Schluckauf – lästig, aber harmlos
Schon im Bauch der Mutter haben wir ihn zum ersten Mal: den Schluckauf. Zuverlässig bleibt er uns ein Leben lang erhalten und ärgert uns immer dann, wenn wir ihn nicht gebrauchen können. Die Palette der Reaktionen reicht von gut gemeinten Ratschlägen gegen den Hicks bis zu amüsiertem Gelächter darüber. Erfahre hier, warum du einen Schluckauf bekommst, was du tun kannst, um ihn wieder loszuwerden, und wann er gefährlich ist.
Schluckauf: Was ist das eigentlich?
Medizinisch betrachtet ist der Schluckauf (Singultus) eine akute Verkrampfung des Zwerchfells. Die Stimmritzen reagieren darauf reflexhaft und schließen sich. Die Luft in der Lunge kann nicht mehr entweichen, die neu eingeatmete Luft prallt gegen die verschlossenen Stimmbänder. Der daraus entstehende Druck entlädt sich im bekannten „Hicks“.
Im Hirnstamm gibt es dafür ein eigenes Schluckaufzentrum, das diese Zwerchfellreflexe steuert. Warum es das gibt, ist unklar. Vermutlich bleibt es aus der embryonalen Entwicklung einfach übrig.
Der längste Schluckauf hat 68 Jahre gedauert und steht im Guinness-Buch der Rekorde. Meistens ist der Schluckauf aber schneller wieder weg. Er dauert von wenigen Minuten bis zu einem Tag. Hält er länger an, kehrt häufig wieder und wird von anderen Symptomen begleitet, kann das jedoch auch auf eine Erkrankung hindeuten.
Was löst einen Schluckauf aus?
Schluckauf gehört zur normalen Entwicklung eines Menschen dazu. Im Mutterleib trainieren die Ungeborenen damit anscheinend den Atemreflex. Möglich ist aber auch, dass der Hicks ein Eindringen von Fruchtwasser in die Lunge verhindert. Die werdende Mutter leidet übrigens ebenso häufig unter Schluckauf. Der Grund: Das Ungeborene drückt auf das Zwerchfell und reizt es dadurch.
Sind die Babys auf der Welt, bekommen sie oft beim Trinken einen Schluckauf. Auch diese Ursache ist nicht genau erforscht. Da der Hicks aber ähnlich wie das Aufstoßen funktioniert, könnte er schlichtweg für Platz im Magen des Säuglings sorgen: die Luft wird herausgedrückt, mehr Milch kann aufgenommen werden.
Während der Hicks bei Babys also noch eine Funktion hat, ist er im Erwachsenenalter vor allem eines: lästig. Immer kommt er ungelegen, und hält er länger an, fangen Zwerchfell und Rachenraum an zu schmerzen.
Das sind die häufigsten Auslöser für Schluckauf:
- üppiges oder hastiges Essen
- stark kohlensäurehaltige Getränke
- sehr kalte oder sehr heiße Speisen, letztere vor allem im Wechsel mit kalten Getränken
- Alkohol und Nikotin, insbesondere, wenn sie im Übermaß konsumiert werden
- Wechsel der Umgebungstemperatur
- Stress, Anspannung, Angst, Aufregung, Lampenfieber
- Medikamente wie z.B. Antiepileptika, Schlaf- und Beruhigungsmittel, Kortison oder Antidepressiva
Was hilft gegen Schluckauf?
Egal, wann dich der Hicks erwischt – je entspannter du damit umgehst, desto schneller ist er wieder weg. Denn wie oben beschrieben, handelt es sich vor allem um eine akute Zwerchfellanspannung. Deshalb helfen Tricks und Hausmittel tatsächlich, aber nicht bei jedem und nicht auf die gleiche Art. Doch einen Versuch sind sie allemal wert.
Ob du nun Glatzköpfe aufzählst (wahlweise auch Pferderassen, Stummfilmklassiker und Shampoosorten) oder ein Stück Zucker mit Zitronensaft getränkt auf der Zunge zergehen lässt – das Prinzip ist immer das gleiche. Du lenkst dich vom Schluckauf ab, atmest ruhiger und entspannst so das Zwerchfell.
Bewährt haben sich deshalb Aktivitäten, die die Atmung direkt beeinflussen:
- Erschrecken
- Lachen
- Brustraum zusammendrücken
- in eine Papiertüte atmen
- Druckausgleich
Beim Erschrecken saugst du plötzlich Luft ein oder hältst den Atem an. Außerdem wirst du abgelenkt. Beides hilft gegen den Hicks. Allerdings funktioniert Erschrecken mit Ankündigung nicht. Besser ist da vielleicht ein guter Witz, der dich zum Lachen bringt. Dabei atmest du tiefer und spannst das Zwerchfell an. Das wirkt dem Hicks entgegen.
Ähnliches passiert, wenn du dich im Sitzen oder Liegen nach vorn beugst und die Knie zur Brust ziehst. Durch den Druck auf den Brustraum kann der Hicks aufhören.
Das kurzzeitige Atmen in eine Papiertüte (wichtig: keine Plastiktüte!) erhöht den Kohlendioxidgehalt in der Atemluft und hilft ebenfalls, den Schluckauf zu vertreiben.
Du kannst auch versuchen, ihn mit Hilfe eines Druckausgleichs loszuwerden. Halte dir dafür Nase und Mund zu und drücke Atemluft in Richtung Ohren, bis du dort ein leichtes Drücken spürst.
Wann musst du mit deinem Schluckauf zum Arzt?
Manchmal geht der Hicks einfach nicht mehr weg. Er wird chronisch. Du solltest dann zum Arzt gehen, um die Symptome genau abklären zu lassen. Findet der Arzt keine Ursachen, handelt es sich wahrscheinlich um den sogenannten idiopathischen chronischen Schluckauf. Er ist unangenehm, belastend und erschöpfend, aber eigentlich harmlos. Dagegen helfen vor allem Atem- und Verhaltenstherapien. Manchmal werden auch muskelentkrampfende Medikamente verschrieben, die dämpfend auf die muskelanregenden Reize im Schluckaufzentrum wirken sollen.
Ein langanhaltender Schluckauf kann aber auch ein Anzeichen für eine ernsthafte Erkrankung sein. Diese betrifft dann die oberen Abschnitte des Verdauungssystems, also Speiseröhre, Magen und Dünndarm. Dort reizen Entzündungen, Schwellungen oder Wucherungen Nerv und Zwerchfell und behindern die Atemluft beim Ein- und Ausströmen. Ebenfalls möglich: Stoffwechsel- und Hormonerkrankungen oder Nervenstörungen.
Achte daher auf folgende Symptome, wenn du wiederholt unter einem langanhaltenden Schluckauf leidest:
- Der Schluckauf tritt häufiger auf als früher.
- Er dauert lange, mindestens einen Tag.
- Du hast Sodbrennen, musst sauer aufstoßen, hast Bauchschmerzen oder dir ist übel.
- Du bist sehr müde, verlierst Gewicht oder hast Schwellungen im Halsbereich.
Wird der akute Schluckauf von Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit, Lähmungserscheinungen, Sprach- oder Sehstörungen begleitet, ist dies ein deutlicher Hinweis auf ein neurologisches Problem, etwa einen Schlaganfall.
In jedem Fall ist der Schluckauf nur ein zusätzliches Krankheitszeichen, die anderen Symptome sind stets stärker.
DAK Fachbereich