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Corona: Mehr Kinder mit Depressionen in Hessen

Frankfurt am Main, 03. März 2022. Während der Corona-Pandemie sind Kinder in Hessen deutlich stärker psychisch belastet. 2020 wurden zwölf Prozent mehr Jugendliche im Alter zwischen 15 und 17 Jahren erstmals mit einer Depression ärztlich behandelt als noch im Vorjahr. Das ist ein zentrales Ergebnis des aktuellen Kinder- und Jugendreports der DAK-Gesundheit für Hessen. Auch im Bereich Adipositas wurde ein negativer Einfluss der Corona-Pandemie deutlich. So lag 2020 die Neuerkrankungsrate bei Kindern im Grundschulalter zwischen fünf und neun Jahren knapp ein Viertel über dem Vorjahreswert. Die DAK-Gesundheit sieht dringenden Handlungsbedarf.

„Die Pandemie hat in vielfältiger Hinsicht Auswirkungen auf hessische Kinder und Jugendliche, vor allem durch die starke Veränderung des Alltages. Unser aktueller Report zeigt dringenden Handlungsbedarf in Bereichen der Kinder- und Jugendgesundheit. Gerade auf die Psyche hat sich die Corona-Pandemie oft als Verstärker ausgewirkt. Vielen Mädchen und Jungen geht es nicht gut. Wir müssen etwas tun“, so Britta Dalhoff, Leiterin der Landesvertretung Hessen der DAK-Gesundheit. „Daher ist es wichtig, dass die hessische Landesregierung neben den Initiativen für Vorsorgeuntersuchungen und Impfen sich dem Thema widmet. Gerade in Bereichen der psychischen Gesundheit sowie Sport und Bewegung besteht Aufholbedarf. Unser Report kann wichtige Erkenntnisse für die Entwicklung gesundheitspolitischer Maßnahmen liefern.“

Im Rahmen des Reports untersuchten Wissenschaftler von Vandage und der Universität Bielefeld anonymisierte Abrechnungsdaten von rund 85.000 Kindern und Jugendlichen im Alter bis 17 Jahren, die bei der DAK-Gesundheit in Hessen versichert sind. Analysiert wurden die Jahre 2019 und 2020. Der Report basiert damit auf Daten von 8,4 Prozent aller Kinder und Jugendlichen in Hessen und ist hinsichtlich der Alters- und Geschlechtsverteilung repräsentativ.

Kinderärzteverband besorgt über Entwicklung der Kindergesundheit
Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) beobachtet die Entwicklung der Kindergesundheit mit Sorge und macht die Politik auf Auswirkungen der Corona-Pandemie aufmerksam. Dr. Ralf Moebus, Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin und Vorsitzender des Landesverbandes der hessischen Kinder und Jugendärzte im BVKJ sagt: „Die Erkenntnisse des DAK-Reports decken sich mit den von uns bereits bekannten und auch gefühlten Veränderungen der Kinder- und Jugendgesundheit in Hessen. Seit Jahren weisen wir die Landesregierung auf die Wichtigkeit schulischer Bildung zu Gesundheit hin, insbesondere in Zusammenhang mit Ernährung und Bewegung. Die Pandemie zeigt uns überdeutlich die Defizite auf. Gemeinsam mit der Politik möchten wir Lösungen finden, um die Gesundheit der Kinder und Jugendlichen in Hessen stärker in den Mittelpunkt zu rücken.“

Insbesondere Jugendliche von Depressionen betroffen
Der DAK-Report zeigt, dass die Corona-Pandemie vor allem Jugendliche im Alter von 15 bis 17 Jahren in Hessen psychisch belastet. So stieg die Zahl der Kinder in dieser Altersklasse, die erstmals mit einer Depression behandelt werden mussten, um rund zwölf Prozent. Im Bund waren es acht Prozent. Im späten Jugendalter waren Mädchen in Hessen doppelt so häufig aufgrund von Depressionen in ärztlicher Behandlung wie gleichaltrige Jungen. Bei den Zehn- bis 14-Jährigen war die Neuerkrankungsquote annähernd auf Vorjahresniveau, während sie im Bundesdurchschnitt leicht gesunken ist (minus drei Prozent).

Deutlich mehr Grundschulkindern leiden an Adipositas
Im Jahr 2020 wurden beinahe ein Viertel mehr hessische Grundschulkinder erstmals wegen einer Adipositas-Erkrankung ärztlich behandelt. Damit liegt die Neuerkrankungsrate deutlich über dem Bundesdurchschnitt von 16 Prozent. Mädchen und Jungen sind dabei gleichermaßen oft betroffen. Lediglich im Alter zwischen zehn und 14 Jahren wurden adipöse Jungen häufiger behandelt als Mädchen. In dieser Altersklasse gab es einen Anstieg von fünf Prozent. Jugendliche zwischen 15 und 17 Jahren fanden hingegen seltener wegen starken Übergewichts den Weg in die Arztpraxis (minus 14 Prozent).

Rückgang von Alkoholmissbrauch bei Schulkindern
In der Corona-Pandemie kamen rund ein Drittel weniger Schulkinder in Hessen wegen Alkoholmissbrauchs ins Krankenhaus oder die Arztpraxis. Diese Entwicklung ist auch bei Behandlungen aufgrund von Cannabiskonsum zu beobachten: Sie gingen bei 15- bis 17-Jährigen in Hessen um zehn Prozent zurück. Insgesamt wurden 23 Prozent weniger hessische Jugendliche wegen Suchtmittelmissbrauch behandelt. Im Bund war ein Rückgang von 18 Prozent zu beobachten.

Weniger Antibiotika-Verschreibungen, mehr Vitamin-Präparate
Im Pandemie-Jahr 2020 sank in Hessen der Anteil der Kinder und Jugendlichen, denen Antibiotika verschrieben wurde, um rund ein Drittel (minus 34 Prozent). Damit liegt Hessen annähernd auf Bundesniveau (33 Prozent). Insgesamt wurden 20 Prozent weniger Arzneimittel für hessische Kinder und Jugendliche verordnet als noch im Jahr zuvor. Ein wichtiger Faktor hierbei ist die geringere Zahl an Infektionskrankheiten. Bei diesen meist durch Kontakt übertragende Erkrankungen wurden 2020 in Hessen hohe Fallzahlrückgänge beobachtet. Gleichzeitig gab es einen starken Anstieg bei der Verschreibung von Vitamin-Präparaten, insbesondere dem sogenannten Sonnenhormon Vitamin-D. Vitamin-D ist an zahlreichen Prozessen im Körper beteiligt, so zum Beispiel an Stärkung der Knochen, Muskeln und dem Immunsystem. Während es im Bund nur drei Prozent mehr Vitamin-Supplementierungen auf Rezept gab, waren es in Hessen rund 85 Prozent. Grund dafür ist unter anderem, dass die hessischen Arztpraxen seit kurzem die Verordnungen direkt mit den gesetzlichen Krankenkassen abrechnen. Zuvor wurden die Tabletten über die öffentlichen Gesundheitsdienste herausgegeben.

Die DAK-Gesundheit ist mit 5,5 Millionen Versicherten die drittgrößte Krankenkasse Deutschlands und engagiert sich besonders für Kinder- und Jugendgesundheit. Insgesamt sind bei der Krankenkasse in Hessen rund 625.000 Menschen versichert.

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