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Vier von fünf Niedersachsen schlafen schlecht

18. Mai 2017. In Niedersachsen hat die große Mehrheit Schlafprobleme. Vier von fünf Erwerbstätigen fühlen sich betroffen. Das zeigt der aktuelle DAK-Gesundheitsreport mit dem Themenschwerpunkt Schlaf. Hochgerechnet auf alle Erwerbstätigen in Niedersachsen sind das etwas mehr als drei Millionen Menschen. Unter der besonders schweren Schlafstörung Insomnie leiden 8,3 Prozent der Beschäftigten. Seit 2010 ist die Zahl der Norddeutschen mit Insomnie um knapp ein Drittel gestiegen. Der repräsentativen Studie zufolge geht kaum ein Niedersachse (fünf Prozent) mit Schlafproblemen zum Arzt. Ebenfalls nur eine Minderheit meldet sich deswegen bei der Arbeit krank. Schlafmittel hat hingegen jeder Elfte in den vergangenen drei Monaten eingenommen.

Die aktuelle Studie der DAK-Gesundheit untersucht umfassend die krankheitsbedingten Ausfalltage sowie ärztliche Behandlungen bei Schlafstörungen und wirft einen Blick auf Ursachen und Risikofaktoren. Für die Analyse wertete das IGES Institut die Fehlzeiten aller erwerbstätigen Mitglieder der DAK-Gesundheit in Niedersachsen aus. Die Krankenkasse ließ zudem bundesweit mehr als 5.000 Erwerbstätige im Alter von 18 bis 65 Jahren befragen und band zahlreiche Experten ein. Die Ergebnisse wurden mit einer DAK-Untersuchung aus dem Jahr 2010 verglichen.

Rund 319.000 Niedersachsen haben schwere Schlafstörungen
Bei der besonders schweren Schlafstörung, der Insomnie, kommen Ein- und Durchschlafstörungen, schlechte Schlafqualität sowie Tagesmüdigkeit und Erschöpfung zusammen. Jeder zwölfte Arbeitnehmer (8,3 Prozent) im Norden kämpft mit dieser als Krankheit eingestuften Schlafstörung. Hochgerechnet auf alle Erwerbstätigen in Niedersachsen leiden daran rund 319.000 Männer und Frauen. Im Vergleich zu 2010 gibt es in der Gruppe der 35- bis 65-Jährigen ein Plus von 32 Prozent. „Schlafstörungen sind nicht mehr nur ein Nischenproblem“, erläutert Dirk Vennekold, Leiter der Landesvertretung der DAK-Gesundheit in Niedersachsen. „Die Zahlen lassen aufhorchen, wenn man die Beeinträchtigungen bedenkt, die mit den Störungen einhergehen.“

Große Mehrheit berichtet von Schlafproblemen
Schlaf ist laut DAK-Gesundheitsreport auch für diejenigen ein Thema, die zwar nicht unter einer krankhaften Störung leiden, aber wiederkehrend Einschlaf- oder Durchschlafprobleme haben. So bekennen sich in der DAK-Befragung vier von fünf erwerbstätigen Niedersachsen zwischen 18 und 65 Jahren zu Einschlaf- oder Durchschlafproblemen (81,2 Prozent). Mehr als ein Drittel aller Befragten (34 Prozent) gibt an, dass sie dreimal pro Woche oder häufiger betroffen sind. Zum Vergleich: Bei der DAK-Untersuchung von vor sieben Jahren konnte in der Altersgruppe der 35- bis 65-Jährigen noch die Mehrheit (56,5 Prozent) gut schlafen. Heute gehört in Niedersachsen nur knapp ein Fünftel zu den Gut-Schläfern.

Mehr Fehltage durch Schlafstörungen
Die DAK-Analyse für Niedersachsen zeigt einen entsprechenden Trend auch bei den Krankmeldungen: 2016 gab es je 100 Versicherte in Niedersachsen im Durchschnitt dreieinhalb Fehltage wegen Schlafstörungen – 2005 waren es noch nicht einmal zwei. Grundsätzlich spielen Schlafstörungen aber bei den Fehlzeiten nur eine geringe Rolle. „Zum einen erfassen wir allein Krankschreibungen, bei denen der Arzt die Schlafstörung als Hauptursache auf den gelben Schein schreibt“, erläutert Dirk Vennekold, „zum anderen geht die große Mehrheit wegen Schlafproblemen nicht zum Arzt.“ Lediglich fünf Prozent der Erwerbstätigen waren deswegen schon einmal in einer Praxis.

Vennekold: Schlafstörungen müssen uns wachrütteln
Der Report zeigt: Viele Menschen bewerten Störungen ihres Schlafes nicht als so schwerwiegend, dass sie deswegen einen Arzt aufsuchen. „Schlafstörungen werden leicht unterschätzt“, betont Vennekold, „dabei kann chronisch schlechter Schlaf der Gesundheit ernsthaft schaden.“ So steigt bei Schlecht-Schläfern auf lange Sicht das Risiko für eine ganze Reihe von Erkrankungen an etwa Stoffwechselstörungen, Bluthochdruck, Depressionen oder Herzinfarkt. „Die zunehmenden Schlafschwierigkeiten in der Bevölkerung sollten uns wachrütteln“, sagt Vennekold. „Viele Menschen haben nachts das Smartphone an der Steckdose, können aber ihre eigenen Akkus nicht mehr aufladen. Möglicherweise besteht hier auch ein Zusammenhang mit dem starken Anstieg der Krankmeldungen bei psychischen Erkrankungen in den vergangenen Jahren.“

Risiken: Arbeit unter Druck und Nachtschichten
Schlafstörungen wurzeln laut DAK-Report Niedersachsen auch in den Bedingungen am Arbeitsplatz. Wer zum Beispiel häufig an der Grenze seiner Leistungsfähigkeit arbeitet, verdreifacht sein Risiko, die schwere Schlafstörung Insomnie zu entwickeln. Auch starker Termin- und Leistungsdruck, Überstunden sowie Nachtschichten und ständige Erreichbarkeit nach Feierabend gelten in diesem Zusammenhang als wichtige Risikofaktoren.

Zu viel abendliche TV- und Computer-Nutzung
Viele Arbeitnehmer tragen auch selbst zu einem schlechten Schlaf bei. Nach der Studie der DAK-Gesundheit schauen in Niedersachsen 85 Prozent der Erwerbstätigen vor dem Einschlafen Filme und Serien, 63 Prozent erledigen abends private Angelegenheiten an Laptop oder Smartphone. Jeder Achte kümmert sich noch um dienstliche Dinge wie E-Mails oder die Planung des nächsten Arbeitstages. „Die Ergebnisse zeigen, wie unsere Gesellschaft Schlaf in eine Nebenrolle drängt“, so Vennekold.

DAK-Gesundheit bietet Schlaf-Beratung per Hotline an
Als Reaktion auf die aktuelle Studie und die zunehmenden Schlafstörungen bietet die DAK-Gesundheit ab sofort eine spezielle Schlaf-Beratung an: Die neue „DAK Schlaf-Hotline“ ist rund um die Uhr erreichbar. Unter der Rufnummer 040 325 325 805 geben Mediziner individuelle Hinweise und Tipps rund um die Themen Schlafen und Schlafstörungen. „Unsere neue Hotline hilft Betroffenen schnell und unkompliziert. Auch Fragen rund um das wichtige Thema Schlafmittel beantworten die Ärzte“, erläutert der Leiter der DAK-Landesvertretung das neue Angebot. „Wir müssen lernen, dass Schlaf für unser Leben ein entscheidender Faktor ist, um ausgeglichener, leistungsfähiger und gesünder zu sein.“ Im Internet bietet die DAK-Gesundheit deshalb auch ein umfangreiches Schlaf-Special an: Auf www.dak.de/schlaf gibt es viel Wissenswertes rund um das Thema gesunder Schlaf sowie ein Schlaftagebuch. Betroffene können damit ihren Schlaf-Wach-Rhythmus genau protokollieren. Das ist eine wertvolle Grundlage, um die Beschwerden einordnen zu können.

Mehr als die Hälfte meldete sich nicht krank
Der Gesundheitsreport Niedersachsen wertet auch die Fehlzeiten der DAK-versicherten Arbeitnehmer insgesamt aus: Im Durchschnitt hatte 2016 jedes Mitglied in Niedersachsen insgesamt 14,3 Fehltage, 0,7 Tage weniger als im Jahr davor. Gleichzeitig sank die Betroffenenquote von 51 auf 45 Prozent. Das heißt: Die Mehrheit in Niedersachsen war 2016 kein einziges Mal krankgeschrieben. Der größte Anteil der Fehlzeiten entfiel auf Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems, etwa Rückenleiden. Mit 333 Ausfalltagen pro Jahr bezogen auf 100 Versicherte lag die Krankheitsart Muskel-Skelett auf Vorjahresniveau. Auf Platz zwei kamen psychische Erkrankungen wie zum Beispiel Depressionen mit 245 Tagen Das bedeutet einen Rückgang von drei Prozent im Vergleich zu 2015. Niedersachsen verzeichnet zum ersten Mal seit zehn Jahren hier einen Rückgang bei den Fehltagen. Auch die Betroffenenquote bei den psychischen Erkrankungen sank (von 5,1 Prozent in 2015 auf 4,6 Prozent in 2016). Atemwegserkrankungen lagen mit 195 Tagen auf dem dritten Rang. Hier sank die Anzahl der Ausfalltage deutlich – und zwar um dreizehn Prozent –, da es keine starke Erkältungswelle gab.

Die Branchen mit dem höchsten Krankenstand in Niedersachsen waren 2016 das Gesundheitswesen sowie die Branche Verkehr, Lagerei und Kurierdienste. In beiden Branchen war die Anzahl der Fehltage wegen Muskel-Skelett-Erkrankungen besonders hoch: 410 Fehltage kamen im Durchschnitt bei 100 Lagerei-Mitarbeitern zusammen, 367 Fehltage im Gesundheitswesen. Den niedrigsten Krankenstand hatten Rechtsberatungen und andere Unternehmensdienstleistungen.

Die DAK-Gesundheit ist eine der größten Krankenkassen Deutschlands. Für die Analyse wurden die Daten von rund 262.000 erwerbstätigen Mitgliedern der DAK-Gesundheit in Niedersachsen durch das IGES Institut ausgewertet.

Statement von Dirk Vennekold, Leiter der Landesvertretung der DAK-Gesundheit Niedersachsen, im Rahmen der Pressekonferenz am 18. Mai 2017 in Hannover
(Es gilt das gesprochene Wort!) Wir stellen Ihnen heute unseren aktuellen DAK-Gesundheitsreport für Niedersachsen vor. Sie bekommen zunächst – wie gewohnt – einen umfassenden Überblick über die wichtigsten Kennzahlen des Krankenstandes aller erwerbstätigen Mitglieder der DAK-Gesundheit in Niedersachsen.

Dann präsentieren wir Ihnen unser diesjähriges Schwerpunktthema: Schlaf und Schlafstörungen. Und ich nehme es an dieser Stelle schon einmal vorweg: Schlafstörungen sind kein Nischenproblem mehr. Unsere Analyse zeigt: Vier von fünf Arbeitnehmern bei uns in Niedersachsen fühlen sich betroffen und kennen Probleme beim Ein- oder Durchschlafen. Sie werden an unseren Zahlen sehen: Die Gut-Schläfer sind in der Minderheit!

Wir beobachten diese Schlafproblematik vor dem Hintergrund einer sich wandelnden Arbeitswelt. Was dort passiert, wirkt sich auch auf unseren Schlaf aus.

  • Im Job nehmen schwere körperliche Arbeiten seit Jahrzehnten ab, psychische Belastungen hingegen zu.
  • Auch Rahmenbedingungen wie veränderte Arbeitszeiten, die Zunahme atypischer Beschäftigungsverhältnisse oder die steigende Anzahl älterer Erwerbstätiger verändern die Arbeitswelt enorm.
  • Wir erleben eine fortschreitende Digitalisierung und arbeiten vernetzter. Es hat sich verändert, wann wir arbeiten, wie wir arbeiten und wo wie arbeiten. Arbeit wird zunehmend flexibler – örtlich und zeitlich.
  • Das Gleiche gilt auch für unsere Freizeit. Die Grenze zwischen Arbeitszeit und Freizeit verschwimmt häufig. Wir sind auf allen Kanälen unterwegs – auch kurz vorm Schlafengehen.

Doch können wir dabei noch gut abschalten? Und gut schlafen?

Bereits 2010 haben wir uns dem Thema Schlafstörungen gewidmet. Jetzt ist es Zeit für ein Update. Was hat sich in den vergangenen Jahren in Niedersachsen verändert? Und wie können wir als große Krankenkasse darauf reagieren? Wie sieht es mit der Versorgung der Betroffenen aus?

Eines steht fest: Schlafstörungen in Niedersachsen sind ein verbreitetes, aber unterschätztes Problem. Auch als Krankenkasse neigen wir dazu, es zu unterschätzen, denn in unseren Daten zur Arbeitsunfähigkeit treten Schlafstörungen eher selten als Ursache auf. Sicher ist hingegen: Schlechter Schlaf kann zu erheblichen Leistungseinbußen bei den Beschäftigten führen. Die Produktivität sinkt und in vielen Berufen steigt die Unfallgefahr.

Die zunehmenden Schlafprobleme, die viele Erwerbstätige in unserem Bundesland haben, sollten uns wachrütteln: Viele Menschen haben nachts das Smartphone an der Steckdose, können aber ihre eigenen Akkus nicht mehr aufladen. Dabei sind erste Einschlaf- und Durchschlafstörungen ein Warnsignal. Schwere Schlafstörungen, die chronisch werden, können der Gesundheit ernsthaft schaden. Sie erhöhen beispielsweise das Risiko für Depressionen und Angststörungen. Möglicherweise besteht hier ein Zusammenhang mit dem starken Anstieg der Krankmeldungen bei den psychischen Erkrankungen, wie wir ihn in den vergangenen Jahren erlebt haben.

Auch unter diesem Aspekt freue ich mich, dass wir Sie, Frau Dr. Hoffmann-Castendiek als Expertin für unseren Gesundheitsreport gewinnen konnten. Sie sind Leiterin des Schlaflabors der Medizinischen Hochschule hier in Hannover. Wir freuen uns auf Ihre Bewertung der Problematik. Wir sind gespannt, wie Sie die neuen Erkenntnisse vor dem Hintergrund Ihrer Erfahrungen bewerten.

Die Ergebnisse der neuen Analyse sollen helfen, unseren Blick zu schärfen. Wir wollen Impulse geben für die Entwicklung zielgerichteter und zeitgemäßer Präventionsmaßnahmen und damit die Betriebe, die Akteure des Gesundheitsschutzes und der Prävention vor Ort unterstützen.

Wir möchten aber auch einen Anstoß für jeden Einzelnen geben. Denn auch unser eigenes Verhalten am Feierabend kann dazu beitragen, die innere Uhr durcheinanderzubringen. Mein Appell ist deshalb: Wir müssen wieder lernen, dass Schlaf für unser Leben ein entscheidender Faktor ist, um ausgeglichen, gesund und leistungsfähig zu sein – und nicht etwa verschenkte Zeit.

Frau Hildebrandt vom IGES-Institut wird Ihnen jetzt die differenzierten Ergebnisse zum Krankenstand des vergangenen Jahres in Niedersachsen sowie zum Schwerpunkt „Schlaf und Schlafstörungen“ präsentieren.

Im Anschluss stelle ich Ihnen dann unser neues Angebot vor, eine spezielle Schlaf-Beratung, die wir ab sofort anbieten: die „DAK Schlaf-Hotline“. Damit helfen wir Betroffenen schnell und unkompliziert – rund um die Uhr.

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Anke Eschweiler

Pressesprecherin

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