Depressionen bei Jugendlichen: Ursachen, Symptome und Behandlung

Die aktuellen Ergebnisse des DAK-Kinder- und Jugendreports zeigen, dass bei vielen jungen Menschen inzwischen dauerhaft psychische Probleme auftreten, darunter Despressionen sowie Angst- und Essstörungen. Experten sehen den Grund in den Folgen der Pandemie und den anhaltenden Krisen.
Woran Sie erkennen, ob auch Ihr Kind unter Despression leidet oder gefährdet ist, und wie betroffene Jugendliche am besten unterstützt werden können, erfahren Sie im Interview mit Psychologin Theresa Panzer, die in der Kinder- und Jugendpsychiatrie arbeitet.
Depressionen bei Teenagern auf hohem Niveau
Vor allem Mädchen leiden unter psychischen Erkrankungen. Sind Jungs einfach weniger anfällig für die Erkrankung?
Theresa Panzer: „Hier stellt sich die Frage: Sind Mädchen wirklich häufiger betroffen oder werden sie häufiger behandelt? Traurig zu sein, Angst vor Spinnen zu haben oder mit etwas nicht umgehen zu können – das ist bei Jungen noch etwas mehr stigmatisiert als bei Mädchen. Inwiefern das zu den Zahlen beiträgt, kann man allerdings nicht so gut sagen. Ob Mädchen höhere Risikofaktoren haben, oder mehr von ihnen Hilfe suchen, ist unklar – vermutlich ist beides der Fall.“
Tipp: Wie Sie Resilienz bei Kindern stärken. Wir erklären, wie Kinder in ihrer Psyche gestärkt werden können und zeigen konkrete Übungen, die die Resilienz bei Kindern unterstützen
Depression in der Pubertät
Welche Risikofaktoren für eine Depression bringt die Pubertät mit sich?
Was löst die Erkrankung dann letztendlich aus?
Theresa Panzer: „Man kann sich das so vorstellen: Jeder von uns hat eine Art Fass, das sich mit Belastungsfaktoren füllt. Das sind zum Beispiel kritische Lebensereignisse, wie die Scheidung der Eltern oder der Verlust eines Familienmitglieds. Viele Jugendliche fühlen sich aber auch mit der Schule überfordert oder mit Veränderungen im Alltag. Bei Teenagern mit vielen Risikofaktoren ist die Grenze für solche Belastungen schneller erreicht als bei anderen. Dann läuft irgendwann das Fass über und es kommt zu einer Depression.“
Symptome einer Depression bei Jugendlichen
Wie erkennen Eltern eine Depression bei Teenagern?
Wenig Schlaf und Stimmungswechsel – das kennen viele Eltern von ihrem Teenager. Sind Depressionen als Teenie also eine “Phase”, die zu Pubertät und Selbstfindung gehört?
Theresa Panzer: „Eine Depression bei Jugendlichen ist natürlich nicht die Regel, auch wenn sich die Symptome manchmal mit der Pubertätsentwicklung überschneiden. Letztendlich gehen die Beschwerden aber in ihrer Stärke und Dauer deutlich über das Maß hinaus, was eine jugendliche Phase ist. Im Normalfall funktionieren Teenager ja im Alltag, auch wenn es vielleicht mal mehr Konflikte mit den Eltern gibt – das ist bei einer Depression nicht der Fall. Trotzdem ist es oft schwer, die Symptome zu unterscheiden. Selbst Kinder- oder Jugendärztinnen und Ärzte erkennen eine Depression häufig nicht.“
Telefonische Hilfe
- Jugendnotmail: https://jugendnotmail.de/ für Kinder und Jugendliche unter 19 Jahren
- Telefonseelsorge Jugendliche 0800 1110 111 und 0800 1110 222
- Kostenloser Krisenchat für junge Menschen - 24/7 erreichbar
- NummergegenKummer (für Eltern) 0800 111 0 550 (Sprechzeiten: Mo-Fr von 9 bis 17 Uhr; Di und Do von 17 bis 19 Uhr
Depression: So läuft die Behandlung im Jugendalter ab
Wie wird eine Depression bei Jugendlichen behandelt?
Theresa Panzer: „Am meisten Erfolg bringt eine Psychotherapie, in der Regel wird auch eine kognitive Verhaltenstherapie verschrieben. Bei Kindern und Jugendlichen werden außerdem die Bezugspersonen mit einbezogen. Medikamente machen bei einer mittleren und schweren Depression Sinn – also dann, wenn der Alltag sehr stark beeinträchtigt ist und Betroffene nicht ausreichend auf die Psychotherapie ansprechen.“
Was können Eltern im Umgang mit depressiven Teenagern tun, wenn sich diese nicht behandeln lassen wollen?
Theresa Panzer: „Als Erstes sollten Eltern immer versuchen, die Kinder zu einer Behandlung zu motivieren, in dem sie ihre Sorgen mitteilen. Gut ist es, den Jugendlichen zu spiegeln, wie sie sich verändert haben. Oft zeigt sich nach dem ersten Kontakt mit der Therapeutin oder dem Therapeuten auch von selbst ein Interesse – das erlebe ich oft so im klinischen Alltag. Die Kinder merken, dass sie mit einer neutralen Person sprechen, die ihre Probleme ernst nimmt und Methoden kennt, die helfen. In schweren Fällen kann man eine Behandlung auch vor Gericht erwirken – also bei dauerhaften und starken Symptomen und Suizidgedanken. Das sollte aber der allerletzte Schritt sein.“

Theresa Panzer
Psychologin
Theresa Panzer arbeitet in einer Kinder- und Jugendpsychiatrie. Dort hat sie bei ihren jungen Patienten beispielsweise mit posttraumatischen Belastungsstörungen, Transidentität oder Ängsten und Depressionen zu tun.
Fachbereich der DAK-Gesundheit
Diese Artikel könnten Sie auch interessieren

Psychotherapie – Unsere Therapieprogramme
Bei seelischen Problemen, wie z. B. Depressionen, kommt es auf schnelle Hilfe an. Wir helfen Ihnen.

Depressionen in der Familie
Im Interview erklärt Psychiater Dr. Ulrich Hegerl, was Betroffene wissen müssen.

Depressionen erkennen und vorbeugen
5 Millionen Deutsche sind depressiv. Das sollten Sie über Depressionen wissen.

