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Kinder- und Jugendreport: Mehr als jedes 4. Kind in Niedersachsen chronisch krank

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Hannover, 7. März 2019. Neurodermitis, Asthma, Heuschnupfen – in Niedersachsen mehr als jeder vierte Kind körperlich chronisch krank (29 Prozent). Zwischen Stadt- und Landkindern gibt es große Unterschiede. Das zeigt der neue Kinder- und Jugendreport der DAK-Gesundheit, für den die Krankenkasse Versichertendaten von rund 64.000 Kindern in Niedersachsen ausgewertet hat. Laut Studie sind fast 90 Prozent aller Jungen und Mädchen wenigstens einmal im Jahr beim Arzt oder im Krankenhaus. Und dabei zeigt sich: Bereits Schulkinder leiden vermehrt unter krankhaftem Übergewicht und Rückenschmerzen. Für die Versorgung aller Minderjährigen in Niedersachsen gibt die Kasse im Jahr 61,7 Millionen Euro aus.

Im Auftrag der DAK-Gesundheit untersuchte die Universität Bielefeld umfassend die Gesundheits- und Versorgungssituation von Jungen und Mädchen in Niedersachsen. Die repräsentative Studie mit Abrechnungsdaten aus dem Jahr 2016 liefert erstmals systematische Analysen zum Erkrankungsgeschehen bei Kindern. „Wir leisten mit dem Report Pionierarbeit und machen uns stark für Kindergesundheit“, sagt Dirk Vennekold, Leiter der DAK-Landesvertretung Niedersachsen. „Wir wollen die gesundheitliche Situation von Kindern besser verstehen und sie verstärkt in die politische Diskussion rücken.“

Chronische Leiden belasten die Kinder
In Niedersachsen ist mehr als jedes vierte Kind körperlich chronisch krank. Jungen sind etwas häufiger betroffen als Mädchen. Der Kinder- und Jugendreport wertet 14 verschiedene Erkrankungen aus, die potenziell einen chronischen Verlauf nehmen können. Am häufigsten sind Asthma und Neurodermitis, gefolgt von Heuschnupfen und anderen Allergien. „Das sind Erkrankungen, die eine bedeutende Beeinträchtigung des Alltags für Kinder und Eltern mit sich bringen können“, betont Dirk Vennekold. Sie sind in Niedersachsen häufiger als im Bundesdurchschnitt. Das liegt vor allem an Asthma (plus 27 Prozent) und Allergien (plus 14 Prozent). Bei Asthma bronchiale führen verengte Bronchien zu rasselnder Atmung. Die Patienten leiden anfallsartig unter Husten und Luftnot. Asthma-Sprays gehören hier zur fünfthäufigsten Arzneimittelgruppe bei Kindern.

Schon Kinder haben Rückenschmerzen
Atemwegserkrankungen stehen insgesamt auf Platz 1 der häufigsten Erkrankungsarten im Kindesalter. Mehr als die Hälfte (54,8 Prozent) aller Jungen und Mädchen in Niedersachsen leidet mindestens einmal pro Jahr unter einem grippalen Infekt oder einer akuten Bronchitis. In der Häufigkeit dahinter folgen Infektionskrankheiten, Augenerkrankungen, psychische Leiden und Hauterkrankungen. Muskel-Skelett-Probleme wie Rückenschmerzen sind ebenfalls recht häufig. Fast jedes sechste Kind hat wenigstens einmal im Jahr eine entsprechende Diagnose. Ab dem zwölften Lebensjahr sind 26 Prozent aller Jungen und Mädchen betroffen. „Das ist alarmierend“, betont Vennekold, „denn frühe Muskel-Skelett-Probleme können im Erwachsenenalter schwere Rückenleiden nach sich ziehen." Ein weiteres Leiden, das mit Bewegungsarmut zusammenhängt, ist krankhaftes Übergewicht. Über alle Altersgruppen hinweg sind mehr als drei Prozent betroffen, im Alter zwischen neun und 13 Jahren fast fünf Prozent. „Bei Schülern der Sekundarstufe I werden für solch verhaltensbezogene Krankheitsbilder die Weichen gestellt“, kommentiert Vennekold die Ergebnisse.

Anders krank, als im Bundesdurchschnitt
Kinder in Niedersachsen sind anders krank, als im Bundesdurchschnitt: Sie haben häufiger ein dokumentiertes ADHS (plus 21 Prozent), wobei psychische Erkrankungsdiagnosen allgemein für mehr Kinder gestellt werden (plus vier Prozent). „Mit dem Kinder- und Jugendreport liegen nun belastbare Analysen zur regionalen Häufigkeit bestimmter Erkrankungen im Vergleich zum Bundesdurchschnitt vor“, erklärt Professor Dr. Wolfgang Greiner von der Universität Bielefeld als Studienleiter. „Die Untersuchung im Auftrag der DAK-Gesundheit ist die erste kontinuierliche und erkrankungsübergreifende Analyse von solchen regionalen Abrechnungsdaten einer gesetzlichen Krankenkasse.“

„Unterschied zwischen Stadt und Land ist größer als gedacht“
Der Kinder- und Jugendreport für Niedersachsen zeigt außerdem, dass Stadtkinder anders krank sind als Gleichaltrige vom Land: Stadtkinder leiden häufiger unter Zahnkaries (plus 31 Prozent), krankhaftem Übergewicht (plus 14 Prozent) und sind stärker von diagnostizierten Verhaltensstörungen und Depressionen betroffen (plus elf bzw. plus zehn Prozent). Landkinder hingegen haben häufiger eine akute Bronchitis (plus sieben Prozent). „Unser Report belegt, dass der Unterschied zwischen Stadt- und Landkindern in Sachen Gesundheit viel größer ist als gedacht“, betont Dirk Vennekold. Das dokumentieren auch die Leistungsausgaben: Für Arzneimittel und Arztbesuche zahlt die DAK-Gesundheit bei Stadtkindern mehr Geld. „Am höchsten ist die Differenz im Arzneimittelbereich: Wir haben hier 2016 durchschnittlich für jedes Landkind 162 Euro ausgegeben, für jedes Stadtkind 202 Euro, also knapp ein Viertel mehr.“ Dies ist insbesondere auf mehr Verschreibungen von Schnupfenmedikamenten und Schmerzmitteln unter Stadtkindern zurückzuführen.

Rund 61,7 Millionen Euro für Kinder und Jugendliche
Insgesamt gab die DAK-Gesundheit in Niedersachsen 2016 rund 61,7 Millionen Euro für die Behandlung von Kindern aus. Davon ging über die Hälfte an Kliniken (35 Prozent) und niedergelassene Ärzte (28 Prozent). Arzneimittel machten fast ein Fünftel aller Kosten aus, Heil- und Hilfsmittel zusammen 16 Prozent. Reha-Leistungen hatten mit zwei Prozent den geringsten Anteil. Je Kind entspricht dies durchschnittlichen Ausgaben von 967 € pro Jahr. Umgerechnet auf alle versicherten Jungen und Mädchen zahlte die Kasse am meisten für Säuglinge. Sie benötigten in Niedersachsen im Durchschnitt pro Kopf und Jahr rund 2.102 Euro.

Prävention an Schulen und Kitas ausweiten
Auf Grundlage des Reports will die DAK-Gesundheit die bestehende Versorgung von Kindern und Jugendlichen weiter optimieren. Außerdem wird die Krankenkasse ihre Prävention an Kitas und Schulen intensivieren. So soll die Präventionskampagne „fit4future“ mit der Cleven-Stiftung für mehr Bewegung, gesunde Ernährung und Stressbewältigung ausgeweitet werden. Das Programm läuft aktuell an 65 Grund- und Förderschulen in Niedersachsen und soll in Kürze in Kitas und auch an weiterführenden Schulen starten.

Die DAK-Gesundheit ist eine der größten Krankenkassen Deutschlands. Für die Analyse wurden die Daten von 63.835 minderjährigen Versicherten der DAK-Gesundheit in Nordrhein-Westfalen durch die Universität Bielefeld ausgewertet. Infos zu allen Angebote, die die Krankenkasse speziell für Kindergesundheit bereithält unter: www.dak.de/kinder


Statement von Dirk Vennekold Leiter der Landesvertretung der DAK-Gesundheit Niedersachsen
zum Kinder- und Jugendreport 2019


Statement von Dirk Vennekold, Leiter der Landesvertretung der DAK-Gesundheit Niedersachsen, im Rahmen der Pressekonferenz am 7. März 2019 in Hannover
(Es gilt das gesprochene Wort)

Sehr geehrte Damen und Herren,

wir stellen Ihnen heute den Kinder- und Jugendreport der DAK-Gesundheit für Niedersachsen vor. Wir machen uns stark für Kindergesundheit und leisten mit der neuen Studie Pionierarbeit: Sie analysiert die Abrechnungsdaten aller DAK-versicherten Kinder und Jugendlichen in Niedersachsen. Das gab es noch nie, dass eine große Krankenkasse Daten in so einem Umfang auswertet.

Wir wollen die gesundheitliche Situation von jungen Menschen in Niedersachsen besser verstehen und sie in den Vordergrund der politischen Diskussion rücken. Von welchen Erkrankungen sind Kinder betroffen? Gibt es Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen? Sind Stadtkinder anders krank als Landkinder? Wie werden die Kinder behandelt und welche Kosten entstehen dabei?

Der Kinder- und Jugendreport für Niedersachsen liefert Antworten in Form einer Querschnittsanalyse für das Jahr 2016. Wir arbeiten für den Report mit den Abrechnungsdaten von rund 64.000 Kindern bis einschließlich 17 Jahren. Das ist ein unglaublicher Datenschatz! Die Universität Bielefeld hat ihn für uns gehoben. Einen herzlichen Dank an Professor Dr. Wolfgang Greiner und sein Team vom renommierten Lehrstuhl für Gesundheitsökonomie und Gesundheitsmanagement.

Der Kinder- und Jugendreport der DAK-Gesundheit für Niedersachsen ist als Serie angelegt und soll in den kommenden Jahren auch Längsschnittanalysen möglich machen. Ziel ist der Aufbau einer Zeitreihe für noch belastbarere Aussagen.

Ich will den Erläuterungen von Herrn Professor Greiner nicht vorgreifen, aber drei Ergebnisse aus diesem ersten Kinder- und Jugendreport haben mich alarmiert:

  1. Es gibt in Niedersachsen einen hohen Anteil an Kindern, die chronisch krank sind. Mehr als jedes vierte Kind ist betroffen. Es geht um Erkrankungen wie Asthma und Neurodermitis, die den Alltag für Kinder und Eltern erheblich beeinträchtigen können.
  2. Es spielt durchaus eine Rolle, wo und wie unsere Kinder groß werden. Der Report belegt, dass der Unterschied zwischen Stadt- und Landkindern in Sachen Gesundheit größer ist als gedacht.
  3. Und schließlich das Thema Rückenschmerzen. Viele denken, Muskel-Skelett-Probleme seien für Schüler noch kein Thema. Tatsächlich ist ab dem zwölften Lebensjahr aber knapp ein Viertel aller Jungen und Mädchen betroffen. Das ist alarmierend, weil frühe Muskel-Skelett-Probleme im Erwachsenenalter schwere Rückenleiden nach sich ziehen können.

Die neuen Erkenntnisse wollen wir auch einordnen. Ich freue mich, dass wir Dr. med. Thomas Buck dafür als Experten begrüßen dürfen. Lieber Herr Dr. Buck, Sie können die neuen Erkenntnisse als Facharzt für Kinderheilkunde und Jugendmedizin bewerten. Wir sind gespannt, welche Aspekte im Krankheitsgeschehen Sie herausgreifen werden.

Professor Wolfgang Greiner, Autor des Reports bei der Universität Bielefeld wird uns nun die spannenden Ergebnisse für Niedersachsen präsentieren.

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