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Was haben Fett und Fisch mit Entzündungen und Parodontitis zu tun?

Was haben Fett und Fisch mit Entzündungen und Parodontitis zu tun?: Ein Fisch wird verspeist

Laut der Bundeszahnärztekammer wurden hierzulande im Jahr 2019 mehr als eine halbe Milliarde Euro für Parodontal-Behandlungen ausgegeben. Daran erkennen Sie, dass Parodontitis leider längst als Krankheit mitten in der Gesellschaft angekommen ist. Hier erklärt Dr. Roschan Farhumand den Zusammenhang von Fett und Fisch mit einer Entzündung, die das Entstehen von Parodontitis begünstigt.

Warum helfen gesunde Fette bei der Parodontitisbehandlung?

„Fette regulieren in Ihrem Körper die Entzündungsprozesse“, erklärt Dr. Farhumand. Für die Medizinerin ist klar, dass daher die Verwendung von gesunden Ölen und Fetten eine große Bedeutung in der (Selbst-)Behandlung von Parodontitis spielen. Neben dem Verwenden guter Öle und Fette gilt es auch, die industriell verarbeiteten, ungesunden Transfette zu vermeiden.

Was sind gute Fette?

Im Fernsehen und in zahlreichen Artikeln wird über sie gesprochen – die sogenannten Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren. Sie sind dafür zuständig, in Ihrem Körper die Entzündungsprozesse zu regulieren. Da der menschliche Körper diese nicht selbst herstellen kann, müssen wir sie jeden Tag durch unsere Nahrung zu uns nehmen.

„Das Verhältnis bei den beiden Fettsäuren ist wichtig. Omega-3 hemmt Entzündungen, Omega-6 fördert sie. Die richtige Balance zwischen diesen beiden sorgt dafür, dass Ihr Körper auf einen Eindringling mit einer angemessenen Entzündungsantwort reagiert“, so Dr. Farhumand. Das Verhältnis von Omega-3 zu Omega-6 von unter 1:3 gilt in der Medizin als entzündungsneutral.

Für die DAK-Zahnärztin steht fest, „dass der Schweregrad einer Parodontitis von der Entzündungsneigung des oder der Betroffenen abhängt. Daher benötigen wir ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren“.

Gute Fette und deren ausbalanciertes Verhältnis haben nicht nur in Ihrem Mund einen positiven Effekt. Ein Missverhältnis der beiden kann auch im Rest Ihres Körpers zu sogenannten stillen, weil lange unentdeckten Entzündungen führen. Diese können bestimmte Zivilisationskrankheiten begünstigen.

Wie konnte es zu einem Mangel an Omega-3-Fettsäuren in unsere Nahrung kommen?

„Untersuchungen ergaben, dass die Ernährung der Steinzeitmenschen zu einem Verhältnis von 1:1 bei Omega-3 und Omega-6 führte“, weiß Dr. Farhumand. Da stellt sich die Frage, wie es dazu kam, dass wir Menschen heute häufig an einem Mangel an Omega-3-Fettsäuren leiden?

Aktuelle Erkenntnisse zeigen, dass sich durch die industrielle Produktion von Nahrungsmitteln seit Beginn des Industriezeitalters das Verhältnis zwischen Omega-3 und Omega-6 auf 1:20 verschoben hat. Das hat fatale gesundheitliche Nachteile zur Folge. Es gibt zwei Gründe für dieses extreme Missverhältnis.

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Erstens bekommen viele Tiere, deren Produkte Sie und viele andere Menschen essen, kein natürliches Gras als Nahrung, sondern durch die einengende Stallhaltung nur noch Mais und Getreide. Das ist der Grund, warum sich im Fleisch der Tiere das Säureprofil stark in Richtung der Omega-6-Fettsäuren verändert hat. Werden Tiere artgerecht auf einer Weide gehalten und bekommen dort Gras zu fressen, weisen das Fleisch und auch die sonstigen Produkte wie Eier, Milch, Butter oder Käse einen rund fünfmal höheren Omega-3-Fettsäure-Gehalt auf als bei der konventionellen Haltung.

Der zweite Grund hat mit den kostengünstigen Pflanzenölen zu tun. Es hat sich gezeigt, dass industriell günstig hergestellte Pflanzenöle in einem hohen Maß Omega-6-Fettsäuren enthalten.

Zivilisationskrankheiten sind Entzündungskrankheiten

Sie hören immer wieder im Zusammenhang mit Parodontitis das Wort Zivilisationskrankheit? Das ist verständlich, denn neben Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, Demenz, Asthma, Rheuma, Depressionen wird auch Parodontitis auf eine schleichende, stille Entzündung zurückgeführt. „All diese Krankheiten werden durch ein Übermaß an Omega-6-Fettsäuren begünstigt, da diese entzündungsfördernd sind“, so Dr. Farhumand. Um das Verhältnis von den oben erwähnten 1:20 wieder auf ein entzündungsneutrales 1:3 zu reduzieren, können Sie selbst einiges tun. Dazu gehört, Ihren Speiseplan um gute Quellen für Omega-3 zu erweitern.

Was sind gute Quellen für Omega-3?

Essen Sie fettreichen Fisch. So einfach kann es sein. Nehmen Sie Fische wie Hering, Makrele, Lachs oder Sardinen zu sich. Auch Algen und Krill sind top Bezugsquellen, wenn es um die wertvollen Omega-3-Fettsäuren geht.

Fische reichern sich selbst über Algen mit Omega-3 an. Es ist also bei Speisefischen auch entscheidend, welche Nahrung diese gefressen haben. Hier gilt, je natürlicher der Fisch leben durfte, desto gesünder ist er für den Menschen, der ihn verzehren darf. Wurde der Fisch wildgefangen, enthält er dank seiner natürlichen Nahrung viel Omega-3. Zuchtfische bekommen als Futter meist Getreide oder Soja. Beides enthält erheblich weniger Omega-3-Fettsäuren.

DAK-Tipp: Vermeiden Sie Fleisch und Fisch aus industrieller Massentierhaltung, Wurstwaren sowie Fastfood. Auch von Fertiggerichten sollten Sie im Zuge der Parodontitis-Prävention die Finger lassen. Einfach gesagt, essen Sie keine industriell produzierten und verarbeiteten Produkte.

Was sind schlechte Fette?

Erhitzt man Fette besonders stark, entstehen Trans-Fettsäuren. Diese kennen Sie allgemein als Transfette. Sie entstehen auch, wenn man aus flüssigem Öl industriell ein streichfähiges Fett herstellt. Sie sind billig und besonders lange haltbar, daher werden sie gerne in der Lebensmittelindustrie eingesetzt.

Transfette entstehen auch, wenn Sie zum Beispiel beim Frittieren, Kochen und Braten Öl eine lange Zeit sehr stark oder auch mehrmals erhitzen. Sie finden Transfette in Fast Food und Fertiggerichten. Besonders betroffen sind Burger, Pizza, Paniertes und Pommes. Aber auch in Backwaren wie Croissants, Blätter- und Mürbeteig sowie in Knabbereien wie Chips sind Transfette vorhanden.

„Wenn ich meinen Patienten und Patientinnen rate, Transfette zu meiden, fragen diese mich natürlich, warum? Meine Antwort ist klar. Weil Transfette Entzündungen fördern und dadurch erheblich dazu beitragen, dass zum Beispiel Herz-Kreislauf-Erkrankungen immer häufiger vorkommen“, erklärt Dr. Farhumand.

DAK-Tipp: Lesen Sie sich schon während des Einkaufens die Liste der Inhaltsstoffe Ihrer Lebensmittel einmal detailliert durch. Lassen Sie dort Vorsicht walten, wo Sie Angaben wie „teilgehärtete Fette“, „pflanzliches Fett, zum Teil gehärtet“ oder „gehärtete Fette“ lesen. Auch der Ausdruck „hydrogenisiertes Pflanzenfett“ fällt in die genannte Kategorie.

Wenn Ihre Nahrung ein Teil Ihrer Parodontitis-Prävention werden soll, achten Sie auf eine ausgewogene Wahl Ihrer Lebensmittel. Wie so oft gilt, je natürlicher die Tiere und Pflanzen, die wir essen, wachsen und gedeihen durften, desto gesünder sind sie für uns.

Qualitätssicherung

Dr. med. dent. Roschan Farhumand

Zahnärztin bei der DAK-Gesundheit

Aktualisiert am:
040 325 325 555

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