Transgender: Geboren im falschen Körper
Du identifizierst dich nicht mit deinem biologisch vorgegebenen Geschlecht? Bist von Geburt ein Junge, fühlst dich aber eher als Frau oder umgekehrt? In diesem Artikel klären wir, was transgender bedeutet und was es heißt, ein trans* Mensch zu sein.
Was bedeutet transgender?
Um diese Frage zu beantworten, wollen wir erst einmal klären, was eigentlich der Unterschied zwischen „gender“ und „transgender“ ist. Nun, „gender“ ist so was wie der Oberbegriff. Das englische Wort bezeichnet nicht das biologische Geschlecht, sondern das soziale. Es kann nämlich durchaus einen Unterschied geben zwischen dem Geschlecht, das bei der Geburt eingetragen wird und der Geschlechtsidentität, mit der man sich identifiziert und mit der man wahrgenommen werden möchte. Der Begriff transgender drückt aus, dass man sich nicht mit seinem biologischen Geschlecht identifiziert. Dabei kann zum Beispiel eine Person, die mit einem männlichen Körper zur Welt kam, feststellen, dass sie ein Mädchen oder weder Mädchen noch Junge ist. Das Wort trans* kommt übrigens aus dem Lateinischen und heißt so viel wie „darüber hinaus“ oder „jenseits“ – was die Sache ja ganz gut beschreibt. Um sich seinem gefühlten Geschlecht anzunähern, entscheiden sich manche trans* Personen für sogenannte geschlechtsangleichende medizinische Maßnahmen. So können zum Beispiel Hormone verabreicht oder Operationen durchgeführt werden. Auch die Änderung des Vornamens und Geschlechtseintrags ist möglich. Das kommt aber bei weitem nicht für alle trans* Menschen infrage – am Ende entscheidet jeder selbst, womit er oder sie sich wohlfühlt.
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Der soziale Druck für trans* Menschen
Viele Menschen verstehen nicht, warum sich jemand nicht mit seinem biologischen Geschlecht identifizieren kann. Das hängt unter anderem mit dem sogenannten binären Geschlechtsmodell zusammen, das in der Gesellschaft verankert ist. Dieses unterscheidet ausschließlich zwischen männlich und weiblich und benachteiligt Menschen, die sich geschlechtlich nicht eindeutig verorten können oder wollen. Dadurch kann es zu negativen Vorurteilen, Berührungsängsten oder trans*feindlichen Äußerungen und Übergriffen kommen. Das binäre Geschlechtsmodell grenzt trans* Menschen aus, da sie nicht den sozialen Erwartungen entsprechen und hindert sie an der freien Entfaltung ihrer Persönlichkeit. Durch die verschiedenen Begriffe rund um das Thema transgender soll diese veraltete Denkweise aufgebrochen werden, damit es trans* Menschen leichter haben, so zu leben und zu sein, wie sie wirklich sind.
Welche Bedeutung haben die verschiedenen trans* Begriffe?
Um sicherzugehen, dass du niemanden unnötig verletzt, wenn du mit trans* Menschen redest, erklären wir hier die wichtigsten Begrifflichkeiten:
- Trans* Mann: Trans* Mann oder trans* männlich ist eine mögliche Selbstbezeichnung eines Mannes, der bei der Geburt einen weiblichen Geschlechtseintrag erhalten hat, dessen Geschlechtsidentität aber männlich ist.
- Trans* Frau: Trans* Frau oder trans* weiblich ist eine mögliche Selbstbezeichnung einer Frau, die bei der Geburt einen männlichen Geschlechtseintrag erhalten hat, deren Geschlechtsidentität aber weiblich ist.
- Cis-Menschen: Als Cis-Frauen oder Cis-Männer werden Menschen bezeichnet, die sich mit dem bei der Geburt eingetragenen Geschlecht identifizieren. Cis (lateinisch: diesseitig) meint also alle Menschen, die nicht trans* sind.
- Transsexuell: Der Begriff ist veraltet. Er stammt aus der Medizin und bezog sich früher auf ein Krankheitsbild, das man „Störung der Geschlechtsidentität“ nannte. Seit 2022 gilt Transsexualität aber offiziell nicht mehr als Krankheit – weil man heute weiß, dass trans* sein keine Krankheit ist. Entsprechend wird der Begriff heute von trans* Menschen als abwertend empfunden. Zudem suggeriert „transsexuell“, dass trans* sein etwas mit der sexuellen Orientierung zu tun hat. Deine sexuelle Orientierung ist allerdings unabhängig von deiner Geschlechtsidentität zu betrachten. Bevorzugt werden daher heute Begriffe wie transgender oder transident verwendet.
- Transident: Der Begriff wurde als Alternative zu transsexuell eingeführt, um zu verdeutlichen, dass es um die Geschlechtsidentität geht und eben nicht um die Sexualität.
- Nicht-binär/non-binary: Nicht-binäre Menschen haben eine Geschlechtsidentität, die weder ganz/immer weiblich noch ganz/immer männlich ist. Dabei verstehen sie sich nicht zwingend als trans* Menschen. Die verschiedenen Geschlechtsidentitäten können ganz unterschiedlich ausfallen – egal, ob zwischen männlich und weiblich oder außerhalb dieser Kategorien, ob beide Kategorien umfassend (bigender) oder gar keinem Geschlecht angehörig (agender). Bei manchen Personen ändert sich die Geschlechtsidentität auch immer wieder, das nennt man genderfluid.
Wo bekomme ich als trans* Mensch Unterstützung?
Wenn du selbst trans* Mensch bist und angefeindet wirst oder sonstige Probleme hast, gibt es für dich verschiedene Anlaufstellen. Aber auch wenn du mitbekommst, dass jemand aus deinem Umfeld wegen seiner Transidentität gemobbt wird, gibt es die Möglichkeit zu handeln. Es kann extrem hilfreich sein, auf mögliche Attacken und Ungerechtigkeiten aufmerksam zu machen und der betroffenen Person zu verdeutlichen, dass es nicht an ihr liegt. Sondern an der fehlenden Toleranz in der Gesellschaft. Mit solchen Aktionen trägst du dazu bei, dass das veraltete binäre Geschlechtsmodell hinterfragt wird und Menschen lernen, zu sich zu stehen und sich in ihrem Körper zuhause zu fühlen.
Weitere wichtige Anlaufstellen findest du hier:
https://www.trans-inter-beratungsstelle.de/de/begriffserklaerungen.html
https://www.transinterqueer.org/
https://www.trans-ident.de/trans-ident-beratungsstelle
Fazit
Wir hoffen, dass wir mit unserem kleinen Ratgeber etwas Licht ins Dunkel des komplexen, aber sehr wichtigen Themas Transgender bringen konnten. Ganz egal, ob du dich selbst in einer der trans* Bezeichnungen wiederentdeckst oder ob du dich als Cis-Mensch empfindest und einfach sattelfest und achtsam im Umgang mit trans* Menschen sein willst. Zusammenfassend lässt sich sagen: Nicht alle Menschen, die eine Vulva haben, sind Frauen. Und nicht alle Menschen mit Penis Männer. Und das ist vollkommen in Ordnung. Welchem Geschlecht du dich wirklich zugehörig fühlst und wie du dein Leben leben möchtest, das kannst nur du allein wissen. Lass dir da also nicht reinquatschen. Du hast ein Recht darauf, dich in deinem Körper wohlzufühlen. Und so zu sein, wie du eben bist.
Hast du weitere Fragen, Themenwünsche oder etwas anderes rund um deine Gesundheit auf dem Herzen? Dann schreib uns: doktorsex@dak.de! Wir freuen uns, von dir zu hören.
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Quellenangaben