Gesundheitsmythen: Was ist dran?

10.000 Schritte am Tag sind gesund, Cola bei Durchfall ist gut, Essen am Abend macht dick – wir nehmen diese und weitere Gesundheitsmythen unter die Lupe! Was ist wirklich dran an den (vermeintlichen) Weisheiten?
1. 10.000 Schritte am Tag sind gesund
Inzwischen wird diese von Expertinnen und Experten hinterfragt und angezweifelt. Wichtiger seien Intensität und Dauer der Bewegung, sodass auch schon weniger Schritte einen positiven Effekt auf das Herz-Kreislauf-System haben können. Völlig unbestritten ist hingegen, dass Bewegung für einen gesunden Lebensstil unerlässlich ist. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt mindestens 150 Minuten moderate Bewegung pro Woche, das kann zügiges Gehen, Radfahren oder Schwimmen sein. Das doppelte Pensum, also 300 Minuten Sport mit moderater Intensität oder 150 Minuten intensives Training die Woche, kann die Leistung von Herz und Lunge verbessern, die Muskelkraft steigern und das Depressionsrisiko senken.
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2. Wunden heilen besser an der Luft
Ein Mythos, der sich recht hartnäckig hält, jedoch so nicht stimmt. Wunden heilen am besten, wenn sie feucht bleiben. An der Luft trocknen sie aus und es bildet sich Schorf. Dieser behindert die Bildung neuer Haut und damit die Wundheilung. Deswegen werden heute meist Wundauflagen ohne großen Saugeffekt verwendet, die die Wunde länger feucht halten. Das Wundsekret kann in Ruhe fließen und Enzyme, Hormone, Wachstumsfaktoren und Antikörper in die Verletzungsregion bringen.
Je weniger von dem Sekret abgetupft wird oder verdunstet, desto besser kann die Heilung verlaufen und es kann sich ungestört neues Gewebe bilden. Außerdem ist die Wunde so vor äußeren Einflüssen geschützt. Größere Verletzungen sollten deswegen unbedingt abgedeckt werden, um Entzündungen zu vermeiden. Kleine Kratzer können auch gut ohne Pflaster heilen – schneller geht es ohne aber nicht.
3. Viel Essen am Abend macht dick
Zu diesem Mythos gibt es unterschiedliche Studienergebnisse. Entscheidender als die Uhrzeit scheint aber die über den Tag aufgenommene Energiemenge zu sein. Wichtig ist, dass die Energiezufuhr dem eigenen Energiebedarf entspricht – wir also nur so viel essen, wie unser Körper am Tag verbraucht. Wer tagsüber schon reichlich Kalorien zu sich genommen hat, sollte abends eher zu etwas Leichtem greifen, um die Energiebilanz im Gleichgewicht zu halten.
Wenn aber morgens und mittags die Mahlzeiten eher klein ausfallen, kann es am Abend ruhig eine Hauptmahlzeit geben. Vorsicht jedoch vor potenziellen Kalorienfallen durch über den Tag verteilte Snacks. Wer zwischendurch und während der Arbeit viele Kleinigkeiten zu sich nimmt, fühlt sich nie richtig satt, isst dann am Abend mehr als nötig und nimmt dadurch zu. Auch können üppige Speisen am späteren Abend das Ein- und Durchschlafen erschweren, da unser Körper nachts viele Stoffwechsel- und Organfunktionen einschränkt. Das Essen liegt uns dann buchstäblich schwer im Magen, weil es über Nacht schlechter verdaut werden kann.
4. Salzstangen und Cola helfen bei Durchfall
5. Karotten sind gut für die Augen
Diesen Mythos hat vermutlich fast jedes Kind schon mal gehört, schließlich soll er dazu ermuntern, beherzt zu dem gesunden Gemüse zu greifen. Doch uneingeschränkt wahr ist die Behauptung nicht. Richtig ist, dass Karotten reichlich Beta-Carotin enthalten, eine Vorstufe von Vitamin A. Dies erfüllt im Körper eine Vielzahl wichtiger Funktionen und ist unter anderem für ein ungetrübtes Sehvermögen zuständig.
Vor allem für die Netzhaut des Auges ist Vitamin A wichtig. Jedoch lässt sich allein durch den Verzehr von Karotten weder das Sehvermögen steigern noch eine Sehschwäche beheben. Karotten könnten höchstens unterstützend wirken, falls ein Vitamin A-Mangel vorliegt, was in westlichen Ländern jedoch nur sehr selten der Fall ist. Eine Überversorgung mit Vitamin A kann weder das Sehvermögen steigern noch die Sehschärfe verbessern.
Klassische Kurzsichtigkeit entsteht durch einen Brechungsfehler des Lichts im Augapfel, wenn dieser zu lang ist. Die Ursache ist noch nicht abschließend geklärt. Auch wenn Karotten kein Wundermittel für die Augen sind, bleiben sie ein sehr gesundes Lebensmittel, das viele wichtige Vitamine, Mineralien und Ballaststoffe liefert. Diese wirken sich unter anderem positiv auf die Verdauung, den Sonnenschutz der Haut und die Immunabwehr aus.
6. Schnodder darf man nicht hochziehen
Kinder lieben es, Erwachsene finden es meist furchtbar eklig. Doch gibt es auch triftige Gründe, die gegen das Nasehochziehen sprechen? Bei einer dicken Erkältung, wenn die Nase schon ganz rot und wund vom ständigen Putzen ist, wäre es ja oft ganz schön, den Schleim einfach hochzuziehen, oder? Tatsächlich gibt es sogar zahlreiche HNO-Ärztinnen und -Ärzte, die genau dazu raten. Denn der Begriff „hochziehen“ ist eher irreführend, weil das Sekret dabei nicht nach oben, sondern über den Nasenboden nach hinten in den Nasenrachen gelangt und dort hinuntergeschluckt wird. Im Magen angekommen, werden die Keime von der Magensäure zersetzt und somit unschädlich gemacht.
Das Nasehochziehen hat also durchaus gesundheitliche Vorteile. Beim kräftigen Schnäuzen hingegen kann das Sekret auch dort landen, wo wir es am wenigsten haben wollen: in den Nasennebenhöhlen und sogar im Mittelohr. Entschließen wir uns trotzdem, lieber ein Taschentuch zu benutzen, sollten wir dieses regelmäßig wechseln. In der warmen Hosentasche können sich die Krankheitserreger nämlich so richtig gut vermehren.
7. Direkt nach dem Essen sollte man Zähne putzen
„Nach dem Essen: Zähneputzen nicht vergessen.“ Diesen Ausspruch haben vermutlich viele von uns noch im Ohr. Grundsätzlich ist regelmäßiges Zähneputzen sehr wichtig. Unmittelbar nach dem Essen ist es jedoch nicht empfehlenswert. Insbesondere nach dem Verzehr säurehaltiger Lebensmittel wie Orangen, Zitrusfrüchten, Fruchtsäften oder Limonaden ist es besser, mit dem Putzen mindestens 30 Minuten zu warten. So lange dauert es, bis nach dem Essen die natürliche Remineralisierung der Zähne abgeschlossen ist.
Nehmen wir die Zahnbürste zu früh in die Hand, besteht die Gefahr, dass Zahnschmelz abgetragen wird. Bakterien haben es dann leichter, die Zähne anzugreifen. Außerdem kann sich einmal abgebauter Zahnschmelz nicht wieder neu bilden, sodass schmerzempfindliche Zähne die Folge sind.
8. Wer mit nassen Haaren rausgeht, wird krank
Fast jede und jeder von uns kennt das Dilemma: Die Haare sind noch nass, doch wir sind sowieso schon viel zu spät dran. Sollen wir nun einfach rausgehen? Schließlich haben wir meist schon in unserer Kindheit zu hören bekommen, dass es krank macht, mit nassen Haaren nach draußen zu gehen. Doch so einfach ist es nicht. Nasse Haare an sich können uns nicht krank machen. Dafür verantwortlich sind Bakterien und Viren. Ein intaktes Immunsystem kann diese abwehren – auch mit feuchten Haaren.
9. Ein Apfel am Tag erspart den Arztbesuch
Damit wirken Äpfel positiv auf den Cholesterinspiegel und unseren Wasserhaushalt, die Fruchtsäuren reinigen die Zähne und regulieren die Darmtätigkeit. Es gibt Laborversuche, die zeigen, dass die enthaltenen sekundären Pflanzenstoffe, etwa Oligosaccharide, gegen Darmkrebs und andere Krebsarten wirken könnten.
Auch das Risiko für tödliche Herzinfarkte und Schlaganfälle ließe sich laut Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Universität Oxford mit einem Apfel pro Tag verringern. Der Grund: Äpfel haben eine ähnlich positive Wirkung auf den Cholesterinspiegel wie manche Medikamente und beugen so Herz-Kreislauf-Erkrankungen vor.
10. Schielen ist schlecht für die Augen
Ein Gesundheitsmythos, den besonders Kinder zu hören bekommen, wenn sie entdecken, dass sie mit ihren Augen bewusst in verschiedene Richtungen schauen können. Schielen macht ihnen viel Spaß und die Warnungen der Erwachsenen gehen von „Hör besser auf, Schielen ist schlecht für die Augen“ bis zum radikalen „Wenn dich jetzt jemand erschreckt, bleiben deine Augen so stehen“. Doch beides ist reine Angstmache, denn an diesen Behauptungen ist zum Glück nichts dran.
Absichtliches Schielen schadet den Augen nicht, auch nicht bei Kindern. Es ist nur anstrengend für die Augenmuskulatur und kann diese schneller ermüden. Trotzdem sollte das Schielen kein Dauerzustand sein und die Augen sollten in der Regel gleichmäßig belastet werden. Bei konstantem Schielen, das nicht bewusst herbeigeführt wird, sollte ein Augenarzt aufgesucht werden, um eine eventuelle Fehlausbildung der Augen zu vermeiden.
11. Gähnen ist ansteckend
Viele von uns haben es vermutlich schon erlebt: Kaum fängt jemand in unserer Umgebung an zu gähnen, schon regt sich auch bei uns der Drang mitzumachen. Ist Gähnen also tatsächlich ansteckend? Die Antwort lautet: Ja, und wie. Das fanden Forscher der Universität Pisa heraus. Besonders häufig lassen wir uns von vertrauten Personen anstecken, vor allem von Familienmitgliedern, Freunden und Bekannten. Denn die emotionale Nähe zum Gähnenden spielt eine entscheidende Rolle, sie löst nach Ansicht der Forscher eine unbewusste Nachahmung aus. Dieser Nachahmer-Effekt kann aber nur funktionieren, wenn die Fähigkeit, Empathie zu empfinden – also Gefühlsregungen anderer Menschen zu erkennen und darauf zu reagieren –, bei einem Menschen ausgeprägt ist. Hierfür sind die sogenannten Spiegelneuronen im Gehirn zuständig.
12. Lesen bei schlechtem Licht schadet den Augen
Vor allem Kinder, die auch bei Dämmerlicht ihr spannendes Buch nicht aus den Händen legen können oder heimlich unter der Bettdecke weiterlesen, bekommen diese Aussage oft zu hören. Doch bis heute gibt es keinerlei Beweise für eine langfristige Schädigung. Fest steht aber: Die Augen müssen sich bei schlechten Lichtverhältnissen deutlich mehr anstrengen, um die Buchstaben zu erkennen. Das ist harte Arbeit, doch mit gesunden Augen funktioniert das trotzdem gut.
Die Augenmuskeln können allerdings schneller ermüden und die Sehkraft kann dadurch kurzfristig abnehmen. Auch rote Augen oder Kopfschmerzen können die Folge sein. Doch das Auge erholt sich recht schnell, oft reichen bereits kurze Lesepausen. Spätestens am nächsten Morgen, wenn der Muskel wieder ausgeruht ist, ist auch die volle Sehkraft wieder zurück.
DAK Onlineredaktion

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