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Sachsen-Anhalt: Höchster Krankenstand seit 16 Jahren

10. Mai 2016. Der Krankenstand in Sachsen-Anhalt erreichte im vergangenen Jahr mit 5,1 Prozent den höchsten Wert seit 16 Jahren. Das geht aus dem aktuellen DAK-Gesundheitsreport hervor. Danach fehlten Frauen häufiger im Job als Männer. Ihr Krankenstand lag im vergangenen Jahr 17 Prozent höher. Die Studie zeigt auch, dass Frauen und Männer anders krank sind: In Sachsen-Anhalt haben Frauen mehr als doppelt so viele Fehltage bei psychischen Erkrankungen, Männer 81 Prozent mehr bei Verletzungen.

Für die repräsentative Studie wertete das IGES Institut die Fehlzeiten aller erwerbstätigen DAK-Mitglieder in Sachsen-Anhalt aus. Der höchste Krankenstand seit 16 Jahren bedeutet, dass 2015 von 1.000 Erwerbstätigen durchschnittlich pro Tag 51 krankgeschrieben waren. Für die meisten Ausfalltage waren mit 23,8 Prozent die sogenannten Muskel-Skelett-Erkrankungen wie etwa Rückenleiden verantwortlich. Auf Platz zwei folgten die Atemwegserkrankungen mit 17 Prozent. Hier gab es durch eine starke Erkältungswelle einen Anstieg um ein Viertel im Vergleich zum Vorjahr. Leicht zurückgegangen sind die Fehlzeiten wegen psychischer Erkrankungen. Sie belegten mit einem Anteil von 13,2 Prozent an allen Fehltagen den dritten Platz. „Der aktuelle Krankenstand mit hohen Werten bei Muskel-Skelett-Erkrankungen und psychischen Leiden unterstreicht die Notwendigkeit noch passgenauerer Behandlungsangebote“, sagt Steffi Steinicke, Landeschefin der DAK-Gesundheit in Sachsen-Anhalt.

Mit Blick auf die Fehlzeiten von Frauen und Männern zeigt der Landesreport: Frauen sind öfter, jedoch nicht länger krankgeschrieben. Ein Erkrankungsfall dauert bei ihnen im Durchschnitt 12,4 Tage, bei den Männer 12,6. Insgesamt ist ihr Krankenstand um 17 Prozent höher: Von 1.000 erwerbstätigen Frauen fehlten 2015 im Durchschnitt pro Tag 55 bei der Arbeit, bei Männern waren es nur 47.

Fehltage bei Verletzungen und Brustkrebs
Erwerbstätige Männer in Sachsen-Anhalt erleiden häufiger als Frauen Verletzungen (+ 81 Prozent mehr Fehltage) und sind öfter von Herz-Kreislauferkrankungen betroffen (+ 36 Prozent mehr Fehltage). Frauen in Sachsen-Anhalt haben hingegen mehr als doppelt so viele Fehltage wegen psychischer Erkrankungen (+ 115 Prozent) und mehr Ausfall wegen Krebsleiden (+ 95 Prozent) – was durch das vergleichsweise frühe Auftreten von Brustkrebs bedingt ist. „Betroffene Frauen stehen oft noch voll im Erwerbsleben“, erklärt Steinicke. Die häufigste Krebserkrankung bei Männern, der Prostatakrebs, trete hingegen erst im höheren Alter auf – meist ab etwa 60 Jahren. „Diese Krebsfälle bei den Männern werden von unserer Statistik, die sich ausschließlich auf Erwerbstätige bezieht, nicht erfasst“, so Steinicke.

Schwangerschaft hat Einfluss
Schwangerschaftskomplikationen haben über alle Altersgruppen hinweg gerechnet einen verhältnismäßig geringen Anteil am Unterschied im Krankenstand von Frauen und Männern. In den Altersgruppen, in denen die Familiengründung ansteht, ist das naturgemäß anders: Bei den 25- bis 29-jährigen Frauen sind Schwangerschaftskomplikationen komplett für den Unterschied verantwortlich, bei den 30- bis 44-jährigen Frauen zu 80 Prozent.

Frauen gehen öfter zum Arzt – und häufiger krank zur Arbeit
Ein Teil des Unterschieds bei den Fehltagen lässt sich durch den unterschiedlichen Umgang von Männern und Frauen mit Krankheit erklären. Berufstätige Männer in Sachsen-Anhalt besuchen im Durchschnitt nur vier Mal pro Jahr einen Arzt. Berufstätige Frauen hingegen sind etwa sieben Mal in ärztlicher Behandlung. „Selbst wenn man Vorsorgeuntersuchungen und schwangerschaftsbedingte Behandlungen nicht einrechnet, sind Männer weitaus seltener beim Arzt. Sie sind womöglich aber genauso oft krank wie Frauen“, so Steinicke.

Frauen haben zudem einen großen Anteil bei der Betreuung kranker Kinder: Sind Kinder im Haushalt, sagt mehr als jede vierte Frau (27 Prozent), dass sie sich 2015 bei einer Erkrankung des Kindes selbst krank gemeldet hat, weil sie sich nicht anders zu helfen wusste. Bei den Männern waren es nur 17,5 Prozent. Wenn sie selbst krank sind, schleppen sich jedoch manche Frauen trotzdem zur Arbeit. Obwohl Frauen den höheren Krankenstand haben, neigen sie zu Präsentismus: 75 Prozent der Frauen in Sachsen-Anhalt gaben an, mindestens einmal im Jahr krank zur Arbeit gegangen zu sein. Bei den Männern waren es 63 Prozent. Als Hauptgrund wurde von Frauen genannt, dass sie Kollegen nicht hängen lassen wollten (90 Prozent).

Betriebliches Gesundheitsmanagement im Fokus
„Für eine geschlechtersensible Gesundheitsförderung in den Betrieben können die Ergebnisse unserer Studie eine wichtige Grundlage sein“, sagt DAK-Landeschefin Steinicke. „Wo Männer und Frauen unterschiedliche Bedürfnisse haben, sollen sie von den Betrieben auch geschlechtsspezifische Angebote bekommen.“ Die DAK-Gesundheit stehe den Unternehmen in Sachsen-Anhalt sowohl bei der Bedarfsanalyse als auch bei der Entwicklung und Evaluation von passgenauen Maßnahmen kompetent zur Seite.

Die Branchen mit dem höchsten Krankenstand in Sachsen-Anhalt waren 2015 mit 5,3 Prozent das Gesundheitswesen und das verarbeitende Gewerbe. Auch in der öffentlichen Verwaltung lag der Krankenstand mit 5,1 Prozent deutlich über dem Durchschnitt. Den niedrigsten Krankenstand hatte der Wirtschaftszweig Bildung, Kultur und Medien mit vier Prozent.

Die DAK-Gesundheit ist eine der größten Krankenkassen Deutschlands. Für die Analyse wurden die Daten von 64.400 erwerbstätigen Mitgliedern der DAK-Gesundheit in Sachsen-Anhalt durch das IGES Institut ausgewertet.

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Stefan Poetig

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