Cannabiskonsum: Ist legal gleich ungefährlich?

Cannabis ist Medizin und Droge zugleich. Aber wann gilt eigentlich was? Ist Cannabis schädlich für die Gesundheit? Erfahren Sie hier, wie Cannabis wirkt, woran Sie eine Cannabis-Abhängigkeit erkennen und welche Hilfsmöglichkeiten es gibt.
Wie gefährlich ist Cannabis?
Ein weiteres Risiko ist das Suchtpotenzial. Etwa neun bis zehn Prozent der Konsumierenden entwickeln eine Abhängigkeit, was bedeutet, dass sie Schwierigkeiten haben, den Konsum zu kontrollieren, obwohl er negative Auswirkungen auf ihr Leben hat.
Auf der anderen Seite kann Cannabis auch medizinisch eingesetzt werden, zum Beispiel zur Linderung von Schmerzen, Übelkeit und anderen Symptomen bei bestimmten Erkrankungen. Viele Menschen berichten dabei von positiven Effekten, wenn Sie Cannabis konsumieren.
Cannabis kann also sowohl positive als auch negative Auswirkungen haben. Wichtig ist, die möglichen Auswirkungen zu kennen, um verantwortungsvoll zu konsumieren.
Wie wirkt Cannabis?
Cannabis enthält psychoaktive Substanzen, vor allem THC (Tetrahydrocannabinol), das die Wirkung verursacht. Wenn Sie Cannabis konsumieren, gelangt THC in Ihren Blutkreislauf und beeinflusst Ihr Gehirn. Es kann Gefühle von Entspannung, Euphorie und veränderte Wahrnehmung hervorrufen. Manche Menschen berichten auch von gesteigerter Kreativität oder einem Gefühl der Verbundenheit.
Allerdings können auch Nebenwirkungen auftreten. Zu den häufigsten zählen: Unruhe, Herzrasen, Übelkeit, Schwindel, Kopfschmerzen und Halluzinationen. Außerdem kann Cannabis Angstzustände, Depressionen und in seltenen Fällen Psychosen – also Realitätsverluste – auslösen.
Wie wirkt Cannabis bei Jugendlichen?
Sogenannte „Bad Trips“, bei denen der Konsum deutlich negative Auswirkungen hat, werden bei Cannabis häufig durch eine Überdosierung verursacht. Eine Reihe von Faktoren wie Stimmung, Umgebung, unverarbeitete Emotionen und individuelle Empfindlichkeit gegenüber THC sind zusätzliche Auslöser.
Gerade bei Cannabis-Esswaren – ob selbst hergestellt oder nicht – ist schwer vorhersehbar, wie viel umwandlungsfähiges THC aufgenommen wird. Da beim Essen die Wirkung erheblich später einsetzt als beim Rauchen, kommt es häufig zu Überdosierungen.
Macht Cannabis abhängig?
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Ungefähr eine von acht Personen, die Cannabis konsumieren, entwickelt eine Abhängigkeit, also rund 12,5 Prozent. Genaue Zahlen dazu, wie hoch das Suchtpotential tatsächlich ist, schwanken je nach Untersuchung. Das Suchtpotential ist abhängig vom Einstiegsalter und den Konsumgewohnheiten. Wurde mit dem Cannabiskonsum bereits im Jugendalter begonnen, steigt das Risiko für eine Abhängigkeit. Für Personen, die täglich kiffen, sogar auf 25 bis 50 Prozent.
Woran erkenne ich eine Cannabis-Abhängigkeit?
Wenn während der vergangenen zwölf Monate drei oder mehr der folgenden Symptome gleichzeitig vorlagen, liegt wahrscheinlich eine Abhängigkeit vor:
- Ich verspüre einen starken Wunsch oder eine Art Zwang, Cannabis zu konsumieren.
- Ich habe Schwierigkeiten, den Beginn, das Ende und die Menge des Konsums zu kontrollieren.
- Ich vernachlässige andere Alltagsaktivitäten. Um ausreichend Cannabis zu beschaffen und zu konsumieren, benötige ich immer mehr Zeit.
- Ich brauche immer mehr Cannabis, um die gewünschte Wirkung zu erreichen.
- Ich leide unter Entzugserscheinungen, wenn ich kein Cannabis konsumiere. Typische Entzugserscheinungen sind zum Beispiel Unruhe, Schlafprobleme, Angstzustände, Kopfschmerzen, Schwitzen.
- Ich leide unter körperlichen oder psychischen Beeinträchtigungen, zum Beispiel Schlafstörungen, Gewichtsverlust, Konzentrationsstörungen.
Wie kann ich mit dem Kiffen aufhören?
Sie merken, dass Ihr Cannabis-Konsum problematische Züge annimmt? Das hat auch eine gute Seite, denn: die größte Hürde für Konsumierende ist meist, sich selbst einzugestehen, süchtig nach Cannabis zu sein. Erst mit dieser Einsicht kann eine Behandlung erfolgreich sein.
Jetzt geht es darum, den nächsten Schritt zu gehen. Unterstützung bieten zum Beispiel Sucht- und Drogenberatungsstellen. Sie sind darauf spezialisiert, Menschen mit Drogen- und Suchtproblemen zu helfen. Auch eine anonyme Beratung ist möglich. Beratungsstellen und -möglichkeiten gibt es in jeder größeren Stadt sowie online (mehr dazu unten in der Infobox „Konkrete Anlaufstellen“).
Weil sich Cannabis im Körperfettgewebe anreichert, kann der Konsum noch Wochen nach der letzten Verwendung nachgewiesen werden. Mit Blick auf den Entzug ist das ein Vorteil: Auch wenn der Konsum abrupt gestoppt wird, verläuft der Entzug relativ weich. Anders verhält es sich bei Personen, die über lange Zeit täglich gekifft haben. Sie zeigen mitunter deutliche Entzugssymptome. Meist treten diese 24 bis 48 Stunden nach dem letzten Konsum auf. Der Cannabis-Entzug dauert etwa sieben bis maximal 14 Tage.
Konkrete Anlaufstellen
Sie sind nicht allein! Folgende Hilfsangebote unterstützen Sie dabei, Ihren Cannabiskonsum in den Griff zu kriegen:
- Quit the shit: Ein Programm des Bundesinstituts für Öffentliche Gesundheit (BIÖG), das Ihnen beim Entzug hilft: Quit the shit
- Suchtberatung: Suchen Sie eine Suchtberatungsstelle in Ihrer Nähe auf, um Informationen über mögliche Therapieformen zu erhalten. Ein Verzeichnis aller Suchtberatungsstellen finden Sie im Suchthilfeverzeichnis.
- Onlineberatung: Auf drugcom.de oder DigiSucht haben Sie die Möglichkeit, sich online per E-Mail oder im Chat beraten zu lassen. Eine Onlineberatung für Eltern von suchtgefährdeten Kindern und Jugendlichen bietet die Initiative Online-Beratung | ELSA Elternberatung an.
- Telefonberatung: Bundesweite Sucht & Drogen Hotline: 01806 - 31 30 31 oder
TelefonSeelsorge®: 0800 - 111 0 111 oder 0800 - 111 0 222 oder 116 123
Frank Hepke
Apotheker bei der DAK-Gesundheit