Gesundheitsreport Brandenburg 2016: Höchster Krankenstand seit 16 Jahren
Potsdam, 31. Mai 2016. Der Krankenstand in Brandenburg erreichte im vergangenen Jahr mit 5,2 Prozent den höchsten Wert seit 16 Jahren. Brandenburg hat damit auch bundesweit den höchsten Krankenstand. Das geht aus dem aktuellen DAK-Gesundheitsreport hervor. Weitere Ergebnisse: Frauen fehlen deutlich häufiger im Job als Männer. Ihr Krankenstand lag im vergangenen Jahr 20 Prozent höher. Die Studie zeigt auch, dass Frauen und Männer anders krank sind: In Brandenburg haben Männer 68 Prozent mehr Fehltage bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Frauen 133 Prozent mehr bei psychischen Erkrankungen.
Für die repräsentative Studie wertete das IGES Institut die Fehlzeiten aller erwerbstätigen DAK-Mitglieder in Brandenburg aus. Der höchste Krankenstand seit 16 Jahren bedeutet, dass 2015 von 1.000 Erwerbstätigen durchschnittlich pro Tag 52 krankgeschrieben waren. Für
die meisten Ausfalltage waren mit rund 23 Prozent die sogenannten Muskel-Skelett-Erkrankungen wie etwa Rückenleiden verantwortlich. Atemwegserkrankungen liegen auf Platz zwei mit 14,5 Prozent. Hier gab es durch eine starke Erkältungswelle einen Anstieg um 26 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Auf Platz drei folgten die psychischen Erkrankungen mit 17 Prozent. „Der aktuelle Krankenstand mit überdurchschnittlichen Ausfallzeiten durch Muskel-Skelett-Erkrankungen und psychischen Leiden unterstreicht die Notwendigkeit noch passgenauerer Behandlungsangebote“, sagt Ralf Seifert, Regionalchef der DAK-Gesundheit in Potsdam.
Mit Blick auf die Fehlzeiten von Frauen und Männern zeigt der Landesreport: Frauen fehlen häufiger, fallen aber kürzer aus. Ein Erkrankungsfall dauert bei ihnen im Durchschnitt 12,7 Tage, bei den Männern 13,0. Insgesamt ist ihr Krankenstand um 20 Prozent höher: Von 1.000 erwerbstätigen Frauen fehlten 2015 im Durchschnitt pro Tag 57 bei der Arbeit, bei Männern waren es 47.
Fehltage bei Herzinfarkt und psychischen Leiden
Erwerbstätige Männer in Brandenburg leiden deutlich häufiger als Frauen unter Herz-Kreislauf-Problemen (+ 68 Prozent mehr Fehltage) und sind öfter von Verletzungen betroffen (+ 64 Prozent mehr Fehltage). Frauen in Brandenburg haben hingegen 133 Prozent mehr Fehltage wegen psychischer Erkrankungen.
Schwangerschaft hat Einfluss
Schwangerschaftskomplikationen haben über alle Altersgruppen hinweg gerechnet einen verhältnismäßig geringen Anteil am Unterschied im Krankenstand von Frauen und Männern. In den Altersgruppen, in denen die Familiengründung ansteht, ist das naturgemäß anders: Bei den 25- bis 29-jährigen Frauen in Brandenburg sind Schwangerschafts-komplikationen für 64 Prozent des Unterschieds verantwortlich.
Männer sind seltener beim Arzt
Ein Teil des Unterschieds bei den Fehltagen lässt sich durch den unterschiedlichen Umgang von Männern und Frauen mit Krankheit erklären. Berufstätige Männer in Brandenburg besuchen im Durchschnitt nur vier Mal pro Jahr einen Arzt. Berufstätige Frauen hingegen sind etwa sieben Mal in ärztlicher Behandlung. „Selbst wenn man Vorsorgeuntersuchungen und schwangerschaftsbedingte Behandlungen nicht einrechnet, sind Männer weitaus seltener beim Arzt.“, so Seifert.
Frauen neigen häufiger zu Präsentismus
Frauen engagieren sich beruflich sehr und gaben bei der Befragung im Rahmen des DAK-Reports an, häufig auch krank zur Arbeit zu gehen. Experten sprechen von Präsentismus: In Brandenburg gaben 70 Prozent der Frauen bei der DAK-Befragung an, 2015 mindestens einmal krank bei der Arbeit gewesen zu sein. Von den Männern sagten das 63 Prozent. Hauptgründe für Präsentsimus sind meist, die Kollegen nicht hängen lassen zu wollen sowie die Arbeit fertig bekommen zu müssen.
Frauen haben zudem einen großen Anteil bei der Betreuung kranker Kinder: Sind Kinder im Haushalt, sagt bundesweit mehr als jede vierte Frau (27 Prozent), dass sie sich 2015 bei einer Erkrankung des Kindes
selbst krank gemeldet hat, weil sie sich nicht anders zu helfen wusste.
Bei den Männern waren es nur 17,5 Prozent. Wenn sie selbst krank sind, schleppen sich jedoch manche Frauen trotzdem zur Arbeit.
Betriebliches Gesundheitsmanagement im Fokus
„Für eine geschlechtersensible Gesundheitsförderung in den Betrieben können die Ergebnisse unserer Studie eine wichtige Grundlage sein“, sagt Seifert. „Wo Männer und Frauen unterschiedliche Bedürfnisse haben, sollen sie von den Betrieben auch geschlechtsspezifische Angebote bekommen.“ Die DAK-Gesundheit stehe den Unternehmen in Brandenburg sowohl bei der Bedarfsanalyse als auch bei der Entwicklung und Evaluation von passgenauen Maßnahmen kompetent zur Seite.
Die Branche mit dem höchsten Krankenstand in Brandenburg war 2015 mit 5,7 Prozent das verarbeitende Gewerbe. Auch in der öffentlichen Verwaltung und im Gesundheitswesen (jeweils 5,6 Prozent) lag der Krankenstand deutlich über dem Durchschnitt. Den niedrigsten Krankenstand hatte der Wirtschaftszweig Rechtsberatung mit vier Prozent.
Die DAK-Gesundheit ist eine der größten Krankenkassen Deutschlands. Für die Analyse wurden die Daten von rund 120.000 erwerbstätigen Mitgliedern der DAK-Gesundheit in Brandenburg durch das IGES Institut ausgewertet.
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Stefan Poetig
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