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Pandemie: So leiden Mädchen und Jungen in Thüringen

Erfurt, 13. Oktober 2022. In der Corona-Pandemie zeigen sich massive Folgen für die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Thüringen. Nach einer neuen Analyse der DAK-Gesundheit für die Jahre 2018 bis 2021 stiegen einzelne psychische Erkrankungen in bestimmten Altersgruppen dramatisch an. Von 2019 bis 2021 gab es 73 Prozent mehr Adipositas-Fälle bei 5- bis 9-jährigen Mädchen im Freistaat. Die Anzahl der an Depressionen neuerkrankten Schülerinnen im Alter von 15- bis 17 Jahren nahm um 33 Prozent zu. Auch die Angststörungen in der Altersklasse der 10- bis 14-jährigen Mädchen stiegen um 69 Prozent an. Das zeigen die Ergebnisse des Kinder- und Jugendreports der DAK-Gesundheit für Thüringen. Für die größte repräsentative Studie im Land wurden ambulante und stationäre Behandlungsdaten von 17.000 Kindern und Jugendlichen wissenschaftlich untersucht und mit Daten vor der Pandemie verglichen.

„Unser aktueller Report für Thüringen ist ein Alarmsignal und offenbart einen dringenden Handlungsbedarf in vielen Facetten der Kinder- und Jugendgesundheit“, so Marcus Kaiser, Landeschef der DAK-Gesundheit in Thüringen. „Vielen Mädchen und Jungen geht es nicht gut. Wir müssen dringend etwas tun. Auch die Landespolitik muss das Thema Kinder- und Jugendgesundheit oben auf ihre Agenda setzen. Hierbei sollten die Themen psychische Gesundheit, gesunde Ernährung und Sport eine bedeutende Rolle spielen. Unser Report kann dabei wichtige Erkenntnisse für die Entwicklung gesundheitspolitischer Maßnahmen liefern.“

Weniger Arztbesuche, Medikamente und Krankenhausaufenthalte
Im zweiten Corona-Jahr kamen insgesamt weniger Kinder und Jugendliche in Thüringer Arztpraxen und Krankenhäuser als vor der Pandemie. So gingen 2021 Arztbesuche um ein Prozent und Krankenhausaufenthalte um 20 Prozent im Vergleich zu 2019 zurück. Besonders große Rückgänge in der ambulanten und stationären Versorgung gab es bei Infektionskrankheiten (minus 21 Prozent) und Muskel-Skelett-Erkrankungen (minus 12 Prozent). 2021 bekamen auch zwölf Prozent weniger Kinder- und Jugendliche Arzneimittel als in der Vor-Corona-Zeit verschrieben. So sank beispielsweise die Zahl der verordneten Antibiotika um 49 Prozent.

Adipositas-Anstieg in allen Altersgruppen
Eine deutliche Steigerung über alle Geschlechter und Altersgruppen hinweg zeigen die Zahlen der Adipositas-Neuerkrankungen in Thüringen. Den stärksten Anstieg gab es bei Mädchen im Alter von fünf bis neun Jahren. Die Anzahl der erstmals ärztlich behandelten Adipositas-Fälle stieg um 73 Prozent. Auch die Altersgruppen der 10 bis 14-jährigen Mädchen (+ 53 Prozent) und der 15- bis 17-jährigen Teenager-Mädchen (+ 17 Prozent) verzeichnen deutliche Anstiege. Bei den Jungen im Freistaat ist besonders die Altersgruppe der 15-17-jährigen im Fokus. Hier gab es einen Anstieg um 39 Prozent, der sogar über dem der Mädchen lag. Besonders auffällig: Im Bund fiel der Anstieg in allen Altersgruppen geringer aus.  Hochgerechnet auf alle versicherten Kinder von fünf bis 17 Jahren mussten rund 7.000 im Jahr 2021 wegen einer schweren Fettsucht in Thüringen ärztlich behandelt werden. 

Depressionen: Große Unterschiede bei Mädchen und Jungen
Mädchen und Jungen in Thüringen leiden unterschiedlich unter den Auswirkungen der Corona-Pandemie und den damit verbundenen Maßnahmen. Das zeigt das Beispiel Depressionen. So stiegen 2021 die Neubehandlungen von Depressionen bei 10- bis 14-jährigen Mädchen um 49 Prozent im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit. Bei gleichaltrigen Jungen hingegen sank die Neuerkrankungsrate um 49 Prozent. Auch bei den 15- bis 17-jährigen Mädchen gab es mit einem Anstieg von 33 Prozent deutlich mehr Neuerkrankungen als bei Jungen, die lediglich eine Steigerung von zwölf Prozent zu verzeichnen hatten. Auffällig ist der deutlich stärkere Anstieg der Depressionen über beide Altersgruppen und Geschlechter hinweg im Vergleich zum Bund. Dort stiegen die ärztlich behandelten Depressionen in beiden relevanten Altersgruppen um lediglich acht Prozent.  Gleichzeitig bekamen die an einer Depression neu erkrankten Teenager-Mädchen deutlich häufiger Medikamente. So nahm der Anteil der 15- bis 17-jährigen Mädchen mit einer Antidepressiva-Behandlung 2021 um 38 Prozent im Vergleich zu 2019 zu. Rund jedes fünfte 15- bis 17-jährige Mädchen, das 2021 neu an Depressionen erkrankte, bekam Medikamente verschrieben (20 Prozent).

Bei Thüringer Mädchen im Alter von zehn bis 14 Jahren stieg auch die Neuerkrankungsrate bei Angststörungen um 69 Prozent im Vergleich zu 2019. Bei den gleichaltrigen Jungs stiegen die Zahlen dagegen lediglich um sieben Prozent. Auch die Gruppe der jugendlichen Mädchen im Alter von 15 bis 17 Jahren hat eine Steigerung von sieben Prozent zu verzeichnen, bei den Teenager-Jungen sank die Zahl dagegen seit Beginn der Pandemie um 24 Prozent.

„Die Ergebnisse unseres Kinder- und Jugendreports zeigen, dass jugendliche Mädchen in Thüringen besonders in der Pandemie leiden“, sagt DAK-Landeschef Kaiser. „Sie zeigen auch, dass Mädchen und Jungen anders mit den Belastungen umgehen und offenbar andere Kompensationsstrategien entwickeln. Aus anderen Studien wissen wir, dass es Mädchen leichter fällt, sich zu öffnen und über ihre Probleme zu sprechen. Jungs verdrängen diese eher und flüchten sich beispielsweise in Medienkonsum. Experten erwarten daher mittelfristig steigende Zahlen von psychischen Erkrankungen und Verhaltensstörungen auch bei männlichen Teenagern.“

Für den Kinder- und Jugendreport untersuchten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von Vandage und der Universität Bielefeld Abrechnungsdaten von rund 17.000 Thüringer Kindern und Jugendlichen bis 17 Jahren, die bei der DAK-Gesundheit in Thüringen versichert sind. Analysiert wurden die Jahre 2018 bis 2021. Beispielsweise flossen 2021 80.000 Arztbesuche, 75.000 Arzneimittelverschreibungen und 3.000 Krankenhausaufenthalte in die Analyse ein.

Die DAK-Gesundheit ist mit 5,5 Millionen Versicherten die drittgrößte Krankenkasse Deutschlands und engagiert sich besonders für Kinder- und Jugendgesundheit. Insgesamt sind bei der Krankenkasse in Thüringen rund 130.000 Menschen versichert.

Daniel Caroppo

Pressesprecher Thüringen

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