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Gesundheitsreport Sachsen 2016

Dresden, 10. Mai 2016. Der Krankenstand in Sachsen erreichte im vergangenen Jahr mit 4,6 Prozent den höchsten Wert seit 16 Jahren. Das geht aus dem aktuellen DAK-Gesundheitsreport hervor. Danach fehlten Frauen häufiger im Job als Männer. Ihr Krankenstand lag im vergangenen Jahr 18 Prozent höher. Die Studie zeigt auch, dass Frauen und Männer anders krank sind: In Sachsen haben Frauen mehr als doppelt so viele Fehltage bei psychischen Erkrankungen, Männer 63 Prozent mehr bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Für die repräsentative Studie wertete das IGES Institut die Fehlzeiten aller erwerbstätigen DAK-Mitglieder in Sachsen aus. Der höchste Krankenstand seit 16 Jahren bedeutet, dass 2015 von 1.000 Erwerbstätigen durchschnittlich pro Tag 46 krankgeschrieben waren. Für die meisten Ausfalltage waren mit 21 Prozent die sogenannten Muskel-Skelett-Erkrankungen wie etwa Rückenleiden verantwortlich. Auf Platz zwei folgten die Atemwegserkrankungen mit 17,8 Prozent. Hier gab es durch eine starke Erkältungswelle einen Anstieg um ein Drittel im Vergleich zum Vorjahr. Konstant hoch sind die Fehlzeiten wegen psychischer Erkrankungen. Sie belegten mit einem Anteil von 13,7 Prozent an allen Fehltagen den dritten Platz. „Der aktuelle Krankenstand mit hohen Werten bei Muskel-Skelett-Erkrankungen und psychischen Leiden unterstreicht die Notwendigkeit noch passgenauerer Behandlungsangebote“, sagt Christine Enenkel, Chefin des DAK-Kundenmanagements in Sachsen.

Mit Blick auf die Fehlzeiten von Frauen und Männern zeigt der Landesreport: Frauen fehlen häufiger, fallen aber kürzer aus. Ein Erkrankungsfall dauert bei ihnen im Durchschnitt 11,9 Tage, bei den Männer 12,5. Insgesamt ist ihr Krankenstand um 18 Prozent höher: Von 1.000 erwerbstätigen Frauen fehlten 2015 im Durchschnitt pro Tag 50 bei der Arbeit, bei Männern waren es nur 43.

Fehltage bei Herzinfarkt und Brustkrebs
Erwerbstätige Männer in Sachsen leiden häufiger als Frauen unter Herz-Kreislauf-Problemen (+ 63 Prozent mehr Fehltage) und sind öfter von Verletzungen betroffen (+ 60 Prozent mehr Fehltage). Frauen in Sachsen haben hingegen mehr als doppelt so viele Fehltage wegen psychischer Erkrankungen (+ 117 Prozent) und ein Viertel mehr Ausfall wegen Krebsleiden (+ 27 Prozent) – was durch das vergleichsweise frühe Auftreten von Brustkrebs bedingt ist. „Betroffene Frauen stehen oft noch voll im Erwerbsleben“, erklärt Enenkel. Die häufigste Krebserkrankung bei Männern, der Prostatakrebs, trete hingegen erst im höheren Alter auf – meist ab etwa 60 Jahren. „Diese Krebsfälle bei den Männern werden von unserer Statistik, die sich ausschließlich auf Erwerbstätige bezieht, nicht erfasst“, so Enenkel.

Schwangerschaft hat Einfluss
Schwangerschaftskomplikationen haben über alle Altersgruppen hinweg gerechnet einen verhältnismäßig geringen Anteil am Unterschied im Krankenstand von Frauen und Männern. In den Altersgruppen, in denen die Familiengründung ansteht, ist das naturgemäß anders: Bei den 25- bis 29-jährigen Frauen sind Schwangerschaftskomplikationen für 40 Prozent des Unterschieds verantwortlich, bei den 25- bis 29-jährigen Frauen für ein Drittel (34 Prozent).

Männer sind seltener beim Arzt
Ein Teil des Unterschieds bei den Fehltagen lässt sich durch den unterschiedlichen Umgang von Männern und Frauen mit Krankheit erklären. Berufstätige Männer in Sachsen besuchen im Durchschnitt nur vier Mal pro Jahr einen Arzt. Berufstätige Frauen hingegen sind etwa sieben Mal in ärztlicher Behandlung. „Selbst wenn man Vorsorgeuntersuchungen und schwangerschaftsbedingte Behandlungen nicht einrechnet, sind Männer weitaus seltener beim Arzt. Sie sind womöglich aber genauso oft krank wie Frauen“, so Enenkel.

Krankheitssymptome schränken Frauen stärker ein
Die Analyse der DAK-Gesundheit zeigt auch, dass Frauen oft in Berufen arbeiten, in denen sie mit offensichtlichen Krankheitssymptomen, wie beispielsweise einer starken Erkältung, nicht zur Arbeit gehen können.

Mehr als jede zweite Frau in Sachsen gab dies an (58 Prozent), aber nur 39 Prozent der Männer.

Frauen haben zudem einen großen Anteil bei der Betreuung kranker Kinder: Sind Kinder im Haushalt, sagt mehr als jede vierte Frau (27 Prozent), dass sie sich 2015 bei einer Erkrankung des Kindes selbst krank gemeldet hat, weil sie sich nicht anders zu helfen wusste. Bei den Männern waren es nur 17,5 Prozent. Wenn sie selbst krank sind, schleppen sich jedoch manche Frauen trotzdem zur Arbeit. Obwohl Frauen den höheren Krankenstand haben, neigen sie zu Präsentismus: 67 Prozent der Frauen in Sachsen gaben an, mindestens einmal im Jahr krank zur Arbeit gegangen zu sein. Bei den Männern waren es 62 Prozent. Als Hauptgrund wurde von Frauen genannt, dass sie Kollegen nicht hängen lassen wollten (86,5 Prozent).

Betriebliches Gesundheitsmanagement im Fokus
„Für eine geschlechtersensible Gesundheitsförderung in den Betrieben können die Ergebnisse unserer Studie eine wichtige Grundlage sein“, sagt DAK-Expertin Enenkel. „Wo Männer und Frauen unterschiedliche Bedürfnisse haben, sollen sie von den Betrieben auch geschlechtsspezifische Angebote bekommen.“ Die DAK-Gesundheit stehe den Unternehmen in Sachsen sowohl bei der Bedarfsanalyse als auch bei der Entwicklung und Evaluation von passgenauen Maßnahmen kompetent zur Seite.

Die Branche mit dem höchsten Krankenstand in Sachsen war 2015 mit fünf Prozent die Branche Verkehr, Lagerei und Kurierdienste. Auch im verarbeitenden Gewerbe (4,9 Prozent) und im Gesundheitswesen (4,8 Prozent) lag der Krankenstand deutlich über dem Durchschnitt. Den niedrigsten Krankenstand hatte der Wirtschaftszweig Bildung, Kultur und Medien mit 3,7 Prozent.

Die DAK-Gesundheit ist eine der größten Krankenkassen Deutschlands. Für die Analyse wurden die Daten von 70.400 erwerbstätigen Mitgliedern der DAK-Gesundheit in Sachsen durch das IGES Institut ausgewertet.

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