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DAK Kinder- und Jugendreport 2023: Fokusanalyse zu HPV-Impfungen

HPV-Impfungen: Junge Frau zeigt ein Pflaster auf ihrer Schulter, auf dem HPV steht.

Die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen sichtbar und Versorgungsherausforderungen messbar machen: Mit diesem Anspruch hat die DAK-Gesundheit vor sechs Jahren als erste bundesweit agierende Krankenkasse den Kinder- und Jugendreport veröffentlicht. Insbesondere die Verknüpfung von Erkrankungs- und Versorgungsdaten im Längsschnitt auf Basis von Abrechnungsdaten ist eine große Stärke unserer Analysen. 

Im Zentrum des Kinder- und Jugendreports steht das Diagnose- und Versorgungsgeschehen im Längsschnitt. Der Report schreibt sich kontinuierlich fort und blickt aktuell auf eine zusammenhängende Datenreihe von sechs Jahren, welche das vollständige ambulant-ärztliche, therapeutische und stationäre Leistungsgeschehen der Jahre 2017 bis 2022 umfasst. Der Report umfasst dabei repräsentative Daten von fast 800.000 Kindern im Alter von 0 bis 17 Jahren. Dies ermöglicht nicht nur einen detaillierten Blick auf Erkrankungs- und Versorgungsschwerpunkte und deren zeitliche Entwicklung, sondern auch die Untersuchung regionaler Unterschiede. 

Im Mittelpunkt der Analysen stehen aktuelle Fragestellungen zur Gesundheit und Gesundheitsversorgung von Kindern und Jugendlichen. Daten früherer DAK-Kinder- und Jugendreporte haben bereits gezeigt, dass die COVID-19-Pandemie neben Effekten auf die Gesundheit auch deutlichen Einfluss auf die Inanspruchnahme von Versorgungsleistungen hatte. Hierzu zählen auch Präventionsleistungen wie Impfungen. Insbesondere für die Impfung gegen Humane Papillomviren, kurz HPV, sind zuletzt deutlich rückläufige Impfquoten berichtet worden. Der DAK-Kinder- und Jugendreport beleuchtet. 

Was ist HPV und wogegen schützt die Impfung?

Humane Papillomviren sind so verbreitet, dass sich die meisten Frauen und Männer im Laufe ihres Lebens anstecken – außer sie sind dagegen geimpft. Sexuell aktive und junge Menschen im Alter bis 25 Jahren infizieren sich am häufigsten. Theoretisch ist beim ersten Geschlechtsverkehr eine Ansteckung möglich. Kommt es zu einer Infektion mit einem im Impfstoff enthaltenen HPV-Typ, kann ein Schutz gegen diesen durch die Impfung nicht mehr erreicht werden. Daher sollte die HPV-Impfung idealerweise vor Aufnahme erster sexueller Kontakte erfolgen. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt daher die HPV-Impfung ab dem Alter von 9 Jahren, optimalerweise vor der Aufnahme von sexuellen Kontakten. Ist die Impfung nicht bis zum Alter von 14 Jahren erfolgt, empfiehlt die STIKO, diese noch bis zum Alter von 17 Jahren nachzuholen. Die STIKO empfiehlt die Impfung gegen HPV seit 2007 für Mädchen und seit Juni 2018 auch für Jungen.

In vergangenen DAK Kinder- und Jugendreporten wurde bereits beobachtet, dass sich die Art und Häufigkeit der Inanspruchnahme ärztlicher Leistungen während der Pandemie verändert hat. Dies hat auch Auswirkungen auf Impfprävention. Der DAK Kinder- und Jugendreport geht deshalb folgenden Fragestellungen nach:

  • Wie hat sich der Anteil der Kinder- und Jugendlichen, für die eine HPV-Impfserie begonnen wurde („Erstimpfung“) während und nach der COVID-19-Pandemie entwickelt?
  • Wie hat sich der Anteil der 9-Jährigen, bei denen erstmals eine HPV-Impfung möglich ist, im Zeitverlauf entwickelt?
  • Wie hat sich der jeweilige Anteil der gegen HPV impfenden Facharztgruppen entwickelt?
  • Gibt es kleinräumige Unterschiede in der Entwicklung der HPV-Erstimpfungsquote in Abhängigkeit der Wohnortlage (ländlich/städtisch) oder in Abhängigkeit des Bundeslandes?

Kernergebnisse der Fokusanalyse

  • Die HPV-Erstimpfungsquote im Jahr 2022 ist unabhängig von Alter und Geschlecht sowohl gegenüber dem Vorjahr (2021) als auch gegenüber 2019 deutlich rückläufig. Im Vergleich zu 2019 wurden im Jahr 2022 bei 26% weniger Mädchen im Alter von 9 bis 14 Jahren und 43 % weniger Mädchen im Alter von 15 bis Jahren Jahre eine HPV-Impfserie begonnen. Bei Jungen liegt der relative Rückgang der Erstimpfungsquote mit -32 % (9-14 Jahre) und -59 % (15-17 Jahre) noch einmal höher.
  • Der Anteil erstmalig geimpfter Kinder, die ins impfrelevante Alter eintreten (9 Jahre) ist im Bundesdurchschnitt ebenfalls zuletzt gesunken. Im Langfristtrend wurden im Jahr 2022 zwar annährend gleichviele 9-jährige Jungen und Mädchen gegen HPV geimpft wie noch im Jahr 2019, kurzfristig ist jedoch ein rückläufiger Trend zu beobachten. Im Vergleich zum Jahr 2021 wurden in 2022 für 22 % weniger Jungen und 8 % weniger Mädchen im Alter von 9 Jahren eine HPV-Impfserie begonnen. 
  • Der Anteil impfender Pädiater steigt sowohl im Schulkind- als auch im Jugendalter an. Der Anteil an allen abgegebenen HPV-Erstimpfungen ist im Jahr 2022 gegenüber 2019 um jeweils 6-Prozentpunkte gestiegen. Rückläufig sind gleichzeitig Impfungen durch Hausärzte und Gynäkologen.

Detailergebnisse

Rückläufiger Anteil der Mädchen und Jungen mit HPV-Erstimpfung in 2022

DAK Kinder- und Jugendreport 2023: Grafik zum rückläufigen Anteil der Mädchen mit HPV-Erstimpfung in 2022.


DAK Kinder- und Jugendreport 2023: Grafik zum rückläufigen Anteil der Jungen mit HPV-Erstimpfung in 2022.

Download: Fokusanalyse zu HPV-Impfungen

Datengrundlage und Methodik

Darauf basiert die Fokusanalyse des Kinder- und Jugendreports 2023

Für die vorliegenden Analysen wurden bundesweite anonymisierte Abrechnungsdaten aller im Zeitraum zwischen 2017 und 2022 bei der DAK-Gesundheit versicherten Kinder und Jugendlichen ausgewertet. Dem zugrunde liegen alle zu Abrechnungszwecken dokumentierten Versicherungs- und Leistungsdaten. Diese umfassen Informationen zur:

  • Mitgliederstatistik (Stammdaten)
  • stationären Versorgung (§ 301 Abs. 1 SGB V)
  • vertragsärztlichen Versorgung (§ 295 Abs. 2 SGB V)
  • Arzneimittelversorgung (§ 300 Abs. 1 SGB V)
  • Vorsorge und stationären Rehabilitation (§ 301 Abs. 4 SGB V)
  • Heilmittelversorgung (§ 302 SGB V)
  • Hilfsmittel (§ 302 SGB V)
  • Arbeitsunfähigkeit (der Eltern, § 295 Abs. 1 SGB V)

Diese Daten geben Auskunft über die zulasten der GKV abgerechneten Leistungen. Nicht berücksichtigt werden folglich individuelle Gesundheitsleistungen oder sonstige privat abgerechnete Leistungen, die nicht von der GKV erstattet werden.

In den vergangenen Jahren wurden im Kinder- und Jugendreport Versorgungsdaten der DAK-Gesundheit mit einem Zeitverzug von zwei Jahren präsentiert. Hintergrund sind die insbesondere für die Leistungsinformationen der vertragsärztlichen Versorgung bestehende Zeitversatz in der Datenanlieferung bei den gesetzlichen Krankenkassen. Werden dann Zeiten für Datenkonsolidierung, Anonymisierung, Weiterleitung, Aufbereitung und Analyse berücksichtigt, so ergeben sich entsprechende Zeitversätze im Reporting dieser Versorgungsdaten. Vor dem Hintergrund der COVID-19-Pandemie ist jedoch ein möglichst aktueller Zeitbezug der Analyse erforderlich, da die Pandemie sowie die mit der Pandemie verbundenen Maßnahmen bedeutenden Einfluss auf die Gesundheit und Gesundheitsversorgung allgemein sowie von Kindern und Jugendlichen im Speziellen hatte bzw. zum Zeitpunkt der Reporterstellung nach wie vor hat. 

Der vorliegende Report basiert auf einer Vollerhebung aller bei der DAK-Gesundheit versicherten Kinder und Jugendlichen im Alter von 0 bis 17 Jahren. Zur Beschreibung der Diagnosehäufigkeit und Leistungsinanspruchnahme werden Altersgruppen gebildet. Diese orientieren sich in Teilen an Altersgruppen, die auch in Berichten des Statistischen Bundesamtes Verwendung finden. Im Kern werden Neugeborene und Säuglinge (<1 Jahr), Kleinkinder und Kinder im frühen Kindesalter (1 bis 4 Jahre), Grundschulkinder (5 bis 9 Jahre), Schulkinder (10 bis 14 Jahre) und Jugendliche (15 bis 17 Jahre) differenziert. Für die Analyse der HPV-Impfung wird aufgrund der Impfempfehlung der STIKO von dieser Altersgruppeneinteilung geringfügig abgewichen. Empfohlen ist die HPV-Impfung von der STIKO ab dem Alter von 9 Jahren. Ist die Impfung nicht bis zum Alter von 14 Jahren erfolgt, empfiehlt die STIKO, diese noch bis zum Alter von 17 Jahren nachzuholen. Deshalb werden 9- bis 14-Jährige und 15- bis 17-Jährige differenziert betrachtet.

Das analysierte Versorgungsgeschehen umfasst als kumulierte Querschnittsanalyse der Jahre 2017 bis 2022 Abrechnungsdaten von jeweils knapp 800.000 Kindern aus den Geburtsjahrgängen 2004 bis 2020. Für das Jahr 2022 entspricht dies einer Stichprobe von 5,7 % aller in Deutschland lebenden Kinder im Alter von 0 bis 17 Jahren.  Der Report ist damit die größte systematische Analyse zur Kindesgesundheit in Deutschland. Je Bundesland bildet der DAK-Kinder- und Jugendreport zwischen 2,9 % (Sachsen) und 10,3 % (Brandenburg) aller dort lebenden Kinder und Jugendliche ab. Kinder aus neuen Bundesländern sind unter DAK-Versicherten im bundesweiten Vergleich leicht überrepräsentiert.

Aktualisiert am:
040 325 325 555

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