Direkt zum Inhalt

Trockener Orgasmus: Was ist das?

Urologe Volker Wittkamp erklärt, was ein trockener Orgasmus ist

Beim sexuellen Höhepunkt hat Mann immer einen Samenerguss, oder? So ganz stimmt das nicht, denn es gibt das Phänomen des trockenen Orgasmus. Hier erfährst du mehr darüber, was ein trockener Orgasmus ist und was dabei im Körper passiert.

Was ist ein trockener Orgasmus?

Ein trockener Orgasmus ist ein sexueller Höhepunkt ohne Samenerguss. Er fühlt sich höhepunkttechnisch (fast) genauso an wie ein Orgasmus mit Samenerguss – aber aus dem Penis kommt eben kein oder nur sehr wenig Sperma heraus.

Für die ausbleibende Ejakulation kann es verschiedene Gründe geben: körperliche, seelische – oder auch die Einnahme bestimmter Medikamente. Meist stecken hinter einem trockenen Orgasmus körperliche Funktionsstörungen, genauer gesagt: Störungen während der Emissions- und Ejakulationsphase des Orgasmus. Das bedeutet: Es wird gar keine Samenflüssigkeit ausgestoßen, zum Beispiel weil die Samenleiter verstopft sind. Oder der Blasenschließmuskel funktioniert nicht richtig und das Sperma wird nicht herausgeschleudert, sondern zurück in die Blase gedrückt.  

Es gibt allerdings auch Männer, die sich die Fähigkeit bei einem Höhepunkt nicht zu ejakulieren, mit speziellen Techniken, zum Beispiel Beckenbodenübungen, antrainieren. Nach den Sexuallehren der Tantra-Tradition gilt dieser herbeigeführte trockene Orgasmus als eine Möglichkeit, Lust und Intimität noch intensiver zu erleben. Medizinisch ist diese Wirkung allerdings nicht erforscht, übrigens auch nicht, was das gesundheitlich für deinen Körper bedeutet. 

Kann jeder einen trockenen Orgasmus haben?

Nicht jeder Orgasmus muss automatisch mit einem Samenerguss verbunden sein. Insofern kann tatsächlich auch jeder Mann gelegentlich einen trockenen oder mit sehr wenig Sperma verbundenen Höhepunkt erleben. Besonders gilt das, wenn du noch jung bist und dein Körper sich gerade erst einspielt. Denn der Samenerguss ist eine faszinierend komplexe Teamwork-Aktion deines Körpers, an dem unter anderem Hoden, Prostata, Samenleiter und sogar das Rückenmark beteiligt sind.

Da kann es schon mal vorkommen, dass sowohl die Spermaproduktion als auch die Transportphase, also die Ejakulationsphase, nicht ganz rund laufen. Auch wenn man viele Orgasmen nacheinander hatte, ist es normal, dass die Menge an Ejakulat deutlich weniger wird.

Wenn du allerdings feststellst, dass bei dir dauerhaft kaum oder gar kein Sperma aus dem Penis kommt, solltest du der Sache nachgehen und einen Arzt besuchen. Denn dann steckt eventuell eine Ejakulationsstörung dahinter. Die ist selbst zwar oft harmlos, könnte aber durch eine behandlungsbedürftige Erkrankung ausgelöst sein.

Wie unterscheidet sich der männliche Orgasmus vom weiblichen?

Bei Jungs und Männern schüttet der Körper auf dem Weg zum Höhepunkt jede Menge von dem Sexualhormon Testosteron aus – und das Erleben des Orgasmus beim Mann ist in der Regel mit einem Samenerguss verbunden. Nebenhoden, Samenleiter und die Prostata ziehen sich dafür mehrmals zusammen und entspannen sich wieder. Dabei wird das Ejakulat mit einer Geschwindigkeit von etwa 17 km/h aus dem Penis geschleudert. Nach einem Samenerguss ist der Mann oft sehr entspannt und braucht etwas länger als die Frau, um wieder für neue Stimulation empfänglich zu sein. Der Orgasmus der Frau dauert im Vergleich zum Mann etwas länger, allerdings erreichen weniger Frauen als Männer beim Sex überhaupt einen Orgasmus. Manche Frauen können wiederum sogar multiple Orgasmen erleben und brauchen nach einem Höhepunkt nur eine sehr kurze Pause, bevor sie wieder stimuliert werden möchten 

Was bedeutet retrograde Ejakulation?

Eine der möglichen Funktionsstörungen ist die retrograde Ejakulation. „Retrograd“ bedeutet: rückwärts. Das beschreibt, dass das Sperma nicht aus dem Penis herausgeschleudert wird, sondern sich in die falsche Richtung, in die Harnblase bewegt. Das kann passieren, wenn der Blasenschließmuskel nicht funktioniert, der normalerweise die Verbindung zwischen Penis und Harnblase verschließt. Bei einer retrograden Ejakulation gibt es also einen Samenerguss, nur eben nicht an der richtigen Stelle.

Dass Sperma in der Harnblase landet, ist an sich nicht gefährlich – und lässt sich oft medikamentös behandeln. Wichtiger ist jedoch abklären zu lassen, warum der Blasenschließmuskel nicht funktioniert. Dahinter können nämlich ernsthafte Erkrankungen stecken, die eine Nervenschädigung hervorrufen. Zum Beispiel Multiple Sklerose, Diabetes oder ein Bandscheibenvorfall. 

Welche Vorteile hat ein trockener Orgasmus?

Klar gibt es die Fans des trockenen Orgasmus, die darauf schwören, das Liebesspiel mit dem Zurückhalten von Sperma besonders intensiv zu gestalten. Aber sonst, ganz ehrlich: keine. Die gute Nachricht ist: Es gibt auch keine Nachteile. Wenn deine Orgasmen wegen einer Ejakulationsstörung spermafrei sind, aber du sonst keine weiteren Beschwerden hast, kannst du deine Höhepunkte einfach genauso genießen wie nicht trockene Orgasmen. Verhüten solltest du übrigens sicherheitshalber trotzdem. Und falls irgendwann mal ein Kinderwunsch da ist:  Auch das ist mit einer Ejakulationsstörung oft kein Problem. Die Spermien für eine Befruchtung werden zum Beispiel bei einer retrograden Ejakulation einfach aus dem Urin in der Harnblase gewonnen. 

Verzögerte Ejakulation – was bringt das?

Auch wenn es keine gute Idee ist, den Samenerguss ganz zu unterdrücken: Die Ejakulation hinauszuzögern ist natürlich ein nicht unwichtiger Teil des Liebesspiels – und bedeutet längere Freude für alle Beteiligten. Wenn du wissen willst, mit welchen Techniken sich der Orgasmus erfolgreich hinauszögern lässt, dann schau doch mal in den Artikel über den vorzeitigen Samenerguss
J2: VORSORGEUNTERSUCHUNG
Bei der J2 (zwischen 16 und 17 Jahren) handelt es sich um eine einmalige Vorsorgeuntersuchung. Es geht um Früherkennung körperlicher Probleme sowie Sexualitätsstörungen. Die J2 ist eine freiwillige Mehrleistung der DAK-Gesundheit. MEHR INFOS

PS: Ab 20 Jahren können junge Frauen einmal im Jahr zur Vorsorgeuntersuchung, auch wegen Früherkennung möglicher Krebserkrankungen.

Hast du weitere Fragen, Themenwünsche oder etwas anderes rund um deine Gesundheit auf dem Herzen? Dann schreib uns: doktorsex@dak.de! Wir freuen uns, von dir zu hören.

Autor(in)

Journalistin für Medizin und Gesundheitsthemen

Qualitätssicherung

DAK Fachbereich

Quellenangaben

Updated on:
Telefonkontakt
040 325 325 555

Rund um die Uhr und zum Ortstarif