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Thüringen: Höchster Krankenstand seit 16 Jahren

Erfurt, 17. Mai 2016. Der Krankenstand in Thüringen erreichte im vergangenen Jahr mit 5,1 Prozent den höchsten Wert seit 16 Jahren. Das geht aus dem aktuellen DAK-Gesundheitsreport hervor. Danach fehlten Frauen häufiger im Job als Männer. Ihr Krankenstand lag im vergangenen Jahr 22 Prozent höher. Die Studie zeigt auch, dass Frauen und Männer anders krank sind: In Thüringen haben Frauen zweieinhalbmal so viele Fehltage bei psychischen Erkrankungen, Männer 77 Prozent mehr bei Verletzungen.

Für die repräsentative Studie wertete das IGES Institut die Fehlzeiten aller erwerbstätigen DAK-Mitglieder in Thüringen aus. Der höchste Krankenstand seit 16 Jahren in Höhe von 5,1 Prozent bedeutet, dass 2015 von 1.000 Erwerbstätigen durchschnittlich pro Tag 51 krankgeschrieben waren. Für die meisten Ausfalltage waren mit 22,7 Prozent die sogenannten Muskel-Skelett-Erkrankungen wie etwa Rückenleiden verantwortlich. Auf Platz zwei folgten die Atemwegserkrankungen mit 17,2 Prozent. Hier gab es durch eine starke Erkältungswelle einen Anstieg um fast ein Drittel im Vergleich zum Vorjahr. Leicht zurückgegangen sind die Fehlzeiten wegen psychischer Erkrankungen. Sie belegten mit einem Anteil von 12,7 Prozent an allen Fehltagen den dritten Platz. „Der aktuelle Krankenstand mit hohen Werten bei Muskel-Skelett-Erkrankungen und psychischen Leiden unterstreicht die Notwendigkeit noch passgenauerer Behandlungsangebote“, sagt Steffi Steinicke, Landeschefin der DAK-Gesundheit in Thüringen.

Frauen haben 22 Prozent mehr Fehltage als Männer
Mit Blick auf die Fehlzeiten von Frauen und Männern zeigt der Landesreport: Frauen sind öfter, jedoch nicht länger krankgeschrieben. Ein Erkrankungsfall dauert bei ihnen, genau wie bei den Männern, im Durchschnitt 12,2 Tage. Insgesamt ist ihr Krankenstand um 22 Prozent höher: Von 1.000 erwerbstätigen Frauen fehlten 2015 im Durchschnitt pro Tag 56 bei der Arbeit, bei Männern waren es nur 46.

Fehltage bei Verletzungen und Brustkrebs
Erwerbstätige Männer in Thüringen erleiden häufiger als Frauen Verletzungen (+ 77 Prozent mehr Fehltage) und sind öfter von Herz-Kreislauferkrankungen betroffen (+ 64 Prozent mehr Fehltage). Frauen in Thüringen haben hingegen zweieinhalbmal so viele Fehltage wegen psychischer Erkrankungen (+ 160 Prozent) und mehr Ausfall wegen Krebsleiden (+ 116 Prozent) – was durch das vergleichsweise frühe Auftreten von Brustkrebs bedingt ist. „Betroffene Frauen stehen oft noch voll im Erwerbsleben“, erklärt Steinicke. Die häufigste Krebserkrankung bei Männern, der Prostatakrebs, trete hingegen erst im höheren Alter auf – meist ab etwa 60 Jahren. „Diese Krebsfälle bei den Männern werden von unserer Statistik, die sich ausschließlich auf Erwerbstätige bezieht, nicht erfasst“, so Steinicke.

Schwangerschaft hat Einfluss
Schwangerschaftskomplikationen haben über alle Altersgruppen hinweg gerechnet einen verhältnismäßig geringen Anteil am Unterschied im Krankenstand von Frauen und Männern. In den Altersgruppen, in denen die Familiengründung ansteht, ist das naturgemäß anders: Bei den 25- bis 29-jährigen Frauen sind Schwangerschaftskomplikationen für bis zu neun Prozent aller Fehltage bei Frauen verantwortlich. Sie machen in dieser Altersgruppe 63 Prozent des Unterschieds im Krankenstand von Männern und Frauen aus.

Männer sind seltener beim Arzt
Ein Teil des Unterschieds bei den Fehltagen lässt sich durch den unterschiedlichen Umgang von Männern und Frauen mit Krankheit erklären. Berufstätige Männer in Thüringen besuchen im Durchschnitt nur vier Mal pro Jahr einen Arzt. Berufstätige Frauen hingegen sind etwa sieben Mal in ärztlicher Behandlung. „Selbst wenn man Vorsorgeuntersuchungen und schwangerschaftsbedingte Behandlungen nicht einrechnet, sind Männer weitaus seltener beim Arzt. Sie sind womöglich aber genauso oft krank wie Frauen“, so Steinicke.

Frauen neigen häufiger zu Präsentismus
Frauen engagieren sich beruflich sehr und gaben bei der Befragung im Rahmen des DAK-Reports an, häufig auch krank zur Arbeit zu gehen. Experten sprechen von Präsentismus: 77 Prozent der Frauen in Thüringen gaben an, mindestens einmal im Jahr krank zur Arbeit gegangen zu sein. Bei den Männern waren es 59 Prozent. Als Hauptgrund wurde von Frauen genannt, dass sie Kollegen nicht hängen lassen wollten (86 Prozent).
Die Analyse der DAK-Gesundheit zeigt außerdem, dass Frauen oft in Berufen arbeiten, in denen sie mit offensichtlichen Krankheitssymptomen, wie beispielsweise einer starken Erkältung, nicht zur Arbeit gehen können. Die Mehrheit der Frauen gab dies an (64 Prozent) aber nur 28 Prozent der Männer. Frauen haben zudem einen großen Anteil bei der Betreuung kranker Kinder: Sind Kinder im Haushalt, sagt fast jede dritte Frau (31,5 Prozent), dass sie sich 2015 bei einer Erkrankung des Kindes selbst krankgemeldet hat, weil sie sich nicht anders zu helfen wusste. Bei den Männern waren es nur 9,5 Prozent.

Betriebliches Gesundheitsmanagement im Fokus
„Für eine geschlechtersensible Gesundheitsförderung in den Betrieben können die Ergebnisse unserer Studie eine wichtige Grundlage sein“, sagt DAK-Landeschefin Steinicke. „Wo Männer und Frauen unterschiedliche Bedürfnisse haben, sollen sie von den Betrieben auch geschlechtsspezifische Angebote bekommen.“ Die DAK-Gesundheit stehe den Unternehmen in Thüringen sowohl bei der Bedarfsanalyse als auch bei der Entwicklung und Evaluation von passgenauen Maßnahmen kompetent zur Seite.

Die Branche mit dem höchsten Krankenstand in Thüringen war 2015 mit 5,4 Prozent das Gesundheitswesen. Auch im Baugewerbe lag der Krankenstand mit 5,2 Prozent über dem Durchschnitt. Den niedrigsten Krankenstand hatte der Wirtschaftszweig Bildung, Kultur und Medien mit 4,3 Prozent.

Die DAK-Gesundheit ist eine der größten Krankenkassen Deutschlands. Für die Analyse wurden die Daten von 68.400 erwerbstätigen Mitgliedern der DAK-Gesundheit in Thüringen durch das IGES Institut ausgewertet.

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