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Gesundheitsreport Hessen 2016: Mehr Ausfalltage bei Frauen durch Seelenleiden

Darmstadt, 2. Juni 2016. Der Krankenstand in Hessen ist im vergangenen Jahr leicht um 0,1 Prozentpunkte gestiegen. Mit 4,2 Prozent liegt der Wert geringfügig über dem Bundesdurchschnitt von 4,1 Prozent. Das geht aus dem aktuellen DAK-Gesundheitsreport hervor. Danach fehlten Frauen häufiger im Job als Männer. Ihr Krankenstand lag im vergangenen Jahr zehn Prozent höher. Die Studie zeigt auch, dass Frauen und Männer anders krank sind: In Hessen haben Frauen 85 Prozent mehr Fehltage bei Krebserkrankungen, bei Männern sind es 57 Prozent mehr bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen. 

Für die repräsentative Studie wertete das IGES Institut die Fehlzeiten aller erwerbstätigen DAK-Mitglieder in Hessen aus. Der Krankenstand von 4,2 Prozent bedeutet, dass 2015 von 1.000 Erwerbstätigen durchschnittlich pro Tag 42 krankgeschrieben waren. Für die meisten Ausfalltage waren mit 21,9 Prozent die sogenannten Muskel-Skelett-Erkrankungen wie etwa Rückenleiden verantwortlich. Auf Platz zwei folgten die Atemwegserkrankungen mit 18,3 Prozent. Hier gab es durch eine starke Erkältungswelle einen Anstieg um fast ein Viertel im Vergleich zum Vorjahr. Leicht zurückgegangen sind die Fehlzeiten wegen psychischer Erkrankungen. Sie belegten mit einem Anteil von 15,1 Prozent an allen Fehltagen den dritten Platz. „Der aktuelle Krankenstand mit hohen Werten bei Muskel-Skelett-Erkrankungen und psychischen Leiden unterstreicht die Notwendigkeit noch passgenauerer Behandlungsangebote“, sagt Sötkin Geitner, Vertragschefin der DAK-Gesundheit in Hessen. 

Frauen haben zehn Prozent mehr Fehltage als Männer
Mit Blick auf die Fehlzeiten von Frauen und Männern zeigt der Landesreport: In Hessen sind Frauen öfter, jedoch nicht länger krankgeschrieben, als die männlichen Kollegen.Ein Erkrankungsfall dauert bei ihnen, genau wie bei den Männern, im Durchschnitt 11,7 Tage. Insgesamt ist ihr Krankenstand um zehn Prozent höher: Von 1.000 erwerbstätigen Frauen fehlten 2015 im Durchschnitt pro Tag 44 bei der Arbeit, bei Männern waren es nur 40.

Fehltage bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Brustkrebs
Erwerbstätige hessische Männer erleiden häufiger als Frauen Herz-Kreislauf-Erkrankungen (+ 57 Prozent mehr Fehltage) und sind öfter von Verletzungen betroffen (+ 41 Prozent mehr Fehltage). Frauen in Hessen haben dagegen mehr Fehltage wegen psychischen Erkrankungen (+ 58 Prozent) und mehr deutlich mehr Ausfall wegen Krebsleiden (+ 85 Prozent) – was durch das vergleichsweise frühe Auftreten von Brustkrebs bedingt ist. „Betroffene Frauen stehen oft noch voll im Erwerbsleben“, erklärt Geitner. Die häufigste Krebserkrankung bei Männern, der Prostatakrebs, trete hingegen erst im höheren Alter auf – meist ab etwa 60 Jahren. „Diese Krebsfälle bei den Männern werden von unserer Statistik, die sich ausschließlich auf Erwerbstätige bezieht, nicht erfasst“, so Geitner. 

Schwangerschaft hat Einfluss
Schwangerschaftskomplikationen haben über alle Altersgruppen hinweg gerechnet einen verhältnismäßig geringen Anteil am Unterschied im Krankenstand von Frauen und Männern. In den Altersgruppen, in denen die Familiengründung ansteht, ist das naturgemäß anders: Bei den 25- bis 34-jährigen hessischen Frauen sind Schwangerschaftskomplikationen für bis zu sieben Prozent aller Fehltage verantwortlich. Sie machen in dieser Altersgruppe ein Drittel des Unterschieds im Krankenstand von Männern und Frauen aus. 

Männer sind seltener beim Arzt
Ein Teil des Unterschieds bei den Fehltagen lässt sich durch den unterschiedlichen Umgang von Männern und Frauen mit Krankheit erklären. Berufstätige Männer in Hessen besuchen im Durchschnitt nur vier Mal pro Jahr einen Arzt. Berufstätige Frauen hingegen sind etwa sieben Mal in ärztlicher Behandlung. „Selbst wenn man Vorsorgeuntersuchungen und schwangerschaftsbedingte Behandlungen nicht einrechnet, sind Männer weitaus seltener beim Arzt. Sie sind womöglich aber genauso oft krank wie Frauen“, so Geitner. 

Frauen und Männer neigen zu Präsentismus
Frauen engagieren sich beruflich sehr und gaben bei der Befragung im Rahmen des DAK-Reports an, häufig auch krank zur Arbeit zu gehen. Experten sprechen von Präsentismus: 67 Prozent der Frauen in Hessen gaben an, mindestens einmal im Jahr krank zur Arbeit gegangen zu sein. Bei den Männern waren es mit 64 Prozent etwas weniger. Als Hauptgrund wurde von Frauen und Männern gleichermaßen genannt, dass sie Kollegen nicht hängen lassen wollten. Frauen haben zudem einen größeren Anteil bei der Betreuung kranker Kinder: Sind Kinder im Haushalt, sagt fast jede fünfte Frau (19,8 Prozent), dass sie sich 2015 bei einer Erkrankung des Kindes selbst krankgemeldet hat, weil sie sich nicht anders zu helfen wusste. Bei den Männern waren es 16,1 Prozent. 

Betriebliches Gesundheitsmanagement im Fokus
„Für eine geschlechtersensible Gesundheitsförderung in den Betrieben können die Ergebnisse unserer Studie eine wichtige Grundlage sein“, sagt DAK-Vertragschefin Geitner. „Wo Männer und Frauen unterschiedliche Bedürfnisse haben, sollen sie von den Betrieben auch geschlechtsspezifische Angebote bekommen.“ Die DAK-Gesundheit stehe den hessischen Unternehmen sowohl bei der Bedarfsanalyse als auch bei der Entwicklung und Evaluation von passgenauen Maßnahmen kompetent zur Seite. 

Die Branchen mit dem höchsten Krankenstand in Hessenwaren 2015 mit 4,6 Prozent das Gesundheitswesen und die Öffentliche Verwaltung. Den niedrigsten Krankenstand hatte der Wirtschaftszweig Banken und Versicherungen mit 3,4 Prozent. 

Die DAK-Gesundheit ist eine der größten Krankenkassen Deutschlands. Für die Analyse wurden die Daten von 293.300 erwerbstätigen Mitgliedern der DAK-Gesundheit in Hessen durch das IGES Institut ausgewertet.

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