Sucht: Was tun, wenn das eigene Kind abhängig wird?
Der erste Kuss, das erste Mal allein im Urlaub oder ein komplett anderer Style: Jugendliche machen in der Pubertät viele neue Erfahrungen und testen ihre Grenzen aus. Oft gehört dazu auch der erste Rausch oder die erste Zigarette. Doch wann wird der gelegentliche Konsum gefährlich? Viele Eltern stellen sich die Frage, zu welchem Zeitpunkt sie eingreifen müssen. Wir erklären, an welchen Anzeichen Sie eine Sucht bei Ihrem Kind erkennen.
Was zählt als Suchtverhalten?
Ob wir noch einen Schokoriegel essen oder die Online-Bestellung wirklich abschicken – das entscheiden wir in der Regel bewusst und aus freiem Willen. Süchtige haben dagegen das Gefühl, keine andere Wahl zu haben. Ihre Gedanken kreisen nur noch um die jeweilige Droge. Die WHO hat sechs Kriterien festgelegt, um eine Sucht zu erkennen – auch nachzulesen auf der Website der Caritas. Sind mindestens drei davon erfüllt, gilt eine Person als abhängig:
SUCHTAUFKLÄRUNG FÜR JUGENDLICHE
Wissen schützt – deshalb haben wir verschiedene Kampagnen für junge Menschen initiiert, die über die Gefahren von Drogenmissbrauch aufklären.
Es besteht ein starker oder zwanghafter Wunsch nach einer Substanz oder Handlung.
Die Person kann nicht mehr vollständig kontrollieren, wann sie beginnt und aufhört, zu konsumieren und in welchen Mengen.
Wird der Konsum beendet oder verringert, kommt es zu Entzugserscheinungen.
Der Körper entwickelt eine Toleranz gegenüber der Droge: Der Betroffene muss immer höhere Dosen zu sich nehmen, um die ursprüngliche Wirkung zu erzielen.
Die Person vernachlässigt Interessen oder Verpflichtungen und nutzt die Zeit, um zu konsumieren oder die Folgen zu verarbeiten.
Obwohl der Konsum bereits körperliche oder seelische Schäden bei der Person verursacht hat, konsumiert sie weiter.
Ist mein Kind süchtig?
Bei Jugendlichen in der Pubertät ist es manchmal schwierig, eine Sucht zu erkennen – sie befinden sich schließlich oft in einem emotionalen Ausnahmezustand. Der Verein Keine Macht den Drogen hat zusammengefasst, worauf Sie achten können: Ein Alarmzeichen ist es, wenn sich ein Kind ganz plötzlich verändert. Es ist auffallend aggressiv oder unruhig und es fällt ihm schwer, sich zu konzentrieren. Dinge, die ihm vorher Spaß gemacht haben, sind plötzlich unwichtig – Hobbys, die Familie oder die Schule vernachlässigt es. Manchmal hat es auch einen ganz neuen Freundeskreis. Genauer hinschauen sollten Sie auch, wenn Ihr Kind ständig müde wirkt, blass und krank aussieht und wenig isst. Treffen mehrere dieser Merkmale zu, kann das auf eine Sucht hindeuten.
SUCHTPRÄVENTION – SO UNTERSTÜTZEN WIR FAMILIEN
Die DAK-Gesundheit hilft Ihnen und Ihrem Kind dabei, mit Alkohol und Zigaretten Schluss zu machen. Wir beteiligen uns an den Kosten für zertifizierte Präventionskurse. Dabei zahlen wir 80 Prozent des Kurses bei Erwachsenen – bei Jugendlichen übernehmen wir 100 Prozent.
Nicht nur Drogen, auch Verhaltensweisen machen süchtig
Wie entsteht eine Sucht?
Die Stiftung Gesundheitswissen schreibt, dass süchtig machende Substanzen wie Alkohol das Gehirn bei der Ausschüttung von Botenstoffen stören. Das beeinflusst auch das Belohnungssystem des Körpers. Auf Dauer bringt die Droge es durcheinander und sorgt dafür, dass der Körper sich an die Substanz gewöhnt. Schließlich braucht er immer mehr davon, um eine Wirkung zu spüren. Zeitgleich schaltet sich immer öfter das Stresssystem ein – fehlt die Droge, entstehen negative Gefühle. Das Belohnungssystem auf diese Weise beeinflussen können auch Verhaltensweisen, etwa bei Kauf- oder Spielsucht. Manche Abhängige verbinden ehemals neutrale Situationen oder Gefühle mit der Sucht und spüren durch sie ein Verlangen nach der Droge.
Ob aus einer Gewohnheit eine Sucht wird, hängt bei Kindern und Jugendlichen auch vom sozialen Umfeld ab. Der falsche Freundeskreis oder enormer Leistungsdruck erhöhen das Risiko. Der DAK Kinder- und Jugendreport 2021 zeigt: Auch psychische Gesundheit hat einen Einfluss darauf, ob Kinder abhängig werden: Gab es im Kindesalter bereits eine psychische Erkrankung, steigt das Suchtrisiko. Das gilt auch, wenn ein Elternteil psychisch erkrankt oder abhängig ist.
Süchte verhindern: Offenheit statt Tabuthema
Auch, wenn Sie Ihr Kind am liebsten ganz vor Drogen und anderen Süchten schützen wollen: Früher oder später kommt es mit Suchtmitteln wie Alkohol und Gras in Kontakt. Und auch das Smartphone oder das Online-Spiel können zur Sucht werden. Wie also verhindern, dass ein Kind abhängig wird? Wichtig ist, das Thema nicht zu vermeiden oder mit harten Verboten zu reagieren. Setzen Sie stattdessen auf Aufklärung: Informieren Sie sich selbst über die verschiedenen Substanzen und sprechen Sie auf Augenhöhe mit Ihrem Kind über ihre Wirkung und Folgen. Dabei sollten Sie auch immer Ihren eigenen Umgang mit Suchtverhalten kritisch betrachten: Checken Sie etwa auch in Ihrer Freizeit ständig Arbeits-Mails oder kompensierst einen stressigen Tag mit einem Glas Wein? Denken Sie daran, dass Sie ein Vorbild für Ihr Kind sind und es sich die ein oder andere Verhaltensweise abschauen wird.
Oft nehmen Jugendliche Drogen, weil es im Freundeskreis gerade cool ist – manchmal stecken jedoch auch Ängste oder Stress dahinter. Dann hilft es ihnen am meisten, wenn sie eine starke emotionale Stütze haben. In dieser schwierigen Phase brauchen Jugendliche oft noch mehr Liebe und Anerkennung als sonst – auch, wenn sie nach außen hin cool und schlecht gelaunt wirken. Das stärkt gleichzeitig ihr Selbstbewusstsein und macht sie so weniger anfällig für Süchte.
Süchtiges Kind: Das können Eltern tun
Auch, wenn Eltern alles geben – manche Jugendliche rutschen trotzdem in eine Sucht ab. Jetzt heißt es: Ruhe bewahren und sich nicht die Schuldfrage stellen. Wichtig ist, mit dem Kind in Kontakt zu bleiben. Verbote und Drohungen bewirken meist eher das Gegenteil. Und: Die Sucht betrifft die ganze Familie, daher sollten auch Eltern sich Hilfe holen. Die finden sie für sich und ihren Nachwuchs beispielsweise bei Hotlines, Drogenberatungsstellen oder auch in Selbsthilfegruppen. Am Ende müssen Jugendliche die Unterstützung auch annehmen. Sie zu einer Beratung zu zwingen, löst das Problem meist nicht.
DROGENBERATUNG – HIER BEKOMMEN SIE HILFE
Mit einem Suchtproblem sind Sie nicht allein: Bei diesen Beratungsstellen bekommen Sie Unterstützung für sich und Ihr Kind.
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