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Krankenstand: DAK-Faktencheck zu Veröffentlichungen der AfD-Bundestagsfraktion

Hamburg, 22. August 2023. In einem nachfolgenden Faktencheck zeigt die DAK-Gesundheit auf, dass sich Behauptungen und Vermutungen des gesundheitspolitischen Sprechers der AfD-Fraktion Martin Sichert auf der Website der AfD-Fraktion im Deutschen Bundestag vom 21. August 2023 nicht aus Daten und Analysen der DAK-Gesundheit und des Berliner IGES-Instituts herleiten lassen. In einer Pressemeldung und einem Post auf dem Social-Media-Kanal „X“ hatte der Politiker unter anderem Parallelen zwischen Corona-Impfungen und Krankmeldungen nahegelegt.

AfD-Veröffentlichung auf „X“ vom 20. August 2023: „Extremer Anstieg der Krankschreibungen im ersten Halbjahr diesen Jahres. Die Karte erinnert an die der Impfquoten …“ Zusätzlich wird eine farbige Landkarte gezeigt und als Quelle „DAK / Stand 2023“ genannt. 

AfD-Pressemitteilung vom 21. August 2023: „Martin Sichert: DAK-Zahlen zeigen Parallelen zwischen Corona-Impfung und Krankmeldungen … Eine von der DAK veröffentlichte Karte mit Krankenständen der 16 Bundesländer erinnert an die Corona-Impfquoten. In Ländern mit sehr hoher Impfquote, wie beispielsweise Bremen, Hamburg oder Berlin gibt es die höchsten Zunahmen von Krankschreibungen …“

Bewertung DAK-Gesundheit:
Fakt 1:
Die Deutschlandkarte, auf die Bezug genommen wird, hat die DAK-Gesundheit weder erstellt noch veröffentlicht. Offenbar lehnt sich die Darstellung an eine Grafik der BILD-Zeitung an, die auf der Grundlage von DAK-Daten erstellt wurde.

Fakt 2: Die in der Pressemitteilung der AfD-Bundestagsfraktion erwähnte Deutschland-Karte zeigt nicht die Krankenstände in den einzelnen Bundesländern. Vielmehr werden allein die Steigerungsraten der Krankschreibungsfälle der beiden ersten Halbjahre 2022/2023 verglichen und prozentual dargestellt.

Fakt 3: Die Bundesländer mit den höchsten Krankenständen sind das Saarland, Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Thüringen. Seit vielen Jahren sind die Krankenstände in den ostdeutschen Bundesländern höher als in den westdeutschen. In den westdeutschen Bundesländern (mit Berlin) lag der Krankenstand im ersten Halbjahr 2023 bei 5,4 Prozent, in den östlichen Bundesländern bei 6,4 Prozent. 

Fakt 4: Niedrige Steigerungsraten bedeuten nicht, dass das Niveau des Krankenstands ebenfalls niedrig ist. Häufig sind in Bundesländern mit bereits hohen Krankenständen niedrige Steigerungsraten zu beobachten. Das zeigt das Beispiel Mecklenburg-Vorpommern: Hier stieg die Krankschreibungshäufigkeit um 45 Prozent (Quelle: https://www.dak.de/dak/landesthemen/45-prozent-mehr-krankschreibungen-in-mecklenburg-vorpommern-2628132.html#/). Damit liegt Mecklenburg-Vorpommern im Hinblick auf die Steigerungsraten im unteren Drittel der Bundesländer. Gleichzeitig liegt Mecklenburg-Vorpommern mit 107,5 AU-Fällen je 100 Versicherten deutlich über dem Bundesdurchschnitt von nur 99 AU-Fällen je 100 Versicherte (Quelle Pressemitteilung und Kurzstudie: https://www.dak.de/dak/bundesthemen/haelfte-der-beschaeftigten-war-2023-bereits-einmal-krank-2626414.html#/). Berlin hat mit rund 79 Prozent eine sehr hohe Steigerungsrate in der Krankschreibungshäufigkeit, aber die Fallzahlen in Berlin bleiben 2023 auf einem unterdurchschnittlichen Niveau (Quelle: https://www.dak.de/dak/landesthemen/79-prozent-mehr-krankschreibungen-in-berlin-2628050.html#/).
Fakt 5: Wir sehen im ersten Halbjahr 2023 gegenüber dem Vorjahr in allen Ländern einen Anstieg im Krankenstand und zwar in allen großen Erkrankungsgruppen (Quelle Pressemitteilung und Kurzstudie: https://www.dak.de/dak/bundesthemen/haelfte-der-beschaeftigten-war-2023-bereits-einmal-krank-2626414.html#/). Die Fehlzeiten durch Covid-19 sind im ersten Halbjahr 2023 im Vergleich zum ersten Halbjahr 2022 deutlich zurückgegangen. Dort, wo 2022 hohe Fehlzeiten wegen Covid-19 zu verzeichnen waren, wird der Anstieg im Krankenstand stärker gebremst als dort, wo die Covid-19 bedingten Fehlzeiten in 2022 niedrig waren. Es wird deutlich, dass in 2023 kaum noch regionale Unterschiede zwischen den Bundesländern bestehen, in 2022 waren die Unterschiede aber sehr groß.

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Rüdiger Scharf

Chef-Pressesprecher

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