Vapes & E-Zigaretten: Welche Risiken birgt das Dampfen?

E-Zigaretten sind bunt wie Bonbons und in vielen Geschmacksrichtungen für kleines Geld an fast jedem Kiosk zu haben. Kein Wunder, dass fast jeder und jede vierte Jugendliche schon einmal eine E-Zigarette probiert (23,5 Prozent) hat. Das hat unser Präventionsradar 2023 in einer Langzeitauswertung gezeigt. Was dabei noch herauskam, welche Unterschiede es zwischen Vapes und E-Zigaretten gibt, wie schädlich diese sind und wie wir als Krankenkasse dabei unterstützen, in ein rauch- und dampffreies Leben zu starten, erfahren Sie im Weiteren.
Wie funktionieren E-Zigaretten?
Bei sogenannten E-Zigaretten wird kein Tabak verbrannt. Stattdessen verdampfen die elektrischen Geräte eine meist nikotinhaltige Flüssigkeit (Liquid) zum Einatmen, wodurch sie weniger Schadstoffe freigeben als klassische Zigaretten, aber nicht weniger gefährlich sind. Die Hauptbestandteile der meisten Liquids sind Glycerin und Propylenglykol, die den charakteristischen Dampf erzeugen. Außerdem enthalten fast alle Liquids Aromen für einen fruchtig süßen Geschmack.
Was sind Vapes?
Vapes sind das Wegwerf-Pendant zur klassischen E-Zigarette. Sie locken fertig gefüllt und aufgeladen an Supermarktkassen und in fast jedem Kiosk. Dabei sind sie farblich kaum von den umliegenden Süßigkeiten zu unterscheiden. Und auch die angebotenen Geschmacksrichtungen klingen kaum anders: Sie reichen von Kirsch-Banane, über Apfelkuchen bis hin zu Zimt-Kaugummi. Das verführt vor allem junge Menschen zum Zugreifen. Suchtexperten und -expertinnen befürchten, dass die bunten Verdampfer den lang anhaltenden Trend zum Nichtrauchen unter Jugendlichen umkehren könnten.
E-Zigaretten: Rauchen ohne Reue?
Die Hersteller werben oft offensiv mit dem sauberen Image der E-Zigaretten und sind dabei sehr erfinderisch, um aus E-Zigaretten ein cooles Lifestyle-Produkt zu kreieren, das angeblich so gar nichts mit dem verpönten Glimmstängel gemein hat. Schließlich kommen sie ganz ohne Tabakrauch, Asche oder Zigarettengeruch daher. Gerade die gebrauchsfertigen Vapes werden oft von erfolgreichen Influencern und Influencerinnen oder Rapstars beworben. Dabei stellen sie das vermeintlich gesündere Dampfen dem schädlichen Rauchen bewusst gegenüber. Sie bringen die Produkte mit Gesundheit und Leistungsfähigkeit in Verbindung und suggerieren ein ungezwungenes Gemeinschaftserlebnis.
Suchtentwöhnung – so unterstützen wir als Krankenkasse
Wenn Sie sich aus der Nikotinsucht befreien möchten, unterstützen wir Sie gerne. Zum Beispiel durch unsere Suchtentwöhnungskurse oder unser Partner-Programm in Kooperation mit Nichtraucherhelden. Außerdem bietet die DAK-Gesundheit mit Just be smokefree ein Rauchstopp-Programm extra für Jugendliche und junge Erwachsene an.
Wie gefährlich sind E-Zigaretten?
Das geschickt kreierte "Gesund-Image" von Vapes und E-Zigaretten hält einer genaueren Untersuchung jedoch keinesfalls stand. „Es gibt deutliche Hinweise darauf, dass sie viele giftige Substanzen enthalten, die Lungen-, Herzerkrankungen und möglicherweise auch Krebs verursachen können“, erklärt Professor Reiner Hanewinkel, der die Schulstudie aus Kiel geleitet hat. Das Bundesamt für Risikobewertung ergänzt, dass beim Erhitzen der Vernebelungsmittel Propylenglykol und Glycerin krebserzeugende Stoffe entstehen können. Und auch das Deutsche Krebsforschungszentrum verweist auf viele schädliche Substanzen, die in E-Zigaretten Liquid gefunden wurden, darunter:
- Formaldehyd (krebserzeugend)
- Metalle wie Chrom oder Nickel (krebserzeugend)
- Blei (giftig, vielleicht krebserzeugend)
- Acetaldehyd (vielleicht krebserzeugend)
- Acrolein (reizend, giftig)
„Zudem sind E-Zigaretten bei der Abgabe von Nikotin sehr effektiv. Nikotin kann am Atmungs-, Nerven-, Immun- und Herz-Kreislauf-System vielfältige Schäden anrichten, vor allem, wenn Schulkinder es während kritischer Entwicklungsphasen konsumieren“, so Hanewinkel weiter. Außerdem sind der Dosierung des hochpotenten Suchtmittels in E-Zigaretten kaum Grenzen gesetzt. Wer es darauf anlegt, kann sich mit wenigen Zügen die Nikotinmenge einer ganzen Zigarette in die Blutbahn schießen.
Das Image der E-Zigarette als erster Schritt in die Rauchentwöhnung wird damit natürlich lautstark konterkariert: „Zur Tabakentwöhnung sind E-Zigaretten nicht geeignet“, kommentiert Professor Wolfram Windisch, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP), „Besonders problematisch und gesundheitsschädlich ist der sogenannte Dual Use, also der Gebrauch von konventionellen und elektronischen Zigaretten. Wer den Rauchstopp allein nicht schafft, sollte wissenschaftlich etablierte Behandlungsmethoden in Anspruch nehmen.“
Langzeitstudie: E-Zigarette ist bei Schulkindern Einstiegsdroge Nummer eins für Nikotinsucht
Die E-Zigarette ist 2023 erstmals das Rauchprodukt, mit dem Kinder und Jugendliche am häufigsten Erfahrungen gemacht haben. Fast jeder und jede Vierte hat schon einmal eine E-Zigarette probiert (23,5 Prozent). Mindestens einmal im Monat dampfen sieben Prozent der Schulkinder; klassische Zigaretten rauchen 5,9 Prozent und Wasserpfeife 3,2 Prozent. Das zeigt der Präventionsradar der DAK-Gesundheit in einer Langzeitauswertung. Für die breit angelegte Schulstudie hat das Institut für Therapie- und Gesundheitsforschung (IFT-Nord) in Kiel seit 2016 insgesamt fast 60.000 Jungen und Mädchen zu ihrem Rauchverhalten befragt.
Süß-fruchtige Einstiegsdroge
Es gibt also deutliche Hinweise darauf, dass Vapes und E-Zigaretten oftmals der Einstieg in die Nikotinsucht sind. Vapes sind bei Jugendlichen auch deshalb so beliebt, weil die körperlichen Warnsignale normaler Zigaretten entfallen: Kein bitterer Geschmack, kein Rauch und darum deutlich weniger Hustenreiz – stattdessen weicher Dampf mit süßem Geschmack.
Doch mit der Zeit steigen viele Jugendliche dann auf normalen Tabakgebrauch um oder rauchen Zigaretten und E-Zigaretten parallel. In Untersuchungen war die Wahrscheinlichkeit bei Jugendlichen, später Zigaretten zu rauchen, um hundert Prozent erhöht, wenn sie vorher E-Zigaretten genutzt hatten. Eine Studie in den USA kam sogar auf eine drei- bis viermal so hohe Wahrscheinlichkeit. DAK-Vorstandsvorsitzender Andreas Storm hält fest: „Für Kinder und Jugendliche ist die E-Zigarette mittlerweile die wichtigste Einstiegsdroge in die Nikotinsucht. Sie erhöht das Risiko für einen regelmäßigen Konsum klassischer Zigaretten im Erwachsenenalter – mit dem bekannt hohen Krebsrisiko.“
Suchtprävention – so unterstützen wir
Die DAK-Gesundheit hilft Ihnen und Ihrem Kind dabei, mit Alkohol und Zigaretten Schluss zu machen. Wir beteiligen uns an den Kosten für zertifizierte Präventionskurse. Dabei zahlen wir 80 Prozent des Kurses bei Erwachsenen – bei Jugendlichen übernehmen wir 100 Prozent.
E-Zigaretten – ist mein Kind süchtig?
Da der typische Rauchgeruch bei E-Zigaretten fehlt, ist es für Eltern besonders schwer zu bemerken, ob ihr Kind raucht. Weil Nikotin stark abhängig macht, kommt es aber meist bald zu den typischen Entzugserscheinungen: Das Kind wirkt unruhig, nervös oder gereizt, es kann sich weniger konzentrieren und schläft schlecht. Achten Sie besonders auf diese Symptome, wenn Sie längere Zeit gemeinsam verbringen und Ihrem Kind die Gelegenheit fehlt, heimlich zu rauchen.
Wenn Sie das Gefühl haben, dass Ihr Kind E-Zigaretten konsumiert, sprechen Sie es offen an – vermeiden Sie aber eine vorwurfsvolle Verhörsituation. Hören Sie Ihrem Kind zu und fragen Sie es nach seinen Motiven. Und bieten Sie Unterstützung an, statt mit Strafen zu drohen.
Fachbereich der DAK-Gesundheit
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