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Saarland: Krankenstand auf Rekord-Hoch

Saarbrücken, 21. Mai 2019. Der Krankenstand im Saarland hat mit fünf Prozent ein neues Rekord-Hoch erreicht. Jeder Erwerbstätige fehlte im Durchschnitt 18 Tage, so viel wie seit Jahren nicht mehr. Das zeigt der aktuelle DAK-Gesundheitsreport „Sucht 4.0 – Trinken, Dampfen, Gamen im Saarland“. Danach hat das Suchtrisiko von zehntausenden Beschäftigten im Saarland gravierende Folgen für die Arbeitswelt. Betroffene Arbeitnehmer fehlen fast doppelt so häufig am Arbeitsplatz. Ferner sind sie häufig unkonzentrierter im Job oder kommen zu spät. Nach der repräsentativen Studie haben 49.000 saarländische Arbeitnehmer einen riskanten Alkoholkonsum – das sind zehn Prozent aller Beschäftigten im Land. Erstmals untersucht der Report das Thema Computerspielsucht in der Arbeitswelt. Ergebnis: Fast 32.000 Erwerbstätige im Saarland zeigen ein riskantes Nutzungsverhalten. Auf Grundlage der Ergebnisse fordert die Kasse deshalb eine breite gesellschaftliche Debatte zur Suchtproblematik. Die Kasse startet auch ein neues Präventionsangebot bei Alkoholproblemen.

Laut DAK-Gesundheitsreport 2019 haben saarländische Arbeitnehmer mit Hinweisen auf eine so genannte Substanzstörung deutlich mehr Fehltage im Job als ihre Kollegen ohne auffällige Probleme. Der Krankenstand der Betroffenen ist mit 8,1 Prozent fast doppelt so hoch. Sie fehlen aber nicht nur im Job, weil sie wegen ihrer Suchtproblematik krankgeschrieben werden. Vielmehr zeigen sich bei ihnen in allen Diagnosegruppen mehr Fehltage. Besonders deutlich ist der Unterschied bei den psychischen Leiden. Hier sind die Fehltage mehr als doppelt so hoch. Bei Muskel-Skelett-Erkrankungen wie Rückenschmerzen gibt es ein Plus von rund 75 Prozent, bei Atemwegserkrankungen sind es 46 Prozent. Insgesamt gibt es nach der DAK-Studie unter den Erwerbstätigen im Saarland 69.000 abhängige Raucher, knapp 5.000 erfüllen die Kriterien einer Internet Gaming Disorder (Computerspielsucht), rund 2.000 Erwerbstätige sind alkoholabhängig.


Alkohol: 49.000 Arbeitnehmer trinken riskant

Der Großteil der Krankmeldungen bei Suchtproblemen ist im Saarland auf Alkohol zurückzuführen (81 Prozent). Laut Studie der DAK-Gesundheit hat jeder zehnte Arbeitnehmer hierzulande einen riskanten Alkoholkonsum. 95 Prozent der saarländischen Frauen trinken demnach gelegentlich Alkohol. Bei den Männern sind es 82 Prozent. Mit ihrem Trinkverhalten setzen sich rund 49.000 Erwerbstätige im Saarland Risiken aus, krank oder abhängig zu werden. „Die Zahl der Betroffenen macht uns Sorgen. Der riskante Umgang mit Alkohol bleibt ein zentrales Problem in unserer Gesellschaft, das auch gravierende Folgen in der Arbeitswelt hat“, sagt Jürgen Günther, Leiter der DAK-Landesvertretung Saarland. „Sucht ist eine Krankheit, die jeden treffen kann. Wir wollen eine breite und offene Debatte anstoßen. Wir müssen hinsehen, hinhören und handeln, um Betroffene nicht allein zu lassen. Ist es Genuss, Gewohnheit oder bereits Sucht?“ Beim Thema Alkoholprävention fehlen auch im Saarland flächendeckende und wirksame Angebote. Die DAK-Gesundheit schließt diese Versorgungslücke ab sofort mit einem neuen Online-Selbsthilfeprogramm bei Alkoholproblemen.


Hoher Alkoholkonsum – abgelenkt bei der Arbeit

Der hohe Alkoholkonsum wirkt sich auch auf den Arbeitsalltag aus. So gab bundesweit jeder zehnte Arbeitnehmer mit riskantem Trinkverhalten an, in den letzten drei Monaten wegen Alkohol abgelenkt oder unkonzentriert bei der Arbeit gewesen zu sein; bei Arbeitnehmern mit einer möglichen Abhängigkeit sogar fast jeder Zweite (47 Prozent). Je höher der Alkoholkonsum, desto häufiger kommen betroffene Mitarbeiter deshalb auch zu spät zur Arbeit oder machen früher Feierabend. Mehr als jeder vierte Mitarbeiter mit einer möglichen Abhängigkeit gab das bei der DAK-Analyse an (27,2 Prozent).


32.000 Beschäftigte im Saarland spielen riskant am Computer

Erstmals untersucht der Report auch das Thema Gaming und seine Auswirkungen auf die Arbeitswelt. Demnach spielen rund 59 Prozent  der saarländischen Arbeitnehmer Computerspiele. Acht Prozent der Erwerbstätigen gelten als riskante Gamer. Das heißt: fast 32.000 Beschäftigte zeigen auffälliges Nutzungsverhalten. Jeder Vierte von ihnen spielt auch während seiner Arbeitszeit. Vor allem junge Erwerbstätige zwischen 18 und 29 Jahren sind laut DAK-Report riskante Computerspieler (11,6 Prozent).


Gamen bei der Arbeit: Abgelenkt und zu spät

Bundesweit spielt jeder vierte riskante Gamer während seiner Arbeitszeit Computerspiele. Bei den Computerspielsüchtigen ist es sogar fast jeder Zweite (47 Prozent). Jeder elfte Mitarbeiter mit riskantem Spielverhalten kam wegen des Spielens zu spät zur Arbeit oder machte deshalb früher Feierabend. Von den Erwerbstätigen mit einer Computerspielsucht war jeder Dritte (34,1 Prozent) abgelenkt oder unkonzentriert.


Rauchen ist verbreitetste Sucht

Das Rauchen von Zigaretten ist laut DAK-Report auch im Saarland die verbreitetste Sucht, die auch die Arbeitswelt betrifft. 14,1 Prozent der Erwerbstätigen sind zigarettenabhängig. Unter den jungen Erwerbstätigen zwischen 18 und 29 Jahren gibt es mit 16,3 Prozent den geringsten Anteil. Bei den 60- bis 65-jährigen Berufstätigen raucht fast jeder Vierte (23,7 Prozent). Fast jeder zweite Raucher raucht auch während seiner Arbeitszeit, also außerhalb der Arbeitspausen.


Dampfen – nicht ohne Nikotin

Derzeit dampfen rund 4,3 Prozent der saarländischen Arbeitnehmer E-Zigarette. Raucher von E-Zigaretten greifen oft parallel zur herkömmlichen Zigarette, belegt der DAK-Report. Dampfer finden sich deshalb fast ausschließlich unter Rauchern und Ex-Rauchern. Bundesweit konsumiert mit 85 Prozent die deutliche Mehrheit der Dampfer Liquid mit Nikotin. „Dampfen mit Nikotin oder Tabak führt in die Abhängigkeit, genau wie herkömmliche Zigaretten“, warnt Jürgen Günther. „Deshalb brauchen wir endlich ein umfassendes Werbeverbot für Tabak, Zigaretten und E-Zigaretten. Diese Forderung unterstützen auch die Fachgesellschaft der Lungenärzte sowie die Deutsche Krebshilfe mit Hinweis auf die Gesundheitsrisiken. Weil E-Zigaretten gesundheitsgefährdende Suchtmittel sind, dürfen sie nicht vom geplanten Tabakwerbeverbot der Bundesregierung ausgenommen werden.“


Krankenstand auf Rekord-Hoch

Der Krankenstand im Saarland ist 2018 deutlich gestiegen. Die Ausfalltage aufgrund von Erkrankungen nahmen im Vergleich zum Vorjahr um 0,3 Prozentpunkte zu. Mit fünf Prozent gab es im Saarland den höchsten Krankenstand unter den westlichen Bundesländern. Jeder fünfte Ausfalltag erfolgte aufgrund von Muskel-Skelett-Erkrankungen wie beispielsweise Rückenleiden.


DAK-Gesundheit bietet Online-Hilfe bei Alkoholproblemen

Mit Blick auf die Ergebnisse des Reports bietet die DAK-Gesundheit ab sofort ein neues präventiv ansetzendes Hilfsangebot bei Alkoholproblemen an – und schließt damit eine Versorgungslücke in Deutschland. Bislang fehlen flächendeckende und wirksame Angebote. Versicherte der Krankenkasse können das kostenlose Online-Coaching „Vorvida“ nutzen, um ihren Alkoholkonsum zu reduzieren.

Eine aktuelle wissenschaftliche Untersuchung des Universitätsklinikums Hamburg Eppendorf (UKE) belegt die Wirksamkeit: Bei den Teilnehmern sank das riskante Trinkverhalten um bis zu 75 Prozent. Die DAK-Gesundheit ist die erste Krankenkasse, die das Programm der Hamburger GAIA AG ihren Versicherten anbietet. Das Online-Coaching „Vorvida“ ist auf Smartphones und Tablets mobil voll nutzbar. Es kann auch über die digitale Gesundheitsplattform „Vivy“ genutzt werden. Alle Daten werden vertraulich behandelt und nicht weitergegeben. Eine Anmeldung ist auf www.dak.de/vorvida möglich.

Der aktuelle DAK-Gesundheitsreport „Sucht 4.0 im Saarland“ untersucht umfassend die krankheitsbedingten Ausfalltage sowie ärztliche Behandlungen bei Suchterkrankungen und wirft einen Blick auf die Auswirkungen in der Arbeitswelt. Für die Untersuchung wurden Daten zur Arbeitsunfähigkeit von 30.500 erwerbstätigen Versicherten der DAK-Gesundheit im Saarland durch das IGES Institut in Berlin ausgewertet – flankiert von Analysen der ambulanten und stationären Versorgung. Eine repräsentative Befragung von 5.600 Beschäftigten sowie eine Expertenbefragung geben Aufschluss über die Verbreitung und den Umgang mit den verschiedenen Suchtmitteln und Verhaltensweisen.

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