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Das Lecktuch – so funktioniert das Kondom für die Vulva

Dr. Sheila de Liz von @Doktorsex zeigt ein Lecktuck für den Oralverkehr
Sex, Koitus, Beischlaf: Es gibt viele Bezeichnungen für den Liebesakt. Und wahrscheinlich ähnlich viele gute Gründe, warum er als schönste Nebensache der Welt gilt. Doch Obacht: Wenn man nicht aufpasst, kann Sex auch schnell zu einer nicht mehr ganz so schönen Nebensache werden. Zum Beispiel, sobald man sich mit einer Geschlechtskrankheit ansteckt. Damit das nicht passiert, ist sogenannter Safer Sex, also geschützter Geschlechtsverkehr, beispielsweise mit Kondom, ein Muss.

Aber wie ist das eigentlich beim Oralverkehr? Kann man sich da auch anstecken? So wenig wie darüber geredet und berichtet wird, könnte man meinen: nein. Das ist aber falsch! Während Männer auch bei der Stimulation mit dem Mund ein Kondom überziehen sollten, um ihre Partnerin oder Partner zu schützen, greifen Frauen auf das sogenannte Lecktuch zurück – auch Dental Dam genannt. Aber was genau ist eigentlich ein Lecktuch? Und: Wie funktioniert es? Hier erfährst du alles übers Lecktuch.

Was ist ein Lecktuch?

Ein Lecktuch ist ein mindestens 15 mal 15 Zentimeter großes Latex- oder Gummituch für Frauen, das beim Oralverkehr über die Vulva gelegt wird. Dadurch dient es sozusagen als Barriere: Es kommt zu keinem Austausch von Körperflüssigkeiten, wodurch das Risiko extrem sinkt, dass du dich mit einer Geschlechtskrankheit ansteckst! Das Lecktuch ist also im Prinzip so etwas wie das Kondom für Frauen. Tatsächlich ähnelt es auch dem Kondom in Sachen Material und Elastizität und ist ebenfalls in verschiedenen Geschmacksrichtungen erhältlich. Tipp: Damit es bei der Stimulation mit dem Mund besser hält, kannst du zwischen Vagina und Tuch etwas Gleitgel auftragen. Bei manchen Frauen steigert das sogar das Lustempfinden!

Warum ist ein Lecktuch so wichtig beim Oralverkehr?

Tripper, Chlamydien, Syphilis, Hepatitis B, HPV – und das sind nur einige der Geschlechtskrankheiten, mit denen du dich bei ungeschütztem Geschlechts- und auch beim Oralverkehr anstecken kannst. Die unterschiedlichen Erreger befinden sich dabei in den Schleimhäuten der Vulva und in der Flüssigkeit, die die Vulva bei sexueller Lust feucht hält. Da beim Oralverkehr die Schleimhaut des Mundes auf die Genitalschleimhaut trifft, kann der entsprechende Erreger ziemlich leicht übertragen werden, und zwar in beide Richtungen. So kannst du beispielsweise Lippenherpes bekommen, wenn deine Freundin oder dein Freund Genitalherpes hat – und umgekehrt. Ein Lecktuch ist also für alle Beteiligten von Vorteil und sollte auch dann zum Einsatz kommen, wenn niemand von euch Symptome hat. Bei manchen Menschen treten diese nämlich erst einige Zeit nach der Infektion oder überhaupt nicht auf. So kann sich der Erreger einfach weiterverbreiten, ohne dass ihr etwas davon mitbekommt.
Übrigens: Auch mit HIV kann man sich beim Oralsex anstecken. Allerdings wird das Virus in der Regel über Blut und Sperma übertragen, wodurch das Risiko dafür recht gering ist. Jedoch können schon kleine Risse in der Vaginal- oder Mundschleimhaut die Sache ganz anders aussehen lassen. Um dich und deine Gesundheit zu schützen, ist es lebenswichtig, dich beim Sex – vor allem mit Partnern oder Partnerinnen, die du noch nicht so lange kennst – mit einem Lecktuch oder Kondom zu schützen.

Für wen ist ein Lecktuch geeignet?

Ein Klischee besagt, dass Lecktücher vor allem für homosexuelle Frauen gedacht sind. Das ist aber Quatsch. Denn jeder Mensch hat Schleimhäute, egal ob Mann oder Frau. Richtig ist hingegen, dass die Wahrscheinlichkeit für eine Ansteckung steigt, wenn der Sexualpartner oder die Sexualpartnerin häufig gewechselt wird. Denn in dem Fall besteht oft keine Klarheit über den Gesundheitszustand der betreffenden Personen. Zu Beginn einer Partnerschaft wird daher ein Besuch bei deiner Gynäkologin oder deinem Hausarzt empfohlen – gerade wenn du in Bezug auf deine Sexualkontakte vorher nicht sonderlich wählerisch warst. Herrscht dann einmal Klarheit über euren Gesundheitsstatus und führt ihr eine monogame Beziehung, ist die Wahrscheinlichkeit für eine Infektion ziemlich gering und ihr könnt auf ein Lecktuch verzichten. Dabei ist es natürlich essentiell, dass ihr euch auch wirklich treu bleibt. Nicht nur, um Herzschmerz, sondern auch um einigen negativen Überraschungen vorzubeugen.
J2: VORSORGEUNTERSUCHUNG
Bei der J2 (zwischen 16 und 17 Jahren) handelt es sich um eine einmalige Vorsorgeuntersuchung. Es geht um Früherkennung körperlicher Probleme sowie Sexualitätsstörungen. Die J2 ist eine freiwillige Mehrleistung der DAK-Gesundheit. MEHR INFOS

PS: Ab 20 Jahren können junge Frauen einmal im Jahr zur Vorsorgeuntersuchung, auch wegen Früherkennung möglicher Krebserkrankungen.

Diese Überraschungen kündigen sich zum Beispiel durch Jucken oder Ausschlag an. Wenn du bei dir also entsprechende körperliche Veränderungen feststellst, solltest du umgehend zu deiner Frauenärztin oder deinem Frauenarzt gehen. Hast du dich beispielsweise mit HPV infiziert, kann dieser, wenn er nicht identifiziert wird, zu Gebärmutterhalskrebs führen. In einem frühen Stadium ist HPV heilbar.

Was ist beim Kauf von Lecktüchern zu beachten?

Lecktücher sind in Deutschland noch nicht so weit verbreitet wie Kondome. Es ist also eher unwahrscheinlich, dass du sie im Supermarkt deines Vertrauens bekommst. In der Apotheke und online wirst du aber fündig. Wenn du allergisch gegen Latex bist, solltest du Lecktücher aus latexfreiem Gummi in den Warenkorb legen. Bei Hautkontakt mit latexhaltigem Material kann es sonst zu Juckreiz, Rötungen oder Ausschlag kommen. Auch Zusatzstoffe wie Aromen oder befeuchtende Zusätze können bei empfindlichen Menschen allergische Reaktionen hervorrufen. Wenn du beim Kauf auf die Bezeichnung „für Allergiker geeignet“ achtest, solltest du aber safe sein. Im Zweifel kannst du das Lecktuch auch zunächst in Kontakt mit einer weniger empfindlichen Hautstelle bringen, um zu testen, ob du allergisch reagierst.

Übrigens: Solltest du mal kein Lecktuch zur Hand haben und dennoch safe unterwegs sein wollen, kannst du auch ein Kondom umfunktionieren. Schneide dazu einfach die Spitze des Kondoms ab und den Rest der Länge nach auf. Das Ergebnis ist zwar etwas kleiner als ein Lecktuch, erfüllt aber denselben Zweck. Aber bevor du jetzt zu erfinderisch wirst: Frischhaltefolien sind keine Lösung.

Fazit

Lecktücher dürften für viele noch Neuland sein. Das macht sie aber nicht weniger wichtig – gerade dann, wenn du Sex mit häufig wechselnden Partnerinnen und Partnern hast. Dann solltest du besser auf Nummer sichergehen und durch die Verwendung eines Lecktuchs dafür sorgen, dass die schönste Nebensache der Welt auch uneingeschränkt genau das bleibt: schön.

Hast du weitere Fragen, Themenwünsche oder etwas anderes auf dem Herzen? Dann schreib uns: doktorsex@dak.de! Wir freuen uns, von dir zu hören.

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