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Kinder und Lügen – das solltest du wissen

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Meistens ertappst du dein Kind das erste Mal beim Lügen, wenn es ums Naschen oder Zähneputzen geht. „Viele Eltern sind überrascht, wenn die Kleinen plötzlich im Brustton der Überzeugung behaupten, keinen Bonbon genommen zu haben, obwohl sie ihn noch lutschen“, sagt DAK-Psychologin Franziska Kath. Sie betont: „Das Lügen zu erlernen, ist allerdings ein wichtiger Entwicklungsschritt in der Kindheit und erst einmal kein Grund zur Sorge.“

Was genau ist eigentlich eine Lüge?

In einem Umfeld, das Lügen und Täuschungen toleriert oder sogar anpreist, ist Vertrauen nicht möglich. Dennoch: Die meisten Menschen lügen jeden Tag mehrere Male. Schwindeln und schummeln, flunkern und fälschen, tricksen und mogeln, reinlegen und auf den Arm nehmen gehören gewissermaßen zum Alltag. Die Harvard-Professorin Bella M. DePaulo hat schon Ende der 1990er Jahre nachgewiesen, dass jeder Mensch mindestens ein- bis zweimal pro Tag aus den unterschiedlichsten Gründen lügt. Männer lügen öfter als Frauen und junge Erwachsene sind so etwas wie die Notorikerinnern und Neurotiker und denen, die es mit der Wahrheit nicht so genau nehmen. Das hat eine Metaanalyse des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung und des Israel Institute of Technology vor zwei Jahren gezeigt.

Gelogen wird aus vielen Gründen: aus Scham, aus Höflichkeit, aus Angst, Unsicherheit oder Not, zum Schutz oder zur Überhöhung der eigenen Person, aus Spaß oder um Intrigen zu spinnen.

Laut Wikipedia ist eine Lüge eine bewusste Falsch-Aussage mit der Absicht, sein Gegenüber zu täuschen. Lügen dienen dazu, einen Vorteil zu erlangen, einen Fehler oder eine verbotene Handlung zu vertuschen oder auch Kritik zu entgehen. Lügen benötigen Sprache, Täuschungen kommen auch ohne das gesprochene oder geschriebene Wort aus. Das unterscheidet die Lüge vom Irrtum: Wer sich irrt, weiß nicht, dass er die Unwahrheit spricht.

Vielleicht sollten wir also das, was Kinder tun, wenn sie die Unwahrheit sagen, nicht gleich lügen nennen. Das Wort ist hart und klingt eher nach Gerichtssaal als nach Kinderzimmer. Zugleich ist es wichtig, dass du mit deinem Kind das Gespräch darüber suchst, wenn du es beim Lügen erwischst.

Warum lügen Kinder?

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Kurz gesagt: weil sie es können. Denn nicht umsonst sagt ein Sprichwort: Kindermund tut Wahrheit kund. So merkwürdig es klingt, aber Kinder müssen erst lernen zu lügen. Diese Fähigkeit erwerben sie ungefähr im vierten und fünften Lebensjahr. „Der Entwicklungsschritt ist normal und sogar wichtig“, sagt DAK-Psychologin Franziska Kath. Die Kinder beginnen zu begreifen, dass sie manchmal etwas wissen oder fühlen, was andere nicht wissen oder empfinden. Die Empathie entwickelt sich. Diese Erkenntnisse überprüfen Kinder: „Kann Mama wirklich nicht in meinen Kopf hineinschauen?“ „Mal sehen, ob sie merkt, dass ich mir die Zähne nicht geputzt habe.“

Das erworbene Wissen setzt dein Kind übrigens nicht nur zum Schummeln ein. Forschende haben in Studien gezeigt, dass geschickte Lügnerinnen und Lügner sozial überdurchschnittlich kompetent sind, sehr gut kommunizieren und komplex denken können und ein großes Einfühlungsvermögen besitzen. Gefragte Fähigkeiten in unserer Zeit!

Wie reagierst du am besten auf eine Lüge?

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Bleib gelassen, wenn du dein Kind beim schwindeln erwischst. Dramen helfen niemandem, zumal die Lügen bei kleinen Kindern häufig harmlos sind. Gib deinem Kind die Gelegenheit, Fehler ohne Angst vor Strafe zugeben zu können. Denn zu Unrecht verdächtigt zu werden, ist schmerzhaft und zerstört Vertrauen.

Bestrafe nicht die Lüge, sondern leite klare Konsequenzen ab. Die Zähne  sind vor dem Zubettgehen nicht geputzt? Dann geht die nun dafür notwendige Zeit dafür vom Vorlesen ab. Dein Kind hat Geld aus deinem Portmonee genommen? Es muss die Summe ersetzen. „Schimpfen hilft in solchen Fällen wenig, weil die Kinder dann künftig aus Angst vor weiteren Standpauken wieder lügen“, sagt Franziska Kath. Sie empfiehlt, das Thema direkt anzusprechen: „Warum hast du mir nicht gesagt, dass du Geld für den neuen Comic brauchst?“ „Hattest du Angst, dass ich dich bestrafe, weil du das Glas kaputtgemacht hast?“

Lügen unterbinden oder nicht?

Hier wie in fast allen anderen Bereichen der Kindererziehung gilt: Geh‘ mit gutem Beispiel voran. Du möchtest, dass die Beziehungen in deiner Familie auf Vertrauen gründen? Dann sei aufrichtig und authentisch und erkläre, warum Ehrlichkeit wichtig ist statt Lügen zu rügen.

Du darfst deinem Kind durchaus vermitteln: Kleine Unwahrheiten sind durchaus in Ordnung – zum Beispiel, um ein Geheimnis zu schützen. Kinder brauchen (gute) Geheimnisse, um sich von den Eltern abzulösen und eine eigene Identität zu finden. Auch Lügen aus Höflichkeit („Das ist aber ein hübsches Kleid, Oma!“), zum Schutz („Mein Kumpel ist schon nach Hause gegangen, ihr könnt ihn nicht mehr verprügeln.“) oder aus Spaß (z.B. Aprilscherz) sind durchaus in Ordnung. Erzähle auch mal von deinen kleinen Lügen, damit dein Kind die Unterschiede lernt. Denn es ist ein Paradoxon unserer Gesellschaft, dass soziales Flunkern toleriert, die bösartige Lüge aber geächtet wird. Kinder müssen diese Grenzen austarieren.

Schluss mit dem Lügen ist immer dann, wenn die Unwahrheit einem anderen schadet. Dann gilt: „Ehrlich währt am längsten“, auch, wenn das für dein Kind unbequem wird.

Außerdem solltest du deinem Kind vermitteln, dass es Freundinnen und Freunden gegenüber aufrichtig sein sollte. Schließlich beruht Freundschaft auf Ehrlichkeit und Vertrauen. Eine Lüge verletzt und schmerzt nicht nur, sie kann im schlimmsten Fall die Freundschaft zerstören. Reagiere positiv-verstärkend, wenn dein Kind dir gegenüber offen und ehrlich ist. Das bestärkt Sohn oder Tochter darin, auch künftig die Wahrheit zu sagen.

Quellen:
Externer Linkhttps://www.mpg.de/12633873/metaanalyse-zu-luegen
Externer Linkhttps://www.researchgate.net/publication/14544905_Lying_in_Everyday_Life
Externer Linkhttps://www.familienleben.ch/kind/erziehung/kinder-luegen-was-tun-1923
Externer Linkhttps://www.quarks.de/gesellschaft/psychologie/warum-kinder-luegen-muessen/

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