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Co-Abhängigkeit: Wenn die Sucht auch für Angehörige zum Problem wird

Co-Abhängigkeit: Eine Frau liegt auf dem Fußboden und trinkt Rotwein

Eine Sucht zerstört oft nicht nur das Leben der süchtigen Person – sie ist auch eine Belastung für das ganze Umfeld. Ehe- oder Lebenspartner, Kinder aber auch Freunde werden zu Co-Abhängigen. Sie vertuschen die Sucht des betroffenen Menschen, schützen ihn, drohen, ermahnen, flehen, rechtfertigen – und laufen am Ende selbst Gefahr, in den Strudel der Sucht zu geraten. Hier beantwortet DAK-Psychologin Franziska Kath die wichtigsten Fragen zur Co-Abhängigkeit:

Was ist Co-Abhängigkeit?

Porträtfoto von Franziska Kath.

DAK-Psychologin Franziska Kath

Franziska Kath: „In der Psychologie verstehen wir unter Co-Abhängigkeit eine Form von Beziehungsstörung- und Abhängigkeit. Betroffene haben Probleme, Grenzen zu setzen und für sich selbst für eine angemessene Selbstachtung zu sorgen. Eine mögliche Folge ist, wenn man sich bis zur Selbstaufgabe um einen Süchtigen kümmert. Wenn beispielsweise eine Frau ihren Ehemann bei der Arbeit entschuldigt, weil er betrunken ist und sie immer wieder die Spuren seiner Trinkgelage verwischt, hilft sie ihrem Partner nicht. Das Motiv, ihn zu schützen ist löblich, verschlimmert aber auch die Situation, weil das Problem des Süchtigen damit nicht gelöst wird. Gefühle wie Scham, Angst, entdeckt zu werden und die Verdrängung des Problems, können bei dem Co-Abhängigen zu gesundheitlichen Problemen führen.“

Welche Folgen hat Co-Abhängigkeit für den Mitbetroffenen?

Franziska Kath: „Das Zusammenleben mit einem Suchtkranken kostet viel Kraft. Süchtige haben Stimmungsschwankungen, was zu Verhaltensweisen führt, die unverhältnismäßig und unberechenbar sind. Co-Abhängige sind dem schutzlos ausgeliefert und versuchen damit umzugehen. Hinzu kommt die Verantwortung, die viele Co-Abhängige für ihre süchtigen Partner übernehmen. Sie versuchen das ungesunde Verhalten des Partners im Familien- und Bekanntenkreis zu verheimlichen. Das kann zu sozialer Isolation führen, da zum Schutz des Süchtigen kaum noch Sozialkontakte gepflegt werden. Das Schlimmste für Co-Abhängige sind jedoch die Schuldgefühle, weil man seinen Partner nicht schützen kann.“

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Woran erkenne ich, dass ich co-abhängig bin?

Franziska Kath: „Wenn Ihr Partner ein problematisches Suchtverhalten hat, beispielsweise durch unverhältnismäßig hohen Alkoholkonsum, Sie dies wahrnehmen und den Süchtigen schützen, für ihn Ausreden erfinden, warum er beispielsweise nicht zur Arbeit kann, sie ihm dabei helfen, das Umfeld glauben zu lassen, alles wäre in Ordnung, dann haben Sie Verhaltensweisen von Co-Abhängigen. Es gibt auch Co-Abhängige, die sich dem Lebensstil des Süchtigen und dessen Suchtverhalten anpassen. Viele Co-Abhängige haben dieses Muster aus ihrer Herkunftsfamilie übernommen: Etwa 60 Prozent der Frauen, die mit einem Alkoholiker verheiratet sind, hatten zumindest einen alkoholabhängigen Elternteil. Wer einmal in einer Co-Abhängigkeit war, läuft Gefahr, immer wieder in so eine ungesunde Beziehung zu rutschen.“ 

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Wie können sich Co-Abhängige schützen? 

Franziska Kath: „Holen Sie sich Hilfe. Oftmals lähmt uns die Scham – aber das wäre bei Co-Abhängigkeit fatal. Es ist wichtig, das Problem nicht totzuschweigen. Hören Sie auf mit den Heimlichkeiten. Vertrauen Sie sich Ihrem Hausarzt an. Auch die Suchtberatung ist eine gute Möglichkeit, um Unterstützung zu bekommen. Dort treffen Sie auf Menschen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben und die Sie und ihre Probleme und Sorgen gut nachvollziehen können. Dieses Verständnis gibt Kraft. Denken Sie an Ihre eigenen Bedürfnisse und daran, dass es Ihnen gutgehen darf. Sie sind nicht verantwortlich für die Sucht Ihres Partners – und brauchen sich auch nicht schuldig zu fühlen.“

Beratungsstellen für Co-Abhängige

Autor(in)

DAK Onlineredaktion

Qualitätssicherung

Franziska Kath

Diplom-Psychologin bei der DAK-Gesundheit

Aktualisiert am:
040 325 325 555

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