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Rheinland-Pfalz: Mehr als jedes vierte Kind ist chronisch krank

14. Februar 2019. Neurodermitis, Asthma, Heuschnupfen – in Rheinland-Pfalz ist mehr als jedes vierte Kind körperlich chronisch krank. Fast jedes Zehnte leidet an einer psychischen Erkrankung mit potentiell chronischem Verlauf. Das zeigt der neue Kinder- und Jugendreport der DAK-Gesundheit. Für die Studie hat die Krankenkasse Versichertendaten von rund 37.000 Kindern in Rheinland-Pfalz ausgewertet. Demnach sind 90 Prozent aller Jungen und Mädchen wenigstens einmal im Jahr beim Arzt oder im Krankenhaus. Dabei zeigt sich auch: Bereits Schulkinder leiden vermehrt unter krankhaftem Übergewicht und Rückenschmerzen. Für die Versorgung aller Minderjährigen in Rheinland-Pfalz gibt die DAK-Gesundheit im Jahr 35,7 Millionen Euro aus.

Im Auftrag der DAK-Gesundheit hat die Universität Bielefeld die Gesundheits- und Versorgungssituation von Jungen und Mädchen in Rheinland-Pfalz umfassend untersucht. Die repräsentative Studie mit Abrechnungsdaten aus dem Jahr 2016 liefert erstmals systematische Analysen zum Erkrankungsgeschehen bei Kindern. „Wir leisten mit dem Report Pionierarbeit und machen uns stark für Kindergesundheit“, sagt Michael Hübner, Leiter der DAK-Landesvertretung Rheinland-Pfalz. „Wir wollen die gesundheitliche Situation von Kindern besser verstehen und sie in den Vordergrund der politischen Diskussion rücken.“ 

Chronische Leiden belasten die Kinder
In Rheinland-Pfalz ist mehr als jedes vierte Kind körperlich chronisch krank. Jungen etwas häufiger als Mädchen. Der Kinder- und Jugendreport wertet 14 verschiedene Erkrankungen aus, die potenziell einen chronischen Verlauf nehmen können. Am stärksten verbreitet sind Asthma und Heuschnupfen gefolgt von Neurodermitis und entzündlicher Darmerkrankung. „Das sind Erkrankungen, die den Alltag für Kinder und Eltern erheblich beeinträchtigen können“, betont Michael Hübner. Bei Asthma bronchiale führen verengte Bronchien zu rasselnder Atmung. Die Patienten leiden anfallsartig unter Husten und Luftnot. Mehr als 100 DAK-versicherte Kinder in Rheinland-Pfalz mussten 2016 wegen eines Asthmaanfalls ins Krankenhaus. Asthma-Sprays gehören zur siebthäufigsten Arzneimittelgruppe bei Kindern. 

Schon Kinder haben Rückenschmerzen
Atemwegserkrankungen stehen in Rheinland-Pfalz insgesamt auf Platz 1 der wichtigsten Erkrankungsarten. Von zehn Kindern leiden sechs mindestens einmal pro Jahr unter einem grippalen Infekt oder einer akuten Bronchitis. In der Häufigkeit dahinter folgen Infektionskrankheiten, Augenerkrankungen, psychische Leiden und Hauterkrankungen. Muskel-Skelett-Probleme wie Rückenschmerzen sind ebenfalls recht verbreitet. Jedes sechste Kind hat wenigstens einmal im Jahr eine entsprechende Diagnose. Ab dem zwölften Lebensjahr ist mehr als ein Viertel aller Jungen und Mädchen betroffen. „Das ist alarmierend“, betont Hübner, „denn frühe Muskel-Skelett-Probleme können im Erwachsenenalter schwere Rückenleiden nach sich ziehen." Ein weiteres Leiden, das mit Bewegungsarmut zusammenhängt, ist krankhaftes Übergewicht. Über alle Altersgruppen hinweg sind knapp vier Prozent betroffen, im Alter von zwölf und 13 Jahren sechs Prozent. „Bei Schülern der Sekundarstufe I werden für solch verhaltensbezogene Krankheitsbilder die Weichen gestellt“, kommentiert Hübner die Ergebnisse. 

Weniger gesund als der Bundesdurchschnitt
Im bundesweiten Vergleich sind Kinder in Rheinland-Pfalz im Durchschnitt etwas weniger gesund als Gleichaltrige anderswo. Zwar dominieren dieselben Erkrankungen wie auf Bundesebene, aber der Anteil der betroffenen Jungen und Mädchen ist vielfach höher. So gibt es in Rheinland-Pfalz mehr Fälle von Atemwegsproblemen – bei der akuten Bronchitis plus 28 Prozent – und mehr psychische Erkrankungen. Insbesondere auffällig sind dabei Sprach- und Sprechstörungen. Bei mehr als jedem zehnten Kind diagnostizieren Ärzte Probleme beim Sprechen oder in der Sprachentwicklung. Das sind 16 Prozent mehr als im Bundesdurchschnitt. „Mit dem Kinder- und Jugendreport liegen belastbare Zahlen zur regionalen Häufigkeit bestimmter Erkrankungen im Vergleich zum Bundesdurchschnitt vor“, erklärt Julian Witte von der Universität Bielefeld als Co-Autor der Studie. „Es ist die erste kontinuierliche und erkrankungsartenübergreifende Analyse von solchen regionalen Abrechnungsdaten einer gesetzlichen Krankenkasse.“ 

„Unterschied zwischen Stadt und Land ist größer als gedacht“
Ein Drittel aller DAK-versicherten Minderjährigen in Rheinland-Pfalz wächst in städtisch geprägten Gebieten auf. Der Kinder- und Jugendreport zeigt, dass diese Jungen und Mädchen anders krank sind als Gleichaltrige vom Land: Stadtkinder leiden häufiger unter Zahnkaries, Viruserkrankungen und krankhaftem Übergewicht. Landkinder haben hingegen eher eine Allergie. „Unser Report belegt, dass der Unterschied zwischen Stadt- und Landkindern in Sachen Gesundheit größer ist als gedacht“, betont Michael Hübner. „Allerdings kennen wir die Gründe für diese beobachteten Zusammenhänge nicht. Es kann an den Versorgungsstrukturen liegen, an der Umwelt, oder auch am Verhalten der Eltern.“ Tatsächlich zeigt der Report, dass der Bildungsstatus der Eltern den Gesundheitszustand ihrer Kinder beeinflusst. So leiden Kinder von Eltern ohne Ausbildungsabschluss bis zu 2,5-mal häufiger unter Fettleibigkeit und 2,8-mal häufiger unter Karies als der Nachwuchs von Akademikern. 

Prävention an Schulen und Kitas ausweiten
Auf Grundlage des Reports will die DAK-Gesundheit die bestehende Versorgung von Kindern und Jugendlichen weiter optimieren. Außerdem wird die Krankenkasse ihre Prävention an Kitas und Schulen intensivieren. So soll die Präventionskampagne „fit4future“ mit der Cleven-Stiftung für mehr Bewegung, gesunde Ernährung und Stressbewältigung ausgeweitet werden. Das Programm läuft aktuell an fast 60 Grund- und Förderschulen in Rheinland-Pfalz mit knapp 9.000 Schülern und soll in diesem Jahr an weiterführenden Schulen und 2020 auch in Kitas starten. 

Mehr als 35 Millionen Euro für Kindergesundheit
Insgesamt zahlte die DAK-Gesundheit 2016 in Rheinland-Pfalz 35,7 Millionen Euro für Kindergesundheit. Davon gingen zwei Drittel an Kliniken (38 Prozent) und niedergelassene Ärzte (26 Prozent). Arzneimittel machten etwa ein Fünftel aller Kosten aus, Heil- und Hilfsmittel zusammen 17 Prozent. Reha-Leistungen hatten mit zwei Prozent den geringsten Anteil. Umgerechnet auf alle versicherten Jungen und Mädchen zahlte die Kasse am meisten für Säuglinge. Sie benötigten in Rheinland-Pfalz im Durchschnitt pro Kopf und Jahr 1.689 Euro. 

Die DAK-Gesundheit ist eine der größten Krankenkassen Deutschlands. Für die Analyse wurden die Daten von 36.999 minderjährigen Versicherten der DAK-Gesundheit in Rheinland-Pfalz durch die Universität Bielefeld ausgewertet. Infos zu allen Angeboten, die die Krankenkasse speziell für Kindergesundheit bereithält, unter: www.dak.de/kinder

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