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Weniger jugendliche Mädchen mit Depressionen im Krankenhaus

Hamburg, 14. August 2023. Im vergangenen Jahr wurden deutlich weniger jugendliche Hamburger Mädchen im Alter zwischen 15 und 17 Jahren mit Depressionen in Kliniken versorgt. Im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 sank der Anteil um 41 Prozent. 300 jugendliche Mädchen mussten 2022 mit Depressionen im Krankenhaus behandelt werden. Das war der niedrigste Stand seit fünf Jahren. Gleichzeitig stiegen die Behandlungszahlen von 10- bis 14-jährigen Mädchen mit Depressionen in Hamburger Krankenhäusern im Vergleich zu 2019 um 20 Prozent an. Das zeigt eine Sonderanalyse zur stationären Behandlung psychischer Erkrankungen im DAK-Kinder- und Jugendreport für Hamburg. DAK-Landeschef Jens Juncker mahnt zu Wachsamkeit und fordert, bei Präventionsangeboten in Schulen weiter aktiv zu sein.

Für die aktuelle DAK-Sonderanalyse im Rahmen des Kinder- und Jugendreports untersuchten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von Vandage und der Universität Bielefeld Abrechnungsdaten von rund 23.000 Kindern und Jugendlichen bis einschließlich 17 Jahren, die bei der DAK-Gesundheit in Hamburg versichert sind. Analysiert wurden Krankenhausdaten aus den Jahren 2018 bis 2022. Es ist die erste umfassende Analyse von Klinikbehandlungen für das vergangene Jahr.

„Der Rückgang der Behandlungszahlen von schweren Depressionen bei jugendlichen Mädchen steht in einem krassen Gegensatz zu steigenden Zahlen bei den Jüngeren. Es zeigt sich ein ambivalentes Bild“, sagt Jens Juncker, Landeschef der DAK-Gesundheit in Hamburg. „Die Krankenhausdaten sind die Spitze des Eisbergs, sie geben uns eine Einschätzung, in welche Richtung eine Entwicklung läuft. Wir müssen schauen, ob sich dieser Trend auch in den ambulanten Daten zeigt, sobald uns diese vorliegen. Aktuell bedeutet das: Wir müssen weiter wachsam und mit unseren Präventionsinitiativen aktiv sein.“

Insgesamt wurden 2022 in Hamburg weniger jugendliche Mädchen mit Depressionen in Kliniken behandelt als vor der Corona-Pandemie. Hochgerechnet auf alle Jugendlichen in der Altersgruppe 15 bis 17 kamen 2022 in Hamburg rund 300 Mädchen mit einer Depression ins Krankenhaus – der niedrigste Stand seit fünf Jahren. Im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 gab es einem Rückgang von 41 Prozent. Im Gegensatz dazu mussten rund 250 Mädchen im Alter zwischen zehn und 14 Jahren mit der Diagnose Depressionen stationär versorgt werden. Im Vergleich zu 2019 stiegen die Behandlungszahlen hier um 20 Prozent.

Gender Gap: Warum leiden Mädchen besonders?
Die DAK-Sonderanalyse zeigt, dass Mädchen im Alter zwischen 15 und 17 Jahren häufiger aufgrund psychischer Erkrankungen in Kliniken sind als Jungen. Drei Beispiele verdeutlichen diesen Gender Gap auch für Hamburg: Fast alle Jugendliche, die mit einer Angststörung oder Essstörung stationär behandelt wurden, waren Mädchen. Von 450 Jugendlichen mit einer stationären Behandlung aufgrund von Depressionen waren 300 weiblich.

„Mädchen neigen eher zu internalisierenden psychischen Störungen als Jungen. Sie ziehen sich beispielsweise mit Depressionen und Ängsten eher in sich zurück. Bei Jungen sind externalisierende Störungen häufiger zu beobachten. Jungen zeigen tendenziell häufiger ein Verhalten, das nach außen gerichtet ist, also zum Beispiel aggressive Verhaltensmuster. Dass dies durch die Pandemiesituation nochmals verstärkt worden ist, ist unbestritten,“ sagt Dr. Thomas Fischbach, Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ). „Depressionen, Angst- und Essstörungen sind häufig in stationärer Behandlung, während gerade die Verhaltens- und emotionalen Störungen im ambulanten Bereich versorgt werden.“

„Wo sind die Jungen?“ fragt Prof. Dr. med. Christoph U. Correll, Direktor der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters an der Berliner Charité, beim Blick auf die Auswertung. „Wir müssen die Analyse der ambulanten Daten abwarten, um zu schauen, ob hier steigende Behandlungszahlen von Jungen zu finden sind und bei welchen Erkrankungen. Es liegt aktuell die Vermutung nahe, dass Jungen eventuell durch das Raster fallen und uns verloren gehen.“

Die DAK-Gesundheit ist mit 5,5 Millionen Versicherten die drittgrößte Krankenkasse Deutschlands und engagiert sich besonders für Kinder- und Jugendgesundheit. Insgesamt sind bei der Krankenkasse in Hamburg rund 260.000 Menschen versichert.

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Sönke Krohn

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