DAK Kinder- und Jugendreport 2025: Angststörungen

Die systematische Beschreibung der gesundheitlichen Lage von Kindern und Jugendlichen sowie die Analyse beeinflussender Faktoren sind von hoher Relevanz für die öffentliche Gesundheit in Deutschland. Seit 2017 veröffentlicht die DAK-Gesundheit deshalb in Zusammenarbeit mit Vandage und der Universität Bielefeld jährlich mehrere Schwerpunktanalysen zur Gesundheit und Gesundheitsversorgung von Kindern und Jugendlichen in Deutschland. Mit fast 800.000 DAK-Versicherten im Alter von 0 bis 17 Jahren ist der DAK-Kinder- und Jugendreport eine der größten Analysen im Themengebiet.
Psychische Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter
Die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen rückte in den letzten Jahren zunehmend in den Fokus von Forschung, Politik und Gesellschaft. Insbesondere die Corona-Pandemie betonte die Vulnerabilität der jungen Bevölkerung, für die sich in dieser Zeit eine deutliche Zunahme psychischer Auffälligkeiten zeigte (Schlack et al. 2023). Mit dem Klimawandel, dem Ukraine-Krieg und der Inflation gehören weitere Krisen, welche die mentale Gesundheit belasten können, zur Lebensrealität von Kindern und Jugendlichen (Koletzko 2023). Der DAK Kinder- und Jugendreport (KJR) aus dem Jahr 2023 setzte hier bereits an und legte einen Schwerpunkt auf die Analyse von Depressionen, Angststörungen und Essstörungen als häufige psychische Erkrankungsbilder. Betrachtet wurde die Entwicklung des Diagnose- und Versorgungsgeschehens vor, während und nach der Pandemie (2018-2022) unter zusätzlicher Berücksichtigung der sozialen Lage (German Index of Socioeconomic Deprivation, GISD (Kroll et al. 2017; Michalski et al. 2022)). Da jugendliche Mädchen besonders häufig von psychischen Erkrankungen betroffen waren und deren Krankenhausbehandlungen während der Pandemie zugenommen habe, lag auch im KJR 2023 der Fokus auf jugendlichen Mädchen. Daraus konnten Impulse für die Gestaltung der gesundheitlichen Versorgung abgeleitet werden.
Ausgangspunkt für die politische Diskussion und die daraus abgeleiteten Maßnahmen sind oftmals die Ergebnisse wissenschaftlicher Studien und Analysen von Versorgungsdaten. So liefert auch der DAK-KJR jährlich grundlegende Daten und Impulse für Akteure rund um das Thema Kinder- und Jugendgesundheit. Der vorliegende Report aus dem Jahr 2025 konzentriert sich auf die psychische Gesundheit jugendlicher Mädchen. Im Vergleich zu gleichaltrigen Jungen und jüngeren Altersgruppen sind Angststörungen, Depressionen und Essstörungen bei ihnen am häufigsten verbreitet und zeigen Veränderungen im Diagnosegeschehen. Es wird untersucht, wie sich die Häufigkeit der Dokumentation von Diagnosen dieser psychischen Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen, insbesondere bei jugendlichen Mädchen, in den Abrechnungsdaten der DAK-Gesundheit von 2019 bis 2024 entwickelt haben. Die Zeitreihe ermöglicht dabei auch eine Betrachtung aktueller Veränderungen des Erkrankungsgeschehens nach dem Pandemieende im Jahr 2022. Zudem wirft der Report einen Blick auf die Erkrankungshäufigkeit in Abhängigkeit der sozioökonomischen Lage des Elternhauses der Kinder. Ein weiteres Ziel ist eine kurze Beschreibung der Inanspruchnahme der Versorgung im ambulanten und stationären Setting sowie die Entwicklung der Arzneimittelverschreibungen.
Kernergebnisse
Im Jahr 2024 erhielten 22 je 1.000 DAK-versicherten Kinder und Jugendlichen im Alter von 5 bis 17 Jahren die Diagnose Angststörungen. Hochgerechnet auf alle Kinder und Jugendliche in Deutschland entspricht das 230.000 Fällen. Die Prävalenz von Angststörungen bei Kindern und Jugendlichen ist von 2019 bis 2024 angestiegen (Abbildung 1). Verglichen mit dem Vorpandemiejahr 2019 zeigt sich für 2024 ein Anstieg in Höhe von + 17 %. Dieser Trend ist zum großen Teil auf die Mädchen zurückzuführen, denn bei den Jungen zeigt sich eine gleichbleibende Prävalenz (ca. 15 Fälle je 1.000 Jungen) über den gesamten Zeitraum. Bei Mädchen hingegen ist von 2019 bis 2021 ein stetiger Anstieg zu beobachten, welcher sich 2021 bis 2024 auf einem gleichbleibend erhöhten Plateau stabilisiert. 2024 hatten 30 je 1.000 Mädchen eine diagnostizierte Angststörung, und waren damit doppelt so häufig betroffen wie Jungen.
Abbildung 1: Administrative Prävalenz von Angststörungen bei Kindern und Jugendlichen im Alter von 5-17 Jahren. Quelle: Daten der DAK-Gesundheit, 2019-2024, Falldefinition: Mindestens eine gesicherte ambulant-ärztliche Diagnose und stationäre Haupt- und Nebendiagnosen (ICD-10 Code: F40, F41) in mindestens einem Quartal im Beobachtungsjahr (M1Q), Fälle je 1.000 Kinder und Jugendliche.
Jugendliche (15 bis 17 Jahre) weisen unter den Kindern und Jugendlichen am häufigsten Angststörungen auf (Abbildung 2). Zusätzlich sind die Diagnosen für Angststörungen bei den Jugendlichen am stärksten angestiegen, von 31 im Jahr 2019 auf 44 je 1.000 Kindern und Jugendlichen im Jahr 2024. Bei den Kindern im Grundschulalter (5 bis 9 Jahre) ist eine gleichbleibende Entwicklung zu beobachten, mit 11 je 1.000 Kindern und Jugendlichen in 2024. Für die Schulkinder (10 bis 14 Jahre) ist ein marginaler Anstieg im Zeitverlauf erkennen (2024: 21 je 1.000 Kindern und Jugendlichen), der jedoch deutlich unter dem der Jugendlichen zurückbleibt.
Abbildung 2: Administrative Prävalenz von Angststörungen bei Kindern und Jugendlichen im Alter von 5-17 Jahren nach Altersgruppen. Quelle: Daten der DAK-Gesundheit, 2019-2024, Falldefinition: Mindestens eine gesicherte ambulant-ärztliche Diagnose und stationäre Haupt- und Nebendiagnosen (ICD-10 Code: F40, F41) in mindestens einem Quartal im Beobachtungsjahr (M1Q), Fälle je 1.000 Kinder und Jugendlichen.
Der Großteil der Krankheitslast durch Angststörungen entfällt auf jugendliche Mädchen, verglichen mit gleichaltrigen Jungen. Daher stehen sie im Mittelpunkt dieses Reports. Die Diagnoserate von Angststörungen bei jugendlichen Mädchen stieg von 44 je 1.000 (2019) auf 67 (2024) – ein Plus von 53 %. Hochgerechnet betrifft das rund 75.500 Mädchen im Alter von 15 bis 17 Jahren (Tabelle 3, siehe Datenanhang).
Detailergebnisse
Überblick zu psychischen Erkrankungen bei jugendlichen Mädchen
Entwicklung der behandelten psychischen Erkrankungen (Prävalenz)
Psychische Störungen werden im Kapitel F der internationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme 10. Revision (ICD-10) erfasst. Bei jugendlichen Mädchen (15-17 Jahre) wird im Jahr 2024 am häufigsten die spezifische Gruppe der „neurotischen, Belastungs- und somatoformen Störungen“ (154 Fälle je 1.000 jugendlicher Mädchen) dokumentiert, gefolgt von „affektiven Störungen“ (76 Fälle je 1.000 jugendlicher Mädchen), siehe Tabelle 1. Angststörungen (ICD-Codes: F40/41) zählen zu den „neurotischen, Belastungs- und somatoformen Störungen“ und machen an diesen etwa 43 % aus. Depressionen (ICD-Codes: F32/33) tragen zu 97 % zu den „affektiven Störungen“ bei und Essstörungen (ICD-Code: F50) machen 71 % aller Diagnosen der „Verhaltensauffälligkeiten mit körperlichen Störungen und Faktoren“ aus.
Neben den Angststörungen, Depressionen und Essstörungen, welche im Fokus dieses Reports stehen, sind zwei weitere Erkrankungsbilder häufig bei jugendlichen Mädchen dokumentiert: Reaktionen auf Belastungen/Anpassungsstörungen (F43) werden bei 72 je 1.000 diagnostiziert. Diese sind eine häufige temporäre Reaktion auf psychosoziale Belastungen (z. B. familiäre Konflikte), welche übergehen können in eine Depression oder Angststörungen. Somatoforme Störungen (F45) sind ebenfalls häufig, mit einer Prävalenz von 44 je 1.000. Diese beschreiben körperliche Beschwerden ohne organischen Befund, meist Ausdruck innerer psychischer Belastung. Diese Diagnosen zeigen die enge Verbindung zwischen psychischen, sozialen und körperlichen Faktoren bei der Entstehung von psychischen Erkrankungen.
Tabelle 1: Administrative Prävalenz von ausgewählten psychischen Störungen (F3/F4/F5) bei jugendlichen Mädchen im Jahr 2024
| Häufigste Gruppen von psychischen Störungen bei jugendlichen Mädchen in 2024 | Prävalenz 2024 (Fälle je 1.000) |
| F30-F39: Affektive Störungen | 76,4 |
| F30: Manische Episode | 0,1 |
| F31: Bipolare affektive Störung | 0,5 |
| F32/F33 Depressionen | 73,9 |
| F34: Anhaltende affektive Störungen | 2,6 |
| F38: Andere affektive Störungen | 0,1 |
| F39: Nicht näher bezeichnete affektive Störungen | 1,4 |
| F40-F48: Neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen | 154,3 |
| F40/F41 Angststörungen | 66,5 |
| F42: Zwangsstörung | 7,1 |
| F43: Reaktionen auf schwere Belastungen und Anpassungsstörungen | 72,3 |
| F44: Dissoziative Störungen | 1,7 |
| F45: Somatoforme Störungen | 44,3 |
| F48: Andere neurotische Störungen | 7,7 |
| F50-F59: Verhaltensauffälligkeiten mit körperlichen Störungen und Faktoren | 28,1 |
| F50: Essstörungen | 20,1 |
| F51: Nichtorganische Schlafstörungen | 4,6 |
| F52: Sexuelle Funktionsstörungen | 0,8 |
| F53: Psychische oder Verhaltensstörungen im Wochenbett | 0,0 |
| F54: Psychologische Faktoren oder Verhaltensfaktoren bei anderenorts klassifizierten Krankheiten | 2,0 |
| F55: Schädlicher Gebrauch von nicht abhängigkeitserzeugenden Substanzen | 0,4 |
| F59: Nicht näher bezeichnete Verhaltensauffälligkeiten | 0,7 |
Quelle: Daten der DAK-Gesundheit, 2024, Falldefinition: Mindestens eine gesicherte ambulant-ärztliche Diagnose und stationäre Haupt- und Nebendiagnosen von ausgewählten psychischen Störungen (ICD-10 Code: F3/4/5) in mindestens einem Quartal im Beobachtungsjahr (M1Q), Fälle je 1.000 jugendliche Mädchen.
Angststörungen, Depressionen und Essstörungen zählen zu den zehn häufigsten psychischen und Verhaltensstörungen bei jugendlichen Mädchen im Jahr 2024. Die zeitliche Entwicklung der Prävalenz von ärztlich diagnostizierten Angststörungen und Depressionen bei jugendlichen Mädchen (15-17 Jahre) verläuft vergleichbar zu Essstörungen (Abbildung 3). Im Jahr 2024 sind gegenüber dem Vorpandemiejahr 2019 weiterhin erhöhte Fallzahlen zu beobachten. Zwischen 2019 und 2021 lassen sich steigende Fallzahlen feststellen. In den Jahren 2021 bis 2024 stabilisieren sich die Fallzahlen der Angststörungen, Depressionen sowie Essstörungen gegenüber den Vorjahren 2019 und 2020 auf einem erhöhten Niveau, sodass sich in der grafischen Darstellung der Entwicklung der Erkrankungshäufigkeit eine Plateau-Bildung der Prävalenz erkennen lässt.
Abbildung 3: Administrative Prävalenz von Angststörungen, Depressionen und Essstörungen bei jugendlichen Mädchen im Alter von 15-17 Jahre. Quelle: Daten der DAK-Gesundheit, 2019-2024, Falldefinition: Mindestens eine gesicherte ambulant-ärztliche Diagnose und stationäre Haupt- und Nebendiagnosen [ICD-10 Code: Angststörungen (F40, F41), Depressionen (F32, F32), Essstörungen (F50)] in mindestens einem Quartal im Beobachtungsjahr (M1Q), Fälle je 1.000 jugendlichen Mädchen.
Komorbidität von Angststörungen, Depressionen und Essstörungen
Das gleichzeitige Auftreten der Diagnosen Angststörungen und Depressionen ist über den Beobachtungszeitraum am häufigsten und betrifft 2024 29 je 1.000 jugendliche Mädchen (Abbildung 4). Darauf folgen Angststörungen und Essstörungen (15 je 1.000) und Depressionen und Angststörungen (10 je 1.000). Die Komorbidität dieser Erkrankungsbilder nimmt seit 2020 bei jugendlichen Mädchen deutlich zu. Verglichen mit dem Vorpandemiejahr 2019 lässt sich eine Steigerung von + 90 % für Angststörungen und Depressionen feststellen. Das gleichzeitige Auftreten von Angststörungen, Depressionen und Essstörungen ist vergleichsweise selten (< 1 je 1.000 jugendliche Mädchen).
Abbildung 4: Administrative Prävalenz der Komorbidität von Angststörungen, Depressionen und Essstörungen bei jugendlichen Mädchen im Alter von 15-17 Jahre. Quelle: Daten der DAK-Gesundheit, 2019-2024, Falldefinition: Mindestens eine gesicherte ambulant-ärztliche Diagnose und stationäre Haupt- und Nebendiagnosen [ICD-10 Code: Angststörungen (F40, F41), Depressionen (F32, F32), Essstörungen (F50)] in mindestens einem Quartal im Beobachtungsjahr (M1Q), Fälle je 1.000 jugendlichen Mädchen.
Angststörungen
Entwicklung der behandelten Angststörungen (Prävalenz)
Hochgerechnet auf alle jugendlichen Mädchen zwischen 15 und 17 Jahren in Deutschland wiesen im Jahr 2024 ca. 75.500 jugendlichen Mädchen eine Angststörung auf. Während 2019 44 je 1.000 jugendlichen Mädchen eine Angststörung diagnostiziert bekamen, waren es im Jahr 2024 67 je 1.000 (Abbildung 5). Dies entspricht für 2024 einem relativen Anstieg in Höhe von + 53 %. Gegenüber dem Vorjahr 2023 ist die Zahl unverändert geblieben ist. In den Jahren 2021 bis 2024 lassen sich erhöhte Prävalenzen feststellen, sodass sich gegenüber den Jahren 2019 und 2020 ein Plateau in der Entwicklung der Erkrankungshäufigkeit aufbaut.
Abbildung 5: Administrative Prävalenz von Angststörungen bei Mädchen. Quelle: Daten der DAK-Gesundheit, 2019-2024, Falldefinition: Mindestens eine gesicherte ambulant-ärztliche Diagnose und stationäre Haupt- und Nebendiagnosen ICD-10 Code: Angststörungen (F40, F41) in mindestens einem Quartal im Beobachtungsjahr (M1Q), Fälle je 1.000 Mädchen.
Arten von Angststörungen
Angststörungen können spezifisch differenziert werden. Der Diagnosecode „F40: Phobische Störungen“ setzt sich aus drei näher bezeichnenden Diagnosen und zwei weiteren (sonstigen und nicht näher bezeichneten) Diagnosen zusammen: Agoraphobie kennzeichnet die Angst vor öffentlichen Orten oder Menschenmengen. Soziale Phobien werden durch Angst in Situationen unter Menschen charakterisiert. Spezifische (isolierte) Phobien markieren, dass Personen vor etwas Bestimmten (z. B. bestimmten Tieren oder Situationen) mehr Angst haben. Der Diagnosecode „F41: Andere Angststörungen“ setzt sich aus vier näher bezeichneten Diagnosen und zwei weiteren (sonstigen und nicht näher bezeichneten) Diagnosen zusammen: Das Auftreten von Panikattacken ist typisch für Panikstörungen. Generalisierte Angststörung erfassen eine Angststörung. Zudem kann eine Mischung aus einer Angst- und einer depressiven Störung auftreten. Bei anderen gemischten Angststörungen tritt die Angststörung zusammen mit weiteren seelischen Erkrankungen auf.
Seit 2019 lässt sich über den Zeitraum der COVID-19-Pandemie hinweg ein deutlicher Anstieg der dokumentierten spezifischen Phobien als auch spezifischen Angststörungen bei jugendlichen Mädchen feststellen (Tabelle 2). Im Vergleich zu dem Vorpandemiejahr 2019 steigen die Diagnosen bei jugendlichen Mädchen im Jahr 2024 von spezifischen Phobien um 97 % und von spezifischen Angststörungen um 51 % an. Diagnosen mit sonstigen, nicht näher bezeichneten Phobien und Angststörungen zeigen ebenfalls erhöhte Diagnosezahlen (+ 28 %), jedoch auf einem geringeren Niveau.
Tabelle 2: Administrative Prävalenz von spezifischen und sonstigen, nicht näher bezeichneten Angststörungen jugendlicher Mädchen
| Diagnose | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | 2024 | 2024-2019 | 2024-2023 |
| Gesamt Spezifische Phobien u. Angststörungen | 32,8 | 37,9 | 47,9 | 53,4 | 54,3 | 55,1 | +68 % | +1 % |
| Spezifische Phobien | 15,1 | 17,6 | 23,1 | 27,1 | 28,2 | 29,8 | +97 % | +6 % |
| Spezifische Angststörungen | 20,9 | 24,0 | 29,7 | 32,5 | 32,5 | 31,7 | +51 % | -3 % |
| Gesamt Sonstige, nicht näher bezeichnete Phobien und Angststörungen | 15,9 | 18,1 | 20,9 | 20,4 | 19,5 | 20,3 | +28 % | +4 % |
Quelle: Daten der DAK-Gesundheit, 2019-2024, Falldefinition: Mindestens eine gesicherte ambulant-ärztliche Diagnose und stationäre Haupt- und Nebendiagnosen (ICD-10 Code: F40, F41) in mindestens einem Quartal im Beobachtungsjahr (M1Q), Fälle je 1.000.
Am häufigsten werden bei Angststörungen von jugendlichen Mädchen soziale Phobien, Panikstörungen und nicht näher bezeichnete Angststörungen dokumentiert (Abbildung 6). Während nicht näher bezeichnete Angststörungen in den Jahren 2019 bis 2021 noch häufiger waren als soziale Phobien und Panikstörungen, dreht sich dieser Trend im Jahr 2022 um: 2024 erhalten 18 von 1.000 jugendlichen Mädchen die Diagnose Panikstörungen und 21 je 1.000 die Diagnose soziale Phobien. Im Vergleich zu dem Vorpandemiejahr 2019 entspricht dies einem Anstieg der Diagnosen um 138 % bei sozialen Phobien und 90 % bei Panikstörungen. Seit 2019 lässt sich über den Zeitraum der COVID-19-Pandemie hinweg ein deutlicher Anstieg der dokumentierten sozialen Phobien und Panikstörungen bei jugendlichen Mädchen feststellen.
Abbildung 6: Administrative Prävalenz von Angststörungen (4-Steller ICD-10 Diagnosen) bei jugendlichen Mädchen. Quelle: Daten der DAK-Gesundheit, 2019-2024, Falldefinition: Mindestens eine gesicherte ambulant-ärztliche Diagnose und stationäre Haupt- und Nebendiagnosen ICD-10 Code: Angststörungen (F40, F41) in mindestens einem Quartal im Beobachtungsjahr (M1Q), Fälle je 1.000 Mädchen.
Chronifizierung von Angststörungen
Jugendliche Mädchen mit Angststörung erhalten im Jahr 2024 gegenüber dem Vorpandemiejahr 2019 häufiger im Kalenderjahr eine wiederholte Diagnose von Angststörungen (Abbildung 7). Im Jahr 2024 erhalten 67 von 1.000 jugendlichen Mädchen in mindestens einem Quartal die Diagnose einer Angststörung. In mindestens zwei Quartalen ist bei ca. 40 von 1.000 jugendlichen Mädchen eine Angststörung diagnostiziert. In jedem Quartal des Jahres lässt sich bei knapp 17 von 1.000 jugendlichen Mädchen eine Angststörungsdiagnose feststellen. Im Vergleich dazu sind es im Vorpandemiejahr 2019 acht je 1.000 jugendlicher Mädchen. Der Jahresvergleich weist damit für Diagnosen in jedem Quartal eine relative Veränderungsrate in Höhe von 106 % aus.
Abbildung 7: Administrative Prävalenz von Diagnosen bei Angststörungen von jugendlichen Mädchen, differenziert nach Diagnosehäufigkeit. Quelle: Daten der DAK-Gesundheit, 2019-2024, Falldefinition: Mindestens eine gesicherte ambulant-ärztliche Diagnose und stationäre Haupt- und Nebendiagnosen ICD-10 Code: Angststörungen (F40, F41) in mindestens einem/zwei/vier Quartal(en) im Beobachtungsjahr, Fälle je 1.000 Mädchen.
Depressionen
Entwicklung der behandelten Depressionen (Prävalenz)
Während die Prävalenz von Depressionen bei Jungen im Beobachtungszeitraum auf einem gleichbleibenden Niveau verbleibt, stiegen die ohnehin vergleichsweise höheren Fallzahlen bei Mädchen an. Im Gesamttrend zeigt sich für alle 5- bis 17-Jährigen ein Anstieg um 10 % im Jahr 2024 gegenüber dem Vorpandemiejahr 2019 (Abbildung 8). Depressionen treten am häufigsten bei Jugendlichen im Alter von 15 bis 17 Jahren auf; im Jahr 2024 liegt die Prävalenz bei 48 Fällen je 1.000 Jugendlicher. Damit bleibt diese Altersgruppe deutlich stärker betroffen als Schulkinder im Alter von 10 bis 14 Jahren (knapp 13 Fälle je 1.000 Schulkinder) und Grundschulkinder zwischen 5 und 9 Jahren (ein Fall je 1.000 Kinder). Im Vergleich zu 2019 ist bei den Jugendlichen ein Anstieg um 20 % zu verzeichnen, während sich von 2023 auf 2024 ein leichter Rückgang um 2 % zeigt.
Abbildung 8: Administrative Prävalenz von Depressionen. Quelle: Daten der DAK-Gesundheit, 2019-2024, Falldefinition: Mindestens eine gesicherte ambulant-ärztliche Diagnose und stationäre Haupt- und Nebendiagnosen (ICD-10 Code: F32 oder F33) in mindestens einem Quartal im Beobachtungsjahr (M1Q), Fälle je 1.000 Mädchen.
Die Erkrankungshäufigkeit jugendlicher Mädchen an Depressionen verbleibt in den Jahren 2021 bis 2024 auf einem erhöhten Niveau (Abbildung 10).Im Jahr 2024 wiesen 74 von 1.000 jugendlichen Mädchen eine Depression auf. Hochgerechnet auf alle jugendlichen Mädchen zwischen 15 und 17 Jahren in Deutschland erhielten im Jahr 2024 ca. 84.000 jugendlichen Mädchen die Diagnose einer Depression (Tabelle 5, siehe Datenanhang). Im Vorjahr 2023 waren es 76 von 1.000 jugendlichen Mädchen, sodass sich ein leichter Rückgang der Prävalenz um - 2 % ableiten lässt. Depressionen werden gegenwärtig immer noch häufiger diagnostiziert als noch im Vorpandemiezeitraum, wobei sich im Jahr 2024 gegenüber dem Jahr 2019 ein Anstieg der Prävalenz in Höhe von + 27 % beobachten lässt. Auch bei Mädchen im Schulalter ist eine leichte, jedoch weniger stark ausgeprägte Plateaubildung von 2021 bis 2024 zu beobachten. 2024 erhielten 17 von 1.000 Mädchen in diesem Alter die Diagnose einer Depression, während es 2019 14 je 1.000 waren. Depressionen bei Mädchen im Grundschulalter sind deutlich seltener im Vergleich, mit einem Fall je 1.000 Mädchen.
Abbildung 9: Administrative Prävalenz von Depressionen bei Mädchen nach Alter. Quelle: Daten der DAK-Gesundheit, 2019-2024, Falldefinition: Mindestens eine gesicherte ambulant-ärztliche Diagnose und stationäre Haupt- und Nebendiagnosen (ICD-10 Code: F32 oder F33) in mindestens einem Quartal im Beobachtungsjahr (M1Q), Fälle je 1.000 Mädchen.
Chronifizierung
Jugendliche Mädchen erhalten seit 2019 häufiger eine wiederholte Diagnose von Depressionen (Abbildung 10). Im Jahr 2024 erhielten knapp 74 von 1.000 jugendlichen Mädchen in mindestens einem Quartal die Diagnose einer Depression. In mindestens zwei Quartalen wurden ca. 49 von 1.000 jugendlichen Mädchen mit einer Depression diagnostiziert. Die Prävalenz von Depressionen, die jedes Quartal behandelt werden, liegt bei 23 je 1.000 jugendlicher Mädchen im gleichen Beobachtungsjahr. Im Vergleich dazu sind es im Vorpandemiejahr 14 je 1.000 jugendliche Mädchen (+ 61 %).
Abbildung 10: Administrative Prävalenz von Diagnosen von Depressionen bei jugendlichen Mädchen, differenziert nach Diagnosehäufigkeit. Quelle: Daten der DAK-Gesundheit, 2019-2024, Falldefinition: Mindestens eine gesicherte ambulant-ärztliche Diagnose und stationäre Haupt- und Nebendiagnosen (ICD-10 Code: F32 oder F33) in mindestens einem Quartal im Beobachtungsjahr (M1Q), Fälle je 1.000 Mädchen.
Essstörungen
Entwicklung der behandelten Essstörungen (Prävalenz)
Im Jahr 2024 wiesen 20 von 1.000 jugendlichen Mädchen eine Essstörung auf (Abbildung 11). Im Vergleich zum Vorjahr 2023 bleibt die Prävalenz damit fast unverändert (+ 2 %). Die Erkrankungshäufigkeit jugendlicher Mädchen an Essstörungen stabilisiert sich in den Jahren 2021 bis 2024 auf einem erhöhten Niveau. Essstörungen werden gegenwärtig immer noch häufiger diagnostiziert als noch im Vorpandemiezeitraum, wobei sich im Jahr 2024 gegenüber dem Jahr 2019 (15 Fälle je 1.000 jugendlicher Mädchen) ein Anstieg der Prävalenzrate in Höhe von + 38 % beobachten lässt. Hochgerechnet auf alle jugendlichen Mädchen zwischen 15 und 17 Jahren in Deutschland erhielten im Jahr 2024 ca. 23.000 jugendlichen Mädchen die Diagnose einer Essstörung (Tabelle 5, siehe Datenanhang).
Bei jüngeren Mädchen werden Essstörungen seltener diagnostiziert verglichen mit jugendlichen Mädchen. Für die 10–14-Jährigen ist ebenfalls ein leichter Anstieg in 2021 zu erkennen, wobei sich die Häufigkeit der diagnostizierten Essstörungen seit 2021 auf gleichbleibendem Niveau stabilisiert (2024: ca. 6 je 1.000 Mädchen im Schulalter). Die Diagnosen für Mädchen im Grundschulalter sind im Zeitverlauf leicht rückläufig auf einem niedrigen Niveau. Im Jahr 2024 ist ein Rückgang um 4 % zum Vorjahr zu beobachten (für den Vergleich mit dem Vorpandemiejahr liegt der Rückgang bei 14 %).
Abbildung 11: Administrative Prävalenz von Essstörungen bei Mädchen. Quelle: Daten der DAK-Gesundheit, 2019-2024, Falldefinition: Mindestens eine gesicherte ambulant-ärztliche Diagnose und stationäre Haupt- und Nebendiagnosen (ICD-10 Code: F50) in mindestens einem Quartal im Beobachtungsjahr (M1Q), Fälle je 1.000 Mädchen.
Arten der Essstörungen
Der Diagnosecode „F50: Essstörungen“ setzt sich aus sechs näher bezeichnenden Diagnosen und zwei weiteren (sonstigen und nicht näher bezeichneten) Diagnosen zusammen. Die einzelnen Essstörungen sind nicht immer eindeutig voneinander abgrenzbar. Magersucht (Anorexia nervosa) ist durch einen absichtlich selbst herbeigeführten oder aufrechterhaltenen Gewichtsverlust gekennzeichnet. Die Ess-Brech-Sucht (Bulimie, Bulimia nervosa) ist durch wiederholte Anfälle von Heißhunger und eine übertriebene Beschäftigung mit der Kontrolle des Körpergewichts (z. B. durch Erbrechen oder Abführmittel) charakterisiert. Eine Binge-Eating-Störung (BES) zeichnet sich durch übermäßiges Essen als Reaktion auf belastende Ereignisse aus.
Die häufigste näher bezeichnete Essstörung bei jugendlichen Mädchen im Jahr 2024 ist Magersucht, gefolgt von Ess-Brech-Sucht (Abbildung 12). Die häufigsten Essstörungen bei jugendlichen Mädchen im Jahr 2024 sind nicht näher bezeichnete und sonstige Essstörungen gefolgt von Magersucht (Anorexia nervosa). Seit 2019 lässt sich über den Zeitraum der COVID-19-Pandemie hinweg ein deutlicher Anstieg der dokumentierten Magersucht als auch sonstigen/nicht näher bezeichneten Essstörungen bei jugendlichen Mädchen feststellen. Im Vergleich zu dem Vorpandemiejahr 2019 steigen die Diagnosen bei jugendlichen Mädchen im Jahr 2024 von Magersucht um 59 % und sonstigen/nicht näher bezeichneten Essstörungen um 42 % an. Bulimie steigt ebenfalls leicht um 11 % im Zeitraum von 2019 bis 2024 an, jedoch auf einem niedrigeren Fallzahlniveau (zwei Fälle je 1.000 jugendliche Mädchen in 2024). Dokumentierte Fälle von Binge-Eating-Störungen bei jugendlichen Mädchen gehen um 19 % zurück und liegen 2024 bei 0,4 Fällen je 1.000.
Abbildung 12: Administrative Prävalenz von Essstörungen jugendlicher Mädchen, differenziert nach Art der Essstörung. Quelle: Daten der DAK-Gesundheit, 2019-2024, Falldefinition: Mindestens eine gesicherte ambulant-ärztliche Diagnose und stationäre Haupt- und Nebendiagnosen (ICD-10 Code: F50-) in mindestens einem Quartal im Beobachtungsjahr (M1Q), Fälle je 1.000 jugendlicher Mädchen.
Chronifizierung
Jugendliche Mädchen erhalten häufiger eine wiederholte Diagnose von Essstörungen seit 2019 (Abbildung 13). Im Jahr 2024 erhielten ca. 20 von 1.000 jugendlichen Mädchen in mindestens einem Quartal die Diagnose einer Essstörung. In mindestens zwei Quartalen wurden ca. 13 von 1.000 jugendlichen Mädchen mit einer Essstörung diagnostiziert. Sechs je 1.000 jugendlicher Mädchen sind jedes Quartal mit einer Essstörung behandelt. Im Vergleich dazu sind es im Vorpandemiejahr vier je 1.000 jugendlicher Mädchen. Dies entspricht einer relativen Veränderungsrate in Höhe von 50 %.
Abbildung 13: Administrative Prävalenz von Essstörungen jugendlicher Mädchen, differenziert nach Diagnosehäufigkeit. Quelle: Daten der DAK-Gesundheit, 2019-2024, Falldefinition: Mindestens eine gesicherte ambulant-ärztliche Diagnose und stationäre Haupt- und Nebendiagnosen (ICD-10 Code: F50-) in mindestens einem Quartal im Beobachtungsjahr (M1Q), Fälle je 1.000 jugendlicher Mädchen.
Methodik
Studienpopulation
Für die vorliegenden Analysen wurden bundesweite anonymisierte Abrechnungs- bzw. Routinedaten aller im Zeitraum zwischen 2019 und 2024 bei der DAK-Gesundheit versicherten Kinder und Jugendlichen ausgewertet. Dem zugrunde liegen alle zu Abrechnungszwecken dokumentierten Versicherungs- und Leistungsdaten. Diese umfassen Informationen zur:
- Mitgliederstatistik (Stammdaten)
- stationären Versorgung [§ 301 Abs. 1 fünftes Sozialgesetzbuch (SGB V)]
- vertragsärztlichen Versorgung (§ 295 Abs. 2 SGB V)
- Arzneimittelversorgung (§ 300 Abs. 1 SGB V)
- Vorsorge und stationären Rehabilitation (§ 301 Abs. 4 SGB V)
- Heilmittelversorgung (§ 302 SGB V)
- Hilfsmittel (§ 302 SGB V)
- Arbeitsunfähigkeit (der Eltern, § 295 Abs. 1 SGB V)
Der Kinder- und Jugendreport zur psychischen Gesundheit fokussiert auf Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 5 und 17 Jahren. Jüngere Kleinkinder und Säuglinge (0 bis 4 Jahre) sind nicht Gegenstand von diesem Themenschwerpunkt, da die Fallzahlen dieser Altersgruppe in Bezug auf die Themenschwerpunkte der vorliegenden Analyse (Angststörungen, Depressionen und Essstörungen) gering sind. Bis zu 578.000 DAK-versicherte Kinder und Jugendliche aus Deutschland im Alter von 5 bis 17 Jahren, die in den Jahren 2019 bis 2024 bei der DAK-Gesundheit versichert waren, gehen somit in die vorliegende Analyse des DAK-Kinder- und Jugendreportes ein.
Klassifikation von Erkrankungen auf Basis des ICD-10-Codes
In den vorliegenden Analysen werden psychische Erkrankungen über dreistellige ICD-10-Codes aufgegriffen: Angststörungen (F40 oder F41), Depressionen (F32 oder F33) sowie Essstörungen (F50). Kinder bzw. Jugendliche gelten in einem Quartal als erkrankt, sofern mindestens eine dokumentierte Diagnose in den Abrechnungsdaten der DAK-Gesundheit im untersuchten Quartal vorliegt. Analog erfolgt die Identifikation von Neudiagnosen: Kinder bzw. Jugendliche gelten als neu diagnostizierter Fall in einem bestimmten Beobachtungsjahr, wenn in mindestens einem Quartal des Beobachtungsjahres die dokumentierte Diagnose vorliegt und im Vorbeobachtungsjahr keine entsprechende Diagnose dokumentiert wurde.
Hochrechnungen
Die Hochrechnungen basieren auf Daten des Statistischen Bundesamtes für die Altersgruppe 5-17 Jahre im jeweiligen Beobachtungsjahr. Die errechnete Prävalenz/Inzidenz der DAK-Gesundheit wird mit den Referenzdaten der deutschen Bevölkerung (je 1.000) multipliziert für das jeweilige Beobachtungsjahr, nach Altersgruppe und Geschlecht (Abbildung 14). Hochgerechnete Zahlen stellen immer Rundungswerte dar, sodass diese keine geeignete Grundlage für die Berechnung von relativen Veränderungsraten bzw. Trendberechnungen darstellen. Daher werden in dem Zusammenhang mit Hochrechnungen nur die Differenzen der hochgerechneten Zahlen zwischen den betrachteten Jahren angegeben.
Abbildung 14: Vorgehensweise der Hochrechnungen. Eigene Darstellung.
Datenschutz
Routinemäßig erhobene und gespeicherte Sozialdaten gesetzlicher Krankenversicherungen stehen der Öffentlichkeit nicht in Form eines „Public Use Files“ frei zur Verfügung. Während Interessierte zum Beispiel beim Statistischen Bundesamt auf zumindest einen Teil der dort verfügbaren Daten zugreifen können, ist für die (wissenschaftliche) Verwendung von Sozialdaten ein individueller und umfangreicher Antrags- und Freigabeprozess erforderlich. Die DAK-Gesundheit und Vandage GmbH nehmen den Schutz personenbezogener Daten sehr ernst. Gesundheitsdaten zählen zu den am höchsten schutzwürdigen Informationen. Aus diesem Grund durchlaufen die Datengenerierungs- und Analyseprozesse zahlreiche Prüf- und Freigabeschleifen.
Die Übermittlung von Sozialdaten für die Forschung regelt der Gesetzgeber in § 75 SGB X, insbesondere unter welchen Bedingungen und auf welchem Wege eine Übermittlung von Sozialdaten im Rahmen von Forschungsprojekten möglich ist. Die Einwilligung der bei einer Krankenkasse versicherten Personen ist dabei entgegen allgemeinen datenschutzrechtlicher Vorgaben nicht erforderlich (§ 75 Abs. 1 SGB V). Allerdings müssen die zur Analyse benötigten Daten unverzichtbar für den jeweiligen Forschungszweck sein, d. h. nur unter Verwendung der vorhandenen Sozialdaten können, wie im vorliegenden Fall, relevante Informationen über die gesundheitliche Lage von Kindern und Jugendlichen erhoben werden. Zudem muss das öffentliche Interesse an der Forschung das private Interesse der Betroffenen an der Geheimhaltung ihrer Daten erheblich überwiegen. Insbesondere die Möglichkeit zur weitestgehend verzerrungsfreien Wiedergabe eines Spiegelbildes aller in Deutschland lebenden Kinder und Jugendlichen auf Basis von Sozialdaten ist ein starkes Argument zur Verwendung dieser Datenbasis im vorliegenden Forschungskontext.
Unter Berücksichtigung dieser datenschutzrechtlichen Grundsätze obliegt der gesamte Prozess der Abfrage und Generierung von Datensätzen zur wissenschaftlichen Analyse der DAK-Gesundheit. Dabei sind sämtliche vonseiten der DAK-Gesundheit zu Analysezwecken bereitgestellte Daten so weit bereinigt und pseudonymisiert, sodass eine Rückführung auf einzelne Person unmöglich ist. Im Gegensatz zu einer Anonymisierung ist für den vorliegenden Forschungsgegenstand jedoch nur eine Pseudonymisierung der versicherten Personen möglich, um die Zuordnung einer Person im Längsschnitt zu ermöglichen. Im Rahmen der Pseudonymisierung werden bestimmte Personen Identifikatoren aus den Daten gelöscht (u. a. Name, Adresse) bzw. durch neutrale nicht sprechende Studien Identifikatoren (wie Schlüssel Identifikatoren) ersetzt und sichtbare Merkmale vergröbert (z. B. Geburtsdatum TT/MM/JJJJ zu Geburtsjahr JJJJ).
Datenanhang
Hochrechnungen auf Basis der Prävalenzen
Hochrechnung der Fälle | Differenz | ||||||||
Alter | Geschlecht | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | 2024 | 2024-2019 | 2024-2023 |
Grundschulkinder 5-9 Jahre | Jungen | 21.000 | 20.500 | 24.000 | 23.000 | 22.000 | 23.000 | +2.000 | +1.000 |
| Mädchen | 21.000 | 21.500 | 23.500 | 23.000 | 22.000 | 22.500 | +1.500 | +500 | |
| Gesamt | 41.500 | 42.500 | 47.500 | 46.000 | 43.500 | 46.000 | +4.500 | +2.500 | |
Schulkinder 10-14 Jahre | Jungen | 28.500 | 31.500 | 30.500 | 28.000 | 30.000 | 32.000 | +3.500 | +2.000 |
| Mädchen | 35.500 | 39.500 | 48.000 | 47.000 | 49.000 | 48.500 | +13.000 | -500 | |
| Gesamt | 64.000 | 71.000 | 78.500 | 75.000 | 79.000 | 80.500 | +16.500 | +1.500 | |
Jugendliche 15-17 Jahre | Jungen | 21.500 | 23.500 | 25.000 | 24.000 | 26.000 | 27.000 | +5.500 | +1.000 |
| Mädchen | 47.000 | 54.500 | 66.500 | 73.000 | 74.000 | 75.500 | +28.500 | +1.500 | |
| Gesamt | 68.500 | 78.000 | 91.500 | 97.000 | 100.500 | 102.500 | +34.000 | +2.000 | |
Gesamt 5-17 Jahre | Jungen | 71.000 | 77.000 | 80.500 | 75.500 | 78.500 | 82.500 | +11.500 | +4.000 |
| Mädchen | 103.500 | 118.500 | 141.500 | 145.500 | 147.000 | 148.000 | +44.500 | +1.000 | |
| Gesamt | 174.000 | 195.000 | 222.000 | 221.000 | 225.500 | 230.000 | +56.000 | +4.500 | |
Tabelle 3: Entwicklung der Prävalenz von Angststörungen (ICD-10-Code: F40/F41) unter DAK-versicherten Kindern und Jugendlichen, Hochrechnung auf alle in Deutschland lebenden Kindern und Jugendlichen
Angaben gerundet auf die 500er-Stelle. Rundungsbedingte Abweichungen in der Berechnung der Differenz möglich.
Hochrechnung der Fälle | Differenz | ||||||||
Alter | Geschlecht | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | 2024 | 2024-2019 | 2024-2023 |
Grundschulkinder 5-9 Jahre | Jungen | 3.500 | 3.000 | 3.000 | 2.500 | 2.500 | 2.500 | -1.000 | 0 |
| Mädchen | 3.000 | 2.500 | 2.500 | 2.000 | 2.000 | 2.000 | -1.000 | 0 | |
| Gesamt | 6.500 | 5.500 | 5.000 | 4.500 | 4.500 | 5.000 | -1.500 | +500 | |
Schulkinder 10-14 Jahre | Jungen | 16.500 | 15.500 | 16.000 | 16.500 | 15.000 | 16.000 | -500 | +1.000 |
| Mädchen | 24.500 | 25.000 | 33.500 | 32.500 | 32.500 | 32.500 | +8.000 | 0 | |
| Gesamt | 40.500 | 40.500 | 50.000 | 49.000 | 48.000 | 48.500 | +8.000 | +500 | |
Jugendliche 15-17 Jahre | Jungen | 25.500 | 26.000 | 28.000 | 28.500 | 28.500 | 28.500 | +3.000 | 0 |
| Mädchen | 64.500 | 68.500 | 82.000 | 85.500 | 85.000 | 84.000 | +19.500 | -1.000 | |
| Gesamt | 90.000 | 94.500 | 110.000 | 114.000 | 114.000 | 112.500 | +22.500 | -1.500 | |
Gesamt 5-17 Jahre | Jungen | 45.500 | 46.500 | 49.000 | 49.000 | 47.500 | 48.000 | +2.500 | +500 |
| Mädchen | 92.000 | 100.500 | 123.500 | 123.500 | 123.000 | 120.000 | +28.000 | -3.000 | |
| Gesamt | 137.000 | 146.500 | 172.500 | 172.500 | 170.500 | 168.000 | +31.000 | -2.500 | |
Tabelle 4: Entwicklung der Prävalenz von Depressionen (ICD-10-Code: F32/F33) unter DAK-versicherten Kindern und Jugendlichen, Hochrechnung auf alle in Deutschland lebenden Kindern und Jugendlichen
Angaben gerundet auf die 500er-Stelle. Rundungsbedingte Abweichungen in der Berechnung der Differenz möglich.
Hochrechnung der Fälle | Differenz | ||||||||
Alter | Geschlecht | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | 2024 | 2024-2019 | 2024-2023 |
Grundschulkinder 5-9 Jahre | Jungen | 5.500 | 5.500 | 5.500 | 5.500 | 5.500 | 5.000 | -500 | -500 |
| Mädchen | 5.500 | 5.000 | 5.000 | 5.500 | 5.500 | 5.000 | -500 | -500 | |
| Gesamt | 11.000 | 10.000 | 10.500 | 11.000 | 11.000 | 10.000 | -1.000 | -1.000 | |
Schulkinder 10-14 Jahre | Jungen | 7.000 | 6.000 | 6.500 | 6.500 | 6.000 | 6.000 | -1.000 | 0 |
| Mädchen | 10.500 | 10.000 | 12.500 | 11.500 | 12.000 | 12.000 | +1.500 | 0 | |
| Gesamt | 17.500 | 16.000 | 19.000 | 18.000 | 17.500 | 18.000 | +500 | +500 | |
Jugendliche 15-17 Jahre | Jungen | 4.000 | 4.000 | 4.000 | 4.000 | 3.500 | 4.000 | 0 | +500 |
| Mädchen | 17.500 | 17.000 | 22.000 | 23.000 | 22.000 | 23.000 | +5.500 | +1.000 | |
| Gesamt | 21.500 | 21.000 | 26.000 | 27.000 | 26.000 | 27.000 | +5.500 | +1.000 | |
Gesamt 5-17 Jahre | Jungen | 16.500 | 15.000 | 16.000 | 16.000 | 15.500 | 15.000 | -1.500 | -500 |
| Mädchen | 33.500 | 32.500 | 41.000 | 41.500 | 40.000 | 40.500 | +7.000 | +500 | |
| Gesamt | 50.000 | 48.000 | 57.000 | 57.500 | 55.500 | 55.500 | +5.500 | 0 | |
Tabelle 5: Entwicklung der Prävalenz von Essstörungen (ICD-10-Code: F50) unter DAK-versicherten Kindern und Jugendlichen, Hochrechnung auf alle in Deutschland lebenden Kindern und Jugendlichen
Angaben gerundet auf die 500er-Stelle. Rundungsbedingte Abweichungen in der Berechnung der Differenz möglich.

