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Immer mehr Sportler setzen auf Kompressionskleidung. Tatsächlich lässt sich dank der enganliegenden Hosen und Strümpfe mehr Leistung erzielen und Regenerationsphasen verkürzen. Sportmediziner Prof. Dr. med. Rüdiger Reer, Generalsekretär des Deutschen Sportärztebundes (DGSP) und Leiter des Arbeitsbereichs Sport- und Bewegungsmedizin der Universität Hamburg, erklärt in diesem #fitwoch, warum und vor allem wie Kompressionskleidung funktioniert.
Kompressionskleidung liegt sehr eng an. Die Folge: Die Muskulatur kühlt nicht so schnell aus. Außerdem übt die enge Sportbekleidung von außen Druck auf unsere Muskeln und Venen aus. „Dadurch wird die Muskelpumpe aktiviert und dafür gesorgt, dass das Blut schneller und besser fließt. So wird der Sauerstoff besser in Umlauf gebracht und man hat mehr Sauerstoff in der Muskulatur. Diese Wirkung kann sich vor allem im Ausdauersport positiv auswirken“, sagt Prof. Reer.
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Hobbysportler können besonders vom Tragen der Kompressionskleidung profitieren. „Der prozentuale Effekt ist bei Amateuren größer als bei Profis, weil sie ein größeres Verbesserungspotential haben“, so der Experte. „Bei professionellen Sportlern ist die Verbesserung meist minimal – aber dort machen minimale Verbesserungen oft den Unterschied zwischen dem ersten und 15. Platz.“
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Kompressionskleidung kann noch mehr. Eine bessere Durchblutung sorgt auch für einen schnelleren Abtransport von Schadstoffen. „Studien zeigen, dass durch dieKompressionskleidung unsere Durchblutung um 30 Prozent gesteigert wird. Durch den angeregten Blut- und Lymphfluss werden Abfall- und Stoffwechselprodukte schneller abtransportiert und so der Regenerationsprozess beschleunigt“, so Prof. Reer.
Deshalb sollte man die Kompressionskleidung auch nach dem Sport eine Weile tragen. „In dieser Phase macht es Sinn, Kleidung mit einer höheren Kompressionsstufe zu tragen, weil man in der Ruhephase die Muskeln nicht belastet. So besteht keine Gefahr, eine zu hohe Kompression zu induzieren und man erzielt quasi im Schlaf drei Effekte: bessere Muskelerwärmung, bessere Durchblutung und eine verbesserte Propriozeption“, weiß der Sportmediziner.
Ein großer Vorteil von Kompressionskleidung ist, dass sie unsere Muskulatur warmhält und damit das Verletzungsrisiko senkt. Zusätzlich wird aber noch unsere Propriozeptionverbessert. Hierbei geht es um die Wahrnehmung unseres eigenen Körpers. Auf unserer Haut haben wir Propriozeptoren, die unsere Stellung und Lage des Körpers messen aber auch die Bewegung und den Kraftsinn. Zum Beispiel: Wenn wir hochspringen, messen diePropriozeptoren, wo das Sprunggelenk liegt und wie wir aufkommen, sodass wir automatisch die richtige Haltung einnehmen, sobald wir landen. Wenn die Propriozeption schlechtfunktioniert, kann es sein, dass wir umknicken, wenn wir wieder auf dem Boden aufkommen.„Die Propriozeptoren liegen in der Haut, in der Muskulatur, den Bändern, den Sehnen und den Gelenken. Enganliegende Kompressionskleidung übt Druck darauf aus. Durch die Stimulierung der Propriozeptoren vermeiden wir Verletzungen des Halte- und Bewegungsapparates. Unser Körper ist in seiner Wahrnehmung sensibler und hat automatisch mehr Stabilität“, erklärt Prof. Reer.
Beim Sport setzt man seine Kraft sehr spezifisch ein, um eine bestimmte Leistung zu bringen. Wenn wir müde sind oder einen schlechten Tag haben, kann es sein, dass wir unsere Bewegungen ungenau ausführen. Dadurch steigt unser Verletzungsrisiko. Das Tragen von Kompressionssocken kann dieses Risiko senken. „Indem man die Propriozeptoren gezielt reizt, setzt man auch seine Kraft genauer ein. Das kann sich positiv auswirken, sowohl für mögliche kurzfristige als auch für langfristige Schäden. Denn durch die Stimulierung der Propriozeptoren vermeiden wir Haltungsschäden.“
Kompressionskleidung sollte stets richtig genutzt werden. Es macht keinen Sinn, wenn die Kleidung so eng sitzt, dass man sich das Blut abschnürt oder sich nicht richtig bewegen kann. Der Experte rät: „Gehen Sie in ein Fachgeschäft oder zu einem Sportarzt und lassen Sie sich beraten. Es spielt nicht nur die eigene körperliche Verfassung eine Rolle, sondern auch wofür bzw. bei welchem Sport man die Kompressionskleidung nutzen will und welchen Effekt man erreichen will. Fachmännische Anpassung an das Bein ist natürlich sinnvoll.“
Und wie bei allem gilt: Nicht übertreiben. Denn tatsächlich kann das Tragen von Kompressionskleidung auch Nebeneffekte haben. Häufiges Tragen kann die Haut unter demTextil austrocknen, da man unter der Bekleidung sehr schwitzt. Dazu kann es zu Rötungen und Juckreiz kommen.