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Berlin: Hitze gefährdet Kindergesundheit besonders

  • DAK-Kinder- und Jugendreport untersucht erstmals die Auswirkungen des Klimawandels auf die Gesundheit 
  • Bei Temperaturen über 30 Grad steigt bei Kindern in Berlin das Risiko für Hitzeschäden um das 7-Fache
  • DAK-Landeschef Röttsches fordert mehr Hitzeschutz für Kinder

 

Berlin, 19. Juni 2025. In der Hauptstadt sind bei Hitze Kinder besonders gefährdet. Ab 30 Grad steigt bei ihnen das Risiko für behandlungsbedürftige Hitzeschäden wie Sonnenstiche, Krämpfe oder Erschöpfungssymptome um das 7-Fache. Bereits ab 25 Grad lassen sich negative Auswirkungen auf die Gesundheit nachweisen. Das sind die Kernergebnisse des aktuellen DAK-Kinder- und Jugendreports „Gesundheitsrisiko Hitze“ für Berlin. Für die bislang einmalige wissenschaftliche Untersuchung wurden Abrechnungsdaten der DAK-Gesundheit mit Umweltfaktoren verknüpft. Ferner wurden in einer repräsentativen Forsa-Befragung Minderjährige und ihre Eltern im Osten Deutschlands befragt. Experten sehen in den Ergebnissen des DAK-Reports eine Bestätigung der bisherigen wissenschaftlichen Erkenntnisse: Kinder sind in Hitzeperioden gesundheitlich besonders gefährdet. DAK-Landeschef Volker Röttsches fordert, bei Hitzeschutzkonzepten die Situation von Kindern und Jugendlichen in der Hauptstadt mitzudenken.

Für die aktuelle DAK-Sonderanalyse im Rahmen des Kinder- und Jugendreports untersuchten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von Vandage und der Universität Bielefeld Abrechnungsdaten von rund 46.200 Kindern und Jugendlichen bis einschließlich 17 Jahren, die bei der DAK-Gesundheit in Berlin versichert sind. Analysiert wurden über drei Millionen Versorgungskontakte pro Jahr und insgesamt über 39.400 Berliner Temperaturdaten des Deutschen Wetterdienstes von 2017 bis 2022. Zusätzlich wurden 230 Eltern und deren Kinder in Ostdeutschland von Forsa zum Thema Hitze befragt. 

„In unserem aktuellen Kinder- und Jugendreport untersucht die DAK-Gesundheit erstmalig umfassend die Zusammenhänge von Hitze und Kindergesundheit“, sagt DAK-Landesschef Volker Röttsches. „In Zeiten, wo ein Temperaturrekord dem nächsten folgt, kommt dem Hitzeschutz als Kinderschutz eine wesentliche Bedeutung zu. Wir brauchen wirksame Hitzeschutzpläne von der Kita bis zur Schule, vom Spielplatz bis zum Fußballplatz. Kinder dürfen bei der Konzeption und Umsetzung von Hitzeschutzplänen nicht zu kurz kommen. Wir werden die Entwicklung weiter im Blick behalten und regelmäßig monitoren.“ 

Schulkinder am stärksten von Hitzeschäden betroffen
Die DAK-Auswertung zeigt, dass an Hitzetagen in Berlin jährlich mehr als 180 Kinder und Jugendliche mit Hitzeschäden behandelt werden – zum Beispiel mit Sonnenstichen, Hitzekrämpfen oder Erschöpfungssymptomen. Dabei nimmt für Kinder das Risiko für behandlungsbedürftige Hitzeschäden mit steigenden Temperaturen deutlich zu: ab 25 Grad um das 6-Fache und ab 30 Grad um das 7-Fache. Schulkinder sind in der Hauptstadt am stärksten betroffen: Ihr Risiko ist sogar 10-fach erhöht.

„Nicht alle hitzebedingten Beschwerden erfordern eine ärztliche Behandlung. Doch bei gestörter Atmung, Kreislaufproblemen, Schwindel oder schweren allergischen Reaktionen ist eine medizinische Versorgung unumgänglich“, sagt Dr. Michael Hubmann, Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzt*innen e. V. (BVKJ). „Angesichts des fortschreitenden Klimawandels prognostiziere ich, dass sich die Fälle von hitzebedingten Schäden in unseren Praxen häufen werden. Wenn wir dem vorbeugen wollen, muss sich etwas ändern – und zwar jetzt. Es ist notwendig, Politik, Industrie und Öffentlichkeit stärker in die Pflicht zu nehmen, sowohl den Klimaschutz zu intensivieren als auch die hitzebedingte Aufklärung an Kitas und Schulen zu fördern.“

Hitzeschäden: viele Beschwerden, wenig Arztbesuche
Schlafprobleme, Kopfschmerzen, Müdigkeit, Appetitlosigkeit und Kreislaufbeschwerden: 73 Prozent der Kinder im Osten Deutschlands haben laut eigener Aussage bei Hitze gesundheitliche Probleme. Das ist das Ergebnis der Forsa-Umfrage im Auftrag der DAK-Gesundheit. 230 Kinder und deren Eltern wurden in den Bundesländern Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen befragt. Die Sicht der Kinder wird von ihren Eltern bestätigt. So nehmen 67 Prozent der Eltern wahr, dass ihre Kinder bei Hitze leiden. 

Hitzeschutz: Kinder und Eltern fühlen sich gut informiert
Die Eltern-Kind-Befragung von Forsa zeichnet ein deutliches Bild: 78 Prozent der Kinder im Osten geben an, dass sie sich sehr gut oder gut über Hitzeschutzmaßnahmen informiert fühlen. Die Sicht der Eltern bestätigt die Selbstauskunft der Kinder: 79 Prozent der Eltern sagen, dass ihre Kinder sehr gut oder eher gut informiert sind. 

„Es ist erfreulich, dass sich der überwiegende Teil der Kinder so gut über Hitzeschutzmaßnahmen informiert fühlt“, so BVKJ-Präsident Hubmann. „Verhaltensweisen wie ausreichend trinken, kühle Orte aufsuchen, luftige Kleidung tragen und Wohnräume kühl halten, sind entscheidend, um hitzebedingte Schäden zu vermeiden.“

Klimawandel: Eltern sorgen sich mehr als Kinder
Steigende Temperaturen und Rekordsommer: Die Eltern-Kind-Befragung offenbart, dass sich 25 Prozent der Kinder große Sorgen machen, dass die Folgen des Klimawandels ihrer Gesundheit schaden könnten. Bei Eltern ist die Sorge um die Zukunft ihrer Kinder etwas stärker ausgeprägt: 35 Prozent der Eltern machen sich große Sorgen, dass die Folgen des Klimawandels negative Auswirkungen auf die Gesundheit haben könnten.

Klimaschutz: weniger Unzufriedenheit als im Bund
Die Forsa-Umfrage zeigt, dass 40 Prozent der Kinder in Ostdeutschland der Ansicht sind, dass Politik, Industrie, Öffentlichkeit und Schulen noch zu wenig für den Klimaschutz tun. Bundesweit sind 48 Prozent der Kinder dieser Meinung. Dieser Trend trifft auch auf die Eltern zu: Hier sehen 48 Prozent das Engagement für mehr Klimaschutz als zu gering an. Im Bund sind es 52 Prozent. 

Offizielle Statistiken über die Häufigkeit von Hitzetagen gibt der Deutsche Wetterdienst nur bundesweit bekannt. Die DAK-Auswertung zeigt, dass im Analysezeitraum von 2018 bis 2022 in Berlin an 5,7 Prozent aller Tage die Temperatur über 30 Grad lag. Damit liegt die Hauptstadt über dem Bundesschnitt von 4,1 Prozent. 

Die DAK-Gesundheit ist mit 5,5 Millionen Versicherten, davon mehr als 260.000 in Berlin, die drittgrößte Krankenkasse Deutschlands und engagiert sich besonders für Kinder- und Jugendgesundheit.

 

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Stefan Poetig

Pressesprecher Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern

Beuthstr. 6
10117 Berlin

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