Millionen Euro für Kindergesundheit
Insgesamt zahlte die DAK-Gesundheit 2016 in Brandenburg 32 Millionen Euro für Kindergesundheit. Davon gingen zwei Drittel an Kliniken (40 Prozent) und niedergelassene Ärzte (24 Prozent). Arzneimittel machten etwa ein Fünftel aller Kosten aus, Heil- und Hilfsmittel zusammen 14 Prozent. Reha-Leistungen hatten mit rund drei Prozent den geringsten Anteil. Umgerechnet auf alle versicherten Jungen und Mädchen zahlte die Kasse am meisten für Säuglinge. Sie benötigten in der Mark im Durchschnitt pro Kopf und Jahr 1.705 Euro. Im Vergleich zu Berlin lagen die durchschnittlichen Pro-Kopf-Kosten für die Inanspruchnahme von Versorgungsleistungen bei Kindern und Jugendlichen in Brandenburg 30 Prozent höher. Dabei machen die Ausgaben für Krankenhäuser den größten Anteil aus. Während in Berlin 5,4 Prozent aller Kindern und Jugendlichen wenigstens einmal im Jahr 2016 im Krankenhaus behandelt wurden, lag dieser Anteil in Brandenburg bei 9,7 Prozent und damit 80 % höher. Zudem lag der Anteil der Kinder und Jugendlichen mit wenigstens einem verschriebenen Arzneimittel höher (plus 5 Prozent). Deutlich erhöht ist auch die Verordnung von sogenannten Reserveantibiotika in Brandenburg (plus 15 Prozent).

Prävention an Schulen und Kitas ausweiten
Auf Grundlage des Reports will die DAK-Gesundheit die bestehende Versorgung von Kindern und Jugendlichen weiter optimieren. Außerdem wird die Krankenkasse ihre Prävention an Kitas und Schulen intensivieren. So soll die Präventionskampagne „fit4future“ mit der Cleven-Stiftung für mehr Bewegung, gesunde Ernährung und Stressbewältigung ausgeweitet werden. Das Programm läuft aktuell an 28 Grund- und Förderschulen in Brandenburg mit mehr als 8.000 Schülern und soll in diesem Jahr an weiterführenden Schulen und 2020 auch in Kitas starten.

Die DAK-Gesundheit ist eine der größten Krankenkassen Deutschlands. Für die Analyse wurden die Daten von mehr als 30.000 minderjährigen Versicherten der DAK-Gesundheit in Brandenburg durch die Universität Bielefeld ausgewertet. Infos zu allen Angeboten, die die Krankenkasse speziell für Kindergesundheit bereithält, unter: www.dak.de/kinder

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