Direkt zum Inhalt

Rheinland-Pfalz: Höchster Krankenstand seit 16 Jahren

21. April 2016. Der Krankenstand in Rheinland-Pfalz erreichte im vergangenen Jahr mit 4,4 Prozent den höchsten Wert seit 16 Jahren. Das geht aus dem aktuellen DAK-Gesundheitsreport hervor. Danach fehlen Frauen häufiger im Job als Männer. Ihr Krankenstand lag im vergangenen Jahr vier Prozent höher. Die Studie zeigt auch, dass Männer und Frauen anders krank sind: In Rheinland-Pfalz haben Männer 66 Prozent mehr Fehltage bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Frauen 63 Prozent mehr bei Krebsleiden. 

Für die repräsentative Studie wertete das IGES Institut die Fehlzeiten aller erwerbstätigen DAK-Mitglieder in Rheinland-Pfalz aus. Der höchste Krankenstand seit 16 Jahren bedeutet, dass 2015 von 1.000 Erwerbstätigen durchschnittlich pro Tag 44 krankgeschrieben waren. Vor allem Erkältungen machten den Menschen zu schaffen. So stieg die Anzahl der Fehltage wegen Atemwegserkrankungen um mehr als ein Viertel (28 Prozent) und verursachte jeden sechsten Fehltag. Für die meisten Ausfalltage waren mit 21,3 Prozent die sogenannten Muskel-Skelett-Erkrankungen wie etwa Rückenleiden verantwortlich. Krankschreibungen wegen psychischer Leiden nahmen erneut zu und belegten mit einem Anteil von 16,6 Prozent den dritten Platz. „Der hohe Krankenstand, der auch auf psychische Erkrankungen zurückzuführen ist, unterstreicht die Notwendigkeit noch passgenauerer Behandlungsangebote zur psychischen Gesundheit“, sagt Michael Hübner, Landeschef der DAK-Gesundheit in Rheinland-Pfalz. 

Mit Blick auf die Fehlzeiten von Frauen und Männern zeigt der Landesreport: Frauen fehlen häufiger, fallen aber kürzer aus. Ein Erkrankungsfall dauert bei ihnen im Durchschnitt 12,1 Tage, bei den Männer 12,8. Insgesamt ist ihr Krankenstand um vier Prozent höher: Von 1.000 erwerbstätigen Frauen in Rheinland-Pfalz fehlten 2015 im Durchschnitt pro Tag 45 bei der Arbeit, bei Männern waren es 43 von 1.000. 

Fehltage bei Herzinfarkt und Brustkrebs
Erwerbstätige Männer in Rheinland-Pfalz leiden häufiger als Frauen unter Herz-Kreislauf-Problemen (66 Prozent mehr Fehltage) und sie haben 53 Prozent mehr Fehltage wegen Verletzungen. Frauen fehlen hingegen öfter wegen psychischer Erkrankungen wie beispielsweise Depressionen (plus 31 Prozent). Sie haben 63 Prozent mehr Fehltage wegen Krebsleiden, was durch das vergleichsweise frühe Auftreten von Brustkrebs bedingt ist. „Betroffene Frauen stehen oft noch voll im Erwerbsleben“, erklärt Michael Hübner. Die häufigste Krebserkrankung bei Männern, der Prostatakrebs, trete hingegen erst im höheren Alter auf – meist ab etwa 60 Jahren. Diese Fälle bei den Männern werden von der Statistik, die sich ausschließlich auf Ausfalltage Erwerbstätiger bezieht, nicht mehr erfasst. „Insgesamt ist der viel zitierte kleine Unterschied größer als gedacht“, sagt Hübner. „Die Studie zeigt, dass Männer und Frauen von ganz unterschiedlichen Krankheitsprofilen betroffen sind.“ 

Schwangerschaft hat Einfluss
Wenn Frauen öfter im Job fehlen, spielt auch das Kinderkriegen eine Rolle. Komplikationen während der Schwangerschaft machen bei den 30- bis 34-jährigen Beschäftigten in Rheinland-Pfalz 7,5 Prozent aller Fehltage aus. Schwangerschaftskomplikationen wie quälende Übelkeit erklären in dieser Altersgruppe zwei Drittel (67 Prozent) des Geschlechterunterschieds im Krankenstand. 

Männer sind seltener beim Arzt
Ein Teil des Unterschieds bei den Fehltagen erklärt sich auch durch den unterschiedlichen Umgang von Männern und Frauen mit Krankheit. Dazu wurden bundesweit mehr als 5.000 Beschäftigte im Alter von 18 bis 65 Jahren befragt. Das Ergebnis: Berufstätige Männer in Rheinland-Pfalz besuchen im Durchschnitt gut vier Mal pro Jahr einen Arzt. Berufstätige Frauen hingegen sind etwa sieben Mal in ärztlicher Behandlung. „Selbst wenn man Vorsorgeuntersuchungen und schwangerschaftsbedingte Behandlungen herausrechnet, sind Männer weitaus seltener beim Arzt“, so Hübner. 

Frauen gehen krank zur Arbeit
Frauen engagieren sich beruflich sehr und gaben bei der Befragung im Rahmen des DAK-Reports an, auch bei Krankheit häufig zur Arbeit zugehen. Experten sprechen von Präsentismus: 80 Prozent der Frauen in Rheinland-Pfalz waren 2015 mindestens einmal krank arbeiten, bei den Männern nur 66 Prozent. Als Hauptgründe gaben Frauen in der Befragung an, dass sie ihre Kollegen nicht hängen lassen wollten (87 Prozent) oder auch ihre Arbeit fertigstellen müssten (63 Prozent). 

Betriebliches Gesundheitsmanagement im Fokus
„Für eine geschlechtersensible Gesundheitsförderung in den Betrieben können die Ergebnisse unserer Studie eine wichtige Grundlage sein“, sagt DAK-Landeschef Hübner. „Wo Männer und Frauen unterschiedliche Bedürfnisse haben, sollen sie von den Betrieben auch geschlechtsspezifische Angebote bekommen.“ Die DAK-Gesundheit stehe den Unternehmen in Rheinland-Pfalz sowohl bei der Bedarfsanalyse als auch bei der Entwicklung und Evaluation von passgenauen Maßnahmen kompetent zur Seite. 

Die Branche mit dem höchsten Krankenstand war 2015 das Gesundheitswesen mit 5,1 Prozent. Die wenigsten Fehltage hatte der Wirtschaftszweig Rechtsberatung und andere Dienstleistungen mit 3,6 Prozent. 

Die DAK-Gesundheit ist eine der größten Krankenkassen Deutschlands. Für die Analyse wurden die Daten von rund 160.000 erwerbstätigen Mitgliedern der DAK-Gesundheit in Rheinland-Pfalz durch das IGES Institut ausgewertet.

Texte zum Download

Ihr Kontakt

Daniel Caroppo

Pressesprecher Baden-Württemberg & Saarland

Tübinger Straße 7
70178 Stuttgart

Aktualisiert am:
040 2364855 9411

Oder per E-Mail an presse@dak.de